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BR Univ.-Prof. Dr. Karl-Gottfried Hugelmann

BR Univ.-Prof. Dr. Karl-Gottfried Hugelmann

Urverbindung: Austria-Wien (17.05.1902)

Bandverbindungen: Wl, Rd, NdW

Geboren: 26.09.1879, Wien
Gestorben: 01.10.1959, Göttingen (Niedersachsen)
Von der Austria Wien ausgeschlossen, Ständiger stellvertretender Vorsitzender des Bundesrates, Universitätsprofessor (Deutsche Rechtsgeschichte)

Lebenslauf:

Hugelmann wurde als Sohn des Präsidialsekretärs des Reichsgerichts Karl Hugelmann geboren, besuchte das Gymnasium in Wien-Döbling so wie das Schottengymnasium in Wien, wo er 1899 maturierte, und studierte danach an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1905), wo er der Austria beitrat (Couleurname Fink). Er war 1902 auch Mitbegründer und erster Obmann des Akademischen Lese- und Redevereins christlicher Studenten.

Nach dem Studium absolvierte Hugelmann das Gerichtsjahr und schlug vorerst die Richterlaufbahn ein. So war er von 1910 bis 1918 Bezirksrichter, zuletzt in Klosterneuburg. 1918 wurde er ins k. k. Ministerium für Volksgesundheit versetzt. Von dort wurde er ins Staatsamt für Volksgesundheit übernommen und nach dessen Auflösung Anfang 1919 in das Staatsamt für soziale Fürsorge überführt, das dann ab 1920 Bundesministerium für Soziale Verwaltung hieß, wo er bis 1924 blieb.

Neben seiner Richterlaufbahn betätigte sich Hugelmann wissenschaftlich und habilitierte sich 1909 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien für Deutsche Rechtsgeschichte. 1917 wurde die Venia legendi auf Allgemeines Staatsrecht erweitert. 1918 erhielt er den Titel eines ao. Universitätsprofessors. 1924 wurde er zum ao. Universitätsprofessor ernannt.

Ungewöhnlich war damals, daß Hugelmann in dieser Funktion 1926/27 zum Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät gewählt wurde, denn die Ernennung zum o. Universitätsprofessor erfolgte erst 1932.

Hugelmann war nach dem Ersten Weltkrieg auch politisch tätig. So war er vom 12. Mai 1921 bis zum 3. Juni 1932 Mitglied des Bundesrates (vom niederösterreichischen Landtag gewählt) und vom 24. Dezember 1923 bis zum 3. Juni 1932 dessen Ständiger stellvertretender Vorsitzender. Damit war traditionellerweise die Funktion eines Klubobmanns der christlichsozialen Bundesräte verbunden.

Hugelmann zählte zu den sog. Katholisch-Nationalen und war der führende Anschlußpolitiker der Christlichsozialen, so daß er 1933 in immer stärkere Konfrontation mit seiner Partei geriet und von ihr sowie auch aus dem ÖCV ausgeschlossen wurde. Im September 1933 veröffentlichte er in der bereits gleichgeschalteten „Academia“ einen Artikel, wo er eine Selbständigkeit Österreichs sowie dessen Neutralität strikt ablehnte.

Im Zuge der Juli-Ereignisse 1934 wurde Hugelmann festgenommen, wobei er von Klosterneuburger CVern, wo er wohnte, mißhandelt worden sein soll. Er wurde in den Ruhestand versetzt und nach einiger Zeit des Aufenthalts in einem Anhaltelager nach Deutschland abgeschoben. Noch 1934 erhielt er einen Ruf nach Münster, wo er von 1935 bis 1937 sogar Rektor war. 1947 wurde er emeritiert und war dann bis zu seinem Tod Lehrbeauftragter für Verfassungsgeschichte an der Universität Göttingen.

Werke:

(Auswahl)
Die deutsche Königswahl nach dem Corpus Iuris Canonici (1909, Habilitationsschrift).
Die Wahl Konrads IV. in Wien im Jahr 1237 (1914).
Die Geschichte der abendländischen Kaiseridee (1917).
Das Vermögen der Habsburger (1929).
Volk und Staat im Wandel deutschen Schicksals (1940).
Die Eingliederung des Sudetenlands (1941).
Der Grundgedanke unserer Verfassung in historischer Beleuchtung (1961).

Quellen und Literatur:

Academia 30 (1917/18). S. 228, und 31 (1918/19), S. 118.
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 197.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 343f.
Bezemek, Ernst–Dippelreiter, Michael: Politische Eliten in Niederösterreich. Bei biografisches Handbuch 1921 bis zur Gegenwart (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 38). Wien 2011, S. 146f.