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Pol.-Kom. Dr. Karl Ebner

Pol.-Kom. Dr. Karl Ebner

Urverbindung: Kürnberg (13.05.1924)

Geboren: 27.10.1901, Franzensfeste (Bezirk Brixen, Tirol; nunmehr Südtirol)
Gestorben: 11.11.1983, Lienz (Tirol)
Ehemals ÖCV, Polizeijurist
Politische Haft: 1945 Polizeihaft

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Ebner wurde als Sohn eines Ma­ga­zin­ar­bei­ters ge­bo­ren und be­such­te nach der Volks­schu­le das Gym­na­si­um in Bri­xen, wo er 1923 ma­tu­riert hatte. Im sel­ben Jahr wur­den die El­tern auf­ge­for­dert, Ita­li­en zu ver­las­sen, und zogen nach Köt­schach (Kärn­ten). Ebner be­gann mit dem Win­ter­se­mes­ter 1923/24 das Stu­di­um an der Rechts- und Staats­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Graz, wo er der Ca­ro­li­na bei­trat. Se­ni­or in die­sem Se­mes­ter war Jo­han­nes Gra­scher (Cl). Ein Con­se­mes­ter von ihm war P. Ca­pis­tran Piel­ler (Cl), eines der spä­te­ren Nazi-Opfer des CV. Das Bild in die­ser Bio­gra­phie zeigt ihn als Fuch­sen der Ca­ro­li­na.

Mit Be­ginn des WS 1925/26 über­sie­del­te Ebner nach Wien und setz­te dort sein Stu­di­um fort. Er ging noch als Fuchs der Ca­ro­li­na zum Kürn­berg. Nach der da­mals wie heute gel­ten­den Car­tell­ord­nung des Ö*CV bleibt ein Fuchs bei Stu­di­en­ort­wech­sel zwar vor­erst Mit­glied sei­ner Ur­ver­bin­dung, wird je­doch bei der Bur­schung Ur­mit­glied sei­ner neuen Auf­ent­halts­ver­bin­dung und ver­liert die Mit­glied­schaft in sei­ner ur­sprüng­li­chen Ver­bin­dung, wobei das Auf­nah­me­da­tum die­ser be­stehen­bleibt.

Ebner wurde im Win­ter­se­mes­ter 1925/26 ge­burscht. Se­ni­or die­ses Se­mes­ter beim Kürn­berg war Lud­wig Bern­eg­ger (Kb), spä­ter Po­li­zei­ju­rist in Linz, der in den An­schlu­ß­ta­gen bru­tal von Nazis er­mor­det wurde und das erste NS-Opfer aus den ÖCV ab dem 11. März 1938 war. Ebner hat also auf die Fahne Kürn­bergs, die der Se­ni­or Bern­eg­ger ge­hal­ten hat, den Bur­schen­eid ab­ge­legt, und war Con­se­mes­ter von zwei NS-Op­fern des ÖCV (Bern­eg­ger, Piel­ler), was die be­son­de­re Tra­gik sei­ner Per­son noch deut­li­cher wer­den läßt..

BERUFSLAUFBAHN BIS 1938

Nach Ende sei­nes Stu­di­ums in Wien (Dr. iur. 1928) und dem Ge­richts­jahr trat Ebner in den Dienst der bur­gen­län­di­schen Lan­des­re­gie­rung, Be­zirks­haupt­mann­schaft Ei­sen­stadt. Deren Lei­ter war Benno von Brai­ten­berg (ehe­mals AIn), über den – er wurde wegen NS-Mit­glied­schaft aus dem CV aus­ge­schlos­sen – Ebner erst­mals in Kon­takt zum Na­tio­nal­so­zia­lis­mus kam.

