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Chefred. Hermann Mailler

Chefred. Hermann Mailler

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 28.01.1901, Wien
Gestorben: 29.11.1954, Wien
Chefredakteur „Kleines Volksblatt“ und „Neue Wiener Tageszeitung“, Romanschriftsteller, aus dem ÖCV ausgeschieden

Lebenslauf:

Nach seiner Matura im Jahr 1919 war Mailler kurz Sekretär des Reichsbundes der katholisch-deutschen Jugend. Er war bereits in jungen Jahren schriftstellerisch tätig und wurde 1920 Redakteur bei der „Reichspost“ sowie dann in der Folge zusätzlich Chefredakteur des Wochenblattes „Die Woche“. Die „Reichspost“ stand unter der Leitung des großen katholischen Publizisten Friedrich Funder (Cl), als dessen Schüler Mailler bezeichnet werden kann. Sie wurde vom katholischen Preßvereinsverlag Herold herausgegeben. Aufgrund der vor 1938 bestandenen Verflechtung zwischen dem Verbandskatholizismus und dem parteipolitischen Katholizismus fungierte die „Reichspost“ als inoffizielles Organ der Christlichsozialen Partei.

Aufgrund ihres Niveaus hatte die „Reichspost“ eine verhältnismäßig geringe Auflage bzw. Reichweite. Daher wurde auch für Wien das bereits in der Steiermark praktizierte „duale Prinzip“ eingeführt. Dort gab es neben dem vom katholischen Preßverein (Styria) herausgegebenen „Grazer Volksblatt“ ab 1907 die kleinformatige „Kleine Zeitung“. Um nun breitere Bevölkerungskreise anzusprechen, wurde 1929 vom Verlag Herold das „Kleine Volksblatt“, ebenfalls als kleinformatige Tageszeitung, gegründet, das bald eine verkaufte Auflage von 100.000 erreichte. Das war damals eine beachtliche Zahl. Mailler wurde von der „Reichspost“ zum „Kleinen Volksblatt“ transferiert und dessen erster Chefredakteur (hieß damals auch Hauptschriftleiter). Diese Funktion übte er bis zum Anschluß 1938 aus. Bei der im Rahmen des berufsständischen Aufbaus Österreichs 1937 eingeführten Pressekammer war er deren Vizepräsident.

Der Verlag Herold und seine Zeitungen wurden im März 1938 „gleichgeschaltet“ und Mailler seiner Funktion als Chefredakteur enthoben. Da sein von den Nationalsozialisten eingesetzter Nachfolger seines Faches unkundig war, konnte Mailler beim „Kleinen Volksblatt“ bleiben. Im Herbst stellte er einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP, der aber abgelehnt wurde: „Ein Schriftleiter, der in der Systemzeit Leitartikel gegen den Nationalsozialismus schrieb, kann heute unmöglich überzeugter Nationalsozialist sein.“ Trotzdem blieb er weiter beim „Kleinen Volksblatt“ und übernahm sogar ab 1941 die Ressorts Außen- und Innenpolitik. Im Februar 1943 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und 1946 aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen.

Nach 1945 wurde die „Reichspost“ nicht mehr wiederbegründetet, und das „Kleine Volksblatt“ wurde nun als offizielles Organ von der ÖVP übernommen und vom Österreichischen Verlag, der der ÖVP gehörte, herausgegeben. Mailler fand eine Anstellung beim Österreichischen Wirtschaftsverlag, der dem ÖVP-Wirtschaftsbund gehört. Dort war er zuerst Chefredakteurstellvertreter für deren gesamten Organe (u. a. „Die Wirtschaft“). In diesem Verlag erschien 1948 die „Wiener Tageszeitung“, ab Anfang 1950 „Neue Wiener Tageszeitung“, als Organ des Wirtschaftsbundes bzw. als Sprachrohr seines Obmanns Julius Raab (Nc). Mailler wurde als Nachfolger von Helmut Schuster (F-B) deren Chefredakteur. 1953 wurde er Chefredakteur der ÖVP-Pressedienstes. Schuster wurde wieder Chefredakteur der „Neuen Wiener Tagezeitung“. Mailler engagierte sich auch in der Gewerkschaft und war Obmann der Sektion Journalisten. Neben seinem journalistischen Beruf betätigte er sich als Autor von zahlreichen Romanen aber auch von Lyrik. Vor 1945 stand er auch mit Josef Weinheber in brieflichem Kontakt.

Die Ehrenmitgliedschaftsverleihung der Danubia an Mailler stand im Zusammenhang mit seiner Bestellung zum Chefredakteur des „Kleinen Volksblattes“ und des Umstands, daß Roman Herle (Dan) dort bereits Redakteur war. Kurz nach seiner Ehrenmitgliedschaftsverleihung wurden Franz Stamprech (Dan) und ein weiterer Redakteur bei der Danubia rezipiert, der dann wieder ausgetreten ist. Es entstand eine gewisse Konzentration von Danuben in der katholischen Presse. Das ist bemerkenswert, denn die Danubia wurde erst 1932 in den CV aufgenommen.

Mailler scheint nach 1945 nicht mehr in den Gesamtverzeichnissen des ÖCV auf. Der Grund hierfür ist unbekannt. Möglicherweise ist der Kontakt infolge des Krieges abgebrochen. Weltanschaulich-politische Gründe werden wohl nicht gegeben gewesen sein. Er erlitt einen plötzlichen Schlaganfall und wurde auf dem Friedhof in Wien-Ottakring (15/20/9) begraben.

Werke:

(Auswahl)
Schrammelquartett. Roman (1943).
Gassenbuben. Roman (1946).
Frau Schratt. Roman (1947).
Der Gesandte Gottes. Roman (1948).
Der schwarze Freitag. Roman (1949).

Quellen und Literatur:

Dzugan, Franziska: Chamäleons im Blätterwald. Die Wurzeln der ÖVP-JournalistInnen in Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Demokratie und Widerstand. Wien phil. Diss. 2011.
www.wien.gv.at/wiki/Index.php/Hermann_Mailler (Abruf 19. 12. 2015)