Lebenslauf:
Weiß wurde als Sohn eines Schulwarts geboren und wurde von Michael Paulitsch (Rd EM), dem späteren Priesterpolitiker und einer der führenden Figuren des Politischen Katholizismus, im Klagenfurter Dom getauft. Weiß absolvierte 1920 in Klagenfurt die Realschule, wo er ab 1919 bei der katholischen Pennalie Karantania (später MKV) aktiv war. Danach begann er das Studium des Bauingenieurwesens (Tiefbau) an der Technischen Hochschule in Wien (Dipl.-Ing.; Dr. techn. 1926), wo er der Rudolfina beitrat (Couleurname Totila). Mit ihm wurde gleichzeitig Josef Schoiswohl (Rd), der spätere Bischof von Graz-Seckau rezipiert. Im Sommersemester 1924 war er Senior und vertrat die Verbindung bei der Cartellversammlung in Breslau.
Nach seinem Studium trat Weiß zuerst für kurze Zeit in den Dienst der Kärntner Landesregierung, um dann Ende Mai zu den Österreichischen Bundesbahnen zu wechseln, wo er im Bahnerhaltungsdienst in Oberösterreich und in der Steiermark eingesetzt war. Im November 1934 wurde er stellvertretender Streckenleitungsvorstand. Nach dem Anschluß wurde er verhaftet und blieb bis Ende 1938 in Haft. Ein Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Nach seiner Haftentlassung war er wieder bei der Bahn tätig, zuerst in Linz, dann im „Altreich“. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er den Wiederaufbau des völlig zerstörten Bahnhofs Attnang-Puchheim (Oberösterreich), der ein wichtiger Bahnknoten ist.
Mit 7. März 1946 wurde Weiß zum Vizepräsidenten der Bundesbahndirektion Villach bestellt und leitete in dieser Eigenschaft den Wiederaufbau des Haupt- und Verschiebebahnhofs Graz sowie der Bahnhöfe Klagenfurt und Villach. Mit 1. Januar 1952 wurde er zum Präsidenten der Bundesbahndirektion Villach ernannt, in deren Zuständigkeit die Steiermark und Kärnten/Osttirol fielen. In dieser Zeit war er auch Mitglied der Staatsprüfungskommission an der Fakultät für Bauingenieurwesen der Technischen Hochschule Graz.
Weß begann nach dem Krieg auch ein politisches Engagement im Rahmen des ÖAAB bzw. der ÖVP. Am 18. November 1958 wurde er zum Landesobmann des ÖAAB Kärnten gewählt und bekleidete dieses Amt bis zum 16. September 1967. Damit war er stellvertretender Landesparteiobmann der ÖVP Kärnten. 1956 kandidierte er bei den Wahlen zum Nationalrat, wurde gewählt und gehörte ihm nach Wiederwahlen vom 8. Juni 1956 bis 30. Juni 1966 (Niederlegung) an. Sein Mandat übernahm der spätere Klagenfurter Bürgermeister Leopold Guggenberger (Rd). Von 1959 bis 1966 war Weiß Vorsitzender des Unterrichtsausschusses des Nationalrates. Durch acht Jahre hindurch war er auch Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates in Straßburg und von 1958 bis 1963 auch Mitglied des Aufsichtsrates der Österreichischen Rundfunk GmbH.
Nach der Erringung der absoluten Mehrheit für die ÖVP bei den Nationalratswahlen im Jahr 1966 war Weiß unter Bundeskanzler Josef Klaus (Rd) zum Bundesminister für Verkehr und Verstaatlichte Unternehmungen, welches Amt er vom 19. April 1966 bis zum 21. April 1970 ausübte. Die erste Zeit seiner Ministertätigkeit war von der Reform der verstaatlichten Industrie durch die Schaffung einer Holding (ÖIG, später ÖIAG) geprägt, die weitgehend sein Staatssekretär Josef Taus (Baj) organisierte. Seine Amtsführung als Minister war ansonsten effizient, aber unspektakulär. Daher findet er in allgemeinen zeithistorischen Darstellungen kaum Erwähnung. Bundeskanzler Klaus soll ihn aber als seinen „besten Minister“ bezeichnet haben.
Weiß engagierte sich auch in der Katholischen Männerbewegung sowie in der Katholischen Aktion (KA) in der Diözese Gurk-Klagenfurt, deren Präsident er ab den fünfziger Jahren war. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik wurde er am 28. September 1970 zum Präsidenten der Katholischen Aktion Österreichs gewählt, welches Amt er bis zum 2. Oktober 1976 ausübte. Kurz vor Beginn seiner Amtszeit wurde der Österreichische Laienrat gegründet, in dem neben der KA auch die anderen katholischen Verbände vertreten sind.
Von 1971 bis 1973 fand auch der Österreichische Synodale Vorgang statt, der die Beschlüsse des II. Vatikanums umzusetzen versuchte. Zu seinem Abschluß wurde 1973 in Wien ein Katholikentag veranstaltet. In der Amtszeit von Weiß begannen auch die politischen Auseinandersetzungen um die sog. „Fristenlösung“, bei der sich die KA und die katholischen Verbände, so auch der ÖCV, engagierten. Weiß agierte als KA-Präsident eher zurückhaltend und mischte sich in dem damals nach wie vor schwelenden Konflikt zwischen KA und CV bzw. den katholischen Verbänden kaum ein.
Weiß war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindungen Ostgau Wien und Tauriskia Villach. 1991 gründete er die Komturei des Ordens vom Heiligen Grab in Klagenfurt und war bis zu seinem Tod deren Leitender Komtur. Er wurde auf dem Friedhof Klagenfurt-Annabichl begraben (III/15/W/7).
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 12. 4. 2020.Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 640.
Meine persönliche Geschichte mit Rudolfina. Im Gespräch mit Bbr. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ludwig Weiß v. Totila in: Kontakt. Zeitschrift der Rudolfina, 28. Jahrgang, Nr. 3, September 1994, S. 6–10.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 586