Wartungsfunktionen

BK BM LH a.D. RA i.R. Mag. Dr. Josef Klaus

BK BM LH a.D. RA i.R. Mag. Dr. Josef Klaus

Urverbindung: Rudolfina (30.10.1929)

Bandverbindungen: Dan, E-Rh, AlIn, R-J, AW, AIn, Aa, Ca

Geboren: 15.08.1910, Mauthen (nunmehr Kötschach-Mauthen, Kärnten)
Gestorben: 25.07.2001, Wien
Bundeskanzler, Bundeminister, Landeshauptmann (Salzburg), ÖVP-Bundesparteiobmann, ÖVP-Landesparteiobmann (Salzburg), Nationalratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter (Salzburg), Rechtsanwalt

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Klaus wurde am „hohen Frau­en­tag“ als Sohn eines Bä­ckers ge­bo­ren. Die Mut­ter war die Toch­ter eines Berg­bau­ern. Der Vater mußte 1914 ein­rü­cken, so daß die Mut­ter die Bä­cke­rei auf­gab und da­nach eine Buch­hand­lung in Mau­then be­trieb. Der Vater kehr­te ge­schwächt aus dem Krieg bzw. der Kriegs­ge­fan­gen­schaft zu­rück und starb be­reits 1922.

Wegen sei­nes guten Schul­er­folgs trat Klaus 1921 in das Bi­schöf­li­che Kna­ben­se­mi­nar in Kla­gen­furt ein. Er mußte die­ses wegen eines dis­zi­pli­nä­ren Vor­falls nach der 4. Klas­se ver­las­sen und wohn­te dann im Kol­ping­haus. Dem Kol­ping­ver­band blieb er zeit­le­bens ver­bun­den. Wäh­rend der Gym­na­si­al­zeit trat er der ka­tho­li­schen Pen­na­lie Go­thia (nun­mehr auf­grund Fu­sio­nen Ba­ben­berg Kla­gen­furt, MKV) bei, wo er meh­re­re Male Se­ni­or war. 1929 legte er die Rei­fe­prü­fung ab.

Da­nach stu­dier­te Klaus an der Rechts- und Staats­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Wien (Dr. iur. 1934), wo er der Ru­dol­fi­na bei­trat (Cou­leur­na­me Ulk). Sein Leib­bursch war Theo­dor Vei­ter (ehe­mals Rd). Eine Hoch­char­ge be­klei­de­te er nicht. Ein Se­mes­ter stu­dier­te er 1931 in Mar­burg/Lahn, wo er bei der Pa­la­tia aktiv war, je­doch dort nicht Band­phi­lis­ter wurde.

KLAUS ALS HOCHSCHULFUNKTIONÄR

Klaus en­ga­gier­te sich ab Herbst 1930 im Ka­tho­lisch-Deut­schen Aka­de­mi­ker­aus­schuß (KDAA) und in der Deut­schen Stu­den­ten­schaft (DSt) an der Uni­ver­si­tät Wien. Er wurde dort Lei­ter des Grenz­land­am­tes und in die Stu­den­ten­ver­tre­tung (Kam­mer) der Uni­ver­si­tät ent­sandt. Da er 1932 als Nach­fol­ger seine Leib­bur­schen Theo­dor Vei­ter (ehe­mals Rd) zum Vor­sit­zen­den des Ka­tho­lisch-Deut­schen Aka­de­mi­ker­aus­schus­ses (KDAA) an der Uni­ver­si­tät Wien ge­wählt wurde, war er gleich­zei­tig auch deren Frak­ti­ons­füh­rer.

Am 3. De­zem­ber 1932 wurde Klaus bei den Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen CVern und na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen bzw. deutsch­na­tio­na­len Stu­den­ten in der Uni­ver­si­tät durch einen Hieb mit einer Stahl­ru­te am Kopf ver­letzt (Platz­wun­de) und mußte sich in Spi­tals­be­hand­lung be­ge­ben. Mit ihm wurde u. a. auch Fritz Mi­klas (Kb), der Sohn von Bun­des­prä­si­dent Wil­helm Mi­klas (AW EM), ver­letzt. Die Folge war u. a., daß die KDHÖ aus der DSt aus­ge­tre­ten ist.

Klaus war dann Ende 1932 und An­fang 1933 als Ver­tre­ter Ös­ter­reichs bzw. der KDHÖ an den Ver­mitt­lungs­be­mü­hun­gen zwi­schen die­ser und der DSt be­tei­ligt. Der sog. „Ös­ter­reichaus­schuß“ tagte am 18. und 19. März 1933 in Wien. Man un­ter­nahm einen letz­ten Ver­such einer Ei­ni­gung, ob­wohl im Deut­schen Reich die po­li­ti­schen Um­wäl­zun­gen be­reits im vol­len Gange waren und dort der CV mit dem Rü­cken zur Wand stand. Ob­wohl keine end­gül­ti­ge be­frie­di­gen­de Si­tua­ti­on ein­ge­tre­ten war, wurde die Mit­ar­beit des KDHÖ in der DSt mit Ende März ver­ein­bart. Doch die po­li­ti­schen Er­eig­nis­se nah­men ihren wei­te­ren Ver­lauf, so daß es letzt­end­lich zur Ab­schal­tung des ös­ter­rei­chi­schen CV kam.

