Lebenslauf:
Baumgartner wurde als Sohn eines Bahnbeamten geboren und besuchte das Stiftsgymnasium in Melk (Niederösterreich), wo er 1923 der katholischen Pennalie (später MKV) Nibelungia beitrat, deren zweimaliger Senior er war. Seine Klassenkollegen waren der spätere Erzbischof von Wien, Franz Kardinal König (Rd EM), mit dem er dann lebenslang befreundet war, sowie der spätere Senatspräsident des Verwaltungsgerichtshofes Gustav Kaniak (ehemals Nc).
Nachdem Baumgartner 1927 mit Auszeichnung die Matura abgelegt hatte, begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1932), wo er der Norica beitrat (Couleurname Totila). Einer seiner Leibfüchse war Hermann Withalm (Nc). Von Anfang 1932 bis Mitte 1934 absolvierte er die Gerichtspraxis und trat dann am 27. Juni 1934 in den niederösterreichischen Landesdienst. 1936 ehelichte er die ältere Schwester seines Leibfuchsen Withalm.
Baumgartner tat zuerst Dienst an der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf und war dann ab Ende Juli 1937 Sekretär des Regierungsdirektors (entsprach dem Landesamtsdirektor) Josef Schlüsselberger (Nc) in der Landeshauptmannschaft in Wien. Nach dem Anschluß im März verblieb er vorerst im Landesdienst und wurde im Oktober 1938 der Bezirkshauptmannschaft Pöggstall zugeteilt, die von 1899 bis 1939 bestanden hatte. Mit Ende Ende Januar 1939 wurde er aufgrund der Verordnung über die Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums vom 31. Mai 1938 mit Dreiviertel der Abfertigung in den Ruhestand versetzt. In der Folge wurde er auch von der Gestapoleitstelle Wien am Morzinplatz verhört.
Danach konnte Baumgartner bei einem Wiener Rechtsanwalt arbeiten und wurde im Juni 1940 zur Deutschen Wehrmacht einberufen. 1941 gelang es ihm, in das Grunderwerbsbüro für den Reichsautobahnbau in Linz versetzt zu werden. Nach seiner Erzählung wurde er von einem General befragt, ob er tatsächlich bei der „siegreichen Deutschen Wehrmacht“ nicht mehr dienen wolle, was er bejahte. Anfang Januar 1942 wurde er wieder rückbeordert und im Mittelabschnitt der Ostfront eingesetzt. Nach einer Verwundung Anfang August an der Wolga verbrachte er den Winter 1942/43 in Frankreich und wurde dann 1943 bei Charkow eingesetzt. 1944 wurde er nach Prag zum Baubevollmächtigten und anderen Dienststellen versetzt.
Mit 11. Juni 1945 trat Baumgartner wieder in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung und wurde von Landeshauptmann Leopold Figl (Nc) gleich mit der provisorischen Leitung der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf betraut. Die definitive Ernennung zum Bezirkshauptmann erfolgte mit 23. September 1949. Das war eine schwierige Aufgabe für ihn, denn zum einen ging es um die Beseitigung der Kriegsfolgen, zum anderen war Niederösterreich sowjetisch besetzt, was wiederum spezielle Probleme verursachte. 1949 vertrat er zeitweise zusätzlich den Sicherheitsdirektor für Niederösterreich. Im Oktober 1950 erlebte er in Gänsterndorf den sog. „Kommunistenputsch!, Mit 1. Januar 1954 wurde er zum wirklichen Hofrat ernannt.
Bereits 1946 wurde beschlossen, die nach dem Anschluß vorgenommene Einverleibung niederösterreichischer Gemeinden zu Groß-Wien weitgehend rückgängig zu machen, jedoch wurde dieser Beschluß erst mit 1. September 1954 umgesetzt. Im Zuge dessen wurde der Bezirk Wien-Umgebung geschaffen und Baumgartner unter diesem Datum zum ersten Bezirkshauptmann ernannt. Im Sommer 1954 kam es im Raum Wien durch ein unerwartetes Hochwasser zu Überschwemmungen größeren Ausmaßes, im Zuge dessen sich Baumgartner besonders engagierte und eingesetzt hat, denn sein alter wie auch sein neuer Bezirk waren davon besonders betroffen. Durch sein entschlossenes und persönliches Eingreifen konnten größere Schäden an Wohnungen und am Viehbestand vermieden werden.
Nachdem Baumgartner den geographisch zersplitterten Bezirk Wien-Umgebung aufgebaut hatte, wurde er mit 12. Februar 1962 zum Präsidialvorstand des Amtes der niederösterreichischen Landesregierung und mit 1. Juli 1962 zum vortragenden Hofrat (Dienstklasse IX) ernannt. Mit Wirksamkeit vom 1. Januar 1965 erfolgte seine Bestellung zum Landesamtsdirektor. Ende 1973 ging er in den Ruhestand, sein Nachfolger als Landesamtsdirektor wurde Georg Schneider sen. (AW).
