Lebenslauf:
Strelli wurde als uneheliches Kind armer Eltern geboren und auf den Namen Florian getauft. Der leibliche Vater war später Postmeister in Wolfsberg. Noch in früher Kindheit siedelte Strelli nach Kärnten, in die Heimat seiner Mutter, und besuchte die Gymnasien des Stiftes St. Paul und in Klagenfurt, wo er 1895 die Matura mit Auszeichnung ablegte. Danach leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst beim Infanterieregiment Graf von Khevenhüller Nr. 7, das er als Ersatzreservist verließ.
Da Strelli schon früh seine Berufung zum Priester- und Ordensberuf verspürte, trat er am 1. September 1896 in das Benediktinerstift St. Paul ein und nahm den Ordensnamen Richard an. Nach dem Noviziatsjahr begann er im Herbst 1897 seine Studien an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt des Chorherrenstiftes St. Florian in Oberösterreich. Bereits nach dreijährigem Studium konnte er am 18. April 1900 infolge einer päpstlichen Dispens die ewige Profeß ablegen und wurde am 13. August desselben Jahres zum Priester geweiht. Die theologische Hochschulausbildung beendete er in Innsbruck und Wien.
Ab Herbst 1900 studierte Strelli im Hinblick auf eine Lehrtätigkeit am Stiftsgymnasium Klassische Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz (Lehramtsprüfung 1904, Dr. phil. 1906), wo er der Carolina beitrat (Couleurname Nazi). Bei der Carolina soll er nach P. Hermann Peißl (ehemals Cl) wegen „seiner Adonisgestalt den Blickfang des Vollkonventes“ gebildet haben.
Die damals einzige Grazer CV-Verbindung war zu dieser Zeit besonders dem Terror der schlagenden Verbindungen (Burschenschaften und Corps) ausgesetzt. In die Studienzeit Strellis fiel u. a. der „Überfall in der Harrachgasse“ auf die Carolina am 20. November 1901.
Bereits im Jahr 1903 begann Strelli seinen Unterricht für die Fächer Griechisch und Latein. 1913 wurde er zum provisorischen Leiter, 1914 zum Direktor des Stiftsgymnasiums bestellt und 1916 zum Leiter des Gymnasialkonvikts ernannt. Neben seiner schulischen Tätigkeit fand er noch Zeit für prähistorische und archäologische Arbeiten im Lavanttal. Er veröffentlichte zahlreiche kunsthistorische Arbeiten. Strelli gelang es u. a., die Kontinuität der Besiedelung im Lavanttal nachzuweisen.
Seine hervorragenden und anerkannten pädagogischen Leistungen am Stiftsgymnasium sowie die damit verbundene starke Stellung im Konvent führte am 31. Juli 1929 zu seiner Wahl zum Abt des Stiftes. Die Abtbenediktion am 29. September nahm der Fürstbischof von Gurk, Adam Hefter (Wl), vor.
In seine Zeit als Abt fällt die Erweiterung des Stiftsgymnasiums durch die Gründung eines Realgymnasiums (1933) und die Renovierung der Stiftskirche in den Jahren 1935/36. In Zeiten der Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren stellte er für Bedürftige täglich oft bis zu 150 Mahlzeiten zur Verfügung. 1934 wurde Strelli auch zum Mitglied der Gemeindevertretung der Marktgemeinde St. Paul berufen.
Nach dem Anschluß sah sich das Stift dem Druck der Nazi-Behörden ausgesetzt, obwohl Strelli sich für Beteiligte am Juli-Putsch 1934 der Nationalsozialisten einsetzte. So wurde bald das Stiftsgymnasium geschlossen. Am 24. August 1940 wurde in einem Erlaß des Reichsministers des Inneren das Stift aufgehoben. Das Ansehen Strellis war aber im Gau Kärnten so groß, daß die Behörden die Durchführung hinauszögerten. Er litt seit seiner Abtwahl an einem Magenkarzinom und wurde im Spätsommer 1940 in Wien operiert, was ihm nicht mehr half. Bald danach erlag er diesem Leiden. Die Aufhebung des Stiftes wurde dann am 4. Oktober 1940, kurz nach seinem Tod, durchgeführt. Strelli wurde in der Stiftskirche von St. Paul begraben.
Die Mönche mußten dann St. Paul innerhalb von sieben Tagen verlassen. Das Stiftsgebäude wurde in eine „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“ (NAPOLA) umgewandelt. „Abt Richard aber ist weiterhin der Schirmvogt seines Hauses geblieben und hat sich den Usurpatoren nach Berichten glaubwürdiger Zeugen durch sein Erscheinen bei hellichtem Tage in der Kirche und in der Prälatur in so unbestreitbarer Weise gezeigt, daß sie zitternd vor ihm die Flucht ergriffen.“ (Hermann Peißl)
Nach der Wiedererrichtung des Stiftes nach dem Krieg 1947 wurde Paulus Matthias Schneider (BbG EM) Abt und damit Nachfolger von Strelli.
Werke:
(Auswahl)Bemerkungen zu v. Wilamovitz-Moellendorffs und Dieterichs Ansichten über das Verhältnis der „Trachiniae“ des Sophokles zum „Herakles“ des Euripides (1913).
St. Paul, der ersten Habsburger letzte Ruhestätte (1918).
Das Benediktinerstift St. Paul in Kärnten (1921).
Archäologische Forschung im unteren Lavanttal (1933).
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Carolina. Carolinas Tote V, S. 211ff.Academia 27 (1914/15), S. 102 und 42 (1929/30), S. 243.
Egger, Rudolf: Persönliches. Richard Strelli †, in: Carinthia I 131 (1941), S. 250–251.
Moro, Gotbert: Verzeichnis der Schriften Richard Strellis, in: Carinthia I 131 (1941) S. 251f.
Peissl, Hermann: Abt Dr. Richard Strelli. Zum 10. Anniversarium seines Todes (27. 9. 1950), in: Jahrbuch St. Paul 1948/51, S. 3–11.
Hartmann, Gerhard: Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, S. 308.
Krenn, Christoph-Rudolf: Richard Strelli, in: Carolinenblätter, Sommersemester 2007, Ausgabe 1, S. 12f.
Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV. Hg. vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und vom Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen. Regensburg–Wien 2009, S. 126f.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 356.
Strelli, Richard, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), www.benediktinerlexikon.de/wiki/Strelli,_Richard (Abruf 21. 12. 2016).