Im Früh­jahr 1933 woll­te üb­ri­gens der Sohn des spä­te­ren Wie­ner Bür­ger­meis­ters Ri­chard Schmitz (Nc), Bruno Schmitz (ehe­mals Nc), das Amt des Vor­sit­zen­den des KDHA Wien, das Klaus in­ne­hat­te, an sich rei­ßen. „Schon da­mals war es ein Bruno, der, ähn­lich wie an­de­re Bru­nos 1966 und 1970, nach mei­nem Ses­sel trach­te­te.“ (Klaus, Macht und Ohn­macht, S. 26) Da Klaus sein Stu­di­um be­en­den woll­te, stimm­te er zwar sei­ner Ab­lö­sung zu, schlug aber als Nach­fol­ger Hein­rich Drim­mel (NdW) vor, der es dann auch wurde. Im Zuge der Auf­lö­sung der DSt im Früh­jahr 1933 und der Ein­rich­tung von Sach­wal­ter­schaf­ten wurde Klaus dann zum Sach­wal­ter der Uni­ver­si­tät Wien be­stellt.

Noch war der ös­ter­rei­chi­sche CV nicht ei­gen­stän­dig und er­leb­te die Gleich­schal­tung des CV in Deutsch­land mit. Im Zuge des­sen wurde der CV in Krei­se ein­ge­teilt. Ös­ter­reich soll­te der Kreis IV sein. Wegen die­ser Neu­ord­nung wurde vom Vor­ort Aenania für den 18./19. Juni 1933 in Ma­ri­en­bad (Máriá­ns­ké Lázne, Tsche­cho­slo­wa­kei) eine Ta­gung ein­be­ru­fen, an der aus Ös­ter­reich neben Ro­bert Kras­ser (Nc) auch Klaus (Rd) teil­nahm.

Es ist un­be­strit­ten, daß Klaus in die­sen Jah­ren dem gro­ß­deutsch ge­sinn­ten Flü­gel des ös­ter­rei­chi­schen CV an­ge­hör­te, der sich vor­nehm­lich im Kreis der hoch­schul­po­li­tisch Ak­ti­ven be­fand. Einen gro­ßen Ein­fluß übte hier der da­ma­li­ge Be­am­te des Un­ter­richts­mi­nis­te­ri­ums Wil­helm Wolf (ehe­mals AIn) aus. Er war dann „Au­ßen­mi­nis­ter“ im An­schlu­ß­ka­bi­nett Seyß-In­quart. Laut ei­ge­nen An­ga­ben ge­hör­te Klaus zu des­sen en­ge­ren Kreis und nahm auch an des­sen Be­gräb­nis im Juli 1939 in Salz­burg teil.

DIE JAHRE 1934 BIS 1945

Nach Stu­di­en­en­de im März 1934 und einer kur­zen Ge­richts­pra­xis wurde Klaus über Ver­mitt­lung von Wil­helm Wolf 1934 per­sön­li­cher Se­kre­tär von Jo­hann Staud, dem Prä­si­den­ten des stän­de­staat­li­chen Ge­werk­schafts­bun­des. In die­ser Zeit grün­de­te er zu­sam­men mit Karl Kum­mer (Aa), Franz Hema­la (Nc), Leo­pold Kunschak (Nc EM) und Karl Rehor, dem Ehe­mann der in der Re­gie­rung Klaus II am­tie­ren­den So­zi­al­mi­nis­te­rin Grete Rehor, die so­zia­le Ju­gend­be­we­gung „Junge Front“.

1936 wech­sel­te Klaus zur Wie­ner Ar­bei­ter­kam­mer und war dort stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Ab­tei­lung Volks­wirt­schaft und Sta­tis­tik. Von die­ser Po­si­ti­on wurde er nach dem An­schluß ent­fernt und war da­nach im Holz­han­del tätig. Sonst er­litt er sei­tens der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten keine Ver­fol­gun­gen. Zum einen war er zu­min­dest ab 1936 an kei­ner ex­po­nier­ten Stel­lung des „Stän­de­staa­tes“ tätig, zum an­de­ren könn­ten ihm ähn­lich wie bei Hein­rich Drim­mel (NdW) die frü­he­ren Kon­tak­te in der Deut­schen Stu­den­ten­schaft ge­hol­fen haben.

Im Juni 1939 wurde Klaus zur Deut­schen Wehr­macht ein­be­ru­fen. Er mach­te den Polen- und Frank­reich­feld­zug mit, war dann Lie­gen­schafts­ver­wal­ter der Salz­bur­ger Wehr­kreis­ver­wal­tung und Ver­pfle­gungs­lei­ter einer Ge­birgs­di­vi­si­on am Eis­meer. Nach einer Re­ser­ve­of­fi­ziers­aus­bil­dung Mitte 1944 er­leb­te er die letz­ten Kriegs­ta­ge bei der „Füh­rer­re­ser­ve des OKH“ in Süd­deutsch­land, wo er am 26. April 1945 bei Ulm in US-Ge­fan­gen­schaft ge­riet, aus der er am 10. No­vem­ber 1945 nach Hal­lein (Salz­burg) zu­rück­kehr­te, von wo seine Frau stamm­te und wo er in­zwi­schen wohn­te.

KLAUS ALS LANDESHAUPTMANN VON SALZBURG

Klaus er­hielt nach sei­ner Rück­kehr nach Hal­lein so­fort das An­ge­bot, für den dor­ti­gen Ge­mein­de­rat zu kan­di­die­ren. Er lehn­te aber ab, weil er sich zum Rechts­an­walt aus­bil­den las­sen woll­te. Im Mai 1948 er­öff­ne­te er dann in Hal­lein eine ei­ge­ne Rechts­an­walts­kanz­lei. Zwi­schen­zeit­lich en­ga­gier­te er sich im ka­tho­li­schen Or­ga­ni­sa­ti­ons­le­ben. So wurde er Vi­ze­prä­si­dent der Ka­tho­li­schen Ak­ti­on der Erz­diö­ze­se Salz­burg und Lei­ter des dor­ti­gen Ka­tho­li­schen Bil­dungs­wer­kes.

