Lebenslauf:
Karl Albert Maria Tizian, so sein voller Name, wurde posthum als Sohn des Gymnasialprofessors Karl Tizian (Cl, AIn) geboren, der bereits vor seiner Geburt, Anfang November 1914, in Galizien gefallen war. Tizian wuchs als Halbwaise. Seine Mutter erhielt als Kriegerwitwe eine Tabak-Trafik. Er besuchte das Gymnasium der Zisterzienser in Mehrerau bei Bregenz und wurde in dieser Zeit dort Mitglied der katholischen Pennalie Kustersberg (später MKV). 1933 war er bei der Gründung der Ferialverbindung Augia Brigantina beteiligt, die er 1984 wiederbegründete. Sie trat kurz nach seinem Tod dem MKV bei.
Nach seiner Matura begann Tizian das Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1938), wo er der Austria beitrat (Couleurname Dr. cer. Loki). Seine Leibfüchse waren u. a. der spätere Bundesminister Ernst Kolb (AIn) und der spätere Bürgermeister von Dornbirn, Karl Bohle (AIn).
Während seines Studiums war Tizian Stabschef der Katholisch-Deutschen Hochschülerschaft Innsbrucks, in welcher Eigenschaft er auch den Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus vor dem Anschluß organisierte, so u. a. die letzte Kundgebung mit Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) in Innsbruck am 9. März 1938. Am letzten BC des Wintersemesters 1937/38, Ende Januar, wurde Tizian zum Fuchsmajor des kommenden Sommersemesters gewählt. Im Krieg war er als Offizier mit seiner Einheit zeitweise in Innsbruck stationiert und hielt 1943 sogar im Geheimen als Fuchsmajor eine Rezeptionskneipe ab.
Tizian wurde mit einer Arbeit über „Die Diözesanregulierung Josephs II. und die geplante Errichtung eines Bistums Vorarlberg“ promoviert. Zum diesem Zweck hielt er sich auch am Österreichischen Historischen Institut in Rom auf. An sich wollte er die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen, doch bald nach dem Anschluß 1938 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Er kehrte als Oberleutnant aus dem Krieg zurück und beteiligte sich dann nach 1955 am Aufbau des Bundesheeres, wo er schließlich Oberst der Reserve wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Tizian in den Tabakhauptverlag seiner Mutter in Bregenz ein, wo er bereits vor 1938 zeitweise arbeitete. 1957 übernahm er dann offiziell die Geschäftsführung. Ebenso engagierte er sich gleich nach dem Krieg in der ÖVP bzw. im Wirtschaftsbund – er war eine Zeit lang auch Kammerrat der Vorarlberger Handelskammer – sowie in der Bregenzer Kommunalpolitik.
Tizian wurde in den Gemeinderat von Bregenz und am 13. Mai 1950 zum Bürgermeister der Landeshauptstadt gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis zum 12. Mai 1970. Er trat zurück, nachdem 1970 die ÖVP starke Verluste zugunsten der SPÖ und FPÖ hinnehmen mußte und der SPÖ-Kandidat mit Hilfe der FPÖ zum Bürgermeister gewählt wurde. Danach war Tizian noch bis 1971 Stadtrat. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurden die Bregenzer Festspiele erstmals auf einer Seebühne abgehalten, sie war damals die größte ihrer Zeit. Tizian war 20 Jahre Bürgermeister von Bregenz und prägte die Stadt in den Aufbaujahren nach dem Krieg.
Tizian kandidierte im Oktober 1964 auch zum Vorarlberger Landtag und wurde gewählt. Er gehörte diesem vom 29. Oktober 1964 bis zum 3. November 1974 an. Er wurde gleich zu Beginn als Nachfolger von Josef Andreas Feurstein (Trn) zum Landtagspräsidenten gewählt und übte dieses Amt die ganze Zeit nsi 1974 aus. Während seiner Amtsperiode wurde die Landtagskanzlei ausgebaut. Er hatte zahlreiche weitere Funktionen, so war er u. a. Präsident des Landesverbands für den Fremdenverkehr, Aufsichtsratsvorsitzender der Pfänderbahn AG, Präsident des internationalen Bodenseevereins.
Tizian war 1957 Mitbegründer der MKV Verbindung Wellenstein Bregenz. In den letzten Jahren seines Lebens widmete er sich dem theologischen Studium und erhielt sogar die „missio canonica“. Er starb bei einem Schiunfall zwischen Lech sowie dem zu Lech gehörenden Ortsteil Zug und wurde auf dem Friedhof Blumenstraße in Bregenz begraben. Das bei Wikipedia genannte Todesdatum 2. April 1985 ist falsch. Nach ihm wurde in Bregenz ein Platz benannt. Sein Sohn ist Karl-Heinz Tizian (AIn) und eine seiner Töchter ehelichte Hans Marte (AIn).
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 54, 1985, S. 81f.Academia 27 (1914/15), S. 370 und 499f. (über den Vater).
Katholisches Kirchenblatt Vorarlberg, Nr. 37/2016.
Karl Tizian. Bürgermeister von Bregenz 1950 bis 1970. Hg. vom Amt der Landeshauptstadt Bregenz. Bregenz 2015.