Im Früh­jahr 1929 wech­sel­te Ebner in den Bun­des­dienst, und zwar zur Po­li­zei. Am 1. Ok­to­ber 1931 wurde er zum stv. Lei­ter des Po­li­zei­kom­mis­sa­ria­tes Wels er­nannt. Am 1. April 1933 wech­sel­te er zur Bun­des­po­li­zei­di­rek­ti­on Salz­burg, wo er sich zum Bei­tritt in die NSDAP an­mel­de­te, je­doch noch nicht auf­ge­nom­men wurde. Doch be­reits im Früh­jahr 1934 wurde Ebner nach Wien in die Ge­ne­ral­di­rek­ti­on für Öf­fent­li­che Si­cher­heit, Staats­po­li­zei­li­ches Büro, trans­fe­riert, die da­mals beim Bun­des­kanz­ler­amt res­sor­tier­te. Das war zu Be­ginn des „Stän­de­staa­tes“ zwei­fels­oh­ne eine höchst wich­ti­ge Po­si­ti­on und zeigt, daß man of­fen­bar von Eb­ners An­nä­he­run­gen an die NSDAP vor­erst noch nichts wußte.

Das soll­te sich aber bald än­dern. Denn gegen ihn wurde nach dem Juli-Putsch der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten im Au­gust 1934 eine rund drei Mo­na­te dau­ern­de Dis­zi­pli­nar­un­ter­su­chung wegen Ver­dachts des Kon­takts zu Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ein­ge­lei­tet, wäh­rend der er sus­pen­diert war. Sie en­de­te aber ohne Er­geb­nis, so daß er über Ver­mitt­lung von Roman Ro­sicz­ky (Nc), da­mals Se­kre­tär von Si­cher­heits-Staats­se­kre­tär Hans Ham­mer­stein-Equord und nach 1945 Par­la­ments­di­rek­tor, im Herbst 1934 am Po­li­zei­kom­mis­sa­ri­at Wien-Hiet­zing wie­der Ver­wen­dung fand.

Im Juli 1936 wurde Ebner in den Wie­ner Ar­bei­ter­be­zirk Fa­vo­ri­ten straf­ver­setzt, weil er an­geb­lich ver­sucht haben soll, einen SA-Mann zu de­cken. In die­sen Jah­ren war Ebner ak­ti­ver „Il­le­ga­ler“, wie ver­schie­de­ne Be­le­ge be­wei­sen. In Fa­vo­ri­ten war er nicht mehr für die Ver­fol­gung von Na­tio­nal­so­zia­lis­ten zu­stän­dig, denen er trotz­dem viele Hin­wei­se gab, son­dern im Re­fe­rat „Links­be­we­gung, Ju­gend­li­che und Ab­hän­gi­ge“. Dort trat er dann for­mell der il­le­ga­len Be­zirks­grup­pe der NSDAP (Juli 1936) und am 3. Ja­nu­ar 1937 der SS-Stan­dar­te 3/89 („Putsch­stan­dar­te Holzwe­ber“) bei.

BERUFSLAUFBAHN NACH 1938

Nach dem An­schluß kam Ebner am 28. März 1938 zur neu­errich­te­ten Ge­sta­po-Leit­stel­le Wien, Re­fe­rat II B (Juden und Kir­che), die im ehe­ma­li­gen Hotel Métro­po­le am Franz-Jo­sefs-Kai un­ter­ge­bracht war. Am 1. Juni 1939 über­nahm er dann die Lei­tung des Re­fe­rats II B (hieß spä­ter IV B). In die­sem Zu­sam­men­hang und zu die­ser Zeit war er an zen­tra­ler Stel­le bei der De­por­tie­rung der Juden aus Wien be­tei­ligt und ist auf­grund sei­ner Stel­lung be­reits 1939 mit Adolf Eich­mann zu­sam­men­ge­trof­fen.

