Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Raab wurde als Sohn eines Bauunternehmers (Fa. Wohlmeyer & Raab) geboren. Der Großvater väterlicherseits war ein Drahthüttenbesitzer in Niedermohrau (nunmehr Dolní Moravice) am Fuße des Altvatergebirges (Österreichisch-Schlesien). Er zog zuerst nach Wien, trat dann 1885 in St. Pölten in die Baufirma Wohlmeyer ein und ehelichte die Tochter Franziska des 1884 verstorbenen Besitzers Josef Wohlmeyer, des Großvaters mütterlicherseits von Raab. Deren Bruder Johann Wohlmeyer (1850–1932) besaß eine eigene Baufirma und war Gründer der Christlichsozialen in St. Pölten sowie in der Folge niederösterreichischer Landtagsabgeordneter und Reichsratsabgeordneter. Für den weiteren politischen Lebensweg Raabs war dieser Onkel daher sicherlich richtunggebend. Die Anteile des Josef Wohlmeyer erbte dessen weiterer Sohn Heinrich Wohlmeyer.
Raab besuchte die ersten vier Klassen des Gymnasiums in St. Pölten und wechselte dann auf das Stiftsgymnasium der Benediktiner in Seitenstetten (Matura 1911). Dort erhielt er den Spitznamen Julius Cäsar. Danach begann er das Studium des Hochbaus auf der Technischen Hochschule Wien, wo er der Norica beitrat (Couleurname Dr. cer. Cäsar). Einer seiner Leibfüchse war Carl Habich (Nc), später Mitglied des Bundeswirtschaftsrates und Generaldirektor der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer. Im Sommersemester 1914 war Raab Senior, ebenso anfänglich im Wintersemester 1919/20 (bis zum 11. Dezember 1919).
Raab begann im Oktober 1912 sein Einjährig-Freiwilligenjahr beim Sappeur(Pionier)-Bataillon Nr. 2 in Krems und wurde gleich an die Reserveoffiziersschule des Sappeurbataillons Nr. 4 nach Villach versetzt, die er Ende April 1913 absolvierte. Anfang Juni 1913 wurde er zum Sappeurbataillon Nr. 8 nach Rovereto (Rovereit, Trentino-Tirol) versetzt und rüstete dann am 1. Oktober 1913 ab. Im Juli 1914 leistete er eine Waffenübung bei seiner Stammeinheit dem Sappeurbataillon Nr. 4 in Krems ab, die er als Fähnrich der Reserve am 1. August 1914 beendete. Inzwischen war der Erste Weltkrieg ausgebrochen, so daß er bereits am 4. August wieder einberufen wurde.
Raab kam mit seiner Einheit zuerst an die Ostfront, dann an die Italienfront, wo er die 3. bis 12. Isonzoschlacht mitmachte, und war als Kompaniekommandant einer der hochdekoriertesten Subalternoffiziere (letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille I. Klasse für Offiziere, silberne Tapferkeitsmedaille I. Klasse, Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration und Schwertern, je zweimal das silberne Signum laudis und das Signum laudis am Bande und mit Schwertern, Karl-Truppenkreuz).
Nach dem Waffenstillstand führte Raab im Laufe des Novembers 1918 seine Kompanie (rd. 200 Mann) wohlbehalten nach St. Pölten zurück, setzte danach sein Studium auf der Technischen Hochschule in Wien fort und war dort auch in der Studentenvertretung aktiv (Mitglied des Katholischen Hochschul-Ausschusses und Stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Studenten-Ausschusses).
Als 1919 u. a. von Raabs jüngerem Bruder Heinrich Raab (Nc) in St. Pölten die katholische Pennalie Nibelungia gegründet wurde, wurden Leopold Figl (Nc) als Gründungsbursch und Raab als Urphilister aufgenommen. Von hier ab rührte die Freundschaft beider her, die dann für die Geschichte der ersten zwanzig Jahre der Zweiten Republik bestimmend sein sollte. Bei der Cartellversammlung im Sommer 1919 in Würzburg, der ersten nach dem Krieg, war Raab der Delegierte der Norica. Für die Franco-Bavaria war das übrigens Engelbert Dollfuß (F-B). Es saßen also zwei künftige Bundeskanzler auf einer Cartellversammlung – eine so nicht mehr stattgefunden habende Konstellation.
1922 beendete Raab vorzeitig sein Studium, legte aber noch 1927 eine Prüfung ab. Ab 1922/23 führte er den Titel Ingenieur, der aber nicht von der Technischen Hochschule verliehen wurde, so daß dessen Herkunft ungeklärt ist. 1922 wurde er Bauleiter in der väterlichen Firma, die er dann 1925 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Josef übernahm. Wie erwähnt war Raab mit der Familie Wohlmeyer verwandt. Sein Onkel war der Bauunternehmer und christlichsoziale Politiker Johann Wohlmeyer. Dessen Sohn Johannes, also ein Cousin von Raab, trat ebenfalls der Norica bei, ebenso wiederum dessen Söhne Johannes, Ferdinand und Heinrich. Raabs Bruder Heinrich wurde ebenfalls bei Norica aktiv. Dessen Sohn Heinz-Joachim war wiederum Urmitglied der Berchtoldia Bern im Schweizerischen Studentenverein (StV) und Bandphilister der Norica. Raab selber ehelichte Hermine Hammer, die Tochter einer angesehenen St. Pöltener Kaufmannsfamilie. Die Ehe blieb kinderlos.
