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Gen.-Dir. Univ.-Prof. i.R. Dr. Hans Schmitz

Gen.-Dir. Univ.-Prof. i.R. Dr. Hans Schmitz

Urverbindung: Norica (03.10.1916)

Geboren: 25.02.1897, Wien
Gestorben: 20.03.1970, Wien
Universitätsprofessor (Arbeits- und Sozialrecht), Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten

Lebenslauf:

HERKUNFT, ERSTER WELTKRIEG UND AUSBILDUNG

Schmitz (offizieller Vorname Johannes Alex) wurde als vorletztes Kind von insgesamt 14 Kindern eines ursprünglichen Fleischhauers und dann Waagmeisters der Gemeinde Wien geboren. Die Familie, die aus Nordmähren stammte, zog 1888 zuerst nach Göß (Leoben, Steiermark) und dann 1889 nach Wien, wo sie zunächst und dann wieder spätestens ab 1897 in Favoriten wohnte. Schmitz besuchte von 1903 bis 1907 die Volksschule in Wien-Favoriten (Keplergasse) und dann das Elisabeth-Gymnasium in Wien-Margareten (Rainergasse). 1912 trat er der katholischen Pennalie Herulia bei und war auch bei der Marianischen Kongregation (Congregatio academica) aktiv. Kurz vor seiner Matura rückte er Mitte Juli 1915 als Einjährig-Freiwilliger zum k. u. k. Infanterieregiment Feldmarschall Heinrich Frhr. von Heß Nr. 49 ein, das seinen Ergänzungsbezirk in St. Pölten hatte. Während eines Kurzurlaubs im Oktober 1915 legte er die Matura ab.

Danach besuchte Schmitz einen Reserveoffiziersaspirantenkurs zuerst in Bruck/Leitha und dann von Mitte März 1916 bis Mitte Mai einen solchen bei der Armee-Ausbildungsgruppe Wladimir-Wolinsky (Volodymyr Volynsky) in Galizien, die in den „Letzten Tagen der Menschheit“ von Karl Kraus Erwähnung gefunden hat. Danach kam er an die russische Front und wurde im Rahmen der Brussilow-Offensive bereits am 20. Juni 1916 bei Nievozin (Galizien) verwundet. Er war dann bis Januar 1917 rekonvaleszent und trat während dieser Zeit der Norica bei (Couleurname Reinhardt). Sein Leibbursch war Gustav Blenk (Nc), seine Leibfüchse waren u. a. Theodor Schöberle (Nc) und Gustav Weigel (Nc). Danach wurde er zum k. u. k. Infanterieregiment General der Kavallerie Viktor Dankl Nr. 53, dem Agramer Hausregiment, versetzt, mit dem er Anfang Juli 1917 die Kerenski-Offensive erlebte. Im Zuge derer wurde er am 21. Juli 1917 leicht verwundet. Im August 1917 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert und im Mai 1918 an die italienische Front verlegt, wo er an der letzten Offensive der k. u. k. Armee teilnahm. Im November 1918 wurde er demobilisiert (Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille I. Klasse, Karl-Truppenkreuz, Verwundetenmedaille).

IM VOLKSBUND UND IM STÄNDESTAAT

Im Oktober 1918 begann Schmitz das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1922). Noch im November 1918 wurde er zuerst halbtags angestellter Referent für Sozialpolitik in der Wissenschaftlichen Zentralstelle des Volksbundes der Katholiken Österreichs. Sein älterer Bruder Richard Schmitz (Nc), später Vizekanzler und Bürgermeister von Wien, war dort Direktor, Generaldirektor war Jakob Fried (Am). (Über den Volksbund Näheres bei den Biographien von R. Schmitz und J. Fried.) Dort entfaltete er eine rege Tätigkeit als Vortragender und Publizist. Nach Beendigung seines Studiums wurde Schmitz 1922 Leiter der sozialpolitischen Abteilung des Volksbundes. Von 1923 bis 1936 war er auch Redakteur der vom Volksbund herausgegebenen Zeitschrift „Volkswohl“ (Katholische Monatsschrift für Volksbildung, Kultur- und Gesellschaftsreform). Mit seinem Bruder organisierte er die „Katholisch-sozialen Tagungen“ von 1929 und 1931. Sein soziales Engagement orientierte sich am Vorbild von Bundeskanzler Ignaz Seipel (Nc EM) und am sozialen Realismus der Mönchengladbacher Richtung. Gemeinsam mit seinem Bruder Richard Schmitz, Josef Dobretsberger (Cl) u. a. vertrat er einen „christlichen Solidarismus“.