Laut Kurt Schu­sch­nigg (AIn) war Ebner 1939 des­sen zu­stän­di­ger Ge­sta­po-Be­am­ter wäh­rend sei­ner In­haf­tie­rung im Hotel Métro­po­le, wobei er ihn „nicht ohne mensch­li­che Hal­tung“ qua­li­fi­zier­te. Am 1. Ok­to­ber 1939 wurde Ebner zum Re­gie­rungs­rat be­för­dert und am 15. Fe­bru­ar 1941 zum SS-Sturm­bann­füh­rer er­nannt. Ins Jahr 1939 fiel auch sein Aus­tritt aus der ka­tho­li­schen Kir­che, der wahr­schein­lich mit sei­ner Mit­glied­schaft in der SS ur­säch­lich zu­sam­men­hängt. Mit die­sem Au­gen­blick en­de­te au­to­ma­tisch seine Mit­glied­schaft in der CV-Ver­bin­dung Kürn­berg.

Im April 1942 wurde Ebner zum stv. Lei­ter der Ge­sta­po-Leit­stel­le Wien er­nannt. Sein Vor­gän­ger war üb­ri­gens Heinz Hel­len­broich (Ho­hen­stau­fen im CV), der diese Stel­le ab Ok­to­ber 1941 in­ne­hat­te (die­ser wurde 1948 von einem US-Mi­li­tär­ge­richt zum Tode ver­ur­teilt und hin­ge­rich­tet). Mit 1. Au­gust 1942 wurde Ebner zum Ober­re­gie­rungs­rat be­för­dert und am 9. April 1943 zum SS-Ober­sturm­bann­füh­rer er­nannt. Im Sep­tem­ber 1943 ver­hör­te der des Ita­lie­ni­schen mäch­ti­ge Ebner nach der Be­frei­ung Mus­so­li­nis des­sen mit­ge­nom­me­nen Ge­fäng­nis­di­rek­tor und sprach auch mit Mus­so­li­ni. Im Ge­fol­ge der Er­eig­nis­se des 20. Juli 1944 in Wien wurde er von Wi­der­stands­kämp­fern zu­sam­men mit an­de­ren SS- und Ge­sta­po-Leu­ten kurz­fris­tig fest­ge­nom­men.

Nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen dräng­te Ebner ab 1942 den Ein­fluß von Be­am­ten aus dem „Altreich“ sys­te­ma­tisch zu­rück und be­setz­te neue Pos­ten vor­wie­gend mit Be­am­ten aus der „Ost­mark“. Nach­dem sich die Nie­der­la­ge des Deut­schen Rei­ches ab­zu­zeich­nen be­gann, ist auf­fäl­lig, daß er ver­sucht hat, pro­mi­nen­ten und/oder zah­lungs­kräf­ti­gen in­haf­tier­ten Re­gime­geg­nern so wie auch Juden auf sub­ti­le Weise zu hel­fen. Vor allem ge­schah das in der Zeit zwi­schen April bis Juni 1944, wo Ebner wegen der Er­kran­kung des Wie­ner Ge­sta­po-Chefs prak­tisch die Lei­tung in­ne­hat­te.

Diese Rolle Eb­ners ge­riet Ende 1944 in Ge­fahr. Am 1. De­zem­ber 1944 wurde ein neuer Lei­ter der Wie­ner Ge­sta­po er­nannt, der eine ge­hei­me Über­wa­chung Eb­ners an­ord­ne­te, die am 9. Ja­nu­ar 1945 zu sei­ner Ver­haf­tung führ­te. Am 16. März fand in Traun­stein am Inn (Ober­bay­ern) die Ver­hand­lung gegen ihn vor dem SS- und Po­li­zei­ge­richt statt, wobei er wegen „Wehr­kraft­zer­set­zung“ zum Tod ver­ur­teilt wurde. Er kam zu­erst in das Ge­fäng­nis von Neun­kir­chen (Nie­der­ös­ter­reich), von wo aus ihm aber am 22. März die Flucht ge­lang. Am 31. März wurde Ebner wie­der ver­haf­tet und über St. Pöl­ten nach Salz­burg ge­bracht, wo er am 2. Mai 1945 vor Ein­tref­fen der US-Trup­pen frei­ge­las­sen wurde.

