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Gen.-Dir. i.R. Komm.R Dr. Mag. Theodor Detter

Gen.-Dir. i.R. Komm.R Dr. Mag. Theodor Detter

Urverbindung: Austria-Wien (04.03.1952)

Bandverbindungen: A-S

Geboren: 18.07.1932, Wien
Gestorben: 06.02.2016, Gmunden (Oberösterreich)
Vorstandsvorsitzender (Generaldirektor), Vorsitzender der Altherrenschaft des ÖCV, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, Träger des ÖCV-Ehrenringes

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHER WERDEGANG

Det­ter wurde als Sohn des Ma­lers Theo­dor Det­ter ge­bo­ren, der ein Schü­ler des be­kann­ten Münch­ner Ma­lers Franz von Stuck war. Er lehn­te den Eid auf Hit­ler ab, so daß er ins Exil in die Schweiz bzw. nach Liech­ten­stein gehen mußte. Daher zog die Fa­mi­lie aus Wien weg, zu­erst nach Feld­kirch, um den in der Schweiz im Exil le­ben­den Vater nahe sein zu kön­nen, und dann nach Gmun­den. Dort ab­sol­vier­te Det­ter das Gym­na­si­um und be­gann da­nach das Stu­di­um an der Rechts- und Staats­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Wien (Dr. iur.), wo er der Aus­tria bei­trat (Cou­leur­na­me Klexl).

Be­reits wäh­rend sei­nes Stu­di­ums war Det­ter ab 1953 in der Kran­ken­kas­se der Kauf­mann­schaft bzw. der Selb­stän­di­gen­kran­ken­kas­se des Han­dels in Wien tätig und wurde nach Stu­di­en­en­de dort end­gül­tig be­rufs­tä­tig. Bald wurde er Di­rek­tor­stell­ver­tre­ter und dann am 5. Ok­to­ber 1960 Di­rek­tor. Am 1. April 1974 wech­sel­te er in den Vor­stand der Col­le­gia­li­tät-Ver­si­che­rung auf Ge­gen­sei­tig­keit und wurde mit 1. Ja­nu­ar 1975 Vor­sit­zen­der des Vor­stands. Am 14. April 1983 er­hielt er den Titel Ge­ne­ral­di­rek­tor.

An­fang der neun­zi­ger Jahre be­trieb Det­ter die enge Ko­ope­ra­ti­on mit der Aus­tria Le­bens­ver­si­che­rung AG, der dann spä­ter eine sol­che mit der UNIQA-Ver­si­che­rung folg­te. Damit waren auch ver­schie­de­ne wei­te­re Funk­tio­nen in Vor­stän­den und Auf­sichts­rä­ten ver­bun­den. Dar­über hin­aus war er zeit­wei­se Vor­sit­zen­der der Sek­ti­on Kran­ken­ver­si­che­rung des Ver­ban­des der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Ös­ter­reichs. Mit 30. April 2006 be­en­de­te er seine Funk­ti­on als Vor­sit­zen­der des Vor­stands der Col­le­gia­li­tät und war dann noch bis Ende 2010 Vor­sit­zen­der des Vor­stan­des der Col­le­gia­li­tät Pri­vat­stif­tung. 1989 er­hielt er den Titel Kom­mer­zi­al­rat.

DETTER ALS PHILISTERSENIOR DER AUSTRIA WIEN

Aus­ge­hend von den hoch­schul­po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten um 1960 ent­stand Mitte der sech­zi­ger Jahre in der Aus­tria ein spe­zi­fi­sches Re­form­kli­ma, das zum einen den ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen die­ser Zeit ent­sprach, zum an­de­ren aber in­ner­halb der Ver­bin­dung sowie des ÖCV zu Span­nun­gen füh­ren soll­te. Dies ge­schah auch im Zu­sam­men­wir­ken mit der Ver­bands­zeit­schrift „Aca­de­mia“, in deren Re­dak­ti­on Mit­glie­der der Aus­tria stark ver­tre­ten waren. Le­gen­där war in die­sem Zu­sam­men­hang das von der Aus­tria ver­an­stal­te­te Hap­pe­ning im „Grü­nen Tor“ (ÖCV-Haus) im April 1967.