Raabs Werdegang in dieser Zeit war vor allem durch seine Erfahrungen im elterlichen Gewerbebetrieb, durch das politische Engagement seines Onkels bei den Christlichsozialen, durch seine Schulzeit im Benediktinerstift Seitenstetten, was seine Verankerung im katholischen Milieu förderte, und vor allem durch sein Erlebnis beim Militär bzw. im Krieg geprägt. Besonders charakteristisch hierin war sein Verhalten zu Ende des Krieges, als sich die k. u. k. Monarchie und Armee auflöste und er seine Einheit wohlbehalten in einem Fußmarsch zurückführte. All diese Faktoren führten letztlich auch zu seinem speziellen Führungs-, Politik- und Regierungsstil, der nicht ohne Bezug zu seinem Spitz- bzw. Couleurnamen (Julius) Cäsar stand.
RAABS EINSTIEG IN DIE POLITIK
Seine berufliche Stellung sowie nicht zuletzt die Prägung durch den CV ebnete Raab den Weg in die Politik. Er wurde Bezirksparteisekretär der Christlichsozialen in St. Pölten und zog 1927 in den Gemeinderat dieser Stadt ein, dem er bis 1933 angehörte. Besonders bemühte er sich um die Organisierung des gewerblichen Mittelstandes für die Christlichsozialen, so daß er für die Nationalratswahlen des Jahres 1927 als Kandidat nominiert und auch gewählt wurde. Dem Nationalrat gehörte er dann vom 18. Mai 1927 bis zum 2. Mai 1934 sowie dann vom 19. Dezember 1945 bis zu seinem Tod an – zusammengerechnet insgesamt fast genau 25 Jahre.
Raab zog übrigens zusammen mit Kurt Schuschnigg (AIn) erstmals in den Nationalrat ein. Beide waren damals die jüngsten christlichsozialen Abgeordneten und repräsentierten die Frontgeneration. D. h., sie waren im Ersten Weltkrieg junge Reserveoffiziere, die nach diesem beruflich sowie dann politisch Karriere machten und die Generation der nach dem Krieg bestimmenden Politiker, wie etwa Ignaz Seipel (Nc EM), ablösten.
Raab wurde 1927 von den Christlichsozialen bzw. von Seipel in die Heimwehr geschickt, um dort die radikalen Elemente zurückzudrängen. Am 8. September 1928 wurde er zum Landesführer für Niederösterreich bestellt. Als sich die Heimwehrbewegung mit ihrem „Korneuburger Gelöbnis“ vom 18. Mai 1930, das Raab ableistete, weiter radikalisierte, gründete er eine eigene niederösterreichische Heimwehr, was eine Spaltung bedeutete. Nachdem die Heimwehren bei den Nationalratswahlen 1930 mit einer eigenen Liste kandidierten, war die Rolle Raabs dort beendet. Neben Richard Steidle (AIn) war er der zweite CV-Prominente, der in der Heimwehr tätig war, gehörte aber dort dem gemäßigten Flügel an.
Im „Ständestaat“ war Raab vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 Mitglied des Bundwirtschaftsrates und wurde von diesem auch in den Bundestag entsandt. Beim Aufbau der berufsständischen Ordnung dieser Zeit war er maßgeblich beteiligt. So gründete er am 27. April 1935 den Bund Österreichischer Gewerbetreibender und war bis 1938 deren Präsident. Sein Generalsekretär war Anton Widmann (Wl). In der Vaterländischen Front (VF) war er Mitglied des Bundesführerrates. Außerdem war er 1937 an der Schaffung des Handelskammergesetzes wesentlich beteiligt. Mit diesem sollte eine Kammer für aller Wirtschaftsbereiche (Gewerbe, Handel, Handwerk, Industrie, Banken etc.) geschaffen werden. Es wurden zwar kurz vor dem Anschluß diese Kammern zwar errichtet, jedoch deren weitere Umsetzung konnte durch den Anschluß nicht mehr erfolgen. Jedenfalls wurde Raab noch 1938 zum Präsidenten der Bundeshandelskammer sowie der Landeshandelskammer Niederösterreich bestellt.
Dadurch geriet Raab als Wirtschaftspolitiker in den Vordergrund, so daß er von Schuschnigg in dessen letztes Kabinett als Bundesminister für Handel und Verkehr berufen wurde. Dieses amtierte lediglich vom 16. Februar bis zum 11. März 1938.
