Wartungsfunktionen

BM a.D. Präs. Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. h.c. Stephan Koren

BM a.D. Präs. Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. h.c. Stephan Koren

Ehrenmitgliedschaften: Leopoldina, Mercuria, Neostadia

Geboren: 14.11.1919, Wiener Neustadt
Gestorben: 26.01.1988, Wien
Bundesminister, Klubobmann der ÖVP im Nationalrat, Präsident der Nationalbank, Universitätsprofessor (Nationalökonomie)

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Koren wurde als Sohn eines aus der Südsteiermark stammenden Gelegenheitsarbeiters und einer Waldviertler Bauerntochter geboren, wo der aus dem Slowenischen stammende Familienname (dt. „Wurzel“) geläufig ist. Er wuchs in einem bewußt katholischen Milieu auf und legte 1938 die Matura an der Oberrealschule Wiener Neustadt ab.

Danach war Koren 1938/39 beim Reichsarbeitsdienst und wurde 1939 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, kam zur Luftwaffe und wurde Ende 1941 an der Ostfront als Pilot bei einem Flugzeugabsturz so sehr verwundet, daß ihm die rechte Hand amputiert werden mußte. Aus diesem Grund wurde er aus der Luftwaffe entlassen und begann mit dem Studium der Nationalökonomie an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dipl. Vw. 1945; Dr. rer. pol. 1946). Dort war u. a. der spätere Finanzminister Reinhard Kamitz sein Lehrer.

KORENS LAUFBAHN ALS WISSENSCHAFTLER

Bereits ab Mitte August 1944 war Koren als Werkstudent am Institut für Wirtschaftsforschung tätig und wurde mit 1. Juni 1945 dort angestellt, wo er dann 20 Jahre tätig sein sollte. Ihm wurden zuerst die Referate Energiewirtschaft und Industrie übertragen. Er befaßte sich dann aber mit der empirischen Wirtschaftsforschung und politisch-theoretischen Analysen. 1964 habilitierte er sich an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien für das Fach Nationalökonomie mit einer Arbeit über die Verstaatlichung in Österreich.

Mit diesem Thema geriet Koren jedoch in Konflikt mit der SPÖ. Als er einen Ruf an die Universität Innsbruck erhielt, blockierte die SPÖ zeitweise seine Ernennung im Ministerrat. Er wurde dann schließlich doch im Frühjahr 1965 zum o. Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck ernannt und pendelte so zwischen dort und Wien, wo er ein altes Weinbauernhaus besaß, hin und her. 1968 wurde er dann auf die Hochschule für Welthandel (heute Wirtschaftsuniversität) als Nachfolger von Richard Kerschagl (Merc EM) berufen, war aber dann wegen seiner politischen Funktionen von dieser beruflichen Position karenziert.

KORENS ERSTE POLITISCHE PHASE

Inzwischen war sein wissenschaftliches Ansehen derart bekannt geworden, daß die ÖVP unter Bundesparteiobmann Josef Klaus (Rd) auf ihn aufmerksam wurde. Koren wurde daher im Frühjahr 1965 eingeladen, an der Zukunftswerkstatt „Aktion 20“ mitzuarbeiten, wo er den Vorsitz des Arbeitskreises „Wohlstand durch Wirtschaftskraft“ übernahm. Hierbei konnte er sich derart profilieren, daß er von Bundeskanzler Klaus am 31. März 1967 als Staatssekretär im Bundeskanzleramt in die Regierung geholt wurde.

Nach einer Rezession im Jahr 1962 hatte Mitte der sechziger Jahre eine Strukturkrise in Österreich eingesetzt, die zu einem Nachlassen des Wirtschaftswachstums führte. Koren erarbeitete in Laufe des Jahres ein wirtschaftspolitisches Konzept („Koren-Plan“), und durch einen von ihm ins Leben gerufenen „politischen Koordinierungsausschuß“ entstand eine Rivalität mit Finanzminister Wolfgang Schmitz (Nc).

Die ungünstig ausgegangenen Wahlen in Oberösterreich im Herbst 1967 führten Anfang 1968 zu einer Regierungsumbildung. Der in Kritik geratene Finanzminister Schmitz wurde am 19. Januar 1968 durch Koren ersetzt. Das Führungstrio der ÖVP-Alleinregierung bestand nun aus Bundeskanzler Klaus, Vizekanzler Hermann Withalm (Nc) und Koren.