„Die Neue Linke hatte auch Aus­tria end­gül­tig er­faßt“, kon­sta­tiert deren Chro­nist Jo­han­nes Schön­ner (AW). Die­ser Trend spitz­te sich An­fang der sieb­zi­ger Jahre wei­ter zu. Er kul­mi­nier­te vor allem in zwei Er­eig­nis­sen: Zum einen wur­den schon vor 1971 in der Aus­tria Pro­tes­tan­ten auf­ge­nom­men, zum an­de­ren en­ga­gier­te man sich bei den De­mons­tra­tio­nen gegen die USA be­züg­lich des da­mals es­ka­lie­ren­den Viet­nam-Krie­ges, wobei man mit kom­mu­nis­ti­schen bzw. ex­trem-lin­ken Grup­pen ge­mein­sa­me Sache mach­te.

1971 wurde als Nach­fol­ger von Hans Fried­rich (AW), dem lang­jäh­ri­gen ÖCV-Seel­sor­ger, der bis­he­ri­ge Phi­lis­ter­con­se­ni­or Ro­bert Poch (AW) zum Phi­lis­ter­se­ni­or ge­wählt, der die to­le­ran­te Hal­tung von Fried­rich wei­ter­füh­ren woll­te, was je­doch von einem Teil der Alt­her­ren­schaft als Schwä­che aus­ge­legt wurde. Daher ver­such­te eine ma­ß­geb­li­che Grup­pe von Alten Her­ren, das aus ihrer Sicht ge­fähr­li­che Ab­drif­ten der ak­ti­ven Ver­bin­dung in den Griff zu krie­gen. Nach­dem Poch re­si­gnier­te und für eine wei­te­re Amts­zeit nicht mehr zur Ver­fü­gung stand, wurde Ende 1973 Det­ter ge­be­ten, für das Amt des Phi­lis­ter­se­ni­ors zu kan­di­die­ren.

Det­ter zö­ger­te zu­erst, weil er in den letz­ten Jah­ren wenig Kon­takt zur Ver­bin­dung hatte und als Ak­ti­ver keine Hoch­char­ge be­klei­de­te, stimm­te aber dann doch zu und wurde am 24. Ja­nu­ar 1974 zum Phi­lis­ter­se­ni­or ge­wählt. Als ers­tes ver­such­te er, die Pro­tes­tan­ten­fra­ge zu lösen. Als im Ja­nu­ar 1975 ein von den Ak­ti­ven in­iti­ier­ter au­ßer­or­dent­li­cher Cu­mu­la­tiv­con­vent der Aus­tria, der prak­tisch in Ab­we­sen­heit der Alten Herrn statt­fand, eine au­ßer­or­dent­li­che Mit­glied­schaft der Pro­tes­tan­ten be­schloß, tra­ten dar­auf­hin die Alt­her­ren­chargen, an der Spit­ze Det­ter, zu­rück und lie­ßen sich neu wäh­len.

Ein Lö­sung der Pro­tes­tan­ten­fra­ge in­ner­halb der Aus­tria ge­lang aber in der Folge nicht, weil zum einen die CVV 1975 in Linz keine Än­de­run­gen in den Prin­zi­pen zu­ließ und zum an­de­ren die Ak­ti­vi­tas der Aus­tria die Pro­tes­tan­ten be­hal­ten woll­te. Dar­auf­hin griff der Alt­her­ren­con­vent zu einem letz­ten, je­doch nicht un­um­strit­te­nen Mit­tel. Auf dem Bur­schen­con­vent (BC) am 25. No­vem­ber 1975 er­schien eine Über­zahl von Alten Her­ren, ins­ge­samt wur­den 206 Teil­neh­mer re­gis­triert, und ei­ni­ge von die­sen lie­ßen sich nun re­ak­ti­vie­ren. Das be­stehen­de Char­gen­ka­bi­nett wurde grö­ß­ten­teils ab­ge­wählt und durch re­ak­ti­vier­te Alte Her­ren er­setzt.