RAABS AUFSTIEG NACH 1945 - DER BAUMEISTER ÖSTERREICHS
Obwohl Raab im „Ständestaat“ eindeutig zur zweiten Führungsgarnitur gehörte, wurde er im Zuge des Anschlusses nicht verhaftet. Allerdings wurde über ein Gauverbot erlassen, d. h. er durfte sich im nunmehrigen Gau Niederdonau nicht aufhalten. Sein jüngerer Bruder Heinrich Raab (Nc), der zuletzt Bürgermeister von St. Pölten und mit einer Schweizerin verheiratet war, konnte in die Schweiz fliehen. Sein ebenfalls jüngerer Bruder Josef, der die Baufirma leitete, war vorübergehend verhaftet.
Daß Raab der Verhaftung entging, dürfte dem Gauleiter von „Niederdonau“, Hugo Jury, einem Lungenfacharzt und Angehörigen der Burschenschaft Ghibellinia Prag, zu verdanken gewesen sein. Er war Arzt der Familien Wohlmeyer und Raab. Raab mußte nun aus der Firma Wohlmeyer, die ja in „Niederdonau“ ansässig war und wirkte, ausscheiden war und arbeitete bei den Wiener Straßenbaufirmen Kohlmayer und dann Lenikus, wo er auch Leopold Figl nach dessen Haftentlassung unterbringen konnte. Dieser konnte aufgrund seiner Tätigkeit in Niederösterreich vor 1938 sein altes Netzwerk wieder reaktivieren. So entstand in diesen Jahren die Idee einer sozialen Integrationspartei namens Österreichische Volkspartei, wobei es Raab zukam, dieser die gewerbliche Wirtschaft zuzuführen.
Im April 1945 war daher Raab an der Gründung der Österreichischen Volkspartei maßgebend beteiligt und wurde Präsident des am 8. Mai 1945 gegründeten Österreichischen Wirtschaftsbundes, der an Stelle des Gewerbebundes trat und welche Funktion er bis zum 16. Oktober 1963 – kurz vor seinem Tod – bekleidete. Aufgrund dieser war er auch gleichzeitig stellvertretender ÖVP-Bundesparteiobmann. Neben dem Wirtschaftsbund wurde aber auch Niederösterreich seine zweite politische Hausmacht. So war er vom 29. Juni 1946 bis 8. November 1959 Landesparteiobmann der ÖVP Niederösterreich.
Am 27. April 1945 trat Raab in die Provisorische Staatsregierung Karl Renners als Staatssekretär (i. e. Minister) für öffentliche Bauten ein. Das war zu einem Zeitpunkt, als 66 km von Wien entfernt in seiner Heimatstadt St. Pölten noch gekämpft wurde. Dieses Amt bekleidete er bis zum 20. Dezember 1945. Infolge Widerstands der sowjetischen Besatzungsmacht konnte er nicht Bundesminister im ersten Kabinett von Leopold Figl (Nc) werden.
Raab wurde daher mit Wirkung vom 19. Dezember 1945 Obmann des Parlamentsklubs der ÖVP (Fraktionsführer), welche Funktion er bis zu seiner Ernennung zum Bundeskanzler ausübte. Hier war sein Kollege bzw. Widerpart bei der SPÖ Bruno Pittermann, der spätere SPÖ-Parteivorsitzende und Vizekanzler, der ab 1948 geschäftsführender Klubobmann der SPÖ war. Raab selber war kein besonderes rhetorisches Talent – später bereiteten ihm die wöchentlichen Radiosendungen des Bundeskanzlers kein besonderes Vergnügen – , sondern war ein guter Verhandler und Akteur.
Da Raab nicht in die Regierung eintrat, konnte er sich nach 1945 dem Aufbau der wirtschaftlichen Interessensvertretung widmen, wozu er sich als Präsident des Wirtschaftsbundes berufen fühlte. Nachdem 1946 die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft gegründet war, wurde er am 10. Dezember 1946 zu deren ersten Präsidenten gewählt. Diese Funktion übte er in einer ersten Phase bis zum 18. April 1953 aus, als er zum Bundeskanzler ernannt wurde. Sein Generalsekretär bis 1950 war so wie vor 1938 Anton Widmann (Wl).
Als Wirtschaftsbundobmann – und damit Obmannstellvertreter der ÖVP – , Präsident der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, ÖVP-Klubobmann im Parlament und Landesparteiobmann der größten ÖVP-Landesparteiorganisation war Raab eindeutig der zweite Mann in der ÖVP und auch ohne offizielles Regierungsamt wohl nach Leopold Figl die einflußreichste Persönlichkeit Österreichs in der „schwarzen Reichshälfte“ – noch vor Felix Hurdes (NbW EM), Karl Gruber (AW) und Peter Krauland (ehemals AW).
