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LH Vors. BR a.D. Josef Rehrl

LH Vors. BR a.D. Josef Rehrl

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 07.01.1895, Salzburg
Gestorben: 11.11.1960, Salzburg
Landeshauptmann (Salzburg), Landtagsabgeordneter (Salzburg), Vorsitzender des Bundesrates, Schuldirektor

Lebenslauf:

Rehrl wurde als Sohn eines Zimmermeisters geboren und war der jüngere Bruder des späteren Salzburger Landeshauptmanns Franz Rehrl (AW). Nach der Volksschule absolvierte er 1914 in Bozen die Lehrerbildungsanstalt und war dann von 1914 bis 1917 Volksschullehrer in Astfeld sowie in St. Georgen in Tirol (nunmehr Südtirol). Unterbrochen wurde diese Tätigkeit, als er 1915 zu den Tiroler Landesschützen eingezogen wurde. 1916 wurde er schwer verwundet und schied aus dem Militärdienst. Ab 1917 war er Hauptschullehrer in Salzburg-Maxglan. In dieser Zeit reaktivierte er wieder die katholische Pennalie Almgau (nunmehr MKV), deren Urphilister er war. (Franziska Dzugan, siehe Quellen und Literatur, bezeichnet diese als StudentInnenverbindung…)

Ab 1919 war Rehrl Fachlehrer an der Landes-Taubstummenanstalt Salzburg. Dort engagierte er sich sehr und wurde 1931 deren Direktor. 1938 wurde er als solcher abgesetzt. Danach war er wieder Volksschullehrer in Mattsee (Salzburg) und wurde Anfang 1941 aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. 1945 wurde er wieder Direktor der Landes-Taubstummenanstalt von Salzburg, welche Funktion er – unterbrochen von seiner Tätigkeit in der Landesregierung – bis zu seinem Tod ausübte.

Nicht zuletzt durch das Vorbild seines Bruders geriet Rehrl in die Politik. Während er in der Zwischenkriegszeit nur Mitglied des Salzburger Gemeinderates von 1922 bis 1926 war, engagierte er sich nach 1945 nun stärker. Vom 19. Dezember 1945 bis zum 1. Dezember 1949 war er Mitglied des Bundesrates, vom 1. Juli 1948 bis 31. Dezember 1948 war er dessen Vorsitzender, vom 7. März 1946 bis 30. Juni 1948 sowie vom 1. Januar 1949 bis zum 1. Dezember 1949 war er dessen ständiger stellvertretender Vorsitzender.

Nach dem erzwungenen Rücktritt von Landeshauptmann Albert Hochleitner (AW) wurde seitens des Bauernbundes Rehrl in Vorschlag gebracht, gegen den aber der Wirtschaftsbund wie auch die ÖVP-Bundesparteileitung Bedenken hatte. Gegen Rehrl war auch die SPÖ, weil er als Herausgeber der ÖVP-Zeitung „Salzburger Volkszeitung“ für Artikel gegen Bundespräsident Karl Renner verantwortlich gemacht wurde, so daß er am 22. Dezember 1947 nur mit den Stimmen der ÖVP zum Landeshauptmann gewählt wurde.

Im Gegensatz zu seinem Bruder erreichte Rehrl keine allzu große Akzeptanz bei der Bevölkerung, obwohl er in seiner Amtszeit den Anschluß des Berchtesgadener Landes so wie den Rupertiwinkel an Salzburg (und somit an Österreich) forderte. Als daraufhin der bayerische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (SPD) eine „Verteidigung mit Sicheln und Sensen“ androhte, rückte man von dieser Forderung wieder ab. Innerparteilich zog sich Rehrl viele Gegner zu, als er im Vorfeld der Landtagswahlen im Jahr 1949 gegen eine Verjüngung bei der Kandidatenliste war.

Bei diesen Landtagswahlen verlor die ÖVP durch das Auftreten des VdU ihre absolute Mehrheit. Allerdings waren ihre Verluste bei den Landtagswahlen höher als bei den gleichzeitig stattgefundenen Nationalratswahlen. Damit war Rehrl als Landeshauptmann nicht mehr zu halten, dessen Funktion dann am 1. Dezember 1949 endete. Sein Nachfolger wurde Josef Klaus (Rd). Mit diesem Wechsel war die Periode der Instabilität der Jahre 1945 bis 1949 in der Salzburger ÖVP vorbei. Rehrl war als Landeshauptmann auch Aufsichtsratsvorsitzender der Salzburger Aktiengesellschaft für Elektrizitätswirtschaft (SAFE).

Rehrl wurde jedoch bei diesen Wahlen in den Salzburger Landtag gewählt, behielt das Mandat und gehörte diesem nach Wiederwahl vom 1. Dezember 1949 bis zum 2. Juli 1959 an. 1948/49 war er auch kurzzeitig auch Gemeinderat von Salzburg.

Rehrl erhielt als Landeshauptmann das Ehrenband der Austria Innsbruck. 1953 wurde er zum Präsidenten des Vereins „Mozarteum-Orchester“ gewählt. Er starb nach langer Krankheit. Nach ihm wurde 2002 eine Schule des Landesinstituts für Hörbehinderte in Salzburg-Lehen benannt.

Quellen und Literatur:

Austrier-Blätter Nr. 29, 1960, 80–82.
Steinkellner, Friedrich: Die Geschichte der Salzburger ÖVP, in: Volkspartei – Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 2). Hg. von Robert Kriechbaumer (R-J) und Franz Schausberger (Rp). Wien 1995, 704.
Kriechbaumer, Robert (R-J): Salzburgs Landeshauptleute der 2. Republik (= Schriftenreihe des Landespressebüros: Salzburg-Dokumentation Nr. 113). Salzburg 2002, 22–26.
Voithofer, Richard: Politische Eliten in Salzburg. Ein biografisches Handbuch 1918 bis zur Gegenwart (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 32). Wien 2007,180f.
Dzugan, Franziska: Chamäleons im Bätterwald. Die Wurzeln der ÖVP-ParteijournalistInnen in Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Demokratie und Widerstand. Eine kollektivbiografische Analyse an den Beispielen „Wiener Tageszeitung“ und „Linzer Volksblatt“ 1945 bzw. 1947 bis 1955. Wien phil. Diss. 2011, 429.
Gehler, Michael: Modellfall für Deutschland? Die Österreichlösung mit Staatsvertrag und Neutralität 1945–1955. Innsbruck 2015, 42 (betr. Berchtesgadener Land und Rupertiwinkel).