Lebenslauf:
HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHE LAUFBAHN
Prantner wurde als Sohn eines Bankdirektors geboren und wuchs in Wien-Josefstadt auf. Dort besuchte er zuerst das Piaristengymnasium, maturierte 1949 am Gymnasium in Wien-Döbling (Gymnasiumstraße) und begann mit dem Wunsch, Priester zu werden, das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1954, Dr. theol. 1955). Zu diesem Zweck trat er in das Wiener Priesterseminar ein. Obwohl es damals noch nicht gestattet war, daß Priesterseminaristen einer CV-Verbindung beitreten, wurde er gegen Ende des 4. Jahrgang bei der Amelungia rezipiert (Couleurname Bobby).
Prantner empfing die Tonsur sowie die vier niederen Weihen, verließ jedoch Anfang 1954 kurz vor der Subdiakonatsweihe das Priesterseminar. Sein dortiger Aufenthalt sollte ihn für das ganze Leben prägen, das von einer besonderen tiefen religiösen Spiritualität gekennzeichnet war, die sich gegen Ende seines Lebens noch verstärkt hatte.
Prantner beendete trotzdem sein Theologiestudium und gehörte zu den ganz wenigen Laien, die das in den ersten Jahren nach dem Krieg taten. Mit 1. Februar 1956 fand er eine Anstellung als Redakteur (Presseabteilung) bei der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, wo er bis zum 30. Juni 1961 tätig war. Danach wechselte er mit 1. Juli 1961 in den Österreichischen Wirtschaftsbund als Pressereferent, wo er dessen damaligem Bundesobmann, dem kurz davor zurückgetretenen Bundeskanzler Julius Raab (Nc), als persönlicher Sekretär zugeteilt war.
Nach Raabs Tod Anfang 1964 wurde Prantner vom Bundesobmann des Österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes (ÖAAB), dem Nationalratspräsidenten Alfred Maleta (Cl), übernommen, trat in die Dienste des ÖAAB und wurde ihm dort zugeteilt. Von diesem erhielt Prantner die Anregung, das Studium der Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien aufzunehmen, was aufgrund der anstehenden Studienreform gerade noch möglich war. Dieses beendete er mit der Promotion (Dr. rer. pol. 1971).
Nachdem Maleta im Mai 1971 als ÖAAB-Obmann zurückgetreten war, verblieb Prantner vorerst noch im ÖAAB, wechselte aber dann 1972 zur gerade gegründeten Politischen Akademie der ÖVP, deren Präsident Maleta wurde. Dort war er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998 Studienleiter für die Bereiche Christliche Weltanschauung, Gesellschaftslehre, Internationale Politik und Sicherheit.
PRANTNERS EHRENAMTLICHEN UND NEBENBERUFLICHEN TÄTIGKEITEN
Prantners Lebenslauf ist von zahlreichen nebenamtlichen Tätigkeiten geprägt, die seine eigentliche Berufstätigkeit – zuletzt in der Politischen Akademie – in den Hintergrund treten ließen. Als am 16. Februar 1966 der Leiter des Academia-Amtes, Helmut Steinacker (Nc), zurückgetreten war, wurden von der Verbandsführung Heribert Steinbauer (AW) und Prantner zu provisorischen Amtsträgern bestellt. Steinbauer übernahm die Leitung der Academia, während Prantner das Ressort Presse und Information leitete, das damals noch zum Academia-Amt gehörte. Er bekleidete dieses Amt lediglich bis zur nächsten Cartellversammlung des Jahres 1966. Auf dieser wurde dann ein eigenes Informationsamt geschaffen, zu dessen Leiter – und Nachfolger Prantners – Kurt Bergmann (Dan) gewählt wurde.
Prantners Name wurde vor allem im Zusammenhang mit dem Souveränen Malteser-Ritterorden allgemein bekannt. Diesem trat er bereits 1957 als Donat 1. Klasse bei, 1968 wurde er zum Magistralritter erhöht. Mit dieser Mitgliedschaft hängt auch der Umstand zusammen, daß sich seine staatswissenschaftliche Dissertation mit der völkerrechtlichen Stellung des Souveränen Malteser-Ritterordens beschäftigte. 1978 wurde er zum Magistral-Großkreuzritter und 1995 zum Magistral-Großkreuzritter mit Schulterband ernannt.
