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Präs. Sekt.-Chef i.R. Dr. Dr. Maximilian Pammer

Präs. Sekt.-Chef i.R. Dr. Dr. Maximilian Pammer

Ehrenmitgliedschaften: Bajuvaria

Geboren: 05.12.1904, Wien
Gestorben: 05.09.1988, Klosterneuburg (Niederösterreich)
Präsident des Statistischen Zentralamtes, Sektionschef
Politische Haft: 1938 Polizeihaft, 1938 KZ Dachau, 1939 Polizeihaft

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHE LAUFBAHN BIS 1938

Pammer wurde als Sohn eines Matrosen der k. u. k. Marine und späteren Maschinenmeisters der Österreichischen Tabakregie geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Hadersfeld (nunmehr St. Andrä-Wördern, Bezirk Tulln, Niederösterreich) und in Wien-Ottakring ging er zuerst ab 1915 auf das Realgymnasium in Wien-Hernals, dann aufgrund beruflicher Versetzungen seines Vaters auf das Gymnasium in Klagenfurt und ab 1917 schließlich in München auf das renommierte Wittelsbachergymnasium (Marsplatz 1), das er 1923 absolvierte.

Danach begann Pammer das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität München, wo er der KV-Verbindung Alemannia beitrat. Bereits ein Semester später wechselte er an die Universität Innsbruck (dort Dr. iur. 1927), wo er zuerst bei der KV-Verbindung Tirolia aktiv wurde (Consenior Sommersemester 1924). Er wurde beauftragt, die KV-Verbindung Rhenania zu reaktivieren. Diese bestand überwiegend aus „reichsdeutschen“ Studenten, die aber wegen der Inflation ausblieben. Pammer war im Wintersemester 1924/25 Reaktivierungssenior. Zu seiner Zeit kamen wieder deutsche Studenten.

1926 bis 1928 studierte Pammer an der Konsularakademie in Wien (Diplomabschluß) und wurde bei der KV-Verbindung Aggstein aktiv. Da im Auswärtigen Dienst Aufnahmesperre herrschte, kehrte er nach Innsbruck zurück und trat – zuerst ohne Bezüge – in den Dienst der Tiroler Landesregierung. Dort war er in verschiedenen Stellungen tätig und erhielt 1930 den Auftrag, bei der Landespolizeistelle eine staatspolizeiliche Abteilung aufzubauen. Im Zuge dieser Tätigkeit wurde man in Wien auf ihn aufmerksam, und so wurde er im November 1933 von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) in das Bundeskanzleramt, Generaldirektion der Öffentlichen Sicherheit, in das neugegründete Staatspolizeiliche Büro einberufen.

Im „Ständestaat“ saß Pammer somit an einer Schaltstelle bei der Bekämpfung der illegalen Sozialdemokratie sowie dann vor allem der illegalen Nationalsozialisten. Am 1. März 1937 wurde er seitens des Bundeskanzleramtes dem Amt des „Frontführers“ der Vaterländischen Front (VF) – das war Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (AIn) – zugeteilt und dort mit der stellvertretenden Leitung des „Politischen Referats“ betraut. Seine Aufgabe bestand in der Organisation eines Nachrichtendienstes innerhalb der VF.

DIE JAHRE 1938 BIS 1945

Aufgrund dieser beruflichen Positionen wurde Pammer bereits am 12. März 1938 verhaftet und in das Polizeigefängnis auf der Elisabethpromenade (nunmehr Roßauer Lände) eingeliefert. Mit dem ersten Transport, dem sog. „Prominententransport“, wurde er ins KZ Dachau verbracht, wo er vom 2. April bis 20. September 1938 inhaftiert war. Im März 1939 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und konnte nach einiger Zeit über Vermittlung von Rudolf Kloss (Am) eine Beschäftigung im Heeresbauamt I in Wien aufnehmen. Der dortige Leiter war Karl Schmanck (Vc). In der Folge wurde Pammer durch Eduard Chaloupka (Baj), der im Wehrkreiskommando arbeitete, „unabkömmlich“ gestellt.

Nach dem Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller in München wurde Pammer neuerlich verhaftet und war vom 9. November bis zum 5. Dezember 1939 in Polizeigewahrsam. In den folgenden beiden Jahren konnte er im Rahmen des Heeresbauamtes unbehelligt arbeiten. 1941 wurde ein aktiver Nationalsozialist auf seine Vergangenheit aufmerksam, und Pammer war zunehmend gefährdet. So empfahl Schmanck, daß Pammer zur Deutschen Wehrmacht eingezogen werden sollte, denn dort war er sicherer. Das geschah dann am 28. Januar 1942.

Nach der Ausbildung in Spratzern bei St. Pölten wurde Pammer im April 1942 als Kraftfahrer nach Athen versetzt und kam im Juni 1943 wegen des Begräbnisses seines Vaters nach Wien. Auf Initiative von Eduard Chaloupka und mit Hilfe der Widerstandsgruppe der sog. „Widerstandslazarette“ – Walter De Comtes (AW) und Alfred Schneiderbaur (AW) – konnte er in Wien und dann vorübergehend in Hainburg bleiben. In der Folge wurde Pammer bei der Heeresstreife Wien eingesetzt, die zu einem Zentrum des Widerstandes wurde. Deren Kommandant war Major Karl Biedermann, der noch in den letzten Tagen des Kampfes um Wien von der SS am Floridsdorfer Spitz gehängt wurde. Stellvertretender Kommandant der Heerestreife war Major Hans Nusko (Pan EM). Pammer erlebte den Kampf um Wien, konnte schließlich der Wehrmacht entkommen und meldete sich am 12. April 1945 bei der Österreichischen Widerstandsbewegung im Palais Auersperg.

PAMMER ALS OBERSTER STAATSPOLIZIST

Bereits am 16. April 1945 wurde Pammer von Staatskanzler Karl Renner mit dem Wiederaufbau und der Leitung der Staatspolizei im Innenministerium beauftragt. Das war damals eine wichtige und gefährliche Mission. Zum einen wegen der sowjetischen Besatzungsmacht – Mitarbeiter von ihm wie Inspektor Anton Marek wurden von den Sowjets nach Sibirien entführt – und zum anderen, weil das Staatsamt für Inneres (so hieß in der Provisorischen Staatsregierung das Innenministerium) vom Kommunisten Franz Honner geleitet wurde. Dieser förderte die Infiltration des Polizeiapparats mit seinen Gesinnungsfreunden und installierte als Leiter der Staatspolizei Wien den Kommunisten Heinrich Dürmayer. 1947 wurde Letzterer von Innenminister Oskar Helmer (SPÖ) unter Pammers Mitwirkung aus dieser Position entfernt und durch Oswald Peterlunger (KV-Verbindung Tirolia) ersetzt. Eine besonders bedeutsame Aktion Pