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LR StR a.D. Komm.R Dr. Ernst Fischer

LR StR a.D. Komm.R Dr. Ernst Fischer

Urverbindung: Austria Innsbruck (17.10.1913)

Bandverbindungen: R-D

Geboren: 15.12.1891, Innsbruck
Gestorben: 12.01.1978, Reichenau (Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich)
Landesrat (Tirol), Mitglied des Bundesrates, Mitglied des Staatsrates, Landesleiter der Vaterländischen Front, Vizepräsident der Handelskammer Tirol, Devotionaliengroßhändler, Vorstandsmitglied der Bunzl & Biach AG
Politische Haft: 1938 bis 1941 Innsbruck und Landshut, 1944/45 Haft

Lebenslauf:

Fischer wurde als Sohn eines Devotionaliengroßhändlers geboren und besuchte nach der Volksschule in Innsbruck das Jesuitengymnasium Stella matutina in Feldkirch, wo er 1912 maturierte. Nach Absolvierung seines Einjährig-Freiwilligenjahrs 1912/13 studierte er an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1924), wo er der Austria beitrat (Couleurname Nestl). Im Ersten Weltkrieg war er eingerückt (Letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Orden der Eisernen Krone III. Klasse mit Kriegsdekoration, zweimal Silberne Tapferkeitsmedaille I. Klasse, Silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, Karl-Truppenkreuz).

Nach dem Krieg übernahm Fischer zusammen mit seinem Bruder Franz Fischer (Le EM), später Bürgermeister von Innsbruck, den Devotionaliengroßhandel seines Vaters und engagierte sich in diversen Berufsverbänden. So war er u. a. Handelskammerrat und von März 1922 bis Februar 1933 Vizepräsident des Handelsgremiums. Ab 1933 war er Obmann des Landesgewerbeverbandes Tirol und Mitglied des Präsidiums des Bundes Österreichischer Gewerbetreibender. In diesen Jahren war er auch bei der Gründung der Rheno-Danubia beteiligt und gilt als deren Stifter.

Bald nach dem Krieg geriet Fischer in Kontakt zur Tiroler Heimwehr, die unter Leitung von Richard Steidle (AIn) stand, und wurde 1930 Landesführerstellvertreter. Ab 1933 war er dann verstärkt politisch tätig und ein Vertreter der politischen Transformation der Jahre 1933/34. So wurde er am 24. April 1933 vom Tiroler Landtag in den Bundesrat entsandt, dem er bis 2. Mai 1934 angehört hatte. Vom 14. März bis zum 9. November 1934 war er in Tirol Landesrat, wo er für die Wirtschaft und die Gemeinden zuständig war. Ab 1. Februar 1934 war er Landesleiter der Vaterländischen Front in Tirol. Mit 10. November 1934 wurde er in den Staatsrat berufen und zum Zweiten Vizepräsidenten gewählt. Am 13. November 1936 wurde er in den Bundestag entsandt. Diese Funktionen bekleidete er bis zum 12. März 1938.

Nach dem Anschluß wurde Fischer verhaftet. Er war zuerst in Innsbruck, dann in Landshut in Haft. Im Februar 1941 wurde er entlassen und unter Aufsicht gestellt. Nach dem Hitlerattentat im Juli 1944 wurde er erneut verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren verurteilt. Er stand in Kontakt zur Widerstandsgruppe „Freies Österreich. Gausturm Tirol“. Am 5. März 1945 wurde er aus dem Gefängnis befreit.

Nach dem Krieg wurde Fischer Öffentlicher Verwalter der Papierfabrik Bunzl & Biach AG, Wattens, und nach Rückstellung an die Eigentümer deren Vorstandsmitglied (Kaufmännischer Direktor). In der Folge wurde er Vizepräsident der Industriellenvereinigung Tirols und Vizepräsident der Kammer für gewerbliche Wirtschaft Tirols. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1957 war er noch bis 1970 in der Leitung der Innsbrucker Hotelgesellschaft Tyrol-Europa tätig. Er wurde auf dem Friedhof Innsbruck-Wilten begraben (Arkade rechts, neben Haupteingang).

Quellen und Literatur:

Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 71f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 282.