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Vors. BR a.D. VHR i.R. Dr. Franz Hemala

Vors. BR a.D. VHR i.R. Dr. Franz Hemala

Urverbindung: Norica (20.10.1899)

Bandverbindungen: NbB

Geboren: 17.11.1877, Brünn (Mähren)
Gestorben: 17.10.1943, Wien
Vorsitzender des Bundesrates, Landtagsabgeordneter (Niederösterreich), Beamter (Niederösterreich)

Lebenslauf:

Hemala ging auf das zweite deutsche Gymnasium in Brünn, das zu dieser Zeit auch Hubert Dostal (Nc) und Josef Pultar (Nc) besuchten. 1897 gründeten sie gemeinsam dort den katholischen Jugendbund „Habsburg“. Nach der Matura im Jahr 1897 begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1902), wo er der Norica beitrat (Couleurname Manfred). Sein Leibbursch war der spätere Sektionschef Josef Halusa (Nc).

In diesen Jahren lernte Hemala auch den späteren Trientiner Reichsratsabgeordneten und späteren (1945 bis 1953) italienischen Ministerpräsidenten Alcide de Gasperi kennen, der damals in Wien studierte bzw. an der Universität tätig war und ab 1901 bis längstens 1904 bei ihm bzw. seinen Eltern in Untermiete wohnte. Hemala blieb mit de Gasperi bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden. Dadurch lernte auch Hemalas Schwiegersohn Leopold Figl (Nc) später de Gasperi persönlich kennen. Beide – nun inzwischen Regierungschefs – trafen sich 1951/52 mindestens zweimal geheim in Südtirol und Kärnten.

Nach Absolvierung des Einjährig-Freiwilligenjahres 1904 trat Hemala noch in diesem Jahr in den niederösterreichischen Landesdienst, dem er bis 1931 angehörte. Er war ab seiner politischen Funktion dienstfreigestellt, wurde aber bis zum Landes-Oberamtsrat befördert (entspricht gegenwärtig dem Rang eines wirklichen Hofrats) und erhielt den Berufstitel Hofrat verliehen.

Bereits 1897 gründete Hemala in Brünn einen Bund christlicher Arbeiter. 1908 war er am Aufbau des „Reichsbunds der christlichen Arbeiterjugend“ maßgeblich beteiligt und unterstützt im Konflikt mit Anton Orel (ehemals Nc) Leopold Kunschak (Nc EM). Gleichzeitig schrieb er für die „Reichspost“ und die „Freiheit“ („Christlichsoziale Arbeiterzeitung“). Von 1909 bis 1938 war er Vorstandsmitglied (Zentralkommission) der Christlichen Gewerkschaften Österreichs, wo er 1922 eine Jugendgewerkschaftsgruppe gründete, und leitete das Wiener Kartell.

Von 1909 bis 1914 war Hemala Bezirksrat von Wien-Meidling und von 1914 bis 1919 Gemeinderat von Wien. 1911 kandidierte er vergeblich bei den Reichsratswahlen. Von 1915 bis 1917 war er im Kriegsdienst und machte anfänglich (1915) die Niederwerfung Serbiens mit (letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Signum laudis, Karl-Truppenkreuz). Am 10. Dezember 1915 schrieb Hemala an Pultar vom Sandschak Novipazar, der von 1878 bis 1908 von k. u. k. Truppen besetzt war, einen Brief: „Wir haben ganz Serbien durchquert […]. Daß es auf diesen Rundreisen nicht ohne Kämpfe, ja auch schwere Kämpfe abging, ist wohl selbstverständlich. Es ist ja Krieg! Ich bin mit Gottes Hilfe heute noch unverwundet!“

Nach dem Krieg betätigte sich Hemala neuerlich in der Politik. 1919 kandidierte er in der Kurie Wien für den Niederösterreichischen Landtag, dem er vom 20. Mai 1919 bis zum 30. Dezember 1920 angehörte. (Wien war damals noch ein Teil Niederösterreichs.) Vom 1. Dezember 1920 bis zum 2. Mai 1934 war er von Wien entsandtes Mitglied des Bundesrates. Dessen Vorsitzender war er am 30. April 1934, als die Verfassung des „Ständestaates“ von einem „Rumpfparlament“ verabschiedet wurde.

Hemala prägte neben Leopold Kunschak (Nc EM) und Karl Drexel (Cl EM) bereits in den letzten Jahren (seit 1903) der Monarchie sowie in der Zwischenkriegszeit entscheidend die christliche Gewerkschaftsbewegung. Er starb aufgrund verfehlter ärztlicher Behandlung und ist am Meidlinger Friedhof in Wien begraben.

Werke:

Geschichte der Gewerkschaften (2. Aufl. 1930).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).
Academia 28 (1915/16), S. 491.
Die Christlichen Gewerkschaften in Österreich. Hrsg. von der Stiftung für die Pflege der Tradition der christlichen Arbeiterbewegung. Wien 1975, S. 109.
Hartmann, Gerhard (Baj): Franz Hemala, in: Katholisches Soziallexikon. Hg. von Alfred Klose (Nc), Wolfgang Mantl (Nc), Valentin Zsifkovits. Innsbruck–Graz 2. Auflage 1980, S. 1102–1103.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 212.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 2, Wien 2. Aufl. 1993, S. 269f.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995. Guiotto, Maddalena: Drei Protagonisten des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg: Alcide de Gasperi und seine Beziehungen zu Leopold Figl und Konrad Adenauer, in: Italien, Österreich und die Bundesrepublik Deutschland in Europa. Ein Dreiecksverhältnis in seinen wechselseitigen Beziehungen und Wahrnehmungen von 1045/49 bis zur Gegenwart. Hg. Michael Gehler Maddalena Guitto (= Arbeitskreis Europäische Integration. Historische Forschungen. Veröffentlichungen 8). Wien 2012, S. 134 und 141.