Die Entstehung des Cartellverbandes geht auf das Jahr 1856 zurück. Damals schlossen zwei katholische Studentenverbindungen in Deutschland ein Freundschaftsabkommen ("Cartellabkommen").
Die Entstehung des Cartellverbandes geht auf das Jahr 1856 zurück. Damals schlossen zwei katholische Studentenverbindungen in Deutschland ein Freundschaftsabkommen ("Cartellabkommen").
Am 29. Juli 1856 schrieb "Winfridia-Breslau" an "Aenania-München" jenen denkwürdigen Brief, in dem es heißt, daß man sich zur Aufgabe gemacht habe, "... den katholischen Studenten hiesiger Universität einen Einigungspunkt zu bieten, unter ihnen katholisches Bewußtsein und Leben zu haben und zu kräftigen, um auch reges wissenschaftliches Leben zu fördern."
1863 fanden in Frankfurt am Main der 15. Katholikentag und die erste CV - Versammlung statt, an der neben "Aenania - München" und "Winfridia - Breslau" auch "Guestfalia - Tübingen" teilgenommen hat. Dabei wurde vor allem auf die Bedeutung der katholischen Studentenverbindungen und auf ihre Sendung an den Universitäten hingewiesen.
Unter den Teilnehmern befanden sich auch zwei Tiroler Studenten aus Innsbruck, Franz Xaver Schedle und Johann Liberat Wolf.
Mit der "A.V. Austria" sollte 1864 eine Verbindung konstituiert werden, "... welche basierend auf den Grundsätzen der katholischen Religion und Sittlichkeit, gegen die Ausartungen, insbesondere gegen die Unsitte des Duells, aufzutreten und Hand in Hand mit den übrigen Studentenverbindungen Deutschlands den geistigen Kampf für Wahrheit und Religion aufzunehmen" hätte.
Mit der Gründung der "A.V. Austria" wurde in Österreich, wo die Universitäten zu Hochburgen des Liberalismus geworden waren, der die katholische Kirche und ihre Lehren bekämpfte, die erste katholische Studentenverbindung ins Leben gerufen. Sie konnte unmittelbar nach der Gründung ein Cartellverhältnis mit "Aenania - München" und bald auch mit "Winfridia - Breslau" und "Guestfalia - Tübingen" eingehen.
Erst 1876 wurde in Wien der "Katholisch - gesellige Studentenverein der Wiener Hochschulen" gegründet, der 1879 Farben und ein Jahr später den Namen "Austria" annahm. Da man aber trotzdem am Vereinscharakter festhalten wollte, traten 1883 einige Mitglieder aus und gründeten die katholische Studentenverbindung "Norica", die im darauffolgenden Jahr bereits in den Cartellverband aufgenommen wurde.
Ende 1906 wurden schließlich die Wiener Verbindungen "Austria", Rudolfina", "Nordgau" und "Kürnberg" gemeinsam in den CV aufgenommen. Damit gehörte auch der 2. Österreichische Cartellverband der Geschichte an.
Nahezu drei Jahrzehnte sollte sich an einem gemeinsamen CV, dem österreichische und deutsche Verbindungen angehörten, nichts ändern. Auch die deutschen Verbindungen in Böhmen, Mähren und der Bukowina blieben nach dem Zerfall der Monarchie beim CV.
Alfred Ebenhoch (AIn) ist das erste Urmitglied einer österreichischen CV-Verbindung, das Minister wurde (k. k. Ackerbauminister)
Im Studienjahr 1907/1908 erreichen die tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den Schlagenden und den CVern auf den Universitäten ihren Höhepunkt.
Franz Bettinger (AIn) ist das erste Urmitglied einer österreichischen CV-Verbindung, das zum Bischof geweiht wurde. (Erzbischof von München und Freising)
1914 ernannte Papst Pius X., den CVer zum ersten Kardinal in der Geschichte des Erzbistums.
Max Ghezze (R-B) wird in Innsbruck bei einer tätlichen Auseinandersetzung mit Corpsstudenten tödlich verletzt.