In der da­ma­li­gen wie auch spä­te­ren his­to­ri­schen Be­wer­tung die­ses Vor­gangs herrscht(e) keine Ein­mü­tig­keit. Die einen, Be­für­wor­ter die­ser Maß­nah­me, spra­chen von einem le­gi­ti­men Not­wehr­recht, das sich auf dem Boden der Ge­schäfts­ord­nung be­wegt hat, die an­de­ren von einem „Putsch“. Auch wenn diese Maß­nah­me letzt­end­lich zu einer Be­ru­hi­gung der Si­tua­ti­on in­ner­halb der Aus­tria ge­führt hat, blie­ben trotz­dem die „ne­ga­ti­ven Schlag­zei­len“ in Er­in­ne­rung und ein „übler Bei­ge­schmack“ übrig. Zwar hat jedes ge­bursch­te Mit­glied einer Ver­bin­dung Sitz und Stim­me am BC, je­doch setz­te sich nach dem Zwei­ten Welt­krieg eine Ent­wick­lung fort, die davor schon be­gon­nen hatte, näm­lich hin zu der Eta­blie­rung zwei­er par­al­le­ler bzw. in ge­wis­sen Din­gen au­to­no­mer Ver­bands­tei­le, näm­lich der Ak­ti­ven und der Alten Her­ren. Die­ser Pro­zeß fand sei­nen Nie­der­schlag auf der Ebene des ÖCV bei der Re­form der Car­tell­ord­nung (CO) im Jahr 1959. In­so­fern stell­te die­ser „Putsch“ ge­wis­ser­ma­ßen eine In­fra­ge­stel­lung die­ser Ent­wick­lung dar.

Bei der his­to­ri­schen Be­wer­tung die­ser An­ge­le­gen­heit, bei der Det­ter na­tür­lich einen ma­ß­geb­li­chen An­teil hatte, wird man aber die­ser weder ge­recht, wenn man sie als „Putsch“ be­zeich­net, noch wenn man auf die for­ma­le ge­schäfts­ord­nungs­ge­mä­ße Kor­rekt­heit die­ses Vor­gangs be­harrt. Schon da­mals, aber auch im Rück­blick bleibt die Frage offen, ob man mit einer an­de­ren, sich eher am Wahl­spruch des CV ori­en­tie­ren­den Vor­gangs­wei­se, bei der we­ni­ger Por­zel­lan in der Ver­bin­dung, im ÖCV aber auch in einer kri­ti­schen Öf­fent­lich­keit zer­schla­gen wor­den wäre, eben­so zu einem be­frie­di­gen­den Er­geb­nis ge­kom­men wäre.

Für die be­trof­fe­nen evan­ge­li­schen Chris­ten in der Aus­tria wurde Ende 1975 die ge­mischt-kon­fes­sio­nel­le christ­li­che Ver­bin­dung Aus­tria-Sagit­ta ge­grün­det, mit der dann der ÖCV ein Freund­schafts­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen hatte. Leicht hatte sie es in den fol­gen­den Jah­ren aber nicht, denn die Evan­ge­li­sche Kir­che in Ös­ter­reich ist eine re­la­tiv klei­ne Min­der­heit. Det­ter war dann einer der ers­ten, der bei ihr Band­phi­lis­ter h. c. wurde.

Auf der CVV 1976 kam es je­doch in die­ser Sache zu einem „Nach­hut­ge­fecht“ zwi­schen Det­ter als Phi­lis­ter­se­ni­or der Aus­tria Wien und Karl Koh­leg­ger (AIn), dem lang­jäh­ri­gen Rechts­pfle­ger des ÖCV, wor­auf­hin die­ser re­si­gnie­rend zu­rück­trat: „Denn ich war nach einem 23jäh­ri­gen Kampf gegen eine sich im Ver­band immer mehr ver­stär­ken­de In­to­le­ranz und Fort­schritts­feind­lich­keit müde und rat­los ge­wor­den.“

DETTER ALS VORSITZENDER DER ALTHERRENSCHAFT DES ÖCV

Unter Det­ters Ägide fei­er­te im Jahr 1976 die Aus­tria, die sich da­mals si­cher in kei­ner leich­ten Lage be­fand, ihr 100. Stif­tungs­fest, und im Som­mer­se­mes­ter 1976 konn­te wie­der ein Ak­ti­ver zum Se­ni­or ge­wählt wer­den. Am 12. März 1977 en­de­te Det­ters Amts­pe­ri­ode als Phi­lis­ter­se­ni­or, und er kan­di­dier­te nicht noch­mals. Sein Nach­fol­ger wurde Diet­bert Hel­big-Neu­pau­er (AW).

In­zwi­schen stand die Wahl eines neuen Vor­sit­zen­den der Alt­her­ren­schaft des ÖCV an. Der bis­he­ri­ge, Hans Egon Gros (Nc), be­klei­de­te seit fast zehn Jah­ren diese Amt und war 73 Jahre alt, wobei er äu­ßer­lich älter und ver­brauch­ter wirk­te. Eine Neu­ori­en­tie­rung in die­ser Funk­ti­on war daher über­fäl­lig. Von Krei­se der Wie­ner Alt­her­ren­schaft wurde nun Det­ter ins Spiel ge­bracht. Man glaub­te, in ihm – nun­mehr 45 Jahre alt – eine ge­eig­ne­te Per­sön­lich­keit ge­fun­den zu haben, der den ÖCV nach allen den Ir­run­gen und Wir­run­gen des letz­ten Jahr­zehnts, wobei hier ins­be­son­de­re auch die seit 1970 am­tie­ren­de SPÖ-Al­lein­re­gie­rung unter Bruno Krei­sky ge­meint war, neu po­si­tio­nie­ren könne. Die Art und Weise, wie er die Krise in sei­ner Ver­bin­dung Aus­tria ge­meis­tert hat, im­po­nier­te vie­len Alten Her­ren. Und als ein in der Ver­si­che­rungs­wirt­schaft er­folg­rei­cher Ma­na­ger bot er die Ge­währ einer Un­ab­hän­gig­keit, die ein wei­sungs­ge­bun­de­ner Be­am­ter so nicht ga­ran­tie­ren konn­te.

Auf dem Alt­her­ren­tag im Rah­men der Car­tell­ver­samm­lung (CVV) 1977 in Ma­ria­zell wurde Det­ter als Nach­fol­ger von Hans-Egon Gros vor­ge­schla­gen. Sei­tens des Alt­her­ren­lan­des­bun­des Stei­er­mark wurde hin­ge­gen der frü­he­re Lei­ter des Amtes für Bil­dungs­we­sens und Grün­der der Bil­dungs­aka­de­mie, Ma­xi­mi­li­an Lieb­mann (Cl), no­mi­niert. Und fie Ame­lun­gia schlug als wei­te­ren Kan­di­da­ten ihren Alt-VOP Her­mann Spi­ta­ler (Am) vor. Im ers­ten Wahl­gang er­hiel­ten Lieb­mann 19, Det­ter 17 und Spi­ta­ler drei Stim­men. Im not­wen­di­gen zwei­ten Wahl­gang er­hiel­ten dann Det­ter 21 und Lieb­mann 18 Stim­men. In bei­den Wahl­gän­gen waren je­weils zwei Stim­men un­gül­tig.

Bei den vor allem im ers­ten Wahl­er­geb­nis ab­ge­ge­be­nen Stim­men spie­gel­te sich auch die für den ÖCV da­mals ty­pi­sche Auf­tei­lung in Wien und in die Län­der wider. Hier die zwei Wie­ner Kan­di­da­ten, die zu­sam­men 20 Stim­men er­hiel­ten (in Wien gab bzw. gibt es immer noch 22 Ver­bin­dun­gen), dort der Bun­des­län­der­kan­di­dat, der 19 Stim­men auf sich ver­ei­ni­gen konn­te. Auch wenn die Stimm­ab­ga­be ge­heim war, so kann man doch deut­lich diese „Spal­tung“ er­ken­nen.

Ob alle Wie­ner Ver­bin­dun­gen die bei­den Wie­ner Kan­di­da­ten und die Län­der-Ver­bin­dun­gen Lieb­mann ge­schlos­sen ge­wählt hat­ten, ist na­tür­lich nicht be­kannt, je­doch eher un­wahr­schein­lich. Denn Det­ter und Lieb­mann stan­den auch für un­ter­schied­li­che Hal­tun­gen. Daß sich schlu­ßen­d­lich Det­ter im zwei­ten Wahl­gang knapp durch­set­zen konn­te, lag wahr­schein­lich in der Ver­un­si­che­rung wei­ter Teile des ÖCV durch die aus ihrer Sicht ge­sell­schafts­po­li­ti­schen und in­nen­po­li­ti­schen Ver­wer­fun­gen der letz­ten zehn Jahre.

Mit der sel­ben Kon­se­quenz, mit der Det­ter in sei­ner Ver­bin­dung agier­te, ver­such­te er nun, seine Vor­stel­lun­gen im ÖCV durch­zu­set­zen. Seine kon­ser­va­ti­ve Grund­hal­tung, die er bis­lang in po­li­ti­schen wie kirch­li­chen Fra­gen kon­se­quent und of­fen­siv ver­tre­ten hatte, führ­ten in den Gre­mi­en des ÖCV immer wie­der zu Kon­flik­ten. Diese zeich­ne­ten sich bald nach sei­nen Amts­an­tritt ab, wie man den Wor­ten des Ende Juni 1977 schei­den­den VOP Mi­cha­el Metz­ler (Nc) ent­neh­men konn­te. Det­ter be­klag­te sich zwar in sei­nem Be­richt an den Alt­her­ren­tag wäh­rend der CVV 1980 über eine ge­wis­se sprach­li­che „Ver­ro­hung“ in der Ver­bands­füh­rung, war aber durch sein zu­spit­zen­des Ver­hal­ten daran nicht un­schul­dig.

