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Chefred. Prof. Dr. Helmut Schuster

Chefred. Prof. Dr. Helmut Schuster

Urverbindung: Franco-Bavaria (18.11.1931)

Geboren: 21.08.1912, Kirchberg an der Raab (Bezirk Feldbach, nunmehr Bezirk Südoststeiermark, Steiermark)
Gestorben: 27.06.1977, Graz
Chefredakteur (Südost-Tagespost), WCV-Senior, Vorsitzender der Katholisch-Deutschen Hochschülerschaft Österreichs

Lebenslauf:

AUSBILDUNG UND ZEIT VOR 1938

Schuster besuchte die Volksschule in Murau (Steiermark), da sein Vater dort berufstätig war. Danach absolvierte er das Benediktinergymnasium in St. Paul im Lavanttal, wo zu seiner Zeit Richard Florian Strelli (Cl) Direktor und Abt war. In dieser Zeit wurde er bei der katholischen Pennalie Paulinia aktiv (später MKV), die nach 1945 als Sponheim Wolfsberg reaktiviert wurde. Nach seiner Matura im Jahr 1931 begann Schuster das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1936), wo er der Franco-Bavaria beitrat (Couleurname Spund). Im Sommersemester 1934 war er dort Schriftführer und im anschließenden Wintersemester 1934/35 Senior. Daher chargierte er beim Begräbnis von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) und präsidierte den Trauerkommers. Sein Leibfuchs war Karl Perrelli (F-B).

Am 5. Mai 1935 wurde Schuster als Nachfolger von Alfred Hueber (Cl) zum Vorsitzenden der Katholisch-Deutschen Hochschülerschaft Österreichs (KDHÖ) gewählt. Das war der Dachverband sämtlicher katholischer Hochschulorganisationen Österreichs, die vom CV dominiert wurde. Mit Beginn des Wintersemesters 1935/36 wurde er auch zum WCV-Senior gewählt, legte aber dieses Amt Ende des Jahres 1935 zurück, weil er Sportreporter bei der Amtlichen Nachrichtenstelle (der Vorläuferin der Austria-Presseagentur APA) wurde. Er bekam diese Stelle aufgrund von Interventionen von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) und des Erzbischofs von Wien, Theodor Kardinal Innitzer (NdW). Zeitweise war er auch im Generalsekretariat der Vaterländischen Front (VF) tätig.

IN DEN JAHREN 1938 BIS 1945

Nach dem Anschluß im März 1938 konnte Schuster beim Deutschen Nachrichtenbüro weiterarbeiten, und zwar zuerst in Wien, ab Juli 1939 in Preßburg und ab Mai 1941 in Agram. Er versuchte in die Schriftleiterliste des Reichsverbandes der deutschen Presse (RdP) aufgenommen zu werden, was Voraussetzung für eine weitere journalistische Tätigkeit gewesen wäre. Zu diesem Zweck biederte er sich dem Nationalsozialismus an. So verfaßte er einen Jubelbericht über eine Wahlkampfreise des Reichsinnenminister Wilhelm Frick im April 1938 „Führer, in deinem Lager ist Österreich!“ Das half ihm aber nichts, denn im Oktober 1939 wurde seine Aufnahme in den RdP abgelehnt: „Freiwillig bei der Vaterländischen Front, CVer, vor dem Umbruch gegensätzlich zum Nationalsozialismus.“

Schuster versuchte jedoch weiter, in den RdP aufgenommen zu werden. Es gelang ihm, Empfehlungsschreiben von NS-Funktionären zu bekommen, und begründete, warum er nicht der NSDAP beigetreten sei. Schließlich wurde er im März 1940 in den RdP aufgenommen. Allerdings wurde er im März 1942 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und war zuerst bei der Artillerie. Von Oktober 1943 bis September 1944 war er Kriegsberichterstatter bei der Propagandakompanie des XVII. Armeekorps. Zuletzt war er Unteroffizier beim 5. Infanterieregiment und ist im März 1945 seinen Angaben zufolge als Fahnenflüchtiger in Wien untergetaucht.

NACH 1945

Nach dem Krieg wurde Schuster noch 1945 Chefredakteurstellvertreter des „Kleinen Volksblattes“. Diese Zeitung gehörte zusammen mit der „Reichspost“ vor 1938 dem katholischen Herold Verlag und wurde nun als Parteiorgan von der ÖVP übernommen. Bereits 1946 wurde er in seine steirische Heimat geholt und übernahm die Chefredaktion des ÖVP-Organs „Steirerblatt“, das 1945 als Wochenzeitung gegründet und ab 1. Januar 1946 als Tageszeitung erschien. Gründer des „Steirerblatts“ war der steirische Bauernbunddirektor Leopold Babitsch (BbG), der auch Schuster nach Graz holte.

Schuster baute das „Steirerblatt“ auf und aus. In diesen Jahren waren bei ihm als Redakteure u. a. Hans Dichand, der spätere Herausgeber und Eigentümer der „Kronen Zeitung“ – Schuster soll sein journalistischer Lehrmeister gewesen sein – , sowie Alfred Weitzendorf (Cl), später Generaldirektor der Steirer Brau AG (Gösser, Reininghaus, Puntigam). In einem kurzen Zwischenspiel war Schuster 1947/48 Chefredakteur der ÖVP-nahen „Neuen Wiener Tageszeitung“, die unter dem Einfluß von Julius Raab (Nc) stand. Sein Nachfolger dort wurde Hermann Mailler (Dan EM).

Im Oktober 1951 erhielt das „Steirerblatt“ den Namen „Südost-Tagespost“, wobei mit „Tagespost“ auf einen Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten nationalliberalen Zeitungstitel zurückgegriffen wurde. In den Jahren 1955 bis 1961 war er als Nachfolger Maillers neuerlich Chefredakteur der „Neuen Wiener Tageszeitung“ sowie Leiter des Agrarischen Informationszentrums, um danach wiederum bis 1975 als Chefredakteur der „Südost-Tagespost“ zu wirken. Diese wurde dann 1987 aus finanziellen Gründen eingestellt.

Schuster gehörte zur Riege der profilierten Journalisten in den ÖVP-Parteizeitungen, als diese in den ersten Jahren der Zweiten Republik ihren Höhepunkt erlebten. Er hatte zwei Söhne, Heinrich Schuster (F-B) und Herbert Schuster (AW). Heinrich Schuster war VOP des Studienjahres 1962/63. Schuster wurde im Familiengrab in Hartmannsdorf (Bezirk Weiz, Steiermark) beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Franco-Bavaria (Karl-Wolfgang Schrammel)
Mitteilung Helmut Schuster (F-B), 16. 7. 2014.
Dzugan, Franziska: Chamäleons im Blätterwald. Die Wurzeln der ÖVP-JournalistInnen in Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Demokratie und Widerstand. Wien phil. Diss. 2011, 147–149.
Mitteilungsblatt des ÖCV und des ÖAHB Nr. 10 (15. 4. 1936), 8.
Binder, Dieter A.: Von der österreichischen zur steirischen Volkspartei, in: Binder, Dieter A.
– Wassermann, Heinz P.: Die steirische Volkspartei oder die Wiederkehr der Landstände.
Graz 2008, 30.