Eben­so im Jahr 1948 wurde er ÖVP-Be­zirks­par­tei­ob­mann des Ten­nen­gaus. Auf­grund des Auf­tre­tens des VdU bei den Wah­len am 9. Ok­to­ber 1949 ver­lor die ÖVP Stim­men, so daß der bis­he­ri­ge Lan­des­haupt­mann Josef Rehrl (AW EM) zu­rück­trat. Auf Vor­schlag des spä­te­ren Lan­des­haupt­mann­stell­ver­tre­ters Mi­cha­el Has­lin­ger (AIn EM) wurde Klaus am 1. De­zem­ber 1949 zum Lan­des­haupt­mann von Salz­burg ge­wählt. Die­ses Amt übte er bis zum 17. April 1961 aus, also elf Jahre und vier­ein­halb Mo­na­te.

Als der „gänz­lich un­be­kann­te Dr. Klaus“ 1949 zum Lan­des­haupt­mann ge­wählt wurde, ge­hör­te er nicht dem Land­tag an. Er kan­di­dier­te erst im Ok­to­ber 1954 für die­sen und ge­hör­te ihm ab 11. De­zem­ber 1954 an, legte aber das Man­dat be­reits am 1. Juni 1955 zu­rück. Neu­er­lich kan­di­dier­te er bei den Land­tags­wah­len im Mai 1959. Er ge­hör­te dann dem Land­tag ab 2. Juli 1959 an, legte aber schon am 15. Juli das Man­dat zu­rück. Am 21. De­zem­ber 1952 wurde er auch ÖVP-Lan­des­par­tei­ob­mann, wel­che Funk­ti­on er bis zum 20. Sep­tem­ber 1964 aus­üb­te.

Zu den Kom­pe­ten­zen des Lan­des­haupt­man­nes Klaus zähl­ten die Lan­des­fi­nan­zen, die Wirt­schafts- und Schul­po­li­tik sowie die Per­so­nal­fra­gen des Lan­des. Unter sei­ner Lan­des­haupt­mann­schaft holte das Land Salz­burg wirt­schaft­lich enorm auf. Das wurde auch da­durch be­güns­tigt, daß es zur US-Be­sat­zungs­zo­ne ge­hör­te und da­durch stär­ker von der Mar­shall-Hilfe pro­fi­tie­ren konn­te. So wur­den zu sei­ner Zeit u. a. das neue Salz­bur­ger Fest­spiel­haus er­rich­tet, der Ar­chi­tekt war Cle­mens Holz­meis­ter (Nc), und das Kraft­werk Ka­prun ge­baut. Eben­so för­der­te Klaus den für die­ses Land wich­ti­gen Frem­den­ver­kehr und die damit zu­sam­men­hän­gen­den In­fra­struk­tur­maß­nah­men (Stra­ßen, Seil­bah­nen).

DER SCHRITT IN DIE BUNDESPOLITIK

Nach den für die ÖVP un­güns­tig aus­ge­gan­ge­nen Na­tio­nal­rats­wah­len im Herbst 1959 rühr­ten sich in der Par­tei „die Re­for­mer“, zu denen ma­ß­geb­lich auch Klaus ge­hör­te. So ver­faß­te er ge­mein­sam mit dem spä­te­ren Staats­se­kre­tär Karl Pisa für den ÖVP-Bun­des­par­tei­tag im Fe­bru­ar 1960 ein Ak­ti­ons­pro­gramm. In der Folge wur­den dort Al­fons Gor­bach (Cl) zum Bun­des­par­tei­ob­mann und Her­mann Wit­halm (Nc) zum Ge­ne­ral­se­kre­tär der ÖVP ge­wählt.

Am 11. April 1961 trat Klaus in die Re­gie­rung Gor­bach als Fi­nanz­mi­nis­ter ein. Somit er­hielt er als „Re­for­mer“ und Ver­tre­ter einer „neuen Sach­lich­keit“ in der Po­li­tik die Mög­lich­keit, seine Ideen im Rah­men die­ses Res­sorts um­zu­set­zen – er war als „Spar­meis­ter“ in die Re­gie­rung ein­ge­tre­ten. Die Na­tio­nal­rats­wah­len des Jah­res 1962 gin­gen zwar für die ÖVP bes­ser aus. Klaus kan­di­dier­te für die ÖVP im Wahl­kreis Salz­burg und er­hielt ein Man­dat. Dem Na­tio­nal­rat ge­hör­te er dann vom 14. De­zem­ber 1962 an.

Die ÖVP „ver­lor“ je­doch die Re­gie­rungs­ver­hand­lun­gen. Klaus lehn­te einen Ver­bleib als Fi­nanz­mi­nis­ter im Ka­bi­nett Gor­bach II ab und schied am 27. März 1963 aus der Re­gie­rung. Eben­so legte er am 2. April 1963 sein Na­tio­nal­rats­man­dat zu­rück, so dass ihm als ein­zi­ge po­li­ti­sche Funk­ti­on die des Lan­des­par­tei­ob­manns blieb. Er kehr­te nach Salz­burg zu­rück und nahm seine Tä­tig­keit als An­walt wie­der auf. Die Öf­fent­lich­keit krei­de­te ihm die­sen Schritt nicht an und sah darin einen Be­weis sei­ner Cha­rak­ter­stär­ke, was ihm bald nüt­zen soll­te.

KLAUS ALS BUNDESKANZLER EINER GROSSEN KOALITION

Auf­grund der ver­lo­re­nen Re­gie­rungs­ver­hand­lun­gen und der Bun­des­prä­si­den­ten­wah­len ver­zich­te­te Gor­bach im Sep­tem­ber 1963 auf seine Wie­der­wahl als ÖVP-Ob­mann. Be­reits im Au­gust kam es zu Ge­sprä­chen zwi­schen ein­flu­ß­rei­chen Lan­des­po­li­ti­kern, die Klaus auf­for­der­ten für den Par­tei­vor­sitz zu kan­di­die­ren. Auf dem Kla­gen­fur­ter Par­tei­tag kam es dann am 20. Sep­tem­ber 1963 zu einer Stich­wahl mit Hein­rich Drim­mel (NdW). Klaus wurde mit 252 zu 144 Stim­men zum Bun­des­par­tei­ob­mann ge­wählt. Gleich­zei­tig legte er den Salz­bur­ger Lan­des­par­tei­vor­sitz zu­rück.