WEM EBNER GEHOLFEN HAT

Wer zum Kreis der Ge­hol­fe­nen bzw. gar Ge­ret­te­ten ge­hört hat, ist nicht mehr voll­stän­dig zu eru­ie­ren, eben­so­we­nig na­tür­lich auch die Zahl derer, die durch Eb­ners Tä­tig­keit im Rah­men des NS-Un­ter­drü­ckungs­ap­pa­rats zu Scha­den ge­kom­men ist. Neben sei­ner ent­spre­chen­den Stel­lung in der Ge­sta­po, die für sol­che Hil­fe­ak­tio­nen die nö­ti­ge Basis bil­de­te, war auch das Zu­sam­men­wir­ken mit dem Rechts­an­walt Erich Füh­rer (B! Bruna Su­de­tia Wien), der zahl­rei­che NS-Opfer ver­tei­dig­te, von ent­schei­den­der Be­deu­tung. Auf­grund des gegen Ebner ge­führ­ten sog. „Volks­ge­richts­pro­zes­ses“ Ende 1948 (siehe unten) sind viele der Ge­ret­te­ten bzw. jener, denen ge­hol­fen wurde, ak­ten­kun­dig ge­wor­den, denn die Ver­tei­di­gung war na­tür­lich be­müht, viele der­ar­ti­ge Ent­las­tungs­zeu­gen bei­zu­brin­gen. Bei deren Namen fäl­len un­will­kür­lich die große Zahl von ka­tho­li­schen Pries­tern sowie eine er­heb­li­che An­zahl von CVern auf. Auch hat Ebner viel­fach Juden ge­hol­fen.

Einer der für die CV-Ge­schich­te pro­mi­nen­tes­ten und gut do­ku­men­tier­ten Fälle einer sol­chen Un­ter­stüt­zung ist die für den be­kann­ten Wie­ner Prä­la­ten Jakob Fried (Am, Kb). Die­ser wurde am 21. No­vem­ber 1939 ver­haf­tet, je­doch erst am 24. No­vem­ber 1943 zu zwei Jah­ren ver­ur­teilt, wor­auf­hin er in das Po­li­zei­ge­fäng­nis Wien (Ro­ßau­er Lände) über­stellt wurde. Da eine Ein­wei­sung in das KZ Dach­au droh­te, stell­te Ebner im Mai 1944 für Fried eine La­ge­r­un­fä­hig­keit fest. Dar­auf­hin wurde er ent­las­sen und hielt sich dann eine Zeit­lang in Nord­böh­men auf. Mitte Sep­tem­ber 1944 traf Ebner Fried in einer Wie­ner Pri­vat­woh­nung eines Be­kann­ten.

Fried schreibt dar­über: Ebner „sprach etwa zwei Stun­den lang mit mir über die Ver­hält­nis­se so, wie man nur mit einem Freun­de spre­chen könn­te. Er zeig­te sich in sei­nen Äu­ße­run­gen als Geg­ner des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus [...]. Ich ver­dan­ke [...] durch die ent­schei­den­de Mit­hil­fe des Herrn Ober­re­gie­rungs­ra­tes Dr. Karl Ebner [...] mein Leben.“ Fried wurde zu der Zeit, als Ebner bei Kürn­berg aktiv war, dort Band­phi­lis­ter.

