Lebenslauf:
Minkowitsch entstammte einer alten niederösterreichischen Bauernfamilie. Sein Vater war jedoch der „zweite Sohn“, wurde Bahnbeamter und ging beruflich nach Kärnten, wo dann Minkowitsch geboren wurde. Das Realgymnasium absolvierte er 1938 in Graz. In seiner Jugend war er lange krank, so daß er vorerst nicht zur Deutschen Wehrmacht einberufen wurde. Er studierte daher an den Rechtswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten Berlin sowie München und konnte aufgrund von Sonderrichtlinien 1940 sein Studium mit dem Referendarsexamen abschließen, was später in Österreich als abs. iur. anerkannt wurde.
Danach wurde Minkowitsch trotzdem zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und kehrte 1946 auf den Hof seiner Vorväter in Mannersdorf an der March zurück. Sein Onkel war kinderlos und hatte den älteren Bruder von Minkowitsch als Hoferben eingesetzt. Dieser war im Krieg gefallen, so daß Minkowitsch nicht nur den Hof übernehmen mußte, sondern auch dessen Braut heiratete. Er gewöhnte sich bald in die für ihn bislang ungewohnte Rolle eines Bauern und machte aus dem Hof einen Musterbetrieb. Insbesondere die Minkowitsch-Weine wurden bald bekannt und beliebt.
Aufgrund seines Studiums lag es nahe, daß Minkowitsch bald im Rahmen der bäuerlichen Interessensvertretung politisch aktiv wurde. So war er zuerst in seiner Heimatgemeinde kommunalpolitisch tätig und wurde 1962 ÖVP-Hauptbezirksobmann des Bezirks Gänserndorf. Am 2. April 1963 rückte er in den Nationalrat als Nachfolger für den damaligen Landwirtschaftsminister Eduard Hartmann nach, der sein Mandat niederlegte. Diesem gehörte er bis zu seinem Tode an.
Von Bundeskanzler Josef Klaus (Rd) wurde Minkowitsch in die Regierung als Staatssekretär im Bundesministerium für Inneres berufen, welches Amt er vom 19. Januar 1968 bis 21. April 1970 ausübte. Im Zuge der personellen Neuaufstellung der ÖVP nach der Wahlniederlage des Jahre 1970 wurde er am 12. Mai 1970 zum Präsidenten des Österreichischen Bauernbundes gewählt, welches Amt er bis 18. Oktober 1980 bekleidete. Sein Nachfolger wurde Alois Derfler (Merc EM). Zusammen mit dem fast zeitgleich gewählten Vorsitzenden der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammer, Hans Lehner (AlIn EM), vertrat er die Interessen der Bauern gegenüber der SPÖ-Alleinregierung unter Bundeskanzler Bruno Kreisky.
Am 4. November 1975 wurde Minkowitsch als Nachfolger von Alfred Maleta (Cl) zum Zweiten Präsidenten des Nationalrates gewählt, welches Amt er bis zu seinem Tode ausübte. Er bekleidete auf Bundesebene das protokollarisch höchste politische Amt, das von der ÖVP besetzt werden konnte, da sie damals sich in Opposition befand. Man merkte bald, daß er in diesem Amt aufging. Als Sechzigjähriger konnte er 1980 sein abs. iur. in ein Mag. iur. durch eine Sponsion umwandeln.
Bereits 1966 wurde Minkowitsch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Leopoldina Gänserndorf. In den siebziger Jahren kam er in Kontakt mit der Pannonia, die ihm dann die Ehrenmitgliedschaft verlieh (Couleurname Probus). Er nahm in der Folge regen Anteil an der Verbindung und besuchte regelmäßig Veranstaltungen.
Der aufrechte Katholik Minkowitsch verstand Politik als Dienst am Mitmenschen und gehörte zu den Politikern mit ausgeprägtem Charakter. Sein Tod war unerwartet und traf die Familie, seine Freunde, die Verbindung sowie die ÖVP sehr. Er wurde in seinem Heimatort Mannersdorf an der March begraben. Sein Mandat im Nationalrat übernahm Richard Kaiser (Nc).
Werke:
Nach-denkliches. Politische Aphorismen (1981).Quellen und Literatur:
Exner, Ernst (Pan): Roland Minkowitsch. Ein Leben im Dienst der Mitbürger, in: Österreichische Academie 37 (1986), Heft 1, S. 10f.Minkowitsch Roland. Staatsmann, Agrarpolitiker, Weinbauer. Hg. von Therese Kraus und Herbert Schambeck (Rd). St. Pölten 1989.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 382.