Damit war Raab auch maßgeblich am Aufbau des Nachkriegsösterreichs und an wesentlichen Weichenstellungen für die (wirtschaftliche) Zukunft beteiligt. Nicht zu Unrecht wird er – anspielend auf seinen Beruf – als der „Baumeister Österreichs“ bezeichnet. Unbelastet von einem Regierungsamt konnte er nicht nur eine eminente Machtstellung in der ÖVP, sondern als Handelskammerpräsident auch das für Österreich typische System der Sozialpartnerschaft aufbauen. Dieses war vor allem nach dem Krieg besonders wichtig, wie z. B. die fünf Lohn- und Preisabkommen beweisen.
RAAB ALS STAATSVERTRAGSKANZLER
Die für die ÖVP verlorenen Bundespräsidentenwahlen im Frühjahr 1951 schwächten das ÖVP-Führungsduo Figl/Hurdes, so daß es zu deren Ablöse als Bundesparteiobmann bzw. Generalsekretär der ÖVP kam. Am 14. Juni 1951 wurde Raab zum geschäftsführenden Parteiobmann bestellt und dann am 29. Januar 1952 in diese Funktion offiziell gewählt. Neuer Generalsekretär der ÖVP wurde Alfred Maleta (Cl), der dann 1953 auch Nachfolger Raabs als Klubobmann im Parlament wurde.
Die nunmehrige „Doppelspitze“ – Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann nicht mehr in einer Person – war keine gute Voraussetzung für die nächsten Nationalratswahlen im Februar 1953, die für die ÖVP schlecht ausgingen. Obwohl die SPÖ stimmenstärkste Partei wurde, blieb aufgrund der Wahlarithmetik die ÖVP mit einem Mandat Vorsprung stärkste Fraktion im Nationalrat.
Obwohl es ursprünglich vorgesehen war, daß Figl vorerst Bundeskanzler bleiben sollte, war seine Position aber nicht mehr zu halten. Am 2. April 1953 mußte er Raab als seinem Nachfolger Platz machen. Das war einer der dramatischsten und menschlich aufregendsten Machtwechsel in der Geschichte der Zweiten Republik, die die Freundschaft der beiden zwar stark belastete, jedoch letztlich nicht störte. Am 26. März 1953 kam es zu einem Vieraugengespräch zwischen Figl und Raab, der dann in sein Tagebuch notierte: „Aussprache mit Figl, der mir schwere Vorwürfe macht. Mit Recht verbittert.“
Die Ära Figl/Raab von 1945 bis 1961 kann mit gutem Grund in einem betrachtet werden und fällt zeitlich fast zusammen mit der Ära von Konrad Adenauer (KV Arminia Bonn) in der Bundesrepublik Deutschland. Leopold Figl und Julius Raab entstammten nicht nur denselben Verbindungen, sie waren trotz mancher unterschiedlicher Ansichten zusätzlich freundschaftlich eng verbunden. Als Figl von 1945 bis 1953 Bundeskanzler in der ersten Reihe tätig war, stand Raab als ÖVP-Klubobmann, Wirtschaftsbundobmann und Obmann der niederösterreichische ÖVP in der zweiten Reihe. Als Raab 1953 Bundeskanzler wurde, trat nun Figl in eine zweite Reihe.
Raab wurde also am 2. April 1953 zum Bundeskanzler ernannt, welches Amt er knapp mehr als acht Jahre bis zum 11. April 1961 ausübte. Seinen drei Regierungen gehörten als Minister u. a. an: Fritz Bock (NdW) (auch als Staatssekretär), Heinrich Drimmel (NdW), Leopold Figl (Nc), Ferdinand Graf (Trn EM) (auch als Staatssekretär), Karl Gruber (AW) und Ernst Kolb (AIn). Staatssekretär war u. a. Hermann Withalm (Nc).
Raab war von einem anderen Naturell als der agrarisch geprägte Figl und durchaus ein Machtmensch. Das hatten innerparteiliche Konkurrenten zu spüren bekommen. Ab 1949 kam es zur Ablöse von Peter Krauland (ehemals AW), der im Gegensatz zum marktwirtschaftlich orientierten Raab eher einen planwirtschaftlichen Kurs vertrat. Im Herbst 1953 stürzte dann Außenminister Karl Gruber (AW), der nach 1945 neben Figl und Raab die dritte führende politische Figur in der ÖVP war. Gruber war eindeutig westlich orientiert, während Raab einen Ausgleich mit den Sowjets suchte. Figl wurde nun als Außenminister wieder in die Regierung geholt, jedoch dominierte Raab eindeutig den außenpolitischen Kurs.
Raab konnte daher 1955 für Österreich den Staatsvertrag erreichen, weil er die Chancen erkannte, die der Paradigmenwechsel in der internationalen Politik geboten hatte (Tod Josef Stalins, Gründungen der NATO und des Warschauer Paktes). Im Gegensatz zum westlichen bzw. proamerikanischen Kurs von Karl Gruber war er für eine Verständigungspolitik mit den Sowjets, die auch eine Minderung der Reparationen und 1953 die Einstellung der Kontrollen an der Zonengrenze brachte, und bereitete damit auch den künftigen Kurs der Neutralität vor.