Wie be­reits in den Jah­ren 1952/53 und 1960/61 gab es nun wie­der eine Dop­pel­spit­ze. Die Ämter des Bun­des­kanz­lers sowie des ÖVP-Bun­des­par­tei­ob­manns waren je­weils ge­trennt be­setzt, was na­tur­ge­mäß die Span­nun­gen zwi­schen die­sen bei­den er­höh­te. Gor­bach er­klär­te daher An­fang 1964 sei­nen Rück­tritt als Kanz­ler, und Klaus wurde mit der Re­gie­rungs­bil­dung be­auf­tragt. Das führ­te zu noch­ma­li­gen, schwie­ri­gen Ko­ali­ti­ons­ver­hand­lun­gen.

Schlie­ß­lich wurde Klaus am 2. April 1964 zum Bun­des­kanz­ler er­nannt. Sei­nen bei­den Re­gie­run­gen ge­hör­ten u. a. an als Bun­des­mi­nis­ter: Fritz Bock (NdW) als Vi­ze­kanz­ler, Franz Het­zen­au­er (Vi) (auch Staats­se­kre­tär), Ste­phan Koren (Le EM) (auch Staats­se­kre­tär), Vin­zenz Kot­zi­na (Am) (auch Staats­se­kre­tär), Alois Mock (Nc), Georg Pra­der (Nc), Wolf­gang Schmitz (Nc), Kurt Wald­heim (Wl EM), Lud­wig Weiß (Rd) und als Vi­ze­kanz­ler Her­mann Wit­halm (Nc). Staats­se­kre­tä­re waren u. a. Carl H. Bob­le­ter (AIn), Karl Gru­ber (AW), Franz Hai­der (NbW), Ro­land Min­ko­witsch (Pan EM), Hein­rich Neis­ser (Rd) und Josef Taus (Baj).

Mit Josef Klaus zog die „neue Sach­lich­keit“ in die Re­gie­rungs­ar­beit und die ÖVP ein. Po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen soll­ten sich auf wis­sen­schaft­li­che In­for­ma­tio­nen stüt­zen, eine Pro­fes­sio­na­li­tät der Po­li­tik soll­te prak­ti­ziert wer­den, und durch die „Ak­ti­on 20“ soll­ten Zu­kunfts­the­men be­han­delt wer­den. Pro­gram­ma­tisch wurde das auf einem Bun­des­par­tei­tag 1965 im „Kla­gen­fur­ter Ma­ni­fest“ zu­sam­men­fas­send be­schlos­sen. Da­durch kam es zu einem po­si­ti­ven Auf­schwung in der ÖVP, der ihr 1966 die ab­so­lu­te Mehr­heit brach­te. Vor allem für seine zwei­te Re­gie­rung wähl­te er wegen des hohen Re­form­be­darfs das Motto „Res pu­bli­ca sem­per re­for­man­da“.

Die Zeit der Re­gie­rung Klaus I war von ver­schie­de­nen in­nen­po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen ge­prägt (Olah-Krise, Fus­sach-Af­fä­re, Rund­funk­volks­be­geh­ren, Kro­nen­zei­tungs-Putsch usw.). Bei den 1965 statt­ge­fun­de­nen Bun­des­prä­si­den­ten­wah­len un­ter­lag zwar der Kan­di­dat der ÖVP, Al­fons Gor­bach, knapp, doch er er­reich­te dies­mal das beste Er­geb­nis eines ÖVP-Kan­di­da­ten, seit es eine Volks­wahl für diese Amt gibt. Über­schat­tet war diese Zeit auch von der sog. Habs­burg­kri­se, die erst in der Al­lein­re­gie­rung Klaus ge­löst wurde, als Otto Habs­burg-Loth­rin­gen (NbW EM) die Ein­rei­se nach Ös­ter­reich ge­stat­tet wurde.

KLAUS ALS BUNDESKANZLER EINER ALLEINREGIERUNG

Eine Bud­get-Krise im Herbst 1965 zwang die Ko­ali­ti­ons­re­gie­rung zum Rück­tritt, die Neu­wah­len wur­den für den 6. März 1966 aus­ge­schrie­ben. Die ÖVP er­hielt zum zwei­ten – und bis­lang letz­ten – Mal in ihrer Ge­schich­te die ab­so­lu­te Mehr­heit im Na­tio­nal­rat. Klaus kan­di­dier­te so­wohl 1966 wie 1970 im Wahl­kreis Wien I (In­ne­re Stadt, Land­stra­ße, Wie­den) und ge­hö­re dem Na­tio­nal­rat ab 30. März 1966 an.

Die­ser Er­folg hatte u. a. ver­schie­de­ne Ur­sa­chen: Die große Ko­ali­ti­on hatte einen enor­men An­se­hens­ver­lust er­lit­ten, wobei hier der SPÖ-Vi­ze­kanz­ler Bruno Pit­ter­mann, der Op­po­si­ti­on in der Re­gie­rung be­trieb, eine Haupt­schuld trug. Er ak­zep­tier­te auch eine Wahl­emp­feh­lung der KPÖ für die SPÖ, womit er sich zu­sätz­lich einer Kri­tik aus­setz­te. Der von der SPÖ aus­ge­schlos­se­ne Franz Olah grün­de­te auch eine ei­ge­ne Par­tei (DFP), die der SPÖ Stim­men weg­nahm.

