Lebenslauf:
Burghardt wuchs in Wien-Brigittenau auf und absolvierte die Handelsakademie. Danach begann er das Studium an der Hochschule für Welthandel (Dkfm. 1935, Dr. rer. merc. 1937), wo er der Nibelungia beitrat (Couleurname Ekkehard). Dort war er im Sommersemester 1934 sowie in den Wintersemestern 1934/35 und 1935/36 insgesamt dreimal Senior.
In dieser Zeit engagierte sich Burghardt in der Katholisch-Deutschen Hochschülerschaft Österreichs (KDHÖ), was auch mit seinem dreimaligen Seniorat zusammenhing. Die KDHÖ war der Zusammenschluß studentischer Vereinigungen, wobei der ÖCV dabei dominierte. Er entstand aus den Katholischen Akademiker-Ausschüssen, die eine Wahlplattform für die Wahlen zu den damaligen Studentenvertretungen an den einzelnen Universitäten im Rahmen der Deutschen Studentenschaft (DSt) darstellten. Nachdem diese 1933 aufgelöst wurde, war die hochschulpolitische Aufgabe der KDHÖ erloschen, und es begann die Umgestaltung im Sinne der damals aufkommenden Katholischen Aktion (KA).
Im Januar 1938 wurde ein neuer Vorstand der KDHÖ gewählt. Vorsitzender wurde Burghardt als Nahfolger von Helmut Schuster (F-B). Am 5. März 1938 kam es zu einer Kundgebung der KDHÖ in der Aula der Wiener Universität, um u. a. die Neuregelung der Studentensselsorge in Wien vorzustellen. Allerdings bekam diese aufgrund der sich anbahnenden Ereignisse nach dem Treffen von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) mit Adolf Hitler einen weiteren Akzent. Burghardt sprach auf dieser Kundgebung die Worte: „Der organisierte Katholizismus ist der Garant der Dollfuß-Straße und sonst niemand!“
Burghardt fand nach seinem Studium eine Anstellung in der Montanverwaltung und blieb in den Tagen nach dem Anschluß vorerst unbehelligt. Jedoch wurde er am 24. April 1938 trotz Protestes seines Vorgesetzten von einem SA-Mann weggeholt und mußte ca. eineinhalb Stunden mit Bürste und Lauge eine mit Ölfarbe auf einem Gehsteig gemalte Schuschnigg-Parole wegwaschen. Das ist der erste Nachweis, daß ein Nicht-Jude gezwungen wurde, bei dieser berüchtigten „Reibe-Partie“ mitzumachen. Es dauerte zwei Monate, bis die durch die Lauge angegriffene Haut an seinen Händen wieder in Ordnung war. Das Ganze war offenbar eine private Racheaktion, da er als Vorsitzender der KDHÖ, als Mitglied der Vaterländischen Front und Herausgeber eines Pfarrblatts „einschlägig“ bekannt war.
Ende Mai 1938 wurde Burghardt gekündigt und 1941 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Nach dem Krieg wurde er Lehrer (Professor) an der Höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie, später dann dort Fachvorstand für die wirtschaftlichen Fächer. Schon bald nach dem Krieg geriet er in Kontakt zu Karl Kummer (Aa) sowie August Maria Knoll (NbW) und gründete 1953 zusammen mit ihnen den Verein für Sozial- und Wirtschaftspolitik und als dessen Einrichtung das Institut für Sozialpolitik und Sozialreform (nunmehr Dr.-Karl-Kummer-Institut). Zweck des Vereins bzw. des Instituts ist, eine „Reform der Gesellschaft im Sinne der Prinzipien der Katholischen Soziallehre“ vorzubereiten.
Dieses Engagement führte zu einer wissenschaftlichen Laufbahn Burghardts. So habilitierte er sich 1959 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz für Sozialpolitik und wurde dort 1966 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Sozialpolitik und Betriebssoziologie ernannt. 1969 erhielt Burghardt einen Ruf als ordentlicher Professor für Allgemeine Wirtschaftssoziologie an die Hochschule für Welthandel in Wien.
1965 bis 1966 war Burghardt Herausgeber der Wochenzeitung „Die Furche“, außerdem war er zeitweise auch Mitherausgeber der Zeitschrift „Neues Forum“. Ab 1971 gab er die Zeitschrift „berichte“ des Instituts für Sozialpolitik und Sozialreform heraus. Er zählte in seiner Zeit neben Kummer und Knoll zu den wichtigsten Theoretikern der Katholischen Sozialreform. Er wurde auf dem Friedhof in Wien-Großjedlersdorf begraben.
Werke:
Eigentumsethik und Eigentumsrevisionismus. Vom Abfindungslohn zum Miteigentum (1955).Lehrbuch der Volkswirtschaftslehre (2. Aufl. 1963).
Lehrbuch der Allgemeinen Sozialpolitik. Bedingungen, Geschichte, Vollzug, Effekte (1966).
Einführung in die Allgemeine Soziologie (1972).
Lehrbuch der Betriebssoziologie (1974).
Militärsoziologie (1976).
Soziologie des Geldes und der Inflation (1977).
Betriebs- und Arbeitssoziologie (1978).
Finanzsoziologie (1979).
Kompendium der Sozialpolitik. Allgemeine Sozialpolitik, Lohnpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Politik der Sozialversicherung (1979).
Quellen und Literatur:
Mitteilung von Peter Krause (Rt-D) aufgrund einer Recherche im Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstands Wien, 4. 3. 2015.
Gager, Maria: Anton Burghardt. Wissenschafter–Volksbildner–Sozialreformer. Wien 1995.
www.wien.gv.at/wiki/index.php/Anton_Burghardt (Abgerufen am 06.07.2022)