Beim 25. Stiftungsfest der Carolina kommt es letztmalig zu größeren Auseinandersetzungen zwischen Schlagenden und CVern. Einheiten der k. u. k. Armee mußten eingesetzt werden, und da ein reichsdeutscher CVer verletzt wurde, kam es zu einer diplomatischen Intervention des deutschen Botschafters in Wien
Im Ersten Weltkrieg fielen 208 Angehörige jener CV-Verbindungen, die sich nach 1918 auf dem Gebiet der Republik Österreich befanden.
Der ÖCV im Mittelpunkt.
Der Nationalsozialismus warf bald nach dem 1. Weltkrieg seine Schatten voraus. Bereits 1923 hat ein Ausschuß des Wiener Cartellverbandes eindeutig Stellung bezogen: Wegen des mit der katholischen Lehre unvereinbaren Programms der NSDAP dürfe kein Angehöriger des CV mit oder ohne Couleur das Hakenkreuz tragen.
Als die deutschen Bischöfe 1931 zu dem Urteil kamen, ".. daß für die katholischen Christen die Zugehörigkeit zur NSDAP unerlaubt ist", wurde auf der 61. Cartellversammlung 1932 in München beschlossen, daß "der CV als bewußt katholischer Verband wie in allen religiösen und weltanschaulichen Dingen so auch in der Frage des Nationalsozialismus auf dem Boden der Erklärungen der Bischöfe" steht.
Die deutsche CV - Verbindung "Rheno Palatia - Breslau" erhob die Forderung, jene österreichischen Verbindungen, die für die Auflösung der Deutschen Studentenschaft gestimmt hatten, aus dem CV auszuschließen. Darüber hinaus wurde der Antrag gestellt, den Ausschluß des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß (F-B) und des Heeresministers Carl Vaugoin (Rd) "... wegen ihres vaterlandslosen, undeutschen Verhaltens bei ihren Verbindungen zu erzwingen."
Diese Ereignisse gaben den letzten Anstoß zur Gründung des 3. ÖCV.
Die "dem Geiste des CV widersprechenden Verfügungen haben uns belehrt, daß an unser weiteres Verbleiben im CV nicht zu denken ist." Man sehe "sich daher veranlaßt, einem hohen Vorort die Erklärung auszusprechen, daß die österreichischen Verbindungen des CV mit dem 10. Juli 1933 ihre Abschaltung vom reichsdeutschen CV vorgenommen" und sich "nunmehr als 'Österreichischer CV' unter dem Vorort 'Norica' zusammengeschlossen" haben.
Der Nationalsozialismus ließ aber auch Österreich nicht zur Ruhe kommen und mit dem Verlust der Selbständigkeit durch den Anschluß an das Deutsche Reich im März 1938 kam auch das Ende für den ÖCV: Auf Grund des Reichsgesetzblattes vom 16.3.1938 wurden alle Verbindungen von der Staatspolizei aufgelöst.
1940 wurde aus dem Geist der Widerstandskämpfer, die "Alpinia-Innsbruck" in Innsbruck gegründet. 1945 wurde sie auf der ersten Zusammenkunft nach dem Krieg, in den ÖCV aufgenommen.
Wiederaufbau und die zweite Republik
Sofort nach Kriegsende nahmen die Verbindungen des ÖCV wieder ihren Betrieb auf. Der von den Nationalsozialisten aufgelöste Verband wurde nunmehr auch offiziell als "Cartellverband der katholischen österreichischen Hochschulverbindungen" wieder hergestellt.
Heute ist der ÖCV nach wie vor der größte Studenten- und Absolventenverband. Mit 50 Verbindungen die an 12 verschiedenen Hochschulorten ansässig sind werden die zeitlosen Prinzipien Religio, Patria, Scientia und Amicitia Tag für Tag gelebt und erlebt. Ganz im Sinne des Wahlspruchs des ÖCV:
IN NECESSARIIS UNITAS,
IN DUBIIS LIBERTAS,
IN OMNIBUS CARITAS.