Die ÖVP bot trotz ihrer ab­so­lu­ten Mehr­heit der SPÖ eine Ko­ali­ti­on mit be­son­de­ren Be­din­gun­gen an, die die SPÖ schlie­ß­lich ab­lehn­te und in Op­po­si­ti­on ging. Mit dem Ende der ers­ten Phase der Gro­ßen Ko­ali­ti­on im Jahr 1966 ging, wie Hel­mut Wohnout (Nc) rich­tig kon­sta­tiert, die Nach­kriegs­zeit in der ös­ter­rei­chi­schen Ge­schich­te zu Ende. Ein neuer Po­li­tik­stil hielt Ein­zug, und es war die ei­gent­li­che Zäsur auf dem Weg zur Mo­der­ni­sie­rung Ös­ter­reichs.

Am 19. April 1966 wurde die Re­gie­rung Klaus II er­nannt. Sie war üb­ri­gens die erste Re­gie­rung der Re­pu­blik Ös­ter­reich (ab 1918), die auf­grund de­mo­kra­ti­scher Le­g­i­mi­ta­ti­on von nur einer Par­tei ge­stellt wurde. Alle Re­gie­run­gen vor­her in der Ers­ten und Zwei­ten Re­pu­blik – sieht man vom „Stän­de­staat“ ab – waren Ko­ali­ti­ons­re­gie­run­gen der un­ter­schied­lichs­ten Art. Sie war auch die erste Re­gie­rung in der Ge­schich­te Ös­ter­reichs, in der eine Frau (Grete Rehor) Re­gie­rungs­mit­glied wurde.

Der An­fangs­schwung der Re­gie­rung Klaus II schwäch­te sich je­doch recht bald ab. Be­reits 1966 kam es zu einer Dis­kus­si­on über eine Re­gie­rungs­um­bil­dung, als Klaus er­klär­te, daß kein Mi­nis­ter einen Frei­brief auf sein Amt habe. Im Zuge von Vor­be­spre­chun­gen für das Bud­get 1968 im Som­mer 1967 kam es in­ner­halb der Re­gie­rungs­mann­schaft zu Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten, die auch in der Öf­fent­lich­keit aus­ge­tra­gen wur­den.

Diese für die ÖVP un­güns­ti­ge Optik sowie durch das Er­star­ken der SPÖ durch den seit An­fang 1967 am­tie­ren­den SPÖ-Vor­sit­zen­den Bruno Krei­sky hat­ten ihre Aus­wir­kun­gen auf die Land­tags­wah­len in Ober­ös­ter­reich im Ok­to­ber 1967. Bei die­ser mußte die ÖVP trotz des be­lieb­ten Lan­des­haupt­manns Hein­rich Gleiß­ner (S-B) eine emp­find­li­che Ein­bu­ße ein­ste­cken. Gleiß­ner konn­te nur mit Hilfe der FPÖ ge­hal­ten wer­den.

Wie häu­fig bei sol­chen Ge­le­gen­hei­ten wurde in der ÖVP recht bald über per­so­nel­le Kon­se­quen­zen dis­ku­tiert. Im De­zem­ber 1967 kam es zu ver­trau­li­chen Ge­sprä­chen zwi­schen Klaus und dem ÖVP-Ge­ne­ral­se­kre­tär Her­mann Wit­halm (Nc) be­züg­lich einer „Hof­über­ga­be“. Zu einer sol­chen Kon­se­quenz kam es aber nicht, es wurde am 19. Ja­nu­ar 1968 le­dig­lich die Re­gie­rung um­ge­bil­det.

Diese Maß­nah­me konn­te je­doch ein wei­te­res Ab­sin­ken der ÖVP in der Wäh­ler­gunst nicht ver­hin­dern. Bei den Land­tags­wah­len in Bur­gen­land (März 1968), Salz­burg (März 1969), Wien (April 1969), Nie­der­ös­ter­reich und Vor­arl­berg (Ok­to­ber 1969) mußte die ÖVP un­ter­schied­li­che Ver­lus­te hin­neh­men, die auch eine klei­ne Re­gie­rungs­um­bil­dung im Juni 1969 nicht ver­hin­dern konn­te.

Im Herbst 1969 er­klär­te Klaus, nur bei einer ab­so­lu­ten Mehr­heit der ÖVP als Bun­des­kanz­ler zur Ver­fü­gung zu ste­hen. Daher wurde der Wahl­kampf auf seine Per­son zu­ge­schnit­ten, wobei Vor­wür­fe eines „sub­ti­len An­ti­se­mi­tis­mus“ ge­gen­über dem Kan­di­da­ten der SPÖ, Bruno Krei­sky, laut wur­den, nach­dem Pla­ka­te von Klaus mit der Un­ter­schrift „Ein ech­ter Ös­ter­rei­cher“ af­fi­chiert wur­den.

Die Wah­len am 1. März 1970 en­de­ten mit einer Nie­der­la­ge der ÖVP. Die SPÖ er­hielt eine re­la­ti­ve Mehr­heit mit einem – vor­erst – Vor­sprung von zwei Man­da­ten zur ÖVP. Wegen einer Wahl­be­schwer­de kam es im Ok­to­ber 1970 zu einer Nach­wahl, bei der die ÖVP ein wei­te­res Man­dat zu­guns­ten der FPÖ ver­lor, so daß die Dif­fe­renz zwi­schen SPÖ und ÖVP nun­mehr drei Man­da­te be­trug.

Klaus er­klär­te am Wahl­abend im Fern­se­hen, eine Ko­ali­ti­on der „Ver­lie­rer“ – ÖVP und FPÖ – komme nicht in Frage. Da die FPÖ vor der Wahl er­klär­te, für sie komme nur eine sol­che mit der ÖVP in Frage, ent­stand eine schein­bar aus­weg­lo­se Si­tua­ti­on, aus die der „re­la­ti­ve“ Ge­win­ner der Wahl, Bruno Krei­sky, mit einer Min­der­heits­re­gie­rung zu ent­kom­men ver­such­te.