Eine wei­te­re Un­ter­stüt­zung ist beim eben­falls le­gen­dä­ren Wie­ner Prä­la­ten Josef Wag­ner (Am EM) nach­ge­wie­sen. Der war be­reits vor dem Krieg Kanz­lei­di­rek­tor des Wie­ner erz­bi­schöf­li­chen Or­di­na­ri­ats und hatte als sol­cher öf­ters mit Ebner zu tun ge­habt, der ein­mal über In­ter­ven­ti­on Wag­ners den Ab­trans­port eines „nich­t­ari­schen“ Ka­lasan­ti­ner-Bru­ders ver­hin­der­te. Sol­che In­ter­ven­tio­nen Wag­ners für nich­t­ari­sche Ka­tho­li­ken bei Ebner hat es öf­ters ge­ge­ben. Gegen Wag­ner sel­ber gab es ein­mal Er­mitt­lun­gen der Ge­sta­po, wobei Ebner eine Ver­haf­tung ver­hin­dern konn­te.

Ebner half auch dem eben­falls be­kann­ten Wie­ner Prä­la­ten Karl Ru­dolf (Am), der Ende 1943 ein Gau­ge­bot wegen sei­ner In­itia­ti­ven auf dem Ge­biet der Seel­sor­ge und sei­ner Pre­dig­ten er­hielt. D. h., er durf­te den Gau Groß-Wien nicht ver­las­sen. Ru­dolf wurde 1944 von Ebner vor­ge­la­den, der dann das Gebot auf­hob.

Am 8. Au­gust 1944 wurde P. Ca­pis­tran Piel­ler (Cl) als An­ge­hö­ri­ger der „An­ti­fa­schis­ti­schen Frei­heits­be­we­gung Ös­ter­reichs“ (AFÖ) zum Tod ver­ur­teilt. Sein Rechts­an­walt lei­te­te ein Gna­den­ver­fah­ren ein, wobei er mas­siv von Ebner un­ter­stützt wurde, so daß die Exe­ku­ti­on hin­aus­ge­scho­ben wer­den konn­te. Eb­ners zwi­schen­zeit­li­che Ver­haf­tung mach­te aber eine wei­te­re Hilfe un­mög­lich, so daß Piel­ler am 15. April 1945 in der Straf­an­stalt Stein von der SS er­schos­sen wurde. Ebner konn­te auch die Ver­brin­gung Otto Tie­fen­brun­ners (AIn), der eben­falls für die AFÖ tätig war, ver­hin­dern.

Es be­stan­den Kon­tak­te Eb­ners zu dem da­ma­li­gen Vor­stands­mit­glied der Credit­an­stalt-Bank­ver­ein, Josef Joham (Cl), nach 1945 deren Ge­ne­ral­di­rek­tor. Die­ser ge­riet aus ver­schie­de­nen Ur­sa­chen in Spio­na­ge­ver­dacht. Die be­las­ten­den Ak­ten­stü­cke be­hielt Ebner in sei­nen Schreib­tisch un­be­han­delt. Eben­so soll er sich für den frü­he­ren Un­ter­richts­mi­nis­ter Hans Pern­ter (Nc) ein­ge­setzt haben. Auch hat Ebner dem Wie­ner Rechts­an­walt Erich Schwin­ner (M-D) ge­hol­fen, aus der Haft ent­las­sen zu wer­den. Eben­so soll er dem ehe­ma­li­gen Vi­ze­kanz­lers und Bür­ger­meis­ters von Wien, Ri­chard Schmitz (Nc), der seit An­fang April 1938 im KZ Dach­au war, Hoff­nun­gen ge­macht haben. Aber of­fen­bar war die­ser für ihn zu „hoch­ran­gig“, so daß die­ser Ver­such er­geb­nis­los blieb. Schmitz ver­wen­de­te in Brie­fen für Ebner den Deck­na­men „Albus“, der Weiße bzw. jener mit einer „wei­ßen Weste“.