Det­ters ers­tes Thema war die Un­ver­ein­bar­keit zwi­schen SPÖ und ÖCV. Na­tür­lich hat es nach 1945 immer wie­der Fälle ge­ge­ben, wo CVer der SPÖ oder dem BSA bei­ge­tre­ten sind. Dies mag sich nach 1970 ver­stärkt haben – ohne je eine mar­gi­na­le Größe über­schrit­ten zu haben – , als die ÖVP als Op­po­si­ti­ons­par­tei auf Bun­des­ebe­ne und in der ver­staat­lich­ten bzw. halb­ver­staat­lich­ten In­dus­trie da­durch immer we­ni­ger die Mög­lich­keit für Äm­ter­pa­tro­na­ge besaß. Völ­lig ver­ein­zelt sind jene Fälle, wo CVer aus Über­zeu­gung einen lin­ken oder mar­xis­ti­schen Weg ein­ge­schla­gen haben. Es be­stand aber für den ÖCV da­mals keine ir­gend­wie ge­ar­te­te Ge­fahr, daß scha­ren­wei­se SPÖ- oder FPÖ-An­hän­ger um Re­zep­ti­on bit­ten oder Alte Her­ren mas­sen­wei­se der Fas­zi­na­ti­on an­de­rer Par­tei­en als der der ÖVP er­lie­gen. Denn nach wie vor be­zeich­ne­te bei Um­fra­gen im ÖCV in den Jah­ren 1970 und 1988 die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der CVer in Ös­ter­reich die ÖVP als ihre po­li­ti­sche Hei­mat.

Trotz al­le­dem for­der­te Det­ter am 5. März 1977, kurz vor Ende sei­ner Amts­zeit als Phi­lis­ter­se­ni­or der Aus­tria Wien, auf einer Phi­lis­ter­se­nio­ren­kon­fe­renz eine Klar­stel­lung sei­tens des ÖCV in die­ser Frage. Die Ver­bands­füh­rung ging auf diese For­de­rung je­doch nicht ein und be­ton­te am 23. März, daß die bis­he­ri­gen Be­schlüs­se über die Hal­tung des ÖCV zu po­li­ti­schen Par­tei­en, ins­be­son­de­re der aus 1946, aus­rei­chend seien. Das hin­der­te aber Det­ter nicht, nach sei­ner Wahl zum Vor­sit­zen­den der Alt­her­ren­schaft diese Frage wei­ter zu be­trei­ben, ob­wohl – wie be­tont – kein Anlaß be­stand.

Für die Car­tell­ver­samm­lung 1978 in Melk reich­te nun der Alt­her­ren­ver­band der Aus­tria Wien einen An­trag ein, der eine schar­fe Ab­gren­zung des ÖCV zur SPÖ for­mu­lier­te, die zwar dort ex­pres­sis ver­bis zwar nicht ge­nannt wurde, je­doch durch ver­schie­de­ne ein­deu­ti­ge For­mu­lie­run­gen ge­meint war. Pi­kan­ter­wei­se wäre nach dem Text­zu­sam­men­hang die Zu­sam­men­ar­beit von CVern, die z. B. im Rah­men der ÖVP ein po­li­ti­sches Amt aus­üben, mit SPÖ-Man­da­ta­ren in einer Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on nicht mög­lich ge­we­sen.

Nach Be­kannt­wer­den die­ses An­trags for­mier­te sich ein hef­ti­ger Wi­der­stand gegen die­sen. Zum einen vom Kreis der ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ter der „Aca­de­mia“ vor 1973, der vom spä­te­ren ÖVP-Ge­ne­ral­se­kre­tär Mi­cha­el Graff (AW) re­prä­sen­tiert wurde und dem pi­kan­ter­wei­se auch An­ge­hö­ri­ge der Aus­tria Wien an­ge­hör­ten, zum an­de­ren von einer In­itia­ti­ve, die stär­ker in der Brei­te des ÖCV ver­an­kert war, die vom da­ma­li­gen Lei­ter der ÖCV-Bil­dungs­aka­de­mie Ger­hard Hart­mann (Baj) in­iti­iert wurde. Damit ein­her ging auch eine öf­fent­li­che, meis­tens kri­ti­sche Wahr­neh­mung die­ser Dis­kus­si­on in den Me­di­en, die nicht immer von Vor­teil für den ÖCV war.

