Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Fellinger wurde als Sohn eines Eisendrehers geboren und absolvierte 1923 das humanistische Gymnasium in Linz mit Auszeichnung. Anschließend studierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Dr. med. 1929), wo er der Norica beitrat (Couleurname Tack). Er kam mit seinen Linzer Freunden zur Verbindung, so u. a. mit Josef Schlegel jr. (Couleurname Tick). Sein Leibbursch war Josef Dobretsberger (Cl). Seine Leibfüchse waren Dobretsbergers Brüder Gottfried und Hans sowie der spätere Parlamentsdirektor Roman Rosiczky.
Fellinger war Senior im Wintersemester 1925/26 (Fuchsmajor war damals Leopold Figl) und im Sommersemester 1926. Im Sommersemester 1929 war er Vorortspräsident im Rahmen des Vororts Norica. Es war zum letzten Mal, daß eine österreichische Verbindung im damals noch gemeinsamen CV den Vorort bekleidete. Höhepunkt dieses Vorortsjahres war die 59. Cartellversammlung in Wien. Auf dieser wurde die Danubia als befreundete Verbindung des CV aufgenommen, weswegen Fellinger ehrenhalber deren Band erhalten hat.
BERUFLICHE TÄTIGKEIT BIS 1945
Nach seiner Promotion war Fellinger zwei Jahre Hilfsarzt am Pathologisch-anatomischen Institut in Wien. 1931 kam er an die II. Medizinische Universitätsklinik. In dieser Zeit war er ein halbes Jahr zu Studienzwecken an einer Diabetesklinik in Chicago (USA). 1937 wurde Fellinger 1937 Primarius an der Stoffwechselabteilung am Städtischen Krankenhaus in Wien-Lainz und habilitierte sich im selben Jahr an der Wiener Medizinischen Fakultät für Innere Medizin.
Nach dem Anschluß wurde Fellinger als Primararzt entlassen, und es wurde ihm auch die Lehrbefugnis entzogen. Er war weiterhin als Arzt tätig und wurde 1940 als Arzt der Reserve zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Er machte anfänglich den Rußlandfeldzug mit, wurde verwundet und war dann ab 1943 Arzt im Reservelazarett in Wien-Boerhavegasse. In dieser Zeit betreute er auch die 1943 verstorbene Ehefrau von Richard Schmitz (Nc). Durch lange Zeit gab es für ihn eine Beförderungssperre, schließlich wurde dann doch Stabsarzt.
ALS INTERNATIONAL ANERKANNTER ARZT NACH 1945
Unmittelbar nach dem Krieg war Fellinger supplierender Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Graz, kam jedoch im Herbst 1945 als Vorstand der Medizinischen Poliklinik und der Herzstation wieder nach Wien. Außerdem erhielt er wieder die Lehrbefugnis. 1946 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor und zum Vorstand der II. Medizinischen Universitätsklinik ernannt. Er baute nach dem Krieg die Medizinische Fakultät der Universität Wien mit auf und war mitbeteiligt an der Wiederherstellung des Ruhms der alten Wiener Medizinischen Schule.
Fellinger engagierte sich in dieser Zeit wieder in seiner Verbindung. So war er u. a. Mitglied des Philisterausschusses, wo er 1949 gegen Robert Krasser (Nc) für den Verbleib Josef Dobretsbergers in der Norica votierte.
1950/51 war Fellinger Dekan der Medizinischen Fakultät und 1952 wirkte er als Gastprofessor in Kairo, was seinen Ruf im Nahen bzw. Mittleren Osten begründete. So zählten dann in der Folge u. a. der saudi-arabische König Abd-al-Aziz ibn Saud, der persische Schah Mohammad Reza Pahlevi, der afghanische König Zahir Schah, der marokkanische König Hassan II., der pakistanische Präsident Zia-ul-Haq und der ökumenische Patriarch von Konstantinopel Athenagoras I. zu seinen Patienten, die sich in Wien von ihm meistens im Rudolfinerhaus, dessen Präsident er war, behandeln ließen.
Fellinger war einer der international angesehensten österreichischen Ärzte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ab 1958 war er Präsident des Obersten Sanitätsrats, auch war er Obmann des Krebsforschungsinstituts. In den Jahren 1977 bis 1979 wurde er dem österreichischen Fernsehpublikum durch seine Fernsehserie „Der gläserne Mensch“ bekannt. Höhepunkt seiner akademischen Laufbahn war zweifelsohne seine Wahl zum Rektor für das Studienjahr 1964/65, als die Universität Wien ihre 600-Jahr-Feier beging.
Nach ihm benannt ist die sog. „Fellinger-Infusion“, eine Infusion mit Metamizol und Cortison zur Schmerzbekämpfung bei Rückenbeschwerden. Von ihm stammte auch die erste Beschreibung des Gelbsuchtvirus. Als Standardwerk gilt auch sein zweibändiges Lehrbuch zur Inneren Medizin. Ihm zu Ehren wird der „Univ.-Prof. Dr. Karl-Fellinger-Preis“ für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben.
Fellinger ehelichte nach dem Krieg die Pianistin Barbara Issakides. Diese war die Tochter eines bekannten griechischstämmigen Wiener Geschäftsmannes und während der Nazizeit bei der Widerstandsgruppe „Maier-Messner-Caldonazzi“ tätig. In diesem Zusammenhang stand sie mit Heinrich Maier (NbW) in Kontakt, ebenso mit Josef Joham (Cl). Im März 1944 wurde sie verhaftet und war acht Monate in Haft.
Fellinger wurde in einem Ehrengrab auf dem Döblinger Friedhof in Wien bestattet. Im 19. Wiener Gemeindebezirk ist ein Park nach ihm benannt.
Werke:
(Auswahl)Die Fettleibigkeit. Klinik, Pathologie und Therapie (1939).
Klinische Fortschritte (1950).
Lehrbuch der Inneren Medizin, zwei Bände (1951/54).
Medizinschule zwischen Heute und Morgen. Inaugurationsansprache gehalten am 10. Oktober 1964 (1964).
Arzt zwischen den Zeiten (Autobiographie 1984).
Quellen und Literatur:
Norica-Blätter, Sonderausgabe, Dezember 1964, S. 3–6.Zweite Medizinische Universitätsklinik, Wien, 1946–1971. Festschrift Herrn Prof. Dr. Karl Fellinger gewidmet von seinen Schülern und Mitarbeitern. Wien 1971.
Der König als Patient – der Patient als König. Franz Kreuzer im Gespräch mit Karl Fellinger. Wien 1984.
Die II. Medizinische Universitätsklinik in Wien. „Klinik Fellinger“ 1946–1975. Hg. von Josef
Dézsy. Wien 1994.
Die Presse, 9. 11. 2000.
www.austria-lexikon.at/af/AEIOU/Fellinger,_Karl (abgerufen am 07.07.2022)