Am 21. Mai 1970 legte Klaus sein Amt als ÖVP-Bun­des­par­tei­ob­mann auf einem Bun­des­par­tei­tag zu­rück. Sein Nach­fol­ger wurde Her­mann Wit­halm (Nc). Am 12. No­vem­ber 1970 legte auch Klaus sein Na­tio­nal­rats­man­dat nie­der und zog sich gänz­lich aus der Po­li­tik zu­rück. Die­ser re­la­tiv plötz­li­che Rück­tritt wurde ihm von vie­len übel ge­nom­men. Er sel­ber recht­fer­tig­te das im nach­hin­ein damit, daß er ein Zei­chen für eine po­li­ti­sche Ver­ant­wor­tung und damit für die po­li­ti­sche Moral set­zen woll­te. Im ÖCV gab bzw. gibt es seit­dem nie­man­den mehr, zu dem man „Du, Herr Bun­des­kanz­ler“ sagen konn­te.

DER LEBENSABEND

Klaus war ins­ge­samt 20 Jahre und 10 Mo­na­te in po­li­ti­schen Spit­zen­funk­tio­nen tätig, davon 19 Jahre und 5 Mo­na­te (An­teil 93 Pro­zent) in ar­beits­in­ten­si­ven Exe­ku­tiv­funk­tio­nen (Lan­des­haupt­mann, Bun­des­mi­nis­ter, Bun­des­kanz­ler), und 1970 be­reits 60 Jahre alt. Es soll­te ihm – vor allem im Land der Früh­pen­sio­nen – nicht übel ge­nom­men wer­den, wenn er sei­nen Ru­he­stand ge­nie­ßen woll­te.

Ge­le­gent­li­che Spe­ku­la­tio­nen über eine Rück­kehr in die Po­li­tik, etwa als Spit­zen­kan­di­dat bei Prä­si­dent­schafts­wah­len (so 1971 und 1974), de­men­tier­te er immer wie­der. Je­doch be­reits 1971, ein Jahr nach sei­nem promp­ten Rück­zug, er­schie­nen sei­nen Me­moi­ren („Macht und Ohn­macht in Ös­ter­reich“) und war damit nach län­ge­rer Zeit – seit Karl Gru­ber (AW) 1953 – ein ÖVP-Spit­zen­po­li­ti­ker, der po­li­tisch-schrift­stel­le­risch tätig wurde. In der Folge hat­ten dann auch an­de­re Spit­zen­po­li­ti­ker der ÖVP, wie z. B. Her­mann Wit­halm (Nc), Theo­dor Piffl-Per­ce­vic oder Al­fred Ma­le­ta (Cl), ihre Me­moi­ren der Öf­fent­lich­keit vor­ge­stellt.

Klaus lebte dann zum Teil in Las Pal­mas auf Gran Ca­na­ria (Ka­na­ri­sche In­seln) und war bis gegen Ende der acht­zi­ger Jahre auch als eh­ren­amt­li­cher Funk­tio­när von Kol­ping in­ter­na­tio­nal tätig, so daß ihn sein Weg häu­fig nach Köln, wo deren Sitz ist, führ­te. Dem Kol­ping­werk war er seit sei­ner Gym­na­si­as­ten­zeit eng ver­bun­den und för­der­te es.

KLAUS UND DER CV

Im Ge­gen­satz zu sei­nen Vor­gän­gern Leo­pold Figl (Nc) und Ju­li­us Raab (Nc) sowie teil­wei­se auch Al­fons Gor­bach (Cl) war Klaus nicht von deren durch­aus herz­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ga­be ge­prägt. Deren Be­liebt­heit soll­te er nicht er­rei­chen. Aber er war, nicht zu­letzt wegen sei­ner an­fäng­li­chen Er­fol­ge, vor allem 1966, in den Rei­hen des CV hoch an­ge­se­hen und ge­schätzt. So gab er z. B. an­lä­ß­lich der Car­tell­ver­samm­lung Ende Mai 1968 in Wie­ner Neu­stadt für die De­le­gier­ten ein Mit­tag­essen, zu dem er auch kam und eine An­spra­che hielt.

Klaus be­kann­te sich sein Leben lang zum CV, für den er sich seit sei­ner Stu­di­en­zeit en­ga­gier­te und ein­setz­te. Das be­wei­sen auch seine acht wei­te­ren Bän­der. Dar­un­ter zählt er auch zu den Mit­be­grün­dern der Ca­rin­thia Kla­gen­furt. Au­ßer­dem war er noch Band­phi­lis­ter der Edo-Rhenania Tokio, eine mit dem ÖCV be­freun­de­te Ver­bin­dung.

Im MKV ge­hör­te Klaus neben sei­ner Ur­ver­bin­dung Ba­ben­berg Kla­gen­furt (ehe­mals Go­thia) als Band­phi­lis­ter auch der Os­ta­ri­cia Wien, der Go­thia Alt­ho­fen und der Aus­tria Krems an.

