Lebenslauf:
Lager wurde als Sohn des Karl Lager (Nc), Angestellter der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer, geboren. Lager besuchte die Volksschule der Schulbrüder in Wien-Fünfhaus, dann die Unterstufe des Piaristen-Gymnasiums (Wien-Josefstadt) und die Oberstufe des Gymnasiums in Wien-Hietzing (Fichtnergasse), wo er im März 1939 die Reifeprüfung ablegte. In der Zeit vor 1938 engagierte er sich in der Vaterländischen Front, im Österreichischen Jungvolk sowie im Studentenfreikorps.
Kurz nach seiner Matura wurde Lager wegen Hochverrates bzw. des Vergehens gegen das Heimtückegesetz verhaftet, war einige Zeit im Gestapogefängnis Wien (Hotel Metropole) und dann im Kreisgericht Krems bis Juli 1939 inhaftiert. Da ihm im Zuge dessen das Maturazeugnis entzogen wurde, trat er im September 1939 in den Finanzdienst ein. Am 1. Oktober 1939 wurde er „illegal“ für den ÖCV bzw. die Norica im Café Johann Strauß (Wien-Wieden) rezipiert (Coueurname Dr. cer. Charletterl). Sein Leibbursch war der spätere Verteidigungsminister Georg Prader jr. (Nc).
Im März 1940 wurde Lager zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Nach seiner Grundausbildung in Theresienstadt (tschech. Terezin, damals Protektorat Böhmen und Mähren) wurde er nach Ostpreußen versetzt. Von dort aus machte er im Rahmen der Heeresgruppe Nord (217. Infanteriedivision) den Rußlandfeldzug mit und stieß mit seiner Einheit bis vor St. Petersburg (Leningrad). 1944 absolvierte er die Waffenschule in Hagenau (Elsaß) und kam dann an die italienische Front (98. Infanteriedivision) (letzter Dienstgrad: Leutnant; Auszeichnungen: Eisernes Kreuz I. und II. Klasse, Infanteriesturmabzeichen). Wenige Tage nach Kriegsende geriet er im Raum der Piave in US-Gefangenschaft, von wo er krankheitshalber im September 1945 nach Wien zurückkehren konnte.
Danach begann Lager das Studium der Geschichte und Geographie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Lehramtsprüfung 1950). Nach einer kurzen Zeit als Werkstudent bei der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft absolvierte er 1951/52 das Probejahr am Gymnasium Wien-Alsergrund (Wasagasse). Nach kurzer Arbeitslosenzeit fand er 1953 eine Anstellung am Realgymnasium in Wien-Penzing (Astgasse). Als sein Leibbursch Prader zum Bundesminister für Landesverteidigung ernannt wurde, wurde Lager mit 1. Juli 1964 dem Büro für Wehrpolitik des Landesverteidigungsministeriums zuerst zugeteilt und dann 1967 von diesem als Sektionsrat übernommen. 1969 wurde er zum Ministerialrat ernannt.
1961 absolvierte Lager eine Waffenübung beim Österreichischen Bundesheer und wurde zum Oberleutnant der Reserve befördert. Es folgten weitere Waffenübungen sowie die Teilnahme bei einem Stabsoffizierskurs, so daß sein letzter Dienstgrad schließlich Major der Reserve war.
Am 15. Februar 1948 wurde Lager vom damaligen Vorsitzenden der Altherrenschaft, Robert Krasser (Nc), zum Leiter des ÖCV-Sekretariats bzw. wenige Zeit später zum ÖCV-Sekretär bestellt. Das ÖCV-Sekretariat befand sich zu dieser Zeit noch in der Singerstraße (Wien-Innere Stadt) und wurde damals vom Österreichischen Altherrenbund des ÖCV finanziert. Sowohl als Gymnasialprofessor wie als Beamter des Landesverteidigungsministeriums wurde Lager mit vollen Bezügen teilweise vom Dienst freigestellt, jedoch refundierte der ÖCV dem Bund die dadurch entstandenen Kosten.
Als im Spätherbst 1971 der damalige Vorsitzende des ÖCV-Beirats bzw. der Verbandsführung, Hans Kronhuber (Am), aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, beschloß die Verbandsführung, daß das vakante Amt des Vorsitzenden des ÖCV-Beirats interimistisch vom ÖCV-Sekretär wahrgenommen werden soll. Lager übte diese Funktion bis zur nächsten Cartellversammlung im Spätfrühjahr 1972 aus, wo dann Adolf Kolb (Baj) zum Vorsitzenden des ÖCV-Beirats gewählt wurde.
Der 1977 zum Vorsitzenden der Altherrenschaft gewählte Theodor Detter (AW) betrieb eine Reform des ÖCV-Sekretariats. Im Zuge dessen wurde das Amt eines ÖCV-Generalsekretärs geschaffen, der dieses voll beruflich ausüben sollte. Damit war ein Verbleib Lagers im Dienst des ÖCV nicht mehr möglich, von dem er dann am 30. September 1979 ausschied.
Lager war über 30 Jahre ÖCV-Sekretär und repräsentierte in diesen Jahren in gewissem Maße die Kontinuität im ÖCV, was durch die häufigen Wechsel in der Verbandsführung gewiß seine Vorteile hatte. Er selber gab die Gesamtverzeichnisse der Jahre 1949 und 1954 heraus und hatte die Oberaufsicht über die Herausgabe der fünf weiteren Gesamtverzeichnisse bis 1977. Seine Erfindung war das „Vademecum des ÖCV“, das die wichtigsten Beschlüsse des ÖCV enthielt und in drei Auflagen erschien.
Lager nützte sein Wissen um den ÖCV verbandsintern offensiv nie aus und war von seiner Persönlichkeitsstruktur eher ein stiller bzw. zurückhaltender Charakter. Andererseits war durch seine Halbtagstätigkeit kein Ausbau des ÖCV-Sekretariats mit seiner Person möglich, und es machte sich nicht zuletzt durch seine lange Tätigkeit auch eine gewisse Routine bemerkbar.
Anläßlich seines Ausscheidens im Herbst 1979 äußerte sich Lager in einem Interview mit der „Österreichischen Academia“ in gewissem Sinn bemerkenswert: „In den 26 Jahren unserer Ehe gab es nie ein böses Wort über den CV. Dabei war ich viele Abende und Wochenenden gar nicht zu Hause.“ Er erhielt für seine Verdienste um den ÖCV sowohl 1975 den ÖCV-Ehrenring als auch das Band „In-vestigiis-Wollek“.
Lager war mit einer Tochter von Hans Gugl (Nc) verheiratet, die nach 1945 Sekretärin im ÖCV-Sekretariat war. Er war bei 14 weiteren ÖCV-Verbindungen Bandphilister, deren Bänder er kunstvoll in Form einer Bänderweste trug. Er war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Thuiskonia Wien und in den sechziger Jahren Obmann des Elternvereins am Landstraßer Gymnasium. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet (15H/14/30)..
Quellen und Literatur:
Persönlicher Lebenslauf Karl Lager (aus Ende der sechziger Jahre mit nachträglichen handschriftlichen Ergänzungen). ÖCV-Archiv, Biographien.Academia intern, Nov/Dez 1979, S. IV.
Austrier-Blätter Nr. 57, 1988, S. 165.
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 345.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 399.