Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Zurbriggen besuchte von 1950 bis 1955 die Primarschule (Volksschule) in Brig und danach das dortige Kollegium Spiritus Sanctus (Gymnasium), wo er 1963 die Matura ablegte. Danach leistete er seinen Militärdienst bei der Festungsartillerie in Airolo (Kanton Tessin). Im Anschluß daran trat er in das Priesterseminar der Diözese Sitten ein, 1965 ging er nach Rom, wo er im Pontificio Collegio Germanico wohnte und an der Gregoriana studierte (Lic. theol. 1969). Am 10. Oktober 1969 wurde er in Rom vom Berliner Bischof Alfred Kardinal Bengsch zum Priester geweiht.
Im Anschluß daran studierte Zurbriggen an der Päpstlichen Diplomatenakademie (Pontificia Academia Ecclesiastica) (Lic. iur. can. 1973). Nebenbei unterrichtete er von 1971 bis 1973 Religion am Wirtschaftsgymnasium der Schweizer Schule in Rom. Anschließend setzte er das Kirchenrechtsstudium an der Lateranuniversität fort (Dr. iur. can.). Der Titel seiner Doktorarbeit lautete: „Der Grundsatz der bona fides – Ansätze und Möglichkeiten seiner Verwirklichung im Völkerrecht.“ Kurz nach Beendigung dieser Studien wurde 1975 Cesare Zacchi (Baj EM) Präsident der Päpstlichen Dipomatenakademie.
DIPLOMATISCHE LAUFBAHN
Mit 5. März 1975 trat Zurbriggen in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles ein und wurde gleich der Nuntiatur in Bolivien zugeteilt. Bereits 1976 erhielt er den Titel eines Kaplans Seiner Heiligkeit (Monsignore). 1979 wurde er an die Nuntiatur in Bonn versetzt, wo er bis 1982 blieb. Anschließend war er bis 1985 Zugeteilter an der Nuntiatur in Urugay. Während dieser Zeit war er 1983 zwei Monate Geschäftsträger in Ecuador.
1985 kam Zurbriggen an die Nuntiatur in Paris, wo er zu seinem Abschied 1989 den Titel Prälat Seiner Heiligkeit verliehen bekam. Im Anschluß daran war er bis 1991 an der Apostolischen Delegation Südliches Afrika eingesetzt, die für die Republik Südafrika, Botswana, das Königreich Swaziland und Namibia zuständig war. Apostolische Delegationen gibt es in jenen Ländern, mit denen der Heilige Stuhl (noch) keine diplomatischen Beziehungen pflegt. Zu dieser Delegation gehörte organisatorisch auch die Nuntiatur im Königreich Lesotho. 1991 wurde er an die Nuntiatur in Indien bzw. im Königreich Neapel versetzt.
Am 13. November 1993 wurde Zurbriggen zum Titular-Erzbischof von Glastonia (Glastonbury, England) und zum Apostolischen Delegaten in Mozambique ernannt. Am 6. Januar 1994 erfolgte die Bischofsweihe durch Papst Johannes Paul II. im Petersdom. In der Folge nahmen Mozambique und der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen auf, so daß er dort ab 22. Februar 1996 Nuntius war. Am 13. Juni 1998 wurde er zum Nuntius für Georgien, Armenien und Aserbaidschan ernannt und am 25. Oktober 2001 wechselte er schließlich in dieser Funktion in die Baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Zusätzlich wurde er dort am 18. November 2001 zum Apostolischen Administrator ad nutum Sanctae Sedis von Estland ernannt (die Zahl der Katholiken beträgt dort ca. 6.500, also die Größe einer durchschnittlichen Pfarre).
NUNTIUS IN ÖSTERREICH
Zurbriggen war bislang im Zeitraum von 34 Jahren an acht Vertretungen des Heiligen Stuhles als Zugeteilter oder Nuntius eingesetzt. Am 14. Januar 2009 erfolgte die letzte Ernennung in seiner diplomatischen Laufbahn, nämlich die zum Apostolischen Nuntius in Wien, wo er am 2. April eintraf und um 17. April sein Beglaubigungsschreiben Bundespräsident Heinz Fischer überreichte. Er sollte dort mehr als neun Jahre bis zum 30. November 2018 bleiben.
Nach Christoph Kardinal Schönborn (Rt-D EM) habe sich Zurbriggen durch große Herzlichkeit und ein tiefes Verständnis für die kirchliche Situation in Österreich ausgezeichnet. Er habe dem entsprochen, was sein Nachname ausdrückt, nämlich Brückenbauer zu sein zwischen Rom und der Ortskirche. In seine Amtszeit fielen mehrere Bischofsernennung, die allesamt zur Zufriedenheit der Ortskirchen ausfielen: Ägidius Zsifkovics von Eisenstadt (2010), Benno Elbs von Feldkirch (2013), Wilhelm Krautwaschl von Graz (2015), Werner Freistetter (The EM) zum Militärbischof (2015), Herbert Glettler von Innsbruck (2017) und Weihbischof Hans Hofer von Salzburg (2017). Hinzu kamen noch die Transferierungen von Bischof Franz Lackner (BbG EM) von Graz in das Erzbistum Salzburg (2015), von Bischof Manfred Scheuer (AIn EM) von Innsbruck nach Linz (2017) und von Bischof Alois Schwarz (FlP EM) von Klagenfurt nach St. Pölten.
Zurbriggen trat bereits in seiner Gymnasialzeit der Sectio Brigensis des Schweizer Studentenvereins (StV) bei (Couleurname Flüm) und war während seines Studiums in Rom bei der Helvetia Romana (StV) aktiv. Bereits nach einem Jahr in Österreich wurde er Bandphilister h. c. bei der Leopoldina und kurz nach seiner Emeritierung bei der Sanctottensis. Bei der Cartellversammlung 2014 in Baden zelebrierte er die Festmesse. Als StVer hat er sich immer zum CV bekannt und im Verkehr mit allen CVern öffentlich auf das brüderliche Du-Wort bestanden.
Nach seinem Rücktritt verbrachte Zurbriggen den Ruhestand bei Verwandten in seiner Heimatstadt Brig. Er wurde am Sonntag, dem 28. August 2022, einen Tag nach seinem 79. Geburtstag, offenbar nach einem Sturz tot in seiner Wohnung aufgefunden. Er wurde auf dem Friedhof von Brig bestattet.
Quellen und Literatur:
https://www.nuntiatur.at/index.php?menuid=35&reporeid=69, Abruf 29. 8. 2022.kathpress, 29. 8. 2022.