WÜRDIGUNG

Klaus war in viel­fa­cher Hin­sicht der erste Re­for­mer der Zwei­ten Re­pu­blik: Er wagte 1966 eine Al­lein­re­gie­rung – zum Teil auch gegen den Wi­der­stand in den ei­ge­nen Rei­hen und gegen öf­fent­lich ge­äu­ßer­ten Be­fürch­tun­gen vor bür­ger­kriegs­ähn­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen; er war für eine sau­be­re Bud­get­po­li­tik, zu­erst sel­ber als Fi­nanz­mi­nis­ter und dann mit Hilfe sei­ner Fi­nanz­mi­nis­ter Wolf­gang Schmitz (Nc) und Ste­phan Koren (Le EM); er re­for­mier­te den ma­ro­den Rund­funk (ORF); er for­cier­te die Ver­hand­lun­gen mit der EWG, die sich 1967 durch den Süd­ti­rol-Kon­flikt (in die­sem Som­mer wurde sogar das Bun­des­heer an der ita­lie­ni­schen Gren­ze ein­ge­setzt) und die Blo­cka­de Ita­li­ens ver­zö­ger­ten (die­ser Kon­flikt wurde 1969 mit dem „Süd­ti­rol-Paket“ einer Lö­sung zu­ge­führt); er ord­ne­te die Ver­staat­lich­te In­dus­trie mit der Schaf­fung der ÖIG (spä­ter ÖIAG); er schuf neue An­sät­ze in der Wohn­bau- und der Ar­beits­markt­för­de­rung; das Wahl­al­ter wurde von 21 auf 19 Jahre ge­senkt; die To­des­stra­fe wurde auch im stand­recht­li­chen Ver­fah­ren end­gül­tig ab­ge­schafft; 1967 wurde ein For­schungs­för­de­rungs­ge­setz mit der Ein­füh­rung des Fonds zur För­de­rung der wis­sen­schaft­li­chen For­schung be­schlos­sen; in Linz, Salz­burg und Kla­gen­furt wur­den neue Uni­ver­si­tä­ten ge­grün­det bzw. aus­ge­baut; ein Rat für Hoch­schul­fra­gen wurde ein­ge­rich­tet.

Ein wich­ti­ger As­pekt der Re­gie­rung Klaus war die Au­ßen­po­li­tik, wo ei­ni­ge be­son­de­re Ak­zen­te ge­setzt wur­den: Neben den Ver­hand­lun­gen mit der EWG und der Lö­sung des Süd­ti­rol-Kon­flikts be­trieb er eine be­son­de­re Ost­po­li­tik, wo Klaus eine ak­ti­ve Be­suchs­di­plo­ma­tie ent­fal­te­te (u. a. in die So­wjet­uni­on, nach Ju­go­sla­wi­en).

Eine der ent­schei­den­den Neu­an­sät­ze im Re­gie­rungs­stil von Klaus war die Aus­wahl sei­ner engs­ten Mit­ar­bei­ter und Be­ra­ter sowie die Schaf­fung eines „Ka­bi­netts des Bun­des­kanz­lers“. Wäh­rend vor­her die Bun­des­kanz­ler le­dig­lich ein oder zwei Se­kre­tä­re be­sa­ßen, die sich auf den „Dienst um die Per­son des Bun­des­kanz­lers“ kon­zen­trier­ten, wie es die Spra­che des Ös­ter­rei­chi­schen Amts­ka­len­ders so tref­fend-schön for­mu­liert, schuf Klaus mit sei­nem „Ka­bi­nett“ eine po­li­ti­sche Ko­or­di­na­ti­ons-/Be­ra­ter­struk­tur, die die Klam­mer zwi­schen der Ar­beit der Re­gie­rung, des Par­la­ments, der Hoch­bü­ro­kra­tie und der Par­tei (ÖVP) bil­de­te.

Diese Funk­ti­on hatte vor­her teil­wei­se der Prä­si­dal­sek­ti­ons­chef des Bun­des­kanz­ler­am­tes aus­ge­übt. Das war von 1947 bis 1967 Edu­ard Cha­loup­ka (Baj), der von 1955 bis zu sei­nem Tod noch dazu das Amt eines Vor­sit­zen­den der Ver­bands­füh­rung des ÖCV be­klei­de­te. Er starb im Som­mer 1967 und wäre oh­ne­dies Ende die­ses Jah­res in Pen­si­on ge­gan­gen. Da­nach er­reich­ten die Prä­si­di­al­sek­ti­ons­chefs, ab 1967 Ro­land Ji­resch (Rd) und dann unter Bruno Krei­sky Lukas Berol­din­gen (Nc), bei wei­tem nicht diese Stel­lung.

Klaus besaß eine glück­li­che Hand in der Aus­wahl die­ser sei­ner engs­ten Mit­ar­bei­ter, die zum Teil er­heb­lich Kar­rie­re mach­ten: Es waren dies z. B. der spä­te­re Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­ra­tes (1979–1984) und Grün­der der Ar­beits­ge­mein­schaft der Ka­tho­li­schen Ver­bän­de (AKV) Franz Ka­ra­sek (Nc), der spä­te­re Bun­des­prä­si­dent Tho­mas Kle­stil (Baj), die spä­te­ren ÖVP-Bun­des­o­bleu­te Josef Taus (Baj) und Alois Mock (Nc), der spä­te­re Bun­des­mi­nis­ter Hein­rich Neis­ser (Rd), der spä­te­re ÖVP-Ge­ne­ral­se­kre­tär Mi­cha­el Graff (AW), der spä­te­re Wie­ner Kul­tur­stadt­rat Peter Mar­boe (Baj) sowie das spä­te­re Bun­des­rats­mit­glied bzw. der Spit­zen­di­plo­mat Fried­rich Hoess (NbW). Die­ses Sys­tem setz­ten die fol­gen­den Bun­des­kanz­ler, ins­be­son­de­re Bruno Krei­sky, aber auch an­de­re Re­gie­rungs­mit­glie­der fort, so daß hin­sicht­lich der Kar­rie­re­li­ni­en der Be­tref­fen­den das ge­flü­gel­te Wort von der „Re­pu­blik der Se­kre­tä­re“ ent­stand.