Zu­sätz­lich zum An­trag der Aus­tria Wien gab es in die­ser Sache noch wei­te­re. Be­reits im Vor­feld ver­such­te die Ver­bands­füh­rung die Wogen in­so­fern zu glät­ten, indem man als Kom­pro­miß auf die Be­schlüs­se des Jah­res 1946 ver­wei­sen woll­te. Auf dem der CVV vor­ge­schal­te­nen Alt­her­ren­tag wur­den diese An­trä­ge sowie der Kom­pro­mi­ß­vor­schlag der Ver­bands­füh­rung hef­tig dis­ku­tiert. Bei die­ser De­bat­te waren auch die ÖVP-Po­li­ti­ker An­dre­as Khol (R-B), da­mals noch Di­rek­tor der Po­li­ti­schen Aka­de­mie, und der Na­tio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te und da­mals In­ti­mus von Alois Mock (Nc), Wen­de­lin Ett­may­er (ehe­mals Alp), an­we­send.

Schlu­ßen­d­lich wur­den alle An­trä­ge zu­rück­ge­zo­gen, le­dig­lich der Kom­pro­mi­ß­an­trag der Ver­bands­füh­rung blieb übrig und wurde dann mit gro­ßer Mehr­heit auf der CVV be­schlos­sen. Damit war eine der un­sin­nigs­ten De­bat­ten im ÖCV be­en­det..

Nach­dem Det­ter mit sei­nem Vor­ha­ben, das Ver­hält­nis des ÖCV zur SPÖ zu klä­ren, er­folg­los blieb, be­gann er, die Neu­or­ga­ni­sa­ti­on des ÖCV-Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­ats zu be­trei­ben. Seit 1948 war Karl Lager (Nc) ne­ben­be­ruf­li­cher ÖCV-Se­kre­tär. Im Haupt­be­ruf war er zu­erst Gym­na­si­al­pro­fes­sor für Ge­schich­te und Geo­gra­phie, dann Be­am­ter im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Lan­des­ver­tei­di­gung. Er er­hielt als Be­am­ter eine Teil­frei­stel­lung, wofür der ÖCV dem Bund die Kos­ten re­fun­dier­te.

Det­ter schweb­te ein schlag­fer­ti­ges ÖCV-Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at mit einem haupt­amt­li­chen Ge­ne­ral­se­kre­tär vor, wie es an­de­re, ähn­lich struk­tu­rier­te Or­ga­ni­sa­tio­nen eben­falls prak­ti­zier­ten. Das war aber mit der bis­he­ri­gen Kon­struk­ti­on nicht zu ma­chen. Schu­ßen­d­lich ge­lang es Det­ter, die Fi­nan­zie­rung da­durch zu si­chern, indem die Po­si­tio­nen des Ge­ne­ral­se­kre­tärs des ÖCV mit dem der Bil­dungs­aka­de­mie zu­sam­men­ge­legt wur­den. Auf der CVV 1979 in Linz konn­te nun diese Kon­struk­ti­on be­schlos­sen und in der Folge um­ge­setzt wer­den.

Das be­deu­te­te nun für den über 30 Jahre am­tie­ren­den und zu einer In­sti­tu­ti­on ge­wor­de­nen bis­he­ri­gen ÖCV-Se­kre­tär Lager das Ende, was na­tür­lich nicht ohne Ver­let­zun­gen ein­her­ging. Unter dem Strich war diese Ak­ti­on für Det­ter ein Er­folg, weil sie ei­gent­lich schon längst über­fäl­lig, je­doch auf­grund lang ge­wach­se­ner Seil­schaf­ten im ÖCV bis­lang nicht durch­setz­bar war.

We­ni­ger von Er­folg ge­krönt waren an­de­re Vor­stel­lun­gen Det­ters, die sinn­voll und wich­tig ge­we­sen wären, wie die Durch­set­zung von Se­mi­na­ren für die Alt­her­ren­schaft im Sinne einer Er­wach­sen­bil­dung. Hier fehl­te es nicht an Ideen oder am kon­se­quen­ten Wil­len, son­dern an der man­geln­den Ak­zep­tanz bei der Ziel­grup­pe, näm­lich den Alten Her­ren. Auch eine Po­li­ti­sie­rung des CV konn­te in dem Maße, es sich Det­ter vor­stell­te, nicht er­reicht wer­den.

