Lebenslauf:
Kriegl wurde als Sohn eines Landwirts geboren und absolvierte 1935 das Realgymnasium der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf und begann danach für das gymnasiale Lehramt das Studium der Klassischen Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil.), wo er der Nibelungia beitrat (Couleurname Rüdiger). Sein Leibbursch war Anton Burghardt (NbW). Im Wintersemester 1937/38 war er Senior und in dieser Zeit auch im Wiener Katholisch-Deutschen Hochschulausschuß (KDHA) aktiv, wo er u. a. gemeinsam mit seinem Leibbursch wegen einer Eingliederung des KDHA in die damalige Katholische Aktion (KA) verhandelte. Im März 1938 versteckte er die Fahne sowie sonstiges Gut der Nibelungia auf dem elterlichen Hof, die aber im April 1945 von der Sowjetarmee zerstört wurden.
Nach dem Krieg war Kriegl ab 1946 Gymnasialprofessor am Bundesgymnasium in Wien-Mariahilf (Amerlinggasse). 1959 wurde er zum Direktor des Bundesgymnasiums in Wien-Hietzing (Fichtnergasse) ernannt, dessen Um- und Ausbau er leitet, wofür er den Berufstitel Hofrat erhielt. 1969 wurde er als Ministerialrat ins Unterrichtsministerium berufen, übte aber diese Funktion wegen seines frühen Todes nicht lange aus.
Kriegl engagierte sich nach dem Krieg in der Katholischen Aktion (KA) und wurde am 18. November 1958 zum Präsidenten der KA Österreichs gewählt, welche Funktion er bis zum 1. Oktober 1964 bekleidete. In dieser seiner Amtszeit fielen die Vorbereitungen für das II. Vatikanische Konzil sowie dessen Eröffnung im Herbst 1962, das zu einer Aufbruchstimmung in der katholischen Kirche führte.
Der Höhepunkt seiner KA-Präsidentschaft war wohl der Österreichische Katholikentag vom 1. bis 3. Juni 1962 in Salzburg, der unter dem Motto „Löscht den Geist nicht aus!“ stand und von dem bekannten Konzilstheologen Karl Rahner geprägt wurde. Kriegl wurde Präsident des Katholikentages, der keine Massenveranstaltung war wie jene davor und danach, sondern eine Delegiertenversammlung. Die Festrede bei der Schlußveranstaltung hielt Kriegl. Zur Vorbereitung des Katholikentags wurden Arbeitskreise errichtet, bei denen zahlreiche CV mitarbeiteten, so u. a. Anton Burghardt (NbW), Hugo Hantsch (Fd), Felix Hurdes (NbW EM), August Maria Knoll (NbW), Karl Kummer (Aa), René Marcic (R-J), Hans Schmitz (Nc), Wolfgang Schmitz (Nc) und Alfred Klose (Nc).
In Kriegls Amtszeit als KA-Präsident fielen auch die Auseinandersetzungen um die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), deren Mitglied der ÖCV war. Seitens der KA nahm man zur AKV eine ablehnende Haltung ein. Auf Initiative des Vorsitzenden der Verbandsführung bzw. des ÖCV-Beirates, Eduard Chaloupka (Baj), kam es am 19. Oktober 1960 zu einem Treffen, zu der die maßgeblichen Funktionäre der KA und der AKV, die CVer waren, geladen wurden. Daran nahmen neben den ÖCV-Funktionären noch teil: Kriegl als Präsident der KA Österreichs, Franz Baumgartner (Nc), Präsident der KA Wien, Robert Morawek (NdW), Mitglied des KA-Präsidium Wien, Willibald Plöchl (Nc EM), Präsident der AKV, und Alfred Kostelecky (Rd), Sekretär der Bischofskonferenz. Das war zweifelsohne eine bemerkenswerte Versammlung: Auf dem Boden des ÖCV trafen sich die Exponenten der KA, der AKV und der Bischofskonferenz, die alle CVer waren.
Da dieses Treffen keine nennenswerten Ergebnisse brachte, fand am 13. März 1961 neuerlich eine solche Aussprache statt. Seitens der KA nahmen Kriegl sowie Morawek, der Nachfolger Baumgartners als Präsident der Wiener KA, und seitens der AKV Plöchl und deren Generalsekretär und spätere ÖVP-Politiker Günther Wiesinger (NdW), teil. Auch diese Sitzung brachte keine Ergebnisse, so daß Chaloupka nichts anderes übrig blieb, als die Vertreter der KA und der AKV zu ersuchen, in Hinkunft jegliche Reibungsflächen zu vermeiden.
Nach seinem Ausscheiden als KA-Präsident war Kriegl als Vertreter der Religionsgemeinschaften von 1966 bis zu seinem Tod Mitglied des Aufsichtsrates des reformierten ORF. 1969 wurde er auch zum Mitglied der Wiener Diözesansynode berufen.
Kreigl starb in relativ jungen Jahren an einem kurzen und heimtückischen Leiden und wurde in seinem Geburtsort Franzensdorf begraben. Am 1. März 1971 zelebrierte für ihn Franz Kardinal König (Rd EM) im Wiener Stephansdom ein Requiem.
Werke:
(Mitherausgeber) Kirche in Österreich 1918–1965. Zwei Bände (1966/1967)Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Nibelungia (Mitteilung Gottfried Mazal, 3. 4. 2016; Trauerrede für Hans Kriegl von Anton Burghardt, 1971).kathpress Nr. 43, 22. 2. 1971, S. 1.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 248, 545, 555–557, 651 und 660.
Festschrift 75 Jahre Ninelungia 1908 – 1913. Hg. von Wolfgang Mazal (= Nibelungen-Kurier, Sonderheft). Wien 1983, S. 32.