Lebenslauf:
Schlüsselberger absolvierte 1900 das Gymnasium Seitenstetten und begann danach das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1905), wo er der Norica (Couleurname Wolfram) beitrat. Nach Beendigung des Studiums trat er in den Dienst der autonomen niederösterreichischen Landesverwaltung, wo er ab 1906 im Präsidialbüro des Landesausschusses tätig war (Vorform der Landesregierung). Im Ersten Weltkrieg war er beim Wiener k. k. Landwehr- bzw. Schützenregiment Nr. 1 (letzter Dienstgrad: Leutnant der Reserve; Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille I. Klasse, bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz).
Nach dem Krieg war Schlüsselberger wieder in der nunmehrigen niederösterreichischen Landesregierung tätig. Dort engagierte er sich bei der Interessensvertretung der Landesbeamten. Von 1922 bis 1932 war er Leitungsmitglied des Bundes der niederösterreichischen Landesangestellten und Obmann des Vereins der niederösterreichischen Konzeptsbeamten. In der Landesregierung war er zuerst im Gemeindereferat tätigt, 1932 wurde er mit dem Referat für Finanzangelegenheiten betraut.
Bereits vor 1931 vortragender Hofrat (höchste Beamtenklasse) wurde Schlüsselberger am 6. Juli 1933 zum niederösterreichischen Landesamtsdirektor ernannt. Er trat dieses Amt in der Transformations- bzw. Umgestaltungsphase zwischen Republik und „Ständestaat“ an und war an der Schaffung der neuen niederösterreichischen Landesverfassung sowie des neuen Geschäftsordnungsgesetzes des Landtags maßgeblich beteiligt. Als höchster Landesbeamter war er in die laufenden politischen Angelegenheiten stark involviert. Im „Ständestaat“ wurde der Landesamtsdirektor in Regierungsdirektor unbenannt.
Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Schlüsselberger seines Amtes enthoben und mit 31. März 1938 in den dauernden Ruhestand versetzt. Ende Januar 1939 erfolgte seine Entlassung ohne Anspruch auf Ruhegenuß.
Nach dem Krieg wurde Schlüsselberger rehabilitiert und stellte sich – obwohl bereits im Pensionsalter – für den Wiederaufbau Österreichs zur Verfügung. Am 28. November 1945 wurde er zum Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichtshofes und am 14. November 1947 zu dessen Präsidenten ernannt. In dieser Eigenschaft war er maßgeblich am Aufbau der Verwaltungsgerichtsbarkeit nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. Diese Funktion übte er bis zum 31. Dezember 1950 aus.
Die Schwester seiner Ehefrau ehelichte Franz Hemala (Nc). Dessen Tochter war wiederum mit Leopold Figl (Nc) verheiratet. Schlüsselbergers älteste Tochter hingegen ehelichte Ernst Marboe (Baj). Schlüsselberger wurde auf dem Meidlinger Friedhof begraben (4/4/3).
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 15. 11. 2017). Von dort stammt auch das Bild.Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 24. 10. 2017).
Niederösterreich im 20. Jahrhundert: Politik. Hg. von Stefan Eminger. Wien 2008, S. 183.
Eminger, Stefan: Theresianisten, CVer, Burschenschafter. Spitzenbeamte in Niederösterreich 1918 – 1934 – 1938 – 1945, in: Biographien und Zäsuren, Österreich und seine Länder. 1918 – 1933 – 1938. Linz 2011, S. 250