Als Finanzminister mußte Koren sofort der drohenden Budget- und Wirtschaftskrise entgegenwirken. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt kündigte er in einem sog. „Paukenschlag“ eine Reihe von Maßnahmen an: einerseits Freigabe des Eventualbudgets zwecks Belebung der Konjunktur; andererseits einschneidende Ausgabenkürzungen in anderen Bereichen; Steuererhöhungen (z. B. bei der Kfz-, Alkohol- und Tabaksteuer) zur Sanierung des Haushalts; Reform der landwirtschaftlichen Marktordnung; Liberalisierung der Gewerbeordnung und des Kreditwesens sowie ein Strukturverbesserungsgesetz.

Es war das Verdienst von Koren, daß die Regierung Klaus in der dann einsetzenden Phase der Konjunktur einen geordneten Staatshaushalt hinterließ. Allerdings wurde das von den Wählern wegen der genannten Belastungen nicht honoriert. Und so hat seine Politik jene ökonomische Basis geschaffen, die der Regierung Kreisky ab 1970 den „Verteilungssozialismus“ ermöglichte.

KORENS ZWEITE POLITISCHE PHASE

Erst auf Intervention von Withalm erhielt Koren für die Nationalratswahlen im März 1970 einen sicheren Listenplatz, so daß er dem Nationalrat ab 31. März angehörte. Sein Ministeramt endete aufgrund der verlorenen Wahl am 21. April. Im Sommer 1970 kündigte Withalm an, vom Klubobmann zurückzutreten. In einer Kampfabstimmung am 10. September 1970 konnte sich Koren durchsetzen und war damit Oppositionsführer im Parlament.
Es gelang Koren bald, die Fraktion zu einem Instrument der Auseinandersetzung mit der Regierung zu formen. In dieser Periode gehörte er neben Parteiobmann Withalm und Generalsekretär Karl Schleinzer zum Spitzentrio der ÖVP. Als Klubobmann gehörte er automatisch der ÖVP-Bundesparteileitung an.

Als Withalm ankündigte, seine Funktion als Parteiobmann am Parteitag am 4. Juni 1971 zurückzulegen, gehörte er neben Schleinzer zu den aussichtsreichsten Kandidaten. Doch kurz vor dem Parteitag konnte sich Schleinzer durchsetzen, so daß das Verhältnis der beiden gespannt blieb. Als dieser im Sommer 1975 verunglückte, zählte er neben Josef Taus (Baj) und Alois Mock (Nc) wieder zu den potentiellen Nachfolgekandidaten, jedoch wurde dann Taus gewählt.

Als Fraktionsführer und Finanz- und Wirtschaftssprecher der ÖVP war Koren ein Mahner. Insbesondere kritisierte er die „keynesianische“ Politik Kreiskys, die ihm dann den Beinamen „Kassandra“ eintrug. Seine wirtschaftspolitische Kompetenz war gerade in den Jahren der durch die Ölkrise 1973/74 entstandene Wirtschaftskrise und Inflation gefragt.

Um die Jahreswende 1977/78 entschied sich der weitere Weg Korens. Er wurde für den Präsidenten der Nationalbank nominiert. Am 1. Februar 1978 trat er dieses Amt an. Tags zuvor, am 31. Januar, legte er sein Nationalratsmandat zurück. Sein Nachfolger als Klubobmann wurde Alois Mock (Nc). In seiner neuen Funktion vertrat Koren eine Stabilitäts- und Hartwährungspolitik und wurde als „Hüter der Währung“ angesehen.

Koren war vom 8. März 1969 bis 1981 auch Präsident des Österreichischen Akademikerbundes. In seiner Innsbrucker Zeit wurde er Ehrenmitglied der Leopoldina, in Wien dann der Mercuria, und auch die Neostadia ehrte den berühmten Sohn Wiener Neustadts.

Die Wirtschaftsuniversität Wien verleiht jährlich einen Stephan-Koren-Preis an hervorragende Dissertanten. Koren starb viel zu früh und wurde am Dornbacher Friedhof in Wien beigesetzt.

Werke:

Die Energieversorgung Österreichs (1960).
Die Verstaatlichung in Österreich. Hg. von Wilhelm Weber, Stephan Koren und Karl Socher (1964)

Quellen und Literatur:

Empirische Wirtschaftsforschung und monetäre Ökonomik. Festschrift für Stephan Koren zum 60. Geburtstag. Hg. von Werner Clement und Karl Socher. Berlin 1979.
Stephan Koren 1919–1988. Hg. von Werner Clement und Karl Socher. Wien 1989.
Pfeifer, Gabriele: Stephan Koren. Wirtschaft im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik 1967–1988 (Veröffentlichungen der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Band 1). Salzburg 1993.
Schausberger, Franz (Rp): Stephan Koren, in: Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik. Hg. von Herbert Dachs, Peter Gerlich und Wolfgang C. Müller. Wien 1995, S. 329–335.