Lebenslauf:
Knoll wurde als Sohn eines Lehrers geboren. Während seiner Gymnasialzeit trat er 1919 der katholischen Pennalie (später MKV) Thuiskonia sowie der Christlichen Jugendarbeiterbewegung von Anton Orel (ehemals Nc) bei, wo er sich mit sozialen Fragen auseinanderzusetzen begann. Nach der Matura begann er 1919 das Studium der Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. rer. pol. 1924), wo er der Nibelungia beitrat (Couleurname Dietherolf). Sein Leibfuchs bei der Nibelungia war P. Nivard Schlögl (Nc). Bei der Nibelungia wurde Knoll u. a. stark von Ernst Karl Winter geprägt. so daß er zumindest zur damaligen Zeit als Monarchist bezeichnet werden kann. Er war auch Mitglied der Katholischen Landsmannschaft Maximiliana.
Nach seinem Studium war Knoll publizistisch tätig und begann eine wissenschaftliche Laufbahn. Im Herbst 1926 wurde im Hause von Hans Karl Frhr. Zeßner von Spitzenberg (Tt, NbW) zusammen mit Knoll und Winter sowie mit Alfred Missong (NbW EM) die Österreichische Aktion gegründet. Diese propagierte u. a. eine eigenständige Österreichische Nation. Winters Devise damals war „Rechts stehen und links denken“, die für den sog. „Linkskatholizismus“ nach 1945 – neben Knoll u. a. auch Friedrich Heer (ehemals Baj) und Wilfried Daim (Rd) – prägend war. Er gehörte auch der 1929 von Anton Orel (ehemals Nc) gegründeten „Studienrunde katholischer Soziologen“ an.
Knoll sollte über Drängen von Friedrich Funder (Cl) und Richard Schmitz (Nc) ab Mitte Juni 1932 Seipel bei der Sortierung seines Nachlasses bzw. der Abfassung einer Autobiographie behilflich sein. Er war auch dreimal bei ihm, jedoch starb Seipel bereits Anfang August. (Knoll als Sekretär Seipels zu bezeichnen, wie das manchmal geschieht, ist aufgrund dieses Sachverhalts wohl nicht zutreffend.) Knoll habilitierte sich nun 1934 mit einer Arbeit über den Zins in der Scholastik an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien für Sozialphilosophie. Nach dem Februaraufstand 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei wurden deren Zeitungen gleichgeschaltet. Darunter befanden sich u. a. die Tageszeitung „Das Kleine Blatt“ und die Wochenzeitung „Arbeiter-Sonntag“. Deren Chefredaktion übernahm nun Knoll bis 1938. „Das Kleine Blatt“ wurde 1927 gegründet, um breitere Kreise der sozialdemokratischen Arbeiter zu erreichen, für die das offizielle Organ „Arbeiter-Zeitung“ zu anspruchsvoll war. Ähnlich lagen die Dinge beim „Kleinen Volksblatt“ – „Reichspost“ sowie bei der „Kleinen Zeitung – „Grazer Volksblatt“.
Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Knoll von diesen Posten enthoben und über ihn ein journalistisches Berufsverbot verhängt. Ebenso wurde seine Habilitation aberkannt. Während der NS-Zeit konnte er mit privaten Bibliotheksarbeiten und durch verschiedene Unterstützungen für sich und seine Familie sorgen.
Nach dem Krieg wurde Knoll auf der Universität Wien rehabilitiert, und er wurde auf die erste Lehrkanzel für Soziologie an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät zuerst 1946 zum außerordentlichen und dann 1950 zum ersten ordentlichen Universitätsprofessor dieses Faches ernannt. Er trat auch dem gerade gegründeten ÖAAB (bzw. damit der ÖVP) bei.
1953 gründeten Karl Kummer (Aa) und Knoll den Verein für Sozial- und Wirtschaftspolitik und als dessen Einrichtung das Institut für Sozialpolitik und Sozialreform, das bald umgangssprachlich „Kummer-Institut“ genannt wurde und später auch in „Dr. Karl-Kummer-Institut“ umbenannt wurde. Dieses ist ein Forschungs-, Diskussions- und Planungsinstitut auf wissenschaftlicher Basis, das seinerzeit die theoretische Grundlage für die Idee der Sozialpartnerschaft entwerfen half.
Innerkirchlich war Knoll ein grundsätzlicher Gegner der Katholischen Aktion als ein von der Hierarchie abhängiges Laienapostolat. Er vertrat die Eigenverantwortung der Laien, wie sie im Verbandskatholizismus – so auch im CV – in den vergangenen Jahrzehnten mit Erfolg praktiziert und gelebt sowie dann nach seinem Tod vom II. Vatikanum beschlossen wurde. Dazu hat er in seiner letzte Publikation kurz vor seinem Tod „Kirche und Zukunft“ gemeinsam mit Daim und Heer Stellung bezogen. Im Jahr davor gab er sein Buch „Katholische Kirche und scholastisches Naturrecht“ heraus, das für Kritik sorgte.