In der Hoch­schul­po­li­tik, die zu Be­ginn sei­ner Amts­zeit von dem Auf­lö­sungs­pro­zeß der Ös­ter­rei­chi­schen Stu­den­ten­uni­on (ÖSU) ge­prägt war, sym­pa­thi­sier­te Det­ter offen für die stark kon­ser­va­tiv aus­ge­rich­te­te Junge Eu­ro­päi­sche Stu­den­ten­in­itia­ti­ve (JES) und nicht für das von der Mehr­heit der ak­ti­ven CVer ge­tra­ge­ne Stu­den­ten­fo­rum.

In der End­pha­se der Ära des Vor­sit­zen­den der Ver­bands­füh­rung Adolf Kolb (Baj) und dann wäh­rend der Amts­zeit von des­sen Nach­fol­ger Otto Hitt­mair (AIn), der als ein in der Ver­bands­ar­beit völ­lig Un­er­fah­re­ner war, do­mi­nier­te Det­ter ein­deu­tig die Ver­bands­füh­rung. 1980 wurde er ohne Ge­gen­kan­di­dat für wei­te­re drei Jahre als Vor­sit­zen­der der Ver­bands­füh­rung wie­der ge­wählt. Hitt­mair und Det­ter schie­den dann 1983 ge­mein­sam aus ihren Äm­tern. Damit war die Ära von star­ken Per­sön­lich­kei­ten in die­sen Funk­tio­nen vor­erst zu Ende. Auf der sel­ben CVV 1983, als sein Amt en­de­te, wurde ihm der ÖCV-Eh­ren­ring ver­lie­hen.

DETTER UND DER VERBANDSKATHOLIZISMUS

Det­ter hat in sei­ner Funk­ti­on als Vor­sit­zen­der der Alt­her­ren­schaft stark auf die Rolle des Ver­bands­ka­tho­li­zis­mus als Trans­for­ma­ti­ons­rie­men zwi­schen Kir­che und ge­sell­schafts­po­li­ti­schem En­ga­ge­ment ge­setzt. In ihm sah er aber we­ni­ger ein In­stru­ment eines ei­gen­ver­ant­wort­li­chen und amts­kirch­lich un­ab­hän­gi­gen Lai­en­aposto­lats, son­dern eher eine Mög­lich­keit, ka­tho­li­sche Vor­stel­lun­gen in die Po­li­tik ein­zu­brin­gen. Es war dies auch die Zeit der ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit der SPÖ, die bald nach ihrer Re­gie­rungs­über­nah­me eine Straf­rechts­re­form mit der Fris­ten­lö­sung durch­zu­set­zen be­gann.

Nach­dem Ger­hard Hart­mann (Baj), der vom ÖCV no­mi­nier­te Vi­ze­prä­si­dent der Ar­beits­ge­mein­schaft Ka­tho­li­scher Ver­bän­de (AKV), 1979 aus be­ruf­li­chen Grün­den nicht mehr für eine wei­te­re Amts­zeit kan­di­dier­te, ließ sich Det­ter zu des­sen Nach­fol­ger wäh­len. Er war zu­erst Vi­ze­prä­si­dent und dann von 1987 bis 1992 Prä­si­dent der AKV. Auf­grund die­ser Funk­ti­on war er auch Vor­stands­mit­glied des Ös­ter­rei­chi­schen Lai­en­ra­tes und spä­ter des­sen Vi­ze­prä­si­dent bis 2002. In die­ser Funk­ti­on ver­trat er in­ner­kirch­lich einen stark kon­ser­va­ti­ven Kurs, ließ deut­li­che Sym­pa­thi­en für die um­strit­te­nen Bi­schofs­er­nen­nun­gen von Hans-Her­mann Groër und Kurt Krenn er­ken­nen und war gegen Re­form­be­stre­bun­gen in der Kir­che (z. B. mehr Mit­spra­che­rech­te).

