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Gen StR a.D. Dr. Josef Kimmel

Gen StR a.D. Dr. Josef Kimmel

Urverbindung: Rudolfina (10.02.1927)

Bandverbindungen: Pan, NbW, Rg

Geboren: 28.05.1897, Meedl (Bezirk Littau, Mähren; nunmehr Medlov bzw. Litovel, Tschechien)
Gestorben: 18.02.1982, Wien
Mitglied des Staatsrates, General (Gendarmerie)
Politische Haft: 1938/39 Polizeihaft Wien, KZ Dachau

Lebenslauf:

Kimmel absolvierte in Wien das Gymnasium und begann danach das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 1915 wurde er zu k. u. k. Armee eingezogen (Auszeichnungen: bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz). Nach dem Krieg setzte er das Studium an der Universität Graz fort (dort Dr. iur. 1919).

Nach dem Studium trat Kimmel 1919 in den Dienst der Gendarmerie und besuchte von 1924 bis 1926 die Gendarmerieakademie in Graz. Danach war er bis 1932 Leiter und Kurskommandant der Gendarmerieschule in Wien. In dieser Zeit fand er Kontakt zur Rudolfina und wurde dort als Urmitglied aufgenommen (Couleurname Erek, bei Pannonia Schwips). Anschließend war er bis 1934 in der Generaldirektion für Öffentliche Sicherheit im Bundeskanzleramt tätig. In der Folge war er eine zeitlang Adjutant von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) sowie Abteilungskommandant beim Landesgendarmeriekommando Niederösterreich.

Kimmel war maßgeblich am Aufbau der Ostmärkischen Sturmscharen beteiligt, die von Schuschnigg ab 1930 ins Leben gerufen wurden und einen katholisch orientierten Gegenpol zur Heimwehr bilden sollten. Kimmel wurde deren Reichsführerstellvertreter und Landesführer von Wien. Gleichzeitig wurde er der oberste militärische Kommandant der Sturmscharen. Zusätzlich wurde er 1936 Landesmilizführer – die sog. Frontmiliz – von Wien und deren Bundesführerstellvertreter.

Kimmel war Vertrauter von Schuschnigg und wurde daher in den Staatsrat berufen, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte. Von diesem wurde er zum einen zu dessen Schriftführer und zum anderen am 27. November 1934 in den Bundestag gewählt. Nachdem die Deutsche Studentenschaft (DSt) als Vertretung der Studenten aufgelöst und das System der Sachwalterschaften errichtet wurde, ist auch das Ende der Katholisch-Deutschen Hochschülerschaft (KDHÖ) als hochschulpolitische Fraktion im Rahmen der DSt gekommen. Bereits im Juli 1933 gab es Tendenzen zu Überlegungen, einen „Österreichische Studentenschaft“ zu gründen. Nach Theodor Veiter (ehemals Rd), wollte eine solche Kimmel ins Leben rufen. Veiter beschrieb Kimmel „als geistig beschränkten Menschen und Feldwebelnatur“, was auf eine Konkurrenzsituation in der Verbindung hindeutet.

Nach dem Anschluß wurde Kimmel als wichtiger Repräsentant des „Ständestaates“ gleich verhaftet (Polizeigefängnis Wien) und am 1./2. April 1938 ins KZ Dachau verbracht, von wo er am 17. November 1938 entlassen wurde. Kaum nach Wien zurückgekehrt wurde er bereits im Dezember 1938 neuerlich verhaftet und in das Wiener Polizeigefängnis gebracht, von wo er dann im März 1939 freikam. Mit 22. Juni 1939 wurde er aus dem Gendarmeriedienst mit dem letzten Dienstgrad Gendarmeriemajor entlassen. Er stand weiterhin unter Polizeikontrolle.

Nach dem Krieg wurde Kimmel rehabilitiert, zum Gendarmerieoberst befördert und mit dem Aufbau der Gendarmerie in der sowjetischen Besatzungszone (Niederösterreich, Burgenland und das Mühlviertel) betraut. Er galt als Vertrauter von Innenminister Oskar Helmer (SPÖ). 1949 wurde Kimmel zuerst zum stellvertretenden und 1950 zum Gendarmeriezentralkommandanten im Innenministerium sowie zum Gendarmeriegeneral ernannt. Sein Nachfolger als Stellvertreter wurde Paul Schmittner (Rd). Diese Funktion bekleidete Kimmel bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1962. Er war daher nach 1945 wesentlich am Aufbau der Gendarmerie sowie der Vorform des Bundesheeres (sog. B-Gendarmerie) beteiligt, wobei die immensen Schwierigkeiten in der sowjetischen Besatzungszone die Arbeit erschwerten.

1962 wurde von Otto Molden, dem Bruder des Verlegers Fritz Molden, die Europäische Föderalistische Partei (EFP) gegründet, die dann bei den in diesem Jahr stattgefundenen Nationalratswahlen kandidierte, aber keine Chance hatte. Für die Bundespräsidentenwahlen im April 1963 kandidierte der amtierende Bundespräsident Adolf Schärf sowie als chancenloser Gegenkandidat der ÖVP der bereits durch Krankheit gezeichnete Julius Raab (Nc). Seitens der EFP wurde als unabhängiger Kandidat Kimmel aufgestellt. Somit standen sich wie 1951 – Heinrich Gleißner (S-B) und Johannes Ude (Cl) – wiederum zwei CVer bei Bundespräsidentenwahlen gegenüber. Kimmel ließ sich auf Wahlplakaten gemalt in Generalsuniform abbilden, die stark an die der k. u. k. Armee erinnerte. Als Wahlslogan hatte er „In deinem Lager ist Österreich“.

Kimmel erhielt knapp vier Prozent, Raab 40,6 Prozent. Die Verbandsführung des ÖCV beschäftigte sich zwar mit seiner Kandidatur, faßte jedoch dazu keine Beschlüsse. Es gab im ÖCV aber kritische Stimmen, doch gegenüber Kimmel keine Sanktionen. Er war auch Autor zahlreicher juristischer und kriminaltechnischer Werke.

Kimmel hatte eine enge Beziehung zu seiner Bandverbindung Pannonia, deren Gründung im Zusammenhang mit den Ostmärkischen Sturmscharen stand. Von 1934 bis 1936 war er deren erster Philistersenior. Kimmel war auch Ehrenphilister der MKV Waldmark Neunkirchen und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

Werke:

(Auswahl)
Rechtslexikon für den österreichischen Sicherheits- und Verwaltungsdienst (1932).
Österreichisches Staatsbürgerbuch (1936).
Österreichisches Jugendstrafrecht (1946).
Lehrbuch des österreichischen Strafprozesses (1947)
Lehrbuch des österreichischen Strafrechts (1948).
Österreichisches Jugendgerichtsgesetz und Jugendwohlfahrtsgesetz (1962).

Quellen und Literatur:

Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im ändestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 123f.
Exner, Ernst (Pan), in: Pannonen-Spiegel Nr. 3/1997, S. 8.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 275, 389, 417, 447, 569 und 644.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 161f.