Einer der großen innenpolitischen Journalisten Österreichs im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, Kurt Vorhofer (Nc), hat anläßlich des 30. Todestages von Knoll in der „Kleine Zeitung“ unter dem Titel „Ein Kämpfer gegen Unrecht in Kirche und Arbeitswelt“ eine Würdigung der Person Knolls veröffentlicht:
„Er war eine markante Persönlichkeit der katholischen Sozialphilosophie, ein Kämpfer gegen soziales Unrecht und für eine an christlichen Werten orientierte Sozialreform. Und er war auch ein harter Kritiker der sogenannten Amtskirche. […] Er war ein bürgerlicher Sozialrevolutionär, und in dieser Bezeichnung ist schon die innere Spannung dieser Persönlichkeit angedeutet. […] Die Grundmotivation im Leben Knolls war es, stets an der Seite der sozial Schwachen zu stehen und tief im Glauben an Jesus Christus zu wurzeln.
In vielen schriftlichen und mündlichen Äußerungen wandte er sich gegen die Bevormundung der Laien durch die Kleruskirche. Darin sah er ein großes Unrecht und eine Fehlentwicklung. […] Die letzten Lebensjahre Knolls waren überschattet von heftigen innerkatholischen Auseinandersetzungen. Einiges von der Härte der Kontroversen konnte man im Sommer 1963 bei einer Veranstaltung des Katholischen Akademikerverbandes miterleben. Es ging zu wie bei einem modernen Ketzergericht. Am Podium saß Knoll, auf den von allen Seiten Kritik einprasselte. Die schärfsten Attacken kamen von zwei bedeutenden Priesterpersönlichkeiten, nämlich von Otto Mauer und Leopold Ungar. […]
Einige Jahre später wurde Otto Mauer gefragt, wie es zu erklären sei, daß bei solchen Diskussionen unter Christen so viel Gehässigkeit entstehe. Mauer antwortete mit seinem Hang zur polemischen Überspitzung: ‚Was heißt Gehässigkeit? Wo es um Wahrheit geht, entsteht Gehässigkeit.‘ Auch daran hat sich bis zum heutigen Tag leider nichts geändert: Bei der Suche nach Wahrheit bleibt nicht selten die Barmherzigkeit auf der Strecke.“
Anzumerken ist, daß Otto Mauer als Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion in der damaligen Zeit zu den schärfsten Gegnern des CV zählte.
Einer der bedeutendsten Schüler Knolls war der sozialdemokratische politische Philosoph Norbert Leser, der ebenso wie Knoll Mitglied der Katholischen Landsmannschaft Maximiliana Maximiliana war. Im Jahr seines Todes war Knoll zusammen u. a. mit Ludwig Jedlicka (Aa EM) noch Mitbegründer des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands und dessen erster Präsident bis zu seinem Tod.
Knoll litt an einem Gehirntumor, dem er schließlich erlag, und wurde auf dem Friedhof Wien-Rodaun begraben.
Werke:
(Auswahl)Der soziale Gedanke im modernen Katholizismus (1932)
Kardinal Friedrich Gustav Piffl und der österreichische Episkopat zu sozialen und kultirelle Fragen (1932).
Der Zins in der Scholastik (1933)
Von Seipel bis Dollfuß (1934).
Das Ringen um die berufsständische Ordnung (1935).
Ziel und Glaube. Der Weg einer Generation (1936).
Die drei Wesenstheorien der Gesellschaft (1949).
Das Kapitalismus-Problem in der modernen Soziologie (1953).
Katholische Kirche und scholastisches Naturrecht. Zur Frage der Freiheit (1962).
Kirche und Zukunft (gemeinsam mit Wilfried Daim und Friedrich Heer) (1963).
Quellen und Literatur:
Kathpreß, Nr. 300, 28. 12. 1963, S. 4.blau-weiß-gold, Zeitschrift der K. a. V. Danubia, 1964, Nr. 1, S. 29f.
Vorhofer, Kurt (Nc): Ein Kämpfer gegen Unrecht in Kirche und Arbeitswelt, in: Kleine Zeitung, 24. 12. 1993, S. 8.
Leser, Norbert: Das Ewige ist auch zeitgebunden, in: Hundert (100) Jahre Nibelungia. Festschrift zum hundertsten Stiftungsfest der Katholisch-Österreichischen Studentenverbindung Nibelungia zu Wien im ÖCV. Wien 2008, S. 36–39.
http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Biographien/Knoll,_August_Maria (Abruf 6. 1. 2016).