Raab kann daher zu Recht als „Staatsvertragskanzler“ bezeichnet werden. Figls Rolle hierbei wird überbewertet. Trotzdem überließ ihm Raab am 15. Mai 1955 den symbolischen Vortritt am Balkon des Belvederes. Als Raab einmal in Bonn von deutschen Journalisten gefragt wurde, warum er gerade im April 1955 nach Moskau gefahren ist und warum er die Neutralitätsformel („nach dem Muster der Schweiz“) in dieser Form geprägt hatte, antwortete er in seiner ihm eigenen lakonischen Kürze: „Wir haben den Zeitpunkt richtig begriffen.“
Kennzeichnend für diese Ära der späten vierziger, der fünfziger und frühen sechziger Jahre – der „langen fünfziger Jahre“ – war, daß deren politische Exponenten – vor allem Raab und Figl – ihre Verbundenheit mit dem CV bewahrten und pflegten. Zahlreich sind die Schilderungen, wie diese beiden (aber auch andere Politiker aus dem CV) oft und gerne zu Verbindungsveranstaltungen (Kommerse, AHC etc.) selbst unter schwierigsten Terminnöten gekommen sind. Das förderte natürlich ungemein einerseits ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl im CV, andererseits auch die Bereitschaft, sich ebenfalls politisch zu betätigen. Dies sollte sich in dieser Form nicht mehr wiederholen, was möglicherweise auch ein Grund für den Rückgang des politischen Einflusses des CV bzw. von CVern ab den neunziger Jahren angesehen werden kann.
Als Beispiel für diese Haltung möge der Kommers zum 35. Stiftungsfest der Bajuvaria am 14. Mai 1955 dienen, also am Samstag vor der Unterzeichnung des Staatsvertrages, wo Raab das Band der Bajuvaria erhalten hat. Nach der Bandverleihung ergriff Raab das Wort, um die letzten Ereignisse darzustellen aber auch um die Verbundenheit mit den westlichen Demokratien zu betonen. Bei diesem Kommers wurde übrigens der Trauerflor, der auf den Fahnen der CV-Verbindungen wegen der alliierten Besatzung angebracht wurde, abgenommen. Heute darf bezweifelt werden, ob bei ähnlichen Termin-Konstellationen sich ein solches Ereignis – d. h. das Erscheinen derart prominenter Politiker aus dem CV – wiederholen würde.
Nach dem Staatsvertrag wurde zu Ehren von Figl und Raab am 11. Juni 1955 im Sofiensaal ein von der Norica (der damalige Senior war der spätere Leiter der Kulturredaktion der „Kleinen Zeitung“ Graz, Karl Hans Haysen) und der Austria Wien gemeinsam veranstalteter Kommers geschlagen, wo neben diesen beiden Verbindungen eine starke CV-Präsenz herrschte. Figl und Raab erhielten bei diesem die Bänder der Austria Wien. Der kurz davor aus dem Amt des Vorsitzenden des ÖCV-Beirats bzw. der Verbandsführung ausgeschiedene CV-Seelsorger Hans Friedrich (AW) erhielt wiederum das Band der Norica.
Das zweite wichtige Verdienst Raabs war sein Kurs in der Finanz- und Wirtschaftspolitik, den er schon vor 1953 verfolgt hatte. Mit dem sog. „Raab-Kamitz-Kurs“ wurde dann das bundesdeutsche Wirtschaftswunder auch auf Österreich ausgedehnt und eine Geldwertstabilität sowie Vollbeschäftigung erreicht. In diesem Zusammenhang stand auch ein Zehnjahresinvestitionsprogramm für den Ausbau der Elektrifizierung der Bundesbahn, der Automatisierung des Telefonnetzes und den Bau der Autobahn. Am 17. Juni 1954 wurde von Raab der erste Spatenstich für den Bau der Westautobahn Wien – Salzburg getätigt. Damit einhergehend kam es zwischen 1952 und 1958 in der ÖVP programmatisch zu einer Orientierung an der Sozialen Marktwirtschaft und zu einer moderaten Öffnung hin zum Neoliberalismus. In Reaktion auf die Gründung der EWG trat Österreich 1959 als Gründungsmitglied der EFTA bei.
Vor allem das positive Erlebnis des Staatsvertrages im Jahr 1955, aber auch ähnliche positive Ereignisse im selben Jahr wie die Wiedereröffnungen des Burgtheaters und der Staatsoper sowie Anfang 1956 die österreichischen Erfolge bei der Winterolympiade in Cortina d’Ampezzo (Toni Sailer) waren für die ÖVP bei den Nationalratswahlen im Mai 1956 emotional günstige Voraussetzungen. Während 1953 die ÖVP nur eine knappe Mehrheit von einem Mandat gegenüber der SPÖ erreichen konnte, wurde nun der Abstand auf acht Mandate vergrößert. Zweifelsohne war das auch ein persönlicher Erfolg für Raab.
