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Notar Präs. Dr. Josef Peer

Notar Präs. Dr. Josef Peer

Urverbindung: Austria Innsbruck (20.11.1911)

Bandverbindungen: H-Na, R-D, Vi, AlIn

Geboren: 27.11.1891, Innsbruck
Gestorben: 07.07.1977, Innsbruck
ÖCV-Amtsträger (Rechtspfleger), Präsident der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg, Notar

Lebenslauf:

Peer wurde als Sohn eines Gastwirten aus Stainach am Brenner, des späteren Besitzers der bei den Studenten beliebten Weinstube Jörgele in der Innsbrucker Altstadt, geboren. Er besuchte in Innsbruck die Volksschule und anschließend das renommierte Jesuitenkolleg „Stella matutina“ in Feldkirch (Vorarlberg). Nachdem er dort seine Matura abgelegt hatte, begann er 1911 das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1918), wo er der Austria beitrat (Couleurname Jörgele). In den Jahren 1913 und 1914 studierte er an der Hochschule für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt/Main, die damals gerade in eine Universität umgewandelt wurde. Dort schloß er sich der Anfang 1913 gegründeten CV-Verbindung Hasso-Nassovia an und wurde für das Wintersemester 1913/14 zu deren zweiten Senior gewählt. Im Frühjahr 1914 kehrte er nach Innsbruck zurück und wurde für das Wintersemester 1914/15 zum Senior der Austria gewählt.

Im März 1915 wurde Peer zur k. u. k. Armee (Kaiserjäger) eingezogen, Jedoch mußte er sich bald danach einer schweren Operation unterziehen und schied daher im Herbst 1915 aus dem aktiven Dienst. Er setzte daraufhin sein Studium in Innsbruck fort, meldete sich im Frühjahr 1917 wieder freiwillig zum Dienst und wurde in der Folge Kommandant eines schweren Minenwerferzuges am Monte Pasubio (letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnung: Karl-Truppenkreuz). Schwerverwundet kehrte er im Oktober 1918 heim und beendete sein Studium.

Nach einer Gerichtspraxis war Peer im Jahr 1919 einige Monate Notariatskandidat. Anschließend ging er zur Bank für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck, deren Direktor ab 1921 Josef Joham (Cl) war, der spätere Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein. Peer kehrte jedoch am 6. Juli 1926 als Notariatskandidat wieder in seinen ursprünglichen Beruf zurück und legte am 6. Juli 1931 die Notariatsprüfung ab. In der Folge war er bei verschiedenen Innsbrucker Notariatskanzleien tätig und engagierte sich auch in der Standesvertretung. So war er seit 1934 als Vertreter der Notariatskandidaten Mitglied des Leitungsgremiums der Notariatskammer für „Deutsch-Tirol“ und Vorarlberg und seit 1936 Mitglied des Delegiertentages der österreichischen Notariatskammern.

Bis zum Anschluß im März 1938 konnte Peer wegen vorrangiger Kandidaten nicht zum Notar ernannt werden. Während der Nazizeit geschah das aufgrund seiner politischen Einstellung auch nicht. Offenbar nutzte es ihm auch nicht, daß er seit 1. Mai 1943 NSDAP-Parteianwärter war. Seine Ernennung zum Öffentlichen Notar erfolgte erst am 11. Februar 1948. Bereits am 17. Oktober dieses Jahres wurde er zum Präsidenten der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg gewählt und in dieser Funktion in der Folge viermal wiedergewählt.

Peer engagierte sich auch im CV. Im Juni 1927 war er Mitbegründer der fünften Innsbrucker Verbindung Rheno-Danubia und gilt als deren Stifter. Die allermeisten von diesen Stiftern waren Angehörige der Austria-Innsbruck wie z. B. Max Dinkhauser (AIn), Ernst Fischer (AIn), Adolf Hörhager (AIn), Kurt Schuschnigg (AIn), Richard Steidle (AIn), Eduard Reut-Nicolussi (AIn), Heinrich Prinz zu Schwarzenberg (AIn), Franz Xaver Tragseil (AIn). Aber auch der bereits erwähnte Josef Joham (Cl) und Clemens Holzmeister (Nc) waren Stifter. Von 1932 bis 1946 war Peer Philistersenior der Rheno-Damubia. Als der ÖCV-Rechtspfleger Alois Großmann (AIn) im Jahr 1950 verstarb, wurde der Innsbrucker Rechtsanwalt Anton Staudinger (AIn) am 9. Dezember 1950 vom damals dafür zuständigen Organ, dem CV-Gesamtausschuß, zum Nachfolger gewählt. Dieser legte jedoch bereits nach einem halben Jahr sein Amt wieder zurück. Peer wurde daraufhin im Rahmen der Cartellversammlung 1951 vom CV-Gesamtausschuß zum Rechtspfleger gewählt und übte dieses Amt bis zur Cartellversammlung 1953 aus. Sein Nachfolger wurde Karl Kohlegger (AIn).

Peer ehelichte die Tochter Gabriela des hessischen Amtsgerichtsdirektors Franz Specht (AIn) und wurde auf dem Innsbrucker Westfriedhof begraben (J/5–3). Deren Sohn war Helmut Peer (ehemals R-D).


Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Rheno-Danubia (Stephan Astegger, 11. 3. 2021).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 4. 11. 2020).
Austrier-Blätter Nr. 46, 1977, 61f.