Lebenslauf:
HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHE LAUFBAHN BIS 1945
Bock wurde als Sohn eines Postamtsdirektors geboren, absolvierte 1930 in Wien-Hietzing das Gymnasium und trat während dieser Zeit 1928 der Wiener Katholischen Pennalie Rugia bei. Diese konnte sich aber nicht halten und ging 1937 korporativ in die Wiener MKV-Verbindung Thuringia auf. Ebenso gehörte er ab 1925 Reichsbund der katholischen Jugend an.
Bock begann nach der Matura mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Wiener Universität (Dr. iur. 1935), wo er dem Nordgau Wien beitrat (Couleurname Giselher). Mit ihm gemeinsam wurde der spätere Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (NdW) rezipiert. Während des Studiums war er bereits bei „Jugend in Not“ und „Jugend in Arbeit“ der Christlichsozialen Partei aktiv. wo er u. a. mit Karl Kummer (Aa) in Kontakt war. Nebenher war er auch ab 1930 als Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder tätig und hatte vorerst bis 1938 eine eigene Kanzlei.
Ab 1934 war Bock in der Vaterländischen Front tätig und ab 1936 als deren stellvertretender Propagandaleiter. Bei den Vorbereitungen für die von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) für Sonntag, den 13. März 1938, angesetzte, dann zwangsweise abgesetzte Volksabstimmung für ein freies Österreich war er aktiv beteiligt.
Am 11. März abends tauchte Bock zuerst unter, wurde aber dann als einer der wichtigsten Funktionäre der Vaterländischen Front am 15. März 1938 verhaftet und im Polizeigefängnis Wien festgehalten. Am 1./2. April wurde er mit dem ersten Transport ins KZ Dachau überstellt. Seine Mutter versuchte, wegen seiner extremen Kurzsichtigkeit eine Entlassung zu erreichen, was dann am 20. Januar 1939 wegen Haftunfähigkeit möglich war. Danach stand er unter Polizeiaufsicht und war als Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder tätig. Er hatte Kontakt zur Widerstandsbewegung O 5 und floh im März 1945 wegen einer möglichen bevorstehenden Verhaftung vorübergehend ins Innviertel (Oberösterreich).
POLITISCHE LAUFBAHN NACH 1945
Nach 1945 ging Bock wieder in die Politik und wurde gleich 1945 Referent beim ÖAAB, 1946 wurde er Büroleiter des ÖVP-Generalsekretärs Felix Hurdes (NbW EM) und vom 1. März 1947 bis zum 26. April 1953 war er Generalsekretär des ÖAAB. Daneben eröffnete er nach dem Krieg wieder seine Kanzlei als Steuerberater und Wirtschafstreuhänder, die er bis 1952 (Ernennung zum Staatssekretär) und dann ab 1968 (Ausscheiden aus der Regierung) führte.
Seine parteipolitischen Funktionen zogen politische nach sich. So war Bock vom 8. November 1949 bis zum 18. März 1953 sowie vom 8. Juni 1956 bis zum 14. Dezember 1962 Nationalratsabgeordneter. Vom 23. Januar 1952 bis zum 7. Juli 1955 war er Staatssekretär im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau und vom 7. Juli 1955 bis zum 19. September 1956 Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen.
Vom 19. September 1956 bis zum 19. Januar 1968 war Bock Bundesminister für Handel und Wiederaufbau, zusätzlich war er vom 19. April 1966 bis zum 19. Januar 1968 Vizekanzler. Ab 1966 (Regierung Klaus II) hieß dieses Ministerium für Handel, Gewerbe und Industrie. Er war der in der Geschichte der Republik Österreich der bislang am längsten amtierende Handelsminister (bzw. Wirtschaftsminister), nämlich elf Jahre und vier Monate.
In der Zeit als Staatssekretär im Handelsministerium war Bock besonders mit dem Wohnhaus-Wiederaufbau-Fonds und dem beginnenden Autobahnbau befaßt, welchen Agenden er sich auch als Handelsminister besonders widmete, in der Zeit als Staatssekretär im Finanzministerium mit der Bearbeitung des sog. „Deutschen Eigentums“.