Doch im Herbst 1956 machte sich der „Kalte Krieg“ an der östlichen Grenze Österreichs durch den Ungarnaufstand bemerkbar. Das war eine erste Bewährungsprobe für das gerade unabhängig gewordene Österreich und dessen Neutralität, vor allem hinsichtlich der vielen Flüchtlinge.
Trotz dieser positiven Elemente gingen für die ÖVP die Bundespräsidentenwahlen 1957 negativ aus. Das wurde Raabs „Denk-Fehler“ bezeichnet, benannt nach dem gemeinsamen ÖVP/FPÖ-Kandidaten, dem Mediziner Wolfgang Denk. Diese Wahlniederlage sowie zusätzlich der in diesem Jahr erlittene Schlaganfall Raabs markierten den Beginn seines Abstiegs. Der neue Spitzenvertreter der SPÖ in der Regierung, Vizekanzler Bruno Pittermann, schlug einen anderen politischen Weg und Stil ein: Er verstand die SPÖ zunehmend als Opposition in der Regierung. Das wirkte sich auf die Nationalratswahlen im Mai 1959 aus. Ähnlich wie 1953 erreichte die ÖVP nur knapp ein Mandat mehr als die SPÖ. Ebenso machten sich bei Raab die gesundheitlichen Probleme stärker bemerkbar.
Diese Wahlniederlage löste in der ÖVP eine Krise aus, die die Reformer in der ÖVP auf den Plan rief und die schließlich Raab bewog, am 12. Februar 1960 als Bundesparteiobmann zurückzutreten. Danach wurde er zum Ehrenobmann der ÖVP auf Lebenszeit gewählt. Das löste personelle Änderungen aus. Zum einen wurde Alfons Gorbach (Cl) zum ÖVP-Bundesparteiobmann gewählt. Zum anderen trat Maleta als ÖVP-Generalsekretär zurück, sein Nachfolger wurde Hermann Withalm (Nc). So wie 1952/53 ließ sich die personell getrennte „Doppelspitze“ – Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann – nicht lange halten. Am 11. April 1961 trat Raab als Bundeskanzler zurück. Gorbach wurde sein logischer Nachfolger.
Zu Raabs engsten Mitarbeitern zählten zuallererst seine Sekretäre im Bundeskanzleramt: Franz Karasek (Nc), Ludwig Steiner (AIn) und Erich Haider (Nc). In der ÖVP war Robert Prantner (Am) in den letzten Lebensjahren sein persönlicher Sekretär. Im Wirtschaftsbund war Fritz Eckert (Am EM) sein Vertrauter, der von Raab testamentarisch zum Nachlaßverwalter seiner Schriften eingesetzt wurde. Im Bundeskanzleramt stützte er sich vor allem auf den Präsidialsektionschef Eduard Chaloupka (Baj) – er war seit 1955 auch Vorsitzender der Verbandsführung des ÖCV – , den Chef des Bundespressedienstes, Fritz Meznik (F-B), und den Sektionschef Guido Preglau (AW). Ein Vertrauter Raabs war auch der Diplomat und spätere Staatssekretär Carl H. Bobleter (AIn)
In den Jahren 1959 bis 1961 waren von den vier höchsten Verfassungsorganen Österreichs demnach drei – nämlich Raab, Nationalratspräsident Figl und der Verfassungsgerichtshofpräsident Walter Antoniolli (Nc) – von Personen besetzt, die sowohl Angehörige der Norica als auch der MKV-Verbindung Nibelungia St. Pölten waren. Darüber hinaus waren diese drei auch „bierfamilienmäßig“ vernetzt – eine wohl einmalige Konstellation.
RAAB UND DIE KIRCHE
Ein interessanter und nicht unwichtiger Aspekt der Amtszeit Raabs als Bundeskanzler waren bestimmte Wechselwirkungen zwischen Politik und Kirche. Folgende seien erwähnt.
Um die Jahreswende 1953/54 begann Raabs Sekretär Franz Karasek (Nc) mit Überlegungen, die dann zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) führten. Diese sollten ein Gegengewicht zur monopolartigen Katholischen Aktion (KA) sein, die von der Hierarchie abhängig war. Es ging dabei um die autonome Eigenständigkeit der katholischen Verbände. Auch wenn Raab selber daran nicht direkt beteiligt war, so konnte sein Sekretär Karasek ohne dessen Billigung sicherlich nicht in diese Richtung agieren.
Nach dem Tod des Wiener Erzbischofs, Theodor Kardinal Innitzer (NdW), im Herbst 1955 mußte ein Nachfolger gefunden werden. Gegen den an sich vorgesehenen Erzbischofkoadjutor Franz Jachym gab es seitens Raabs bzw. der Bundesregierung Einwände. Dieser forcierte den damaligen Bischofkoadjutor von St. Pölten, Franz Kardinal König (Rd EM), den er natürlich aus seiner Heimatstadt kannte. Sicherlich war es dabei hilfreich, daß Raab zum damaligen Päpstlichen Nuntius Giovanni Battista Dellepiane (Nc EM) einen guten Draht besaß.
