Lebenslauf:
Reinprecht trat nach seiner Matura im Jahr 1901 in das Klagenfurter Priesterseminar ein und begann das Studium an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. Nachdem er bereits am 21. Dezember 1904 die Priesterweihe erhalten hatte, beendete er Mitte 1905 sein Studium. Im Anschluß daran wurde er im Herbst nach Wien zum Weiterstudium an der Katholischen-Theologischen Fakultät der dortigen Universität (Dr. theol. sub auspiciis imperatoris 1908) geschickt, wo er der Rudolfina beitrat. Dort wohnte er im Priesterbildungsinstitut Frintaneum.
Nach seiner Rückkehr wurde Reinprecht mit 1. Oktober 1909 zum Professor für das Bibelstudium des Alten Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt Klagenfurt ernannt. Nicht zuletzt zum Weiterstudium in seinem Fach wurde er im Herbst 1913 zum Vizerektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem bestellt, das damals zum Osmanischen Reich gehörte. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs kehrte er im September 1914 auf dem Landweg nach Österreich zurück. Das war damals möglich, indem er sich – mit dem Pferd oder dem Kamel – über Damaskus nach Aleppo begab, von wo er mit Bagdadbahn bis Konstantinopel fahren konnte. Wegen des Kriegszustands mit Serbien war von dort die direkte Eisenbahnlinie über Belgrad nicht mehr möglich, so daß der Umweg über Bukarest gewählt werden mußte.
Reinprecht nahm die Lehrtätigkeit an der Philosophisch-Theologischen Lehranstalt Klagenfurt wieder auf und wurde Regens des Priesterseminars. Darüber hinaus war er Ausschuß-Mitglied des St. Josefs-Vereins, des diözesanen katholischen Preßvereins (später Verlag Carinthia), dessen provisorischer Direktor er im Verlaufe des Krieges wurde. Aufgrund seiner musikalischen Begabung erteilte er am fürstbischöflichen Knabenseminar „Marianum“ Musikunterricht und leitete auch den dortigen Chor. Er starb völlig überraschend.
Aufgrund der Quellenlage (Gesamtverzeichnisse des CV vor 1914 und Mitgliederverzeichnisse der Rudolfina im Mitteilungsblatt des 2. ÖCV „Alma Mater“) war er der erste Kärntner, der als Urmitglied der Rudolfina beigetreten ist. Als Frequentant des Frintaneums hat er offenbar Kontakt zum CV bzw. zur Rudolfina gefunden. Etwas mehr als zwei Wochen später ist dann sein jüngerer Bruder Franz Reinprecht (Rd) ebenfalls der Rudolfina beigetreten, der dann nach 1918 für die Christlichsoziale Partei in Kärnten politisch tätig war. Die beiden Brüder werden wohl maßgeblich daran beteiligt gewesen sein, daß der Kärntner Priesterpolitiker Konrad Walcher (Rd EM) im Juni 1908 Ehrenbursch (später Ehrenmitglied) der Rudolfina wurde.
Bis 1914 sind dann weitere sieben Kärntner der Rudolfina beigetreten, darunter Leopold Guggenberger sen. (Rd), der Vater des späteren Klagenfurter Bürgermeisters Leopold Guggenberger (Rd). Diese Tradition setzte sich nach 1918 fort. So wurden 1930 die Kärntner Landespolitiker Sylvester Leer (Rd EM) und Michael Paulitsch (Rd EM) Ehrenmitglieder der Rudolfina, und viele aus Kärnten, die in Wien studierten, traten der Rudolfina bei., wie z. B. der spätere Bundeskanzler Josef Klaus (Rd) und der spätere Verkehrsminister Ludwig Weiß (Rd).
Quellen und Literatur:
Diözesanarchiv Gurk. Dienst-Tabelle Ludwig Reinprecht und sonstige Unterlagen (Veronika Polloczek 10. 3. 2021).Academia 22 (1909/10), S.199, und 26 (1913/14), S. 483.
Kärntner Tagblatt 17. 9. 1916, S. 5.
Wohnout, Helmut: Das österreichische Hospiz in Jerusalem. Geschichte des Pilgerhauses an der Via dolorosa. Wien 2000, S. 106.