In sei­ner Amts­zeit in der AKV war Det­ter ge­mein­sam mit der Diö­ze­se Ei­sen­stadt an der Grün­dung der Bi­schof-Dr. Ste­phan-Lász­lo-Ge­sell­schaft be­tei­ligt, die alle zwei Jahre an junge Aka­de­mi­ker Prei­se bzw. Sti­pen­di­en ver­gibt. Über die AKV kam er auch 1990 in den Vor­stand der Ka­tho­li­schen Me­di­en­aka­de­mie, wo er viele Jahre als stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der wirk­te und einen we­sent­li­chen An­teil an der Ent­wick­lung und Er­hal­tung die­ser wich­ti­gen Ein­rich­tung der ka­tho­li­schen Kir­che hatte.

Det­ter er­hielt für sein En­ga­ge­ment für die Kir­che das Gro­ß­kreuz des päpst­li­chen Sil­ves­ter­or­dens und die Opi­lio-Rossi-Me­dail­le. Er war auch Eh­ren­phi­lis­ter der MKV-Ver­bin­dun­gen Sonn­berg Perch­tolds­dorf und Ga­mun­dia Gmun­den sowie der Ka­tho­lisch-Ös­ter­rei­chi­schen Lands­mann­schaft Leo­pol­di­na Wien. Sein Sohn ist Theo­dor Det­ter (Kb).

Det­ter war wohl auf seine Weise einer der en­ga­gier­tes­ten Per­sön­lich­kei­ten im ÖCV im letz­ten Vier­tel des 20. Jahr­hun­derts. Er war ein glü­hen­der Ver­fech­ter der „ka­tho­li­schen Sache“, so wie er sie in­ter­pre­tier­te und für die er in ehr­li­cher Über­zeu­gung „mit of­fe­nem Vi­sier“ kämpf­te. Er war aber auch je­mand, auf den eher Mat­thä­us 12,30 („Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“) zu­ge­trof­fen hatte, als auf Mar­kus 9,40 („Wer nicht gegen uns ist, ist für uns“). Und das mach­te die Zu­sam­men­ar­beit mit ihm nicht immer leicht. Aber man wußte immer, woran man bei ihm war.

Der Prä­si­dent der Ar­beits­ge­mein­schaft Ka­tho­li­scher Ver­bän­de, Hel­mut Ku­ka­cka (A-D), hat in sei­ner Rede beim Be­gräb­nis die in jeg­li­cher Hin­sicht fas­zi­nie­ren­de Per­sön­lich­keit Det­ters tref­fend ge­wür­digt: „Über­all, wo er tätig war, hat er kraft­voll ge­stal­tet, aus der Po­si­ti­on eines Wert­kon­ser­va­ti­ven her­aus, der sich nie nach der Fahne des Zeit­geis­tes rich­tet. Er war ein Mensch ra­scher und ziel­stre­bi­ger Ent­schlußfreu­dig­keit. Er ver­stand sich immer als Motor des Zeit­ge­sche­hens, dem ak­ti­ves ge­sell­schaft­li­ches En­ga­ge­ment in­ne­rer An­trieb und mo­ra­li­sche Ver­pflich­tung war. […] Er war ein Mann mit fes­tem Fun­da­ment, mit kla­ren welt­an­schau­li­chen Über­zeu­gun­gen, einer deut­li­chen Spra­che, mit einer star­ken Über­zeu­gungs­kraft und damit ver­bun­de­nen na­tür­li­chen Au­to­ri­tät.“

Det­ter wurde auf dem Fried­hof in Gmun­den be­gra­ben,

Quellen und Literatur:

ÖCV-Archiv. Protokolle der Cartellversammlungen und Altherrentage der Jahre 1977 bis 1983; Trauerrede von Helmut Kukacka (A-D) vom 19. 2. 2016.
Österreichische Academia 40 (1989), Heft 1, S. 7f. (Interview mit Theodor Detter).
Schönner, Hannes (AW): Auf, mit Gott zur Mannestat! Die Geschichte der K. Ö. St. V. Austria-Wien. Festschrift anläßlich des 125. Stiftungsfestes. Sommersemester 2001. Kommentierte Darstellung im Spiegel historischer Quellen. Klosterneuburg 2001, S. 160, 163–165, .
Poch, Robert (AW): Erinnerungen eines Philisterseniors, in: Schönner Hannes: Auf, mit Gott zur Mannestat, S. 226f.
Detter, Theodor: Die Zeichen stehen auf Sturm–Austria in den siebziger Jahren, in: Schönner, Hannes: Auf, mit Gott zur Mannestat, S. 228–231.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 523, 557, 605, 607, 616, 631, 634f., 646, 661 und 712.