Wartungsfunktionen

BK LH Präs. a.D. RA Dr. Otto Ender

BK LH Präs. a.D. RA Dr. Otto Ender

Urverbindung: Austria Innsbruck (13.12.1896)

Bandverbindungen: Tt, Fd, Nc

Geboren: 24.12.1875, Altach (Bezirk Feldkirch, Vorarlberg)
Gestorben: 25.06.1960, Bregenz
Bundeskanzler, Landeshauptmann (Vorarlberg), Präsident des Rechnungshofes, Rechtsanwalt
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Bregenz, Innsbruck und Wien

Lebenslauf:

HERKUNFT UND STUDIUM

Ender wurde als Sohn eines „Stickferggers“ (Strickwarenhändler) geboren und absolvierte 1896 das nicht mehr existierende Jesuitenkolleg „Stella matutina“ in Feldkirch. Anschließend begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1901), wo er der der Austria beitrat (Couleurname Dr. cer. Horn). Er studierte auch in Freiburg/Schweiz, Prag und Wien, wo er bei der Teutonia, der Ferdinandea und der Norica aktiv war. Sein Leibbursch bei der Austria war Richard Wollek (AIn).

Danach schlug Ender die Rechtsanwaltslaufbahn ein und eröffnete 1908 seine eigene Anwaltskanzlei in Bregenz. 1915 wurde er zum Direktor der Landeshypothekenbank Vorarlbergs bestellt und war ab 1916 Leiter der Kriegsgetreideverkehrsanstalt Bregenz.

ENDER ALS LANDESHAUPTMANN

Relativ bald betätigte sich Ender in der Politik. Bereits 1910 wurde er Mitglied der Landesleitung der Christlichsozialen Vorarlbergs und 1914 deren Obmann. Daher war es fast zwangsläufig, daß er bereits am 3. November 1918 Landeshauptmann und Landtagsabgeordneter von Vorarlberg wurde. Beide Funktionen bekleidete er bis zum 9. Dezember 1930 und dann wieder vom 14. Juli 1931 bis zum 12. Juli 1934. Mitglied des Bundesrates war er vom 1. Dezember 1920 bis zum 2. Mai 1934 und dessen Vorsitzender vom 1. Juni 1924 bis zum 30. November1924, vom 1. Dezember 1928 bis zum 31. Mai 1929 sowie vom 1. Juni 1933 bis zum 30. November 1933.

Ender organisierte die verwaltungsmäßige Loslösung Vorarlbergs von Tirol und die Etablierung eines eigenen Bundeslandes. Bis 1918 war Vorarlberg hinsichtlich der mittelbaren Staatsverwaltung der Statthalterei in Innsbruck unterstellt. Besonders lag ihm auch der Ausbau der Wasserkraft (Illwerke) am Herzen. In den Jahren 1918 bis 1920 trat er für einen Anschluß Vorarlbergs an die Schweiz ein, was vielleicht durch den Umstand, daß er mit einer Schweizerin verheiratet war, befördert wurde. Von 1919 bis 1934 war er Mitglied der internationalen Rheinregulierungskommission.

ENDER ALS BUNDESPOLITIKER

Die Nationalratswahlen im November 1930 brachten für die Christlichsozialen eine Niederlage. Bundespräsident Wilhelm Miklas (AW EM) betraute daraufhin den als gemäßigt geltenden Ender mit der Regierungsbildung, was bei den Christlichsozialen teilweise für Verstimmung sorgte. Am 4. Dezember 1930 wurde er als Bundeskanzler einer Koalitionsregierung aus Christlichsozialen und dem Schoberblock (Großdeutsche und Landbund) ernannt, die eine Mehrheit von 85 Sitzen (gegenüber 80 der Opposition) hatte. Seiner Regierung gehörten u. a. Emmerich Czermak (NdW), Eduard Heinl (Baj EM), Josef Resch (Nc EM) und Carl Vaugoin (Rd EM) an. Am 18. März 1931 trat Engelbert Dollfuß (F-B) in die Regierung ein.

Enders Regierungszeit war von Finanzproblemen gekennzeichnet. Auch scheiterte der Plan einer deutsch-österreichischen Zollunion (Schober-Curtius-Plan) aufgrund von Fehlern, die in Wien und Berlin gemacht wurden. Zu wenig beachtet wird dabei, daß damals die Kanzler der beiden Staaten, Ender und Heinrich Brüning (Bd), jeweils dem CV angehörten. Wäre dieser Plan zustande gekommen, hätte sich die Geschichte möglicherweise etwas anders entwickelt.