Wei­te­re CVer, die Ebner ge­hol­fen hat, waren laut Zeu­gen­aus­sa­gen im Pro­zeß:
der frü­he­re Fi­nanz­mi­nis­ter Jakob Ahrer (ehe­mals Trn), Min.-Rat Peter Bern­stei­ner (Rd).
der bur­gen­län­di­sche Lan­des­schul­in­spek­tor Wen­zel Beza (NdW), der spä­te­re Ge­ne­ral­di­rek­tor für die Post- und Te­le­gra­phen­ver­wal­tung Karl Dwor­schak (Rd), der spä­te­re Sek­ti­ons­chef Jo­hann Gra­scher (Cl), der spä­te­re bur­gen­län­di­sche Lan­des­haupt­mann Lo­renz (Lovro) Kar­all (A-P EM), der le­gen­dä­re Ge­fäng­nis­pfar­rer am Lan­des­ge­richt Wien, Edu­ard Köck (Rd), der spä­te­re Min.-Rat Wil­li­bald Mayr (Am), Lud­wig Mohr (Rg), Sek­ti­ons­chef Josef Pul­tar (Nc) sowie der spä­te­re Par­la­ments­di­rek­tor Roman Ro­sicz­ky (Nc).

Nach Aus­sa­ge des be­kann­ten Schau­spie­lers Hans Moser habe Ebner ihm 1940 oder 1941 ge­hol­fen, daß seine Frau, eine Jüdin, un­be­hel­ligt von Bu­da­pest nach Wien kom­men konn­te.

DER VOLKSGERICHTS PROZESS

Ebner ge­lang­te nach sei­ner Frei­las­sung in Salz­burg An­fang Mai 1945 zu sei­nen El­tern nach Döl­sach in Kärn­ten, wurde aber dort am 13. Juni 1945 von den Bri­ten ver­haf­tet und am 20. Fe­bru­ar 1947 den ös­ter­rei­chi­schen Jus­tiz­be­hör­den über­stellt. Da­nach er­folg­te eine ein­ein­halb­jäh­ri­ge Vor­un­ter­su­chung (Un­ter­su­chungs­haft). Am 1. Ok­to­ber 1948 wurde dann gegen ihn die An­kla­ge wegen Hoch­ver­rats, wegen Ver­säum­nis der Dienst­auf­sicht sowie wegen Aus­übung un­ge­setz­li­cher Hand­lun­gen im Rah­men sei­ner Amts­tä­tig­keit als Po­li­zei­be­am­ter er­ho­ben. Am 6. De­zem­ber be­gann die Haupt­ver­hand­lung vor dem Volks­ge­richt Wien, bei der er von Rechts­an­walt Hugo Zörn­laib (NbW EM) ver­tei­digt wurde.

Am 11. De­zem­ber 1948 wurde Ebner zu 20 Jah­ren schwe­ren Ker­kers, ver­schärft durch ein halb­jähr­li­ches har­tes Lager ver­ur­teilt und in die Straf­an­stalt Stein über­stellt. Der vor­sit­zen­de Rich­ter be­merk­te im Hin­blick auf die Fülle von Ent­las­tungs­zeu­gen, die die Ver­tei­di­gung bei­brach­te, daß Ebner nicht wegen sei­ner mög­li­chen Hil­fe­stel­lun­gen vor Ge­richt steht, son­dern wegen sei­ner ihm zu Last ge­leg­ten Taten.

Seit 1951 ver­faß­ten Ebner sowie seine Frau Gna­den­ge­su­che, denen am 16. Mai 1953 Bun­des­prä­si­dent Theo­dor Kör­ner statt­gab. Einer der in­ten­sivs­ten In­ter­ven­enden für eine Be­gna­di­gung Eb­ners war der da­ma­li­ge Drit­te Prä­si­dent des Na­tio­nal­rats, Al­fons Gor­bach (Cl). Daß Gor­bach und Ebner sich aus den Gra­zer Ca­ro­li­nen-Zei­ten her kann­ten, ist wohl an­zu­neh­men. Seine Stra­fe wurde auf zwölf Jahre her­ab­ge­setzt und die Ver­bü­ßung der Rest­stra­fe aus­ge­setzt, so daß Ebner am 19. Mai 1953 frei­kam. Da die In­haf­tie­rung durch die Bri­ten und die Un­ter­su­chungs­haft an­ge­rech­net wur­den, war er na­he­zu acht Jahre in Haft. Durch die Her­ab­set­zung des Straf­ma­ßes auf zwölf Jah­ren waren damit zwei Drit­tel der Stra­fe ver­bü­ßt.