Seine staatswissenschaftliche Beschäftigung mit dem Malteserorden führte wiederum zu einer Mitarbeit an der Botschaft des Souveränen Malteser-Ordens bei der Republik Österreich. 1969 wurde Prantner zum Legationssekretär und 1971 zum Legationsrat ernannt. 1975 erfolgte die Ernennung zum Gesandten-Botschaftsrat und 1978 zum ao. Gesandten und bevollmächtigen Minister sowie zum Geschäftsträger. Er vertrat in dieser Funktion den nicht in Wien residierenden Botschafter und gehörte damit zu dem in Wien akkreditierten Diplomatischen Corps. Seine Tätigkeit an der Botschaft war ehrenamtlich, er übte diese bis 1998 aus.
Aufgrund seiner beiden Studien (Theologie und Staatswissenschaften) spezialisierte sich Prantner innerhalb des theologischen Fächerkanons auf Ethik und Sozialwissenschaften. An der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät lehrte damals dieses Fach der international renommierte Johannes Messner. Ab 1974 war Prantner Dozent dieses Faches an der Theologischen Hauslehranstalt des Chorherrenstiftes Klosterneuburg. 1983 war er kurz Lehrbeauftragter an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, um dann ab dem Wintersemester 1984/85 als Professor für Ethik und Gesellschaftslehre an der Philosophisch-Theologischen Hochschule des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz zu wirken. Diese Tätigkeit übte er bis 1998 aus, dem Jahr seines Übertritts in den Ruhestand.
In den Jahren nach seiner Pensionierung verstärkte sich bei Prantner seine seit jeher betont konservative Ausrichtung innerhalb des kirchlichen Spektrums. So war er Mitglied des umstrittenen Engelwerkes und wurde wegen Äußerungen zu Verschwörungstheorien sowie Ritualmordvorwürfen kritisiert. Hinzu kamen noch Kontakte zum damaligen FPÖ-Klubobmann Ewald Stadler, der um Katholiken für die FPÖ warb. Das alles führte zu Unverständnis bei den alten Weggefährten und Freunden Prantners. Er selber war dann auch körperlich immer stärker leidend und konnte sich kaum mehr noch außer Haus bewegen.
Im Zuge seiner haupt- wie nebenberuflichen Tätigkeiten hat der im Schreiben begabte Prantner zahlreiche Veröffentlichungen zu historischen, kirchlichen wie politischen Themen herausgebracht (siehe Veröffentlichungen). Mitte der achtziger Jahre wurde ihm der Dr. rer. soc. oec. h. c. seitens der UNESCO-Universität Sao Paolo, Brasilien, verliehen. Er war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindungen Kreuzenstein Wien (1966), Babenberg Lilienfeld (1980) und Sonnberg Perchtoldsdorf (1982) sowie Bandphilister der KÖL Maximiliana und Starhemberg. Er wurde auf dem Friedhof Hinterbrühl begraben. Sein Sohn ist der ORF-Journalist Thomas Prantner.
Werke:
(Auswahl)Der Katholik und die österreichischen Nationalratswahlen 1959. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände (1959)
Malteserorden und Völkergemeinschaft (1974) (Basis war seine staatswissenschaftliche Dissertation)
Das Menschenbild als Maßstab gesellschaftlichen Handelns (1978).
Kreuz und weiße Nelke. Katholische Kirche und Christlichsoziale Partei im Spiegel der Presse (1918–1932) (1984) (Basis war seine theologische Dissertation)
Alle Leiden dieser Welt. Kreuzweg mit den Vereinten Nationen. Illustrationen von Ernst Degasperi (Pan EM) (1986).
Die Sozialenzyklika Papst Johannes Paul II. „Sollicitudo rei socialis“ im Widerstreit der Meinungen (1989).
Zwischen Ballhausplatz und Vatikan. Hinter den Kulissen des Geschehens (2006).
Julius Raab. Ansichten des Staatsvertragskanzlers (1991).
Das Kreuz mit den Tafeln. Humorige und satirische Anekdoten, aufgelesen am Straßenrand (2008).
Machtzentrum Vatikan (2010).
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mehrere Mitteilungen im Mai. 2018).Glaube und Politik. Festschrift für Robert Prantner zum 60. Geburtstag. Hg. von Hans-Walther Kaluza (Walth), Heribert Köck (Nc) und Herbert Schambeck (Rd). Berlin 1991.