Anfang Juni 1931 brach die Creditanstalt zusammen. Damit war nicht nur die Zollunion endgültig vom Tisch, auch die Regierung Ender war nicht mehr zu halten. Ignaz Seipel (Nc EM) versuchte in dieser kritischen Situation, eine Regierung unter Einbeziehung der Sozialdemokraten zu bilden, was diese aber ablehnten. Daher wurde die bisherige Koalition unter dem niederösterreichischen Landeshauptmann Karl Buresch (Wl EM) fortgesetzt. Ender demissionierte am 20. Juni 1931 und kehrte nach Vorarlberg zurück.

Zwei Jahre später trat Ender nochmals in die Bundesregierung ein. Am 19. Juli 1933 wurde er zum Bundesminister für Verfassungs- und Verwaltungsreform ernannt. Damit war der von Engelbert Dollfuß (F-B) betriebene Staatsumbau gemeint. Ender legte zwar dafür einen Verfassungsentwurf vor, aber dieser wurde in wichtigen Punkten abgeändert. Am 10. Juli 1934 schied er aus der Bundesregierung aus, um am 15. Juli 1934 Präsident des Rechnungshofes zu werden. Damit war sein endgültiger politischer Abschied aus Vorarlberg verbunden. Seine Leistungen für Vorarlberg und den Aufbau einer eigenen Landesverwaltung sind zwar unbestritten, jedoch waren seine bundespolitischen Ausflüge nicht von derartigen Erfolgen gekennzeichnet.

Nach dem Anschluß verlor Ender sämtliche Funktionen und wurde am 27. März 1938 in der Wohnung des von 1934 bis 1938 amtierenden Vorarlberger Landeshauptmanns Ernst Winsauer (Va) verhaftet. Er war zuerst im Polizeigefängnis Bregenz, dann in Innsbruck und schließlich in Wien inhaftiert, wurde dann am 15. September 1938 entlassen und erhielt danach ein Gauverbot. Er nahm daraufhin Aufenthalt in Wien und dann in Salzburg. Mit Ende August 1938 wurde er seines Postens als Rechnungshofpräsident enthoben und Ende September ohne Bezüge pensioniert. Danach erhielt er einen Unterstützungsbeitrag in Höhe von 500 Reichsmark.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er – abgesehen von seiner ab 1947 ausgeübten Funktion eines Präsidenten des österreichischen Rheinschiffahrtsverbandes – keine politischen Ämter mehr inne. Sein Sohn Rudolf Ender (AIn) war ao. und bev. Botschafter. Ender, der auch Ehrenphilisters der MKV-Verbindung Kustersberg war, verschied nach langem schweren Leiden im Krankenhaus zu Bregenz, nachdem ihm fünf Monate zuvor ein Bein oberhalb des Knies amputiert werden mußte. Die Einsegnung nahm Bischof Bruno Wechner (AIn EM)) vor, am offenen Grab sprachen u. a. Nationalratspräsident Leopold Figl (Nc) und der Bregenzer Bürgermeister Karl Tizian (AIn).

Werke:

Die neue österreichische Verfassung (Verfassung 1934) mit dem Text des Konkordates. Eingeleitet und erläutert (1934).
(Herausgeber) Das neue Österreich. Staatsbürgerkunde mit Bildern (1935).
Vorarlbergs Schweizer-Anschluß-Bewegung von 1918 bis 1924 (1952).

Quellen und Literatur:

Huebmer, Hans: Otto Ender. Dornbirn 1957
Austrier-Blätter Nr. 29, 1960, S. 65f.
Österreichische Academia 11 (1960), Nr. 11/12, S. 6.
Gelitten für Österreich. Christen und Patrioten in Verfolgung und Widerstand. Hg. vom Karl von Vogelsang-Institut. Wien o. J. (1988), S. 26.
Zirker, Walter: Vorarlberger in Parlament und Regierung (1848–2000). Ein Lexikon der Politiker/innen von Franfurt am Mai, Kremsier, Wien, Straßburg, Luxemburg und Brüssel (= Alemannia Studens Sonderband 6). Regensburg 2001, S. 124–128.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 378f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 62f.