Ebner wohn­te nach der Haft­ent­las­sung bis Sep­tem­ber 1954 bei sei­nen El­tern in Döl­sach, kehr­te dann nach Wien zu­rück und ar­bei­te­te ab 1955 bei der Bau- und Sied­lungs­ge­nos­sen­schaft GESFÖ, einer Toch­ter­ge­sell­schaft der Credit­an­stalt-Bank­ver­ein, bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung 1968 als Haus­ver­wal­ter in einer eher nach­ge­ord­ne­ten Stel­lung. Ob die­ser Pos­ten im Zu­sam­men­hang mit dem da­ma­li­gen Ge­ne­ral­di­rek­tor der Credit­an­stalt-Bank­ver­ein Joham steht, ist nicht nach­zu­wei­sen. Ebner starb am 11. No­vem­ber 1983 in Lienz an Gal­len­krebs und wurde in Wien (Kah­len­ber­ger Fried­hof) bei­ge­setzt.

BEWERTUNG EBNERS

Die Hand­lungs­wei­se Eb­ners als Ge­sta­po-Mann ab 1943 ist dif­fe­ren­ziert zu be­trach­ten bzw. zu be­ur­tei­len. Aus den vor­lie­gen­den Un­ter­su­chun­gen kann man den Schluß zie­hen, daß er sich aus op­por­tu­nis­ti­schen Grün­den so ver­hal­ten hat: als ein „Ret­ter, um ge­ret­tet zu wer­den“, wie es vor allem sein Bio­graph Tho­mas Mang so sieht. Mög­li­cher­wei­se hat er dafür auch Geld an­ge­nom­men (von Juden). Dabei bleibt die Frage offen, wann Ebner die Über­zeu­gung ge­won­nen hatte bzw. ge­win­nen konn­te, der Krieg sei end­gül­tig ver­lo­ren. Denn erst eine sol­che macht für die­ses Ver­hal­ten Sinn.

Auf jeden Fall fällt auf, daß sich unter die­sen „Ge­ret­te­ten“ zahl­rei­che CVer be­fin­den, dar­un­ter auch viele, die er von der Ca­ro­li­na bzw. vom Kürn­berg her ge­kannt haben muß, wie z. B. die Pries­ter Piel­ler und Fried. Trifft auf diese aus­schlie­ß­lich ein Rück­ver­si­che­rungs­grund für die Zeit nach einem ver­lo­re­nen Krieg zu? Oder schim­mer­te hier bei ihm noch das „un­aus­lösch­li­che Merk­mal“ des Bur­schenei­des durch? Bis viele Jahre nach dem Krieg wurde in Wie­ner Ver­bin­dun­gen von einem CVer in der Ge­sta­po er­zählt, der ge­hol­fen haben soll.

Auch muß es ihm an­de­rer­seits be­wu­ßt ge­we­sen sein, daß er mit sol­chen Hil­fe­ak­tio­nen ein hohes per­sön­li­ches Ri­si­ko ein­ging. Ge­ra­de in sei­ner Stel­lung war ihm si­cher­lich be­kannt, was mit sol­chen Per­so­nen im NS-Sys­tem pas­siert ist. Das ist ja dann mit sei­ner Ver­haf­tung An­fang 1945 und sei­ner Ver­ur­tei­lung zum Tod auch ein­ge­tre­ten. In­ter­es­sant ist üb­ri­gens, daß er bis 1946 – in der Zeit vor der An­kla­ge in Ös­ter­reich – sogar als Wi­der­stands­kämp­fer und NS-Opfer ge­gol­ten hat. Auch seine Ver­bin­dung Kürn­berg tapp­te ei­ni­ge Zeit be­züg­lich sei­nes Schick­sals im Dunk­len. Auf­grund der Mel­dun­gen über seine Ver­ur­tei­lung zum Tode wurde ins Kar­tei­blatt „1944 hin­ge­rich­tet“ no­tiert. Nach Kennt­nis sei­ner Ver­ur­tei­lung wurde fälsch­li­cher­wei­se auf „le­bens­läng­lich ver­ur­teilt“ kor­ri­giert.