Durch die og. Gründung der AKV entstanden Konflikte zwischen dieser sowie der KA und mite einem Teil der Bischöfe. Nachdem nun 1959 der St. Pöltener Bischofkoadjutor Franz Zák eine äußerst ablehnende Haltung gegenüber der AKV und deren Bestrebungen einnahm und auch den Wunsch aussprach, daß nur die Verbände der KA sich katholisch nennen dürfen, hat dies der Vorsitzende der ÖCV-Verbandsführung, Eduard Chaloupka (Baj), Raab mitgeteilt. Dieser hat nun anläßlich eines Empfanges der Bundesregierung gelegentlich der Frühjahrstagung 1959 der Bischofskonferenz zu den Bischöfen gesagt: „Exzellenzen ich habe gehört, ihr wollt das katholisch dem CV wegnehmen, aber ich sage Ihnen, daraus wird nichts!“
Trotz alledem ist aber anzumerken, daß es unter Bundeskanzler Raab nach langen Verhandlungen mit der SPÖ Ende 1957 gelungen ist, die Anerkennung der Gültigkeit des Konkordats aus 1933/34 zu regeln. Dies hatte zur Folge, daß dann 1960 und 1962 Verträge mit dem Heiligen Stuhl abgeschlossen werden konnten (Vermögensfrage, Errichtung der Diözesen Eisenstadt, Innsbruck und Feldkirch). An diesen war auch der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (NdW) wesentlich beteiligt.
RAABS KURZER LEBENSABEND
Raab blieb nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler Nationalratsabgeordneter sowie bis zum 16. Oktober 1963 Wirtschaftsbundobmann. Ebenso widmete er sich wiederum der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft. Deren Präsidentschaft übernahm er neuerlich am 26. Mai 1961 und übte diese bis zu seinem Tod aus. Damit blieb er weiterhin an einer wichtigen Stelle der zweiten Reihe in der Politik präsent.
Für die Bundespräsidentenwahl am 28. April 1963 nominierte die ÖVP Raab zum Gegenkandidaten des amtierenden Bundespräsidenten Adolf Schärf. Ebenso kandidierte für die junge Europäisch Föderalistische Partei (EFP) der ehemalige Gendarmeriegeneral Josef Kimmel (Rd). Dieser Umstand sowie der bereits stark angeschlagene Gesundheitszustand Raabs führten zu dessen Niederlage. Daß man einen Todkranken in eine an sich schon aussichtlose Wahl geschickt hat, führte auch zu innerparteilicher Kritik in der ÖVP.
RAAB UND DER CV
Neben seiner Urverbindung Norica erhielt Raab ehrenhalber noch folgende Bänder von CV-Verbindungen: Amelungia, Bajuvaria, Danubia, Carolina und Austria Innsbruck sowie Austria Wien und Welfia. Seitens des ÖCV erhielt er den Ehrenring verliehen. Auch war er Ehrenphilister der MKV-Verbindung Austria Krems.
Zweifelsohne waren sowohl Leopold Figl als auch Julius Raab in den ersten 15 bis 20 Jahren der Zweiten Republik im CV hoch angesehen und dort wichtige Leitfiguren. Obwohl sie keine Funktion im ÖCV ausübten, entfalteten sie Kraft ihrer politischen bzw. gesellschaftlichen Positionen eine hohe Binnen-Wirkung und hatten somit im ÖCV manchmal mehr emotionale Autorität als dessen Funktionäre.
WÜRDIGUNG
Von den inzwischen sechs Bundeskanzlern der Zweiten Republik, die von der ÖVP gestellt wurden, nimmt Julius Raab in der Bewertung der Persönlichkeit und der Leistung wohl den Spitzenplatz ein. Mit Recht kann man ihm das Epitheton Staatsmann zubilligen, welches in der Geschichte Österreichs nach 1918 ansonsten noch Ignaz Seipel zusteht. Nicht zu unrecht wird er auch als „Baumeister Österreichs“ und „Staatsvertragskanzler“ bezeichnet. Ihm hat Österreich sehr viel zu verdanken.
Auch wenn Raab, ein exzellenter Klavierspiele und musischer Mensch, nicht so kommunikativ begabt wie Figl und kein brillanter Redner war (weil er den Mund ungern aufmachte), erreichte er durch seinen trockenen Humor, seine bescheidene Lebensart („Beamtenforelle“) und seine Hilfsbereitschaft eine Beliebtheit, die sich u. a. auch dadurch ausgedrückt hat, daß der Karikaturist Ironimus (Gustav Peichl) in Raab seine Lieblingsfigur sah.