Als im Zuge des Februaraufstandes von 1934 die Sozialdemokratische Partei verboten wurde, mußten zahlreiche von ihr besetzte Funktionen neu vergeben werden, darunter auch jene bei den 1920 gegründeten Arbeiterkammern. Schmitz wurde aufgrund seiner bisherigen Expertise mit April 1934 Erster Sekretär der Arbeiterkammer für Wien, Niederösterreich und das Burgenland, der größten ihrer Art, was einem nunmehrigen Kammeramtsdirektor entsprach, und damit auch Generalsekretär des Österreichischen Arbeiterkammertages sowie Erster Sekretär des Gewerkschaftsbundes der österreichischen Arbeiter und Angestellten, der Anfang März 1934 anstelle der bisherigen sozialdemokratisch orientierten Freien Gewerkschaften und anderer parteipolitisch orientierter Gewerkschaften (z. B. Christliche) errichtet wurde. Damit bekleidete Schmitz eine wichtige Funktion in der zweiten Reihe des Systems des „Ständestaates“ ab 1934. Erste Sekretäre von Arbeiterkammern waren auch Alfred Maleta (Cl) für Oberösterreich, Peter Krauland (ehemals AW) für die Steiermark und Franz Latzka (Rd) für Kärnten.

Mit 1. Januar 1936 gab Schmitz diese Funktionen auf und wechselte zuerst als Regierungskommissär und dann als Generalsekretär zur Versicherungsanstalt der Angestellten, womit deren oberste Verwaltungsfunktion gemeint ist. Diese Versicherungsanstalt war für die Pensionen der Angestellten zuständig, die es in Österreich ab 1906/07 gab.

ANSCHLUSS UND ZWEITER WELTKRIEG

1938 wurde Schmitz nach dem Anschluß durch das nationalsozialistische Deutsche Reich von diesem Posten entfernt, war eine Zeitlang arbeitslos, dann kurz als Rechtskonsulent bei der Caritas und ab 1. Mai 1939 bei der Steuerberatungsgesellschaft Solidaris Treuhand GmbH (Berlin) tätig, deren Klientel hauptsächlich kirchliche Einrichtungen waren, die seit dem Anschluß steuerpflichtig waren. Dort war auch Carl Habich (Nc) tätig.

Im Juli 1940 wurde Schmitz zur Luftwaffe eingezogen, war zuerst bei einem Flugplatz in Parndorf (Burgenland) und wurde im September 1940 nach Finnland in den Raum Rovaniemi versetzt, wo er bis Dezember 1941 blieb. Dort war er u. a. für das auf der Eismeerstraße (Verbindung nach Norwegen) fahrende Personal der Luftwaffe zuständig. Für eine Vertragsregelung betr. Kfz-Schäden mit der finnischen Regierung erhielt er einen finnischen Orden. Einige Zeit verbrachte er auch in Kirkenes (Norwegen). Anschließend kam er nach Münster und von dort dann zu einer Munitionskompanie nach Felixdorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land, Niederösterreich). 1943 und 1944 konnte er über Vermittlung von Anton Widmann (Wl), nach 1945 erster Generalsekretär der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, ohne Erlaubnis des Reichssicherheitshauptamtes seinen Bruder Richard im KZ Dachau besuchen. Schließlich kam er zu einem Luftwaffenlager in Wien-Auhof, wo er das Kriegsende erlebte (letzter Dienstgrad Hauptmann).

KARRIERE BEI DER PENSIONSVERSICHERUNGSANSTALT UND AUF DER UNIVERSITÄT

Nach dem Krieg wurde Schmitz als vorläufiger Verwalter der Angestelltenversicherung wieder eingesetzt und widmete sich der Wiedererrichtung und Neuorganisierung dieses Instituts. Nach Wiederherstellung der Selbstverwaltung in der österreichischen Sozialversicherung wurde er zum Leitenden Angestellten (Generalsekretär) der nunmehrigen Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten (PVA) ernannt. In der Folge erhielt er den Titel Generaldirektor.