Die Aus­sa­gen Jakob Frieds beim Pro­zeß gegen Ebner las­sen aber auch einen an­de­ren Schluß zu, daß näm­lich durch­aus per­sön­li­che Über­zeu­gungs­mo­ti­ve, auch die sei­nes ka­tho­li­schen Glau­bens oder schlicht und ein­fach das schlech­te Ge­wis­sen, die Trieb­fe­der sei­nes Han­delns ge­we­sen sein könn­ten. Ebner wurde als Kind und Ju­gend­li­cher stark ka­tho­lisch ge­prägt, ins­be­son­de­re durch seine Mut­ter, und war Me­ß­die­ner am Dom zu Bri­xen. Diese Mi­lieu­prä­gung hin­ter­lä­ßt sehr oft eine Ir­rever­si­bi­li­tät, die auch nach zwi­schen­zeit­lich an­der­wär­ti­ger Ori­en­tie­rung („Glau­bens­ab­fall“), wie­der auf­bre­chen kann. Das wird oft­mals von jenen, die mög­li­cher­wei­se diese Prä­gung nicht er­hal­ten haben, über­se­hen. Das Ge­spräch zwi­schen Ebner und Fried im Sep­tem­ber 1944, das von die­sem in sei­ner Au­to­bio­gra­phie ge­schil­dert wird, kann – wenn man ent­spre­chen­de Kennt­nis­se des kle­ri­ka­len Mi­lieus hat – durch­aus als ein sol­ches in einem „forum in­ter­num“ ge­wer­tet wer­den. Dafür spricht auch die mas­si­ve Ent­las­tungs­aus­sa­ge Frieds für Ebner beim Pro­zeß.

Das Wi­der­sprüch­li­che in der Bio­gra­phie Eb­ners ist: Wäre er noch vor Kriegs­en­de 1945 tat­säch­lich hin­ge­rich­tet wor­den, dann hätte ihn die His­to­rio­gra­phie mög­li­cher­wei­se als Wi­der­stands­kämp­fer bzw. Na­zi­op­fer ge­fei­ert. Doch davon un­be­scha­det bleibt das Fak­tum, daß Ebner einer der Haupt­ver­ant­wort­li­chen war, daß Wien „ju­den­rein“ ge­wor­den ist – mit all sei­nen schreck­li­chen Fol­gen. Ebner ge­riet zwi­schen die Mühl­stei­ne der Tra­gik des 20. Jahr­hun­derts. Sein Ver­such, sich dar­aus zu be­frei­en, schei­ter­te je­doch.

Quellen und Literatur:

Rot-Weiß-Rot-Buch. Darstellungen, Dokumente und Nachweise zur Vorgeschichte und Geschichte der Okkupation Österreich. Nach amtlichen Quellen. Wien 1946, S. 180 (hier wird Ebner in Unkenntnis des Sachverhalts als Nazi-Opfer bezeichnet).
Fried, Jakob (Am): Mein Leben in der Nazizeit (= Miscellanea aus dem kirchenhistorischen Institut der katholisch-theologischen Fakultät Wien VII). Wien 1970.
Mang, Thomas: Retter, um sich selbst zu retten. Die Strategie der Rückversicherung. Dr. Karl Ebner, Leiter-Stellvertreter der Staatspolizeileitstelle Wien 1942–1945 . Wien phil. Dipl. Arb. 1998.
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