Lebenslauf:
Paulitsch wurde als Sohn eines Bergbauern geboren. Nach der Absolvierung der Volksschule und des Gymnasiums trat er 1894 in das Klagenfurter Priesterseminar ein und studierte an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. Nach der Priesterweihe im Jahr 1898 war er einige Zeit Kaplan in Wolfsberg und am Dom zu Klagenfurt.
Ab 1900 war Paulitsch in der Christlichsozialen Bewegung aktiv und engagierte sich im katholischen Verbandswesen, hier besonders bei den Arbeitervereinen. Wie bereits vor ihm Konrad Walcher (Rd EM) schlug auch er zuerst die journalistische Laufbahn ein. Nach entsprechenden Praktika in Wien, Graz und auch in Deutschland wurde er am 1. Januar 1912 als Nachfolger Walchers Chefredakteur des „Kärntner Tagblatts“. Dieses konnte er – auch finanziell – reorganisieren.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann die eigentliche politische Tätigkeit von Paulitsch. Bereits am 11. November 1918 wurde er in die Vorläufige Landesversammlung entsandt, der er bis 4. Juli 1921 angehörte und die ihn zum Vizepräsidenten wählte. Während der Kärntner Abwehrkämpfe in den Jahren 1918 bis 1920 beteiligte er sich dabei aktiv publizistisch. 1919 kandidierte er dann bei den Wahlen für die Konstituierende Nationalversammlung sowie 1920 bei den für den Nationalrat und gehörte diesen vom 4. März 1919 bis zum 19. Februar 1934 an. 1931 wurde er zum Landesobmann der Christlichsozialen Partei Kärntens gewählt. 1933/34 legte er dann aufgrund des Beschlusses der Österreichischen Bischofskonferenz über den Rückzug der Priester aus der Politik alle seine politischen Funktionen nieder, behielt aber jedoch seine Funktion als Chefredakteur bei.
Im März 1933 – nach der sog. „Selbstausschaltung“ des Parlaments – vertrat Paulitsch gegenüber Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) und in seiner Zeitung vehement die Auffassung für eine endgültige Ausschaltung des Nationalrats und für eine autoritäre Regierung. 1936 wurde er als Vertreter der Bundesländerzeitungen in die Österreichische Pressekammer berufen und war dort bis 1938 deren Vizepräsident.
Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus wurde Paulitsch trotz kurz vorher stattgefundener Nierenoperation gleich nach dem Anschluß vom 12. März 1938 bis August 1940 in Haft genommen. Nach seiner Freilassung erhielt er ein Gauverbot und mußte sich dann in Altötting (Bayern) zwangsweise aufhalten. Nach dem Krieg kehrte er nach Klagenfurt zurück und verbrachte dort die letzten Lebensjahre.
Walcher und der drei Jahre jüngere Paulitsch, die sich vom Studium bzw. dem Priesterseminar her kannten und die beide aus derselben Gegend (Lavanttal) stammten, waren die beiden führenden Persönlichkeiten der Christlichsozialen Partei in Kärnten vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Daß beide Priester waren, lag in dem Umstand begründet, daß im nationalliberalen Milieu Kärntens, wo es auch keine Universität gab, der Aufbau einer katholisch-akademischen Führungsschicht kaum möglich war. Somit mußten dort vermehrt als anderswo Priester diese Rolle einnehmen. Der Politische Katholizismus hatte es zwischen der nationalliberalen und später der ebenfalls dominanten sozialdemokratischen Grundstimmung im Land schwer – was sich im Grunde bis in die Gegenwart nicht geändert hat. Die Ehrenmitgliedschaftsverleihungen der Rudolfina an Walcher und Paulitsch begründeten bei ihr eine gewisse „Kärntner Tradition“.
Paulitsch war auch Mitglied der MKV-Verbindung Karantania Klagenfurt und erhielt den Titel eines Päpstlichen Ehrenkämmerers (Monsignore).
Quellen und Literatur:
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 7, Wien 1978, S. 353.Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 423.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 453f.
Siegl, Rudolf: Die Abgeordneten zum Kärntner Landtag 1848 – 1938. Sozialprofil–Karrieren–Landtagstätigkeit–„Vernetzungen“, Klagenfurt phil. Diss. 2022.