Noch 1945 verfaßte Schmitz gemeinsam mit Alfred Missong (NbW EM) die „Programmatischen Leitsätze“, das erste Parteiprogramm der gerade gegründeten ÖVP. Neben seinen beruflichen Aufgaben widmete sich Schmitz auch einer wissenschaftlichen Tätigkeit auf dem Gebiet des Arbeits- und Sozialrechts. Auf Anregung des damaligen Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes Ludwig Adamovich sen. habilitierte er sich 1948 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien für dieses Fach, das zwischen Öffentlichem Recht und Privatrecht angesiedelt ist. Zwischen 1948 und 1955 erschienen seine drei Bände „Die Angestelltenversicherung“. Diese sind eine systematische Darstellung des Pensionsversicherungsrechts der Angestellten von ihrem Beginn bis zum Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG), das 1955 beschlossen wurde und seitdem zahlreiche Novellierungen erfahren hat. Er erwarb auch die Fachzeitschrift „Die Versicherungsrundschau“, die er als Chefredakteur leitete.

1955 wurde Schmitz der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors verliehen. Er hielt neben seiner beruflichen Tätigkeit an der Universität Wien Vorlesungen sowie Seminare ab und begründete damit an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät das eigenständige Fach Arbeits- und Sozialrecht. Das führte schließlich dazu, daß er 1963 unter Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (NdW) zum Inhaber des neu geschaffenen Lehrstuhls und zum ordentlichen Universitätsprofessor dieses Faches ernannt wurde. Gleichzeitig schied er aus der Pensionsversicherungsanstalt und baute auf der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät das dazugehörende Institut auf. 1968 wurde er emeritiert. Sein erster Assistent war Heinz Krejci (Nc) und sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl wurde Theodor Tomandl (AW). Im Rahmen des Instituts für Arbeit- und Sozialrecht wird ein Hans-Schmitz-Dissertationspreis vergeben, desgleichen gibt es eine Hans-Schmitz-Gesellschaft

Hans Schmitz arbeitet bei der Vorbereitung des Katholikentages im Juni 1962 in Salzburg mit, dessen Präsident Hans Kriegl (NbW) war. Schmitz starb ein Jahr nach einer Magenkrebsoperation und wurde auf dem Friedhof Wien-Neustift begraben (K/1/23). Er ehelichte die Tochter Maria des Domkapellmeisters von St. Stephan Ferdinand Habel sen. (Nc EM), die die Schwester des im KZ Mauthausen 1940 umgekommenen Ferdinand Habel jr. (BbW) war. Der Ehe entsprangen sechs Kinder, darunter die Söhne Wolfgang Schmitz (Nc), später Finanzminister, und Georg Schmitz sen, (Nc), sowie in der Folge zehn Enkelkinder, darunter Georg Schmitz jr. (Nc). Seine jüngste Tochter Christine ehelichte Martin Aigner (Nc). Die Ehefrau von Ferdinand Habel sen. entstammte der Familie Übelhör, so daß deren Tochter, die Ehefrau von Hans Schmitz, eine Cousine von Alfons Übelhör (Nc) war.


Werke:

Österreichisches Staatsbürgerbüchlein (1. Aufl. 1922, 5. Aufl. 1930).
Der Kollektivvertrag in Österreich (3. Aufl. 1932).
Die Sozialpolitik im autoritären Staat (1934).
Die Angestelltenversicherung (Drei Bände 1948–1955).

Quellen und Literatur:

Mitteilung Georg Schmitz (Nc) bzw. Verbindungsarchiv Norica, 26. 4. 2021.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 22. 4. 2021).
Schultes Gerhard (Rd): Hans Schmitz, in: Katholisches Soziallexikon. Hg. von Alfred Klose (Nc), Wolfgang Mantl (Nc) und Valentin Zsifkovits. Innsbruck-Graz 2. überarb. und erw. Auf. 1980, Sp. 2484f.
Soziale Sicherheit 25 (1970), Nr. 5, S. 154.
Festschrift für Hans Schmitz zum 70. Geburtstag. Hg. von Theo Mayer-Maly, Albert Novak, Theodor Tomandl (AW). Wien 1967, 2. Band, S. 9–19.