Lebenslauf:
Mayr stammte aus Wiener Neustadt, wo er bei der katholischen Pennalie Starhemberg (später MKV-Verbindung Babenberg) aktiv war. Nach der Matura begann er das Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Wien (Dipl.-Ing), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Dr. cer. Rüdiger). Dort war er im Sommersemester 1922 teilweise Fuchsmajor und im Sommersemester 1925 Senior. Im Studienjahr 1925/26 hatte die Amelungia den Vorsitz im WCV inne, Mayr bekleidete die Funktion eines WCV-Seniors.
In Reaktion auf den Justizpalastbrand im Juli 1927 wurde die „Akademische Legion“ als parteipolitisch unabhängiger Wehrverband aller Wiener Hochschüler gegründet. Sie stand unter der Leitung des Universitätsprofessors Wilhelm Czermak (Baj EM), löste sich aber gegen 1930 wieder auf. Mayr war an maßgeblicher Stelle bei dieser Legion beteiligt.
1921 wurde aufgrund der Initiative des Studentenseelsorgers Karl Rudolf (Am) aus der Fürsorgeabteilung des Katholischen-Akademiker Ausschusses der „Unterstützungsverein Akademikerhilfe“ gegründet, der den Zweck hatte, die soziale Not der Studenten nach dem Krieg zu lindern und Quartiere für sie zu schaffen. Von Anfang an waren aufgrund des besonderen sozialen Engagements der Amelungia viele deren Angehörige bei diesem Unterstützungsverein dabei, so u. a. Mayr, der bereits 1921 Vorstandsmitglied wurde. Dieser Verein errichtete in Wien bald zwei Heime, das eine in der Pfeilgasse (Josefstadt), das andere in der Michaelergasse (Währing), beide nach Plänen von Clemens Holzmeister (Nc). Von letzerem Heim wurde Mayr Direktor, darüber hinaus bekleidete er die Funktion eines Sekretärs des Unterstützungsvereins.
Nach dem Anschluß 1938 wurde Mayrs Wohnung ein Treffpunkt der „illegalen“ Amelungia („Kartenspiel“). Der bereits von der Gestapo überwachte Walter Caldonazzi (Am) nahm an einem dieser Treffen teil, woraufhin Mayr verhaftet wurde. Da man ihm keine Teilnahme an der Widerstandsgruppe „Maier–Messner–Caldonazzi“ nachweisen konnte, wurde er nach einigen Tagen wieder freigelassen.
Mayr war auch der Retter der Fahne der Rudolfina. In den Anschlußtagen versteckte der spätere VOP Helmut Gnambs (Rd) die Fahne, die in ein Paket mit Packpapier umwickelt zusammengeschnürt wurde, vorerst bei sich. Das war ihm aber zu gefahrvoll, und so übergab er die Fahne bzw. dieses Paket einem anderen Bundesbruder. Der konnte sich aber nach Kriegsende nicht mehr an diese Begebenheit erinnern, so daß man bei der Rudolfina die Fahne verschollen wähnte. In den letzten Kriegsmonaten hat Mayr verbotenerweise eine heimliche Begehung des früheren Studentenheims Michaelgasse vorgenommen, dieses Paket mit der Rudolfinen-Fahne im dortigen Kokskeller gefunden, heimlich herausgeschmuggelt und bei sic aufbewahrt. Nach Kriegsende übergab er die Fahne der Rudolfina, die ihm deswegen das Band annläßlich des 50. Stiftungsfestes 1948 verliehen hatte.
Der „Unterstützungsverein Akademikerhilfe“ wurde nach dem Anschluß 1938 von den Nazis aufgelöst, und die beiden Heime wurden vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) übernommen. Im Krieg dienten sie teilweise als Lazarett. 1945/46 wurde der Unterstützungsverein wieder errichtet, und die Studentenheime wurden zurückgegeben. Mayr wurde Obmann der „Akademikerhilfe“, welche Funktion er bis zu seinem Tod ausübte. Darüber hinaus war er 1946/47 Philistersenior der Amelungia. Unter seiner Ägide wurden weitere Heime errichtet – so in Graz und in Leoben – sowie der Komplex des „Pfeilheims“ erweitert.
Nachdem das Amt für Soziale Fragen im ÖCV-Beirat bereits kurz zwischen 1935 und 1937 bestanden hatte, wurde es 1948 wieder errichtet und Mayr zum Amtsträger gewählt. Im Zuge der Reform der Cartellordnung des Jahres 1959 wurde diesem Amt die Verwaltung der ÖCV-Hilfskasse übertragen. Mayr bekleidete dieses Amts bis zu seinem Tod, sein Nachfolger wurde Karl Strobl (Am). 1990 wurde dieses Amt wieder abgeschafft.
Mayr beendete erst spät sein Studium und trat dann in den Dienst der dem Verkehrsministerium zugehörenden Generaldirektion für die Post- und Telegraphenverwaltung. Sein letzter Dienstgrad war Ministerialrat. Er starb an einem plötzlichen Herztod und wurde auf dem Grinzinger Friedhof begraben.
Quellen und Literatur:
Rudolfinen-Blätter, 34. Jahrgang, Folge 2, September 1067, S. 7f.Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 46, 50, 127f., 313, 315, 354, 367 und 377f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 428.