Lebenslauf:
Hoess absolvierte in Wien 1951 das Gymnasium und begann danach das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1955), wo er der Nibelungia beitrat (Couleurname Fritzl). Nach einer Gerichtspraxis in Wien und St. Pölten trat er 1956 in die Außenhandelsabteilung der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft ein, wechselte aber bereits 1957 in das Bundeskanzleramt, Sektion für wirtschaftliche Koordination.
Von 1958 bis 1960 war Hoess Handelsattaché an der österreichischen Botschaft in Washington. Nach einer Inlandsverwendung im Außenministerium war er dann von 1965 bis 1967 Presse- und Kulturattaché in Tel Aviv. Von 1968 bis 1970 war er dem Kabinett von Bundeskanzler Josef Klaus (Rd) zugeteilt, dessen Kabinettschef bis 1969 Alois Mock (Nc) war. Von 1971 bis 1974 war er Generalkonsul und Chef der Österreichischen Delegation in Ost-Berlin. Das war die Zeit der Ostpolitik des deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt, in deren Gefolge es Ende 1972 zum Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR kam. Daraufhin wurden zwischen Österreich und der DDR offiziell diplomatische Beziehungen aufgenommen und Botschaften errichtet.
Doch davor kehrte Hoess für kurze Zeit nach Österreich zurück und wurde dann 1975 österreichischer Botschafter in Canberra (Australien), wobei er für Neuseeland und Papua-Neuguinea mitakkreditiert war. 1979 kehrte er wieder ins Wiener Außenministerium zurück und war Leiter der Abteilung für Internationale Atomenergieangelegenheiten und den Europarat.
Der steirische Landeshauptmann Josef Krainer jr. (AIn EM) errichtete nach bundesdeutschem Vorbild eine Steirische Delegation in Wien, um beim Bund die Interessen der Steiermark besser wahrnehmen zu können. 1981 wurde Hoess zu deren Leiter bestellt. Aufgrund dieser Funktion wählte ihn der steirische Landtag zum Mitglied des Bundesrates, dem er dann vom 1. Januar 1983 bis zum 15. November 1987 angehörte.
Inzwischen wurde Anfang 1987 Alois Mock (Nc) Außenminister. Aufgrund dessen wurde Hoess Ende 1987 mit dem attraktiven Botschafterposten in Washington betraut, wo er bis Ende 1992 blieb. Diese Aufgabe war eine besondere Herausforderung, denn es war das die Zeit als Bundespräsident Kurt Waldheim in den USA auf der sog. Watchlist strand. Anfang 1993 wurde er zum Botschafter in Bonn ernannt, wo er bis zu seiner Pensionierung Ende 1997 blieb. Es waren diese die politisch interessanten Jahre der weltpolitischen Wende um 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands, wo Hoess an wichtigen Botschafterposten für Österreich im Einsatz war.
In Bonn waren das die Endphase der Regierung Helmut Kohl und die ersten Jahre der Wiedervereinigung. Es waren das auch die letzten Jahre der österreichischen Botschaft in Bonn, die dann 1999 nach Berlin zog. Aufgrund seines Naturells ließ Hoess in seiner Amtszeit in Bonn nochmals die legendären Jahre wieder aufleben, als die Residenz der Botschaft ein gern besuchter Ort lebendiger österreichischer Lebensart war. Im Foyer der Residenz hing zur Zeit von Hoess ein großes Bild von Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand in der Uniform eines k. u. k. Admirals. Hoess war mit der Familie der Herzöge von Hohenberg eng befreundet.
Nach seiner Pensionierung wohnte Hoess in Wien in einem Seitentrakt des Belvedere und war als außenpolitischer Berater der Österreichischen Industriellenvereinigung tätig. Er wurde auf dem Friedhof der Bergkirche in Eisenstadt begraben.
Quellen und Literatur:
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 225f.Prosl, Christian (Hg.): Fritz Hoess. Österreicher – Europäer – Diplomat. Wien 2009.