Als Staatssekretär und dann in der ersten Zeit als Minister begleitete Bock den Mitte der fünfziger Jahre einsetzenden Wirtschaftsaufschwung Österreichs (Raab-Kamitz-Kurs). Als Handelsminister bemühte er sich, die negativen Auswirkungen der EWG-Gründung durch eine Alternative abzuschwächen, nämlich die Gründung der EFTA, an der Österreich bzw. Bock 1959 führend mitwirkte. Unabhängig davon versuchte er, Österreich an die EWG anzunähern, wogegen aber die Sowjetunion aber Bedenken äußerte.
Mit Beginn der Alleinregierung unter Josef Klaus (Rd) im Jahr 1966 wurden die Bauagenden aus dem Handelsministerium herausgenommen und eine eigenem Bautenministerium unter Vinzenz Kotzina (Am) übertragen. Dafür wurde Bock als dienstältestes Regierungsmitglied zum Vizekanzler ernannt. Anfang 1968 schied er bei einer Umbildung aus der Regierung. Die Ursache dafür war eine weitgehende Entfremdung zwischen ihm und Bundeskanzler Klaus. Das lag u. a. auch am sog. „Bauskandal“ (betreffend Autobahnbau), der sich seit 1961 angedeutet hat, seit 1963 untersucht wurde und dann endgültig 1966 platzte. Das schädigte zeitweise das Ansehen von Bock.
Bock war eindeutig ein Mann von Julius Raab (Nc), der ihn förderte. So machte er ihn u. a. am 26. Mai 1961 zum Vizepräsidenten des Wirtschaftsbundes, welche Funktion er bis 1981 behielt. Deswegen wechselte er vom ÖAAB zu diesem.
Aufgrund seiner politischen Stellung gelangte Bock rasch auch in wirtschaftliche Aufsichtspositionen. So war er von 1948 bis 1952 Generalrat der Österreichischen Nationalbank (Mitglied der Rohstofflenkungs- und der Kreditlenkungskommission) und von 1948 bis 1952 Aufsichtsratmitglied der Länderbank. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung wurde er am 18. Oktober 1969 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Creditanstalt-Bankverein AG gewählt. Diese Funktion bekleidete er bis zum 6. April 1989.
Ebenso engagierte er sich im Donaueuropäischen Institut.
Ein Anliegen war ihm auch die Erforschung von Widerstand und Verfolgung in Österreich während des Nazi-Regimes. Daher übte Bock in entsprechenden Verbänden Funktionen aus, so u. a. im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Seit 1955 war er Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und Gründer sowie von 1955 bis 1960 Leitender Komtur der Komturei Wien, Niederösterreich und Burgenland.
Bock wurde auf dem Friedhof Wien-Hernals bestattet.
Werke:
(Auswahl)Wir und die Währungsreform (1947).
Marxismus, der Feind der Arbeiterschaft (1948).
Im Protokoll nicht vorgesehen. Mit Zeichnungen von Ironimus (1969).
Zwanzig Jahre EFTA (1980).
Das Schicksalsjahr 1934. Wie es dazu gekommen ist und seine Nachwirkungen (1983).
Zeitzeuge. Hg. von Maria Sporrer (1984).
(Gemeinsam mit Hertha Firnberg und Wilfried Gredler) Österreich zuliebe. Den Staat, den alle wollten (1985)
Europa zwischen Ost und West aus österreichischer Sicht (1986).
Quellen und Literatur:
Gelitten für Österreich. Christen und Patrioten in Verfolgung und Widerstand. Hg. vom Karl von Vogelsang-Institut. Wien o. J. (1988), S. 14.Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 44f.
Ableitinger, Alfred: Fritz Bock, in: Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik. Hg. von Herbert Dachs, Peter Gerlich und Wolfgang C. Müller. Wien 1995, S. 69–77.
Hartmann, Gerhard (Baj): Der CV in Österreich. Seine Entstehung, seine Geschichte, seine Bedeutung. Kevelaer 4. Aufl. 2011, S. 237f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 35f.
www.alt-hietzinger.at/archiv/personen/fritzbock (abgerufen am 06.07.2022)