„Raab versuchte in seinem Mitbürger zuerst den Menschen zu sehen, um ihn dann nach seiner moralischen Haltung, nach seinem Charakter, nach seiner Leistung und zuletzt erst nach seiner politischen Gesinnung zu beurteilen […] Julius Raab hat mit seinen Freunden im eigenen Lager und im gegnerischen Lager anderer Parteien gezeigt, daß durch die Überwindung kleinlicher Schranken die Vergangenheit in ihrem Handeln ausgelöscht wurde, um einzig und allein einem Ziel zu leben, welches jede Anstrengung, jede Mühe und jedes Opfer lohnt: Österreich. Für Österreich, das kleine Land mit großer Geschichte, das bewiesen hat, in jeder Hinsicht ein durch und durch lebensfähiger Staat zu sein.“ ( Karl Heinz Ritschel (AW) )
Nach seinem Tod erfuhr Raab die Ehre, in der Prinz-Eugen-Kapelle des Stephansdoms aufgebahrt zu werden. Am 14. Jänner 1964 fanden das Requiem im Stephansdom (hochoffiziell für den WCV) und das Begräbnis auf dem Zentralfried¬hof statt. Dort wurde er in einem Ehrengrab bestattet. Am 17. Jänner 1964 feierten die Bandverbindungen von Raab die Trauermesse in der Minoritenkirche und anschließend den Trauerkommers in der Hofburg. Im 1. Wiener Gemeindebezirk wurde ein Platz nach ihm benannt, nämlich der ehemalige Aspernplatz bei der Urania, unweit von einer seiner ehemaligen Wirkungsstätten entfernt (Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft). Ebenso wurden weitere (ca. 25 Verkehrsflächen, vornehmlich in Niederösterreich, an ihn benannt. Ein Denkmal für ihn wurde im Gitter des Volkgartens zum Ring hin errichtet – vis-á-vis vom Parlament. In Krems wurde der Platz um das Pionierdenkmal nach ihm benannt. Auch die Bundesheer-Kaserne in Mautern trägt seinen Namen.
Am 50. Todestag Raab (8. Januar 2014) wurde an seinem letzten Wohnhaus (Wien-Döbling, Sauerburggasse 8), eine vom Karl von Vogelsang-Institut initiierten und gemeinsam mit der Norica realisierten Gedenktafel enthüllt. statt. Die Enthüllung nahm Vizekanzler Michael Spindelegger (Nc) vor, die dann vom damaligen Nuntius Peter Zurbriggen (Le EM) gesegnet wurde. An dieser Feier nahmen auch Josef Taus (Baj) und Alois Mock (Nc) teil, die die 5. und 6. Nachfolger Raabs in seiner Funktion als ÖVP-Bundesparteiobmann waren.
In seinem Testament hat Julius Raab verfügt: „Ich will ganz einfach begraben werden, ohne jeden Prunk. Reden sollen möglichst wenig gehalten werden, wenn möglich nur eine, und die soll mein lieber und alter Weggenosse Leopold Figl halten […]. Alle bitte ich inständig, die rotweißrote Fahne hochzuhalten und unser schönes Österreich als einen Hort der Freiheit zu bewahren […] Der schönste Freundschaftsdienst, der mir jemand erweisen will, ist ein stilles, andächtiges Gebet. Ich hoffe, daß mir der Herrgott ein gnädiger Richter sein wird und die Gottesmutter eine gütige Fürbitterin. Und nun lebe wohl, schöne Welt! Ich fürchte den Tod nicht. Er ist Erlösung von der Erdenschwere, von der vergänglichen Materie, ein schöner Schritt dem wirklichen Endziel zu: Gott zu schauen und seine Herrlichkeit!“
Werke:
Verantwortung für Österreich (1961).Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Mitteilung Georg Schmitz).Peichl, Gustav (Ironimus): Julius Raab. Ein Kanzler in der Karikatur. Wien 1958.
Österreichische Academia 15 (1963/64), Nr. 4, S. 4.
Ritschel, Karl Heinz (AW): Julius Raab. Der Staatsvertragskanzler. Salzburg 1975.
Julius Raab. Eine Biographie in Einzeldarstellungen. Hg. von Alois Brusatti und Gottfried Heindl. Linz 1986.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 186f.
Gerlich, Peter: Julius Raab, in: Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik. Hg. von Herbert Dachs, Peter Gerlich und Wolfgang C. Müller. Wien 1995, S. 469–478.
Wohnout, Helmut (Nc)–Schönner, Johannes (AW): Das politische Tagebuch von Julius Raab 1953/54. Neue Erkenntnisse zu den ersten Jahren seiner Kanzlerschaft, in: Demokratie und Geschichte. Jb. des Karl von Vogelsang-Instituts zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich. Jg. 7/8, 2003/04. Hg. von Helmut Wohnout. Wien 2005, SS. 13–72.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 230, 272f., 346, 389, 420, 459, 518, 538–593, 623 und 681.
Julius Raab – ein österreichischer Baumeister. 50 Jahre Julius-Raab-Stiftung Österreich. Hg, von Peter P. Linz 2011.