Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Karasek wurde als Sohn eines Kürschners geboren und absolvierte das Piaristen-Gymnasium in Wien. Nach der Matura 1942 wurde er zur Deutschen Wehrmacht einberufen und geriet in Gefangenschaft, aus der er 1946 heimkehrte. Danach studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1950), wo er der Norica beitrat (Couleurname Bambi). Sein Leibfuchs war Alfred Klose (Nc).
Im Wintersemester 1948/49 war Karasek unter dem Seniorat von Otto Bernau Fuchsmajor. Im Sommersemester 1950 war er selber Senior. Ab 1950 war er Initiator und Organisator der Fußwallfahrten der Norica und in der Folge des WCV von Wien nach Mariazell. Nach seiner Promotion studierte er Internationales Recht in Paris und trat danach in den diplomatischen Dienst.
KARASEK ALS DIPLOMAT UND AUSSENPOLITIKER
1952/53 war Karasek Sekretär von Bundeskanzler Leopold Figl (Nc), ab 1953 von Bundeskanzler Julius Raab (Nc). Ab 1956 war er an den österreichischen Botschaften in Paris und ab 1960 in Moskau tätig. Von 1964 bis 1966 war er Kabinettschef von Bundeskanzler Josef Klaus (Rd). Inzwischen zum ao. Gesandten und bev. Minister (Ministerialrat) ernannt, leitete er von 1966 bis 1970 die Sektion für Kulturelle Auslandsbeziehungen im Unterrichtsministerium.
Nachdem Karasek bereits früher schon als Staatssekretär im Außenministerium und Kandidat für die Nationalratswahlen im Gespräch war, gelang ihm 1970 der Einzug in den Nationalrat, dem er vom 31. März 1970 bis zum 2. Oktober 1979 angehörte. Dort wurde er außenpolitischer Sprecher der ÖVP. Es war dies für ihn in der Zeit von Bundeskanzler Bruno Kreisky keine leichte Aufgabe, dessen außenpolitischen Kapriolen eine gewisse Ernsthaftigkeit gegenüberzustellen.
Es war daher ehrenvoll, daß 1979 mit Karasek nach dem früheren Außenminister (1966–1968) Lujo Toncic-Sorinj zum zweiten Mal ein Österreicher zum Generalsekretär des Europarates bestellt wurde. In der Zeit des Kalten Krieges und der noch nicht in der heutigen Form bestehenden EU war der Europarat eine wichtige außenpolitische Plattform. Dieses Amt bekleidete er bis 1984.
KARASEK UND DIE ARBEITSGEMEINSCHAFT KATHOLISCHER VERBÄNDE
Die eigentliche historische Leistung Karaseks lag jedoch auf einem anderen Gebiet. Er erkannte die Notwendigkeit der Sammlung der unabhängigen katholischen Verbände Österreichs als Gegengewicht zu der von der Hierarchie abhängigen Katholischen Aktion (KA).
Im Jahr 1954 gründete Karasek die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) und war deren erster Präsident. Wegen seines diesbezüglichen Engagements war er zeitweise einer starken innerkirchlichen Kritik sowie einer solchen seitens jener Teile des Episkopats ausgesetzt, die unbedingte Anhänger der KA waren. Nach seiner Zuteilung an die österreichische Botschaft in Paris im Jahr 1956 legte er sein Präsidentenamt zurück, sein Nachfolger wurde der Chefredakteur des „Kleinen Volksblattes“ Franz Grössl (Am). In den sechziger Jahren war Karasek als Nachfolger von Franz Baumgartner (Nc) Vorsitzender des Altherrenlandesbundes Wien.
Nach seiner Rückkehr aus dem diplomatischen Auslandsdienst war er ab 1967 wieder bis 1976 Präsident der AKV und spielte in dieser Eigenschaft eine wichtige Rolle beim synodalen Prozeß nach dem II. Vatikanum (Wiener Diözesansynode, Österreichischer Synodaler Vorgang) und der damit verbundenen Betonung der Gleichberechtigung der katholischen Verbände mit der KA.
Nach seiner Rückkehr vom Europarat nach Wien begann er mit dem Studium der Theologie. Sein Sohn Georg Karasek (Nc) war in der Hochschulpolitik tätig und 1976/77 Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft. Sein Enkel ist Florian Karasek (ursprünglich Rg, dann Nc).
Karasek starb nach kurzem, schwerem Leiden und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Die dortige Einsegnung nahm der Eisenstädter Bischof Stephan László (A-P EM) vor.
Werke:
Österreichs Aufgaben – Österreichs Chance. Ein Beitrag zur österreichischen Außenpolitik (1965).Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).Österreichische Academia 37 (1986), H. 2, 9.
Agstner, Rudolf–Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky. Biographisches Handbuch des Höheren Auswärtigen Dienstes 1918 bis 1959. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 2009, 605.
Hartmann, Gerhard (Baj): Treu zu Gott und Vaterland. Die Geschichte des CV in Österreich. Kevelaer 2023, 821 – 825, 840, 842, 845, 884, 955.