In der Begründung des Antrags für die Verleihung des Großen Silbernen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich heißt es: „Landesamtsdirektor Dr. Franz Baumgartner ist eine überragende Beamtenpersönlichkeit und hat sich weit über das Land Niederösterreich hinaus unter der führenden Beamtenschaft großes Ansehen und einen ausgezeichneten Ruf erworben. Sein profundes Fachwissen auf juristischem Gebiet, seine integre persönliche Haltung und Geradlinigkeit sowie seine Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft befähigen ihn in hervorragender Weise zur Ausübung des Amtes des höchsten Beamten des Landes Niederösterreich. Viele Neuerungen auf dem Gebiet der Verwaltungsreform und viele Maßnahmen zur Stärkung der Leistungsfähigkeit des Verwaltungsapparates gehen auf seine Initiative zurück.“
Baumgartner engagierte sich auch im CV. Im Zuge des Wiederaufbaus des ÖCV nach 1945 wurde er zum einen Vorsitzender des Bezirkszirkels Gänserndorf, zum anderen 1949 Vorsitzender des Altherrenlandesbundes Niederösterreich. Dieses Amt legte er aber aus beruflichen Gründen 1951 zurück. Zu seinem Nachfolger schlug er seinen Leibfuchsen und Schwager Hermann Withalm (Nc) vor. Gegen Ende 1952 erkrankte der Vorsitzende der Altherrenschaft des ÖCV, Robert Krasser (Nc), schwer und konnte sein Amt nicht mehr ausüben. Krasser berief praeter legem zuerst Withalm zum geschäftsführenden Vorsitzenden. Durch dessen 1953 erfolgte Wahl in den Nationalrat legte Withalm bei der Cartellversammlung desselben Jahres diese Funktion zurück und schlug dafür Baumgartner als Nachfolger vor, der es dann auch wurde. Aber dieser trat Ende des Jahres 1953 ebenfalls wegen beruflich-familiärer Gründe zurück. Von 1959 bis 1965 war er Mitglied des Philisterausschusses der Norica. Nach 1961 war er einige Jahre Vorsitzender des Altherrenlandesbundes Wien. Sein Nachfolger in dieser Funktion wurde Franz Karasek (Nc).
1949 wurde Baumgartner zum Mitglied des Diözesankirchenrates ernannt, der für die Finanzaufsicht zuständig war. Damit begann sein kirchliches Engagement, das dazu führte, daß er im Januar 1955 zum Präsidenten der Katholischen Aktion (KA) der Erzdiözese Wien ernannt wurde, welches Amt er dann bis 1961 bekleidet hatte. In seine Amtszeit fiel der Wiener Katholikentag des Jahres 1958, dessen Thema „Die soziale Verantwortung des Christen in der modernen Gesellschaft“. Die Abschlußveranstaltung fand im Wiener Stadion statt, Redner dort war der damalige Staatssekretär im Finanzministerium Hermann Withalm.
Obwohl es damals Konflikte zwischen dem CV und der KA gegeben hatte, gab es gleichzeitig eine Reihe von CVern, die sich in der KA bzw. in deren Gliederungen in Führungsstellen betätigten. Neben Baumgartner waren das z. B. noch Hans Kriegl (NbW) als Präsident der gesamtösterreichischen KA (1958 bis 1964), Alois Bruneder (Aa) als KA-Präsident der Diözese Linz (1950 bis 1962) und Anton Musger (Nc) als KA-Präsident der Diözese Graz-Seckau (ab 1953 für einige Jahre).
Baumgartner hatte für eine Vermittlungsrolle zwischen CV und KA den zusätzlichen Vorteil, daß er zum einen ein Jugendfreund von Kardinal König und der Schwager von Withalm war, der von 1954 bis 1960 die Funktion eines Vorsitzenden der Altherrenschaft des ÖCV bekleidete. So kam es auf Initiative des Vorsitzenden der Verbandsführung Eduard Chaloupka (Baj) 1960 zu Gesprächen zwischen den sowohl bei der KA , als auch bei der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) tätigen CVer, an denen u. a. auch Baumgartner teilgenommen hatte. Sein Nachfolger als Präsident der Wiener KA wurde Robert Morawek (NdW).
Baumgartner war Mitbegründer der MKV-Verbindungen Leopoldina Gänserndorf (1950) sowie Austria Purkersdorf (1959) und wurde in Gaweinstal begraben. Die Einsegnung dort nahm Weihbsichof Helmut Krätzl vor. Kardinal König zelebrierte einen Trauergottesdienst in der Pfarrkirche St. Anton (Wien-Fünfhaus), wo Baumgartner in Wien zuständig war. Seine Frau überlebte ihn um 27 Jahre und wurde 101 Jahre alt.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 3. 4. 2019)Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 26. 3. 2019)
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 521, 545, 556f. und 733.
Kathpreß, 6. 2. 1984.