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Gen.-Sekr. Dr. Dr. Anton Widmann

Gen.-Sekr. Dr. Dr. Anton Widmann

Urverbindung: Welfia (22.12.1934)

Bandverbindungen: M-D

Geboren: 23.05.1893, Wien
Gestorben: 24.03.1950, Wien
Generalsekretär der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft
Politische Haft: 1938 Polizeihaft, 1938–1941 KZ Dachau

Lebenslauf:

Widmann absolvierte das Akademische Gymnasium in Wien und schlug 1913 die Berufsoffizierslaufbahn bei der Kavallerie ein. Er diente bis 1918 beim Ulanenregiment Alexander II. Kaiser von Rußland Nr. 11, das sich aus den Ergänzungsbezirken Theresienstadt (Terezín), Böhmen, und Przemysl, West-Galizien, heute Polen, rekrutierte. Seit letzter Dienstgrad war Rittmeister (Hauptmann).

Nach dem Ersten Weltkrieg schied Widmann aus der k. u. k. Armee und war in der Industrie tätig. Nebenbei studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität (Dr. iur. 1927, Dr. rer. pol.). Nach dem Studium und dem Gerichtsjahr war er in Wien Rechtsanwaltsanwärter, u. a. in der Kanzlei des zeitweiligen Finanzministers und Nationalbankpräsidenten Viktor Kienböck.

1933 wurde Widmann mit der Reorganisation der gewerblichen Organisation Österreichs betraut. Es existierten zwar auf der Länderebene Handelskammern, jedoch gab es auf Bundesebene keine Organisation. Im Zuge der Errichtung des „Ständestaates“ und der damit zusammenhängenden Etablierung von Standesorganisationen wurde 1935 der Bund der Österreichischen Gewerbetreibenden, verkürzt auch Gewerbebund genannt, gegründet. Präsident wurde Julius Raab (Nc), Widmann wurde dort Generalsekretär. Damit war er zum einen der engste Mitarbeiter Raabs, zum anderen bekleidete er eine wichtige Funktion im „Ständestaat“.

Daher wundert es nicht, daß Widmann nach dem Anschluß sofort seines Posten enthoben und bereits am 12. März 1938 verhaftet wurde. Nach Polizeihaft in Wien wurde er am 17. Juni 1938 ins KZ Dachau eingeliefert, von wo er erst am 18. Februar 1941 entlassen wurde. Nach seiner Enthaftung war er in Bremen bei einer Speditionsfirma tätig, da er Gefahr lief, in Österreich weiter behelligt zu werden.

Nach dem Krieg kehrte Widmann über Salzburg im September 1945 wieder nach Wien zurück. Sofort knüpfte er Kontakte zu Raab, der ihn gleich zum geschäftsführenden Vizepräsidenten des im Mai 1945 gegründeten Wirtschaftsbundes (ÖVP) machte, welche Funktion er bis Anfang 1949 ausübte. Ebenso gehörte er dem ÖVP-Bundespräsidium bzw. der Bundesparteileitung als Hauptreferent für Wirtschaft von 1945 bis zu seinem Tod an. Gleichzeitig war er ab 1. Januar 1946 Kammeramtsdirektor der Wiener Kammer der gewerblichen Wirtschaft. Vom Handelsminister Eduard Heinl (Baj EM) wurde er Anfang 1946 mit der organisatorischen und legistischen Vorbereitung der österreichischen Handelskammerorganisation betraut.

Nach Beschlußfassung des Handelskammergesetzes im Jahr 1946 wurde die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft errichtet. Raab wurde deren erster Präsident. Widmann wurde mit 1. Januar 1947 zum ersten Generalsekretär bestellt. Raab und Widmann übten damit materiell fast dieselben Funktionen wie vor 1938 aus. Widmann war dadurch in einer entscheidenden Phase am Neuaufbau der Handelskammerorganisation beteiligt und bekleidete diese Funktion bis zu seinem Tod. Sein Nachfolger war Franz Korinek (Baj EM). Raab bezeichnete Widmann in einem Nachruf als „ideenreichsten und gestaltungskräftigsten Beamten“.

Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen kam Widmann in Kontakt zur Welfia und wurde als Berufstätiger Ende 1934 in den Status eines Konkneipanten aufgenommen (Couleurname Wolfram, Burschung 1935). Er war auch Mitglied der MKV-Verbindung Arminia Klosterneuburg. Er starb überraschend und wurde auf dem Hietzinger Friedhof begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Welfia (Gerhard Fuchs)
www.1133.at/document/view/id/570
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 390.