Viele der Re­form­an­sät­ze des „Pu­ris­ten“ Klaus kamen aber zu früh und wur­den schlie­ß­lich vom Wäh­ler nicht ho­no­riert. Durch ver­schie­de­ne in­ner­par­tei­li­che Kon­flik­te, durch den Kor­rup­ti­ons­skan­dal um Vik­tor Müll­ner (ehe­mals Dan EM), den Bau­skan­dal sowie Pro­ble­me in der Re­gie­rung ver­spiel­te die ÖVP bald das Ver­trau­en in der Be­völ­ke­rung, wie die Land­tags­wah­len ab Ok­to­ber 1967 ge­zeigt haben. Die da­nach an der Jah­res­wen­de 1967/68 ge­führ­ten Dis­kus­sio­nen um eine „Hof­über­ga­be“ waren eben­so kon­tra­pro­duk­tiv.

Auch war das Kri­sen­ma­nage­ment im Zu­sam­men­hang mit der Be­set­zung der Tsche­cho­slo­wa­kei im Au­gust 1968 nicht op­ti­mal und u. a. auch ein Grund für das spä­te­re Schei­tern der ÖVP-Al­lein­re­gie­rung. Hinzu kamen noch un­po­pu­lä­re Maß­nah­men des Fi­nanz­mi­nis­ters Ste­phan Koren (Le EM) wie die Er­hö­hung der Wein­steu­er, die zu Bau­ern­pro­tes­ten führ­te, und die Steu­er auf Autos.

Die Wahl Bruno Krei­skys zum SPÖ-Par­tei­vor­sit­zen­den 1967, die all­ge­mei­nen ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Um­wäl­zun­gen in Mit­tel­eu­ro­pa (1968) in Rich­tung links, womit eine Trend­wen­de in der „ver­öf­fent­lich­ten Mei­nung“ (ORF, Pres­se) ver­bun­den war, aber auch die Ab­lö­se des deut­schen CDU-Bun­des­kanz­lers Kurt Georg Kie­sin­ger (KV Ala­man­nia Tü­bin­gen) durch eine von der SPD ge­führ­ten Re­gie­rung unter Willy Brandt waren ge­wis­ser­ma­ßen auch Weg­be­rei­ter zum Ver­lust der Macht an die SPÖ im Jahr 1970.

Klaus lebte mit sei­ner Frau Erna, die er 1936 ehe­lich­te, ab 1995 in einem Al­ters­heim in Wien-Dö­b­ling. Er gab zu sei­nem 90. Ge­burts­tag dem ORF sein letz­tes In­ter­view. An­fang des Jah­res 2001 starb seine Frau, ein hal­bes Jahr spä­ter folg­te er ihr nach. Das Be­gräb­nis auf dem Grin­zin­ger Fried­hof fand am 1. Au­gust statt. Die Ge­denk­mes­se für ihn, an der der CV plen. col. teil­nahm, ze­le­brier­te der Alt­erz­bi­schof von Wien, Franz Kar­di­nal König (Rd EM), im Wie­ner Ste­phans­dom am 11. Sep­tem­ber 2001 um 18 Uhr. An­schlie­ßend fand der Trau­er­kom­mers statt. Sie war über­schat­tet vom Ter­ror­an­schlag auf das World Trade Cen­ter in New York.

„In die Ge­schich­te un­se­res Hei­mat­lan­des wird Josef Klaus aber als einer ein­ge­hen, der den Durch­bruch in die Mo­der­ne ge­wagt hat.“ (Ger­hard Hart­mann)

Werke:

Macht und Ohnmacht in Österreich. Konfrontationen und Versuche (2. Aufl. 1971).
Führung und Auftrag. Ausgewählte Reden und Aufsätze. Hg. von Wendelin Ettmayer (ehemals Alp) und Eugen Thurnher (1985).

Quellen und Literatur:

Hartmann, Gerhard (Baj): Historisch-Biograhisches über Josef Klaus, in: Durchbruch in die Moderne. Von der industriellen zu nachindustriellen Gesellschaft. Hg. von Alois Mock. Graz 1981, S. 337–345.
Hanisch, Ernst: Josef Klaus, in: Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik. Hg. von Herbert Dachs, Peter Gerlich und Wolfgang C. Müller. Wien 1995, S. 299–306.
Weinmann-Steinweis, Beatrice: Josef Klaus. ÖVP-Reformer und Bundeskanzler. Wien phil. Diss. 1995.
Kriechbaumer, Robert (R-J) – Schausberger, Franz (Rp) – Weinberger, Hubert (R-J): Die Transformation der österreichischen Gesellschaft und die Alleinregierung von Bundeskanzler Dr. Josef Klaus. Salzburg 1995.
Josef Klaus: „Ich ging einen anderen Weg“. Zeitzeugengespräch Michael Gehler und Helmut Wohnout (Nc), in: Demokratie und Geschichte. Jb. des Karl von Vogelsang-Instituts zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich. Jg. 3, 1999. Hg. von Helmut Wohnout (Nc). Wien 1999, SS. 13–62.
Neisser, Heinrich (Rd): Reformer und Wegbereiter, in: Academia intern 7/1995, S. 1f.
Weinmann, Beatrice: Josef Klaus. Ein großer Österreicher. Mit einem Vorwort von Gerd Bacher. Wien 2000.
Wohnout, Helmut (Nc): Josef Klaus – Politik aus christlicher Verantwortung, in: Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs. Hg. von Jan Mikrut. Band 6. Wien 2002, S. 301–322.
Kriechbaumer, Robert (R-J): Salzburgs Landeshauptleute der 2. Republik. Salzburg 2002. (= Schriftenreihe des Landespressebüros: Salzburg-Dokumentation Nr. 113).
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 252, 300, 331–333, 345, 348, 363, 415, 565f., 569–571, 573, 598, 623, 637, 645, 739, 742, 745, 747.
Wohnout, Helmut (Nc): „Res publica semper reformanda“. Josef Klaus als Bundeskanzler, in: Charaktere in Divergenz. Die Reformer Josef Klaus und Erhard Busek. Hg. von Thomas Köhler und Christian Mertens. Wien 2011, S. 60–71.