Lebenslauf:
Wolf wurde als Sohn eines Baumeisters geboren und absolvierte 1915 das Gymnasium in Bregenz. Seit seiner Jugendzeit in Bludenz war er mit dem späteren Außenminister Guido Schmidt (ehemals Nc) befreundet (Nachbarskinder). Nach der Matura begann er das Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz (Dr. phil. 1920 Innsbruck), wo er der Carolina beitrat (Couleurname Wulf).
Noch während der Fuchsenzeit wechselte Wolf den Studienort nach Innsbruck, studierte an der dortigen Philosophischen Fakultät weiter und wurde bei der Austria aktiv. Dort wurde er gemäß den damaligen Bestimmungen des CV geburscht und von ihr als Urmitglied mit dem Rezeptionsdatum der Carolina übernommen.
Nach dem Studium trat Wolf 1920 zuerst in den Dienst des Vorarlberger Landesarchivs, wechselte dann 1924 ins Unterrichtsministerium, Abteilung Volksbildung, nach Wien, wurde 1935 als Sektionsrat ins Präsidium dieses Ministerium transferiert und war dann ab 1937 – zuletzt als Ministerialrat – im Bundespressedienst des Bundeskanzleramtes tätig.
In Wien gehörte Wolf zu den Katholisch-Nationalen und scharte um sich in seiner Wohnung in der Wiener Hofburg einen Kreis katholischer Jungakademiker, darunter zahlreiche CVer, wie u. a. den späteren Bundeskanzler Josef Klaus (Rd), auf die er einen großen Einfluß ausübte. Er war die unumstrittene Führerpersönlichkeit der deutschnationalen katholischen Jugend in den dreißiger Jahren und auch die treibende Kraft hinter dem Anfang 1932 gegründeten „Volksdeutschen Arbeitskreis österreichischer Katholiken“.
Seine Sympathie für den Nationalsozialismus war offenbar schon vor 1933 vorhanden. Nach eigener Darstellung hat Wolf bereits bei den Wiener Landtags- und Gemeinderatswahlen im Frühjahr 1932 NSDAP gewählt. Den Abend vor dem Putsch der Nationalsozialisten am 25. Juli 1934 verbrachte er in Gesellschaft von Anton Rintelen (ehemals Trn), der bei Glücken des Putsches als Bundeskanzler vorgesehen wäre.
Wolf hielt während des „Ständestaates“ intensive Kontakte mit Vertretern des Deutschen Reiches sowie der NSDAP und galt als entschiedener Verfechter der Anschlußidee. Er erklärte der Gestapo, dem „Ständestaat mit geballter Faust gedient zu haben“. Führende Repräsentanten des CV bzw. des „Ständestaates“, wie etwas Richard Schmitz (Nc) oder Robert Krasser (Nc), waren ihm gegenüber sehr distanziert.
Am 1. Januar 1938 war Wolf illegal der NSDAP beigetreten, eine formelle Aufnahme erfolgte dann nochmals – wie bei allen österreichischen „Illegalen“ – mit 1. Mai 1938. Am Spätabend des 11. März 1938 wurde er im „Anschlußkabinett“ von Arthur Seyß-Inquart zum Außenminister ernannt. Mit dem Anschluß wurde jedoch seine Ministertätigkeit rasch hinfällig. Er ging in den einstweiligen Ruhestand und lebte ab Juni 1939 zurückgezogen in Loosdorf bei Melk. Jedoch war beabsichtigt, ihm eine entsprechende Position zukommen zu lassen.
Wolf wurde am 27. Juli 1939 von einem Dienstwagen des Gauleiters Josef Bürckel abgeholt, um ihn zum Flughafen Wien-Aspern zu bringen, von wo er zu ihm in das Saarland hätte fliegen sollen. Auf der Fahrt nach Aspern verunglückte er auf der Bundesstraße 1 in Kapelln, nordöstlich von St. Pölten, infolge eines Platzens des Vorderreifens tödlich. Da die Umstände des Unfalls nie ganz geklärt wurden, kamen bald unbewiesene Gerüchte auf, der Unfall sei von den Nazis inszeniert worden.
Bei seinem Begräbnis am Salzburger Friedhof St. Peter, das auf persönliche Anordnung Hitlers wie ein Staatsbegräbnis aufgezogen wurde, war die katholisch-nationale Prominenz, wie Taras Borodajkewycz (ehemals Nc), Karl-Gottfried Hugelmann (ehemals AW), Ernst Klebel (BvBl), Theodor Veiter (ehemals Rd), Josef Peßl (AIn) aber auch Josef Klaus (Rd) vertreten.
Aufgrund seiner Funktion im Anschlußkabinett und als Mitglied der NSDAP wurde Wolf von der Austria Innsbruck am 14. Mai 1947 posthum cum infamia (c. i.) dimittiert.
Quellen und Literatur:
Plitzner, Klaus (M-D): Korporierte Vorarlberger Politiker 1848 bis 2003. Wien – Frankfurt/Main – Straßburg – Brüssel, in: Acta Studentica 149–150 (2004), S. 47–55.Behal, Brigitte: Kontinuitäten und Diskontinuitäten deutschnationaler katholischer Eliten im Zeitraum 1930–1965. Ihr Weg und Wandel in diesen Jahren am Beispiel Dr. Anton Böhms, Dr. Theodor Veiters und ihrer katholischen und politischen Netzwerke. Wien phil. Diss. 2009, S. 160–165
Email von Klaus Plitzner (M-D) vom 8. 10. 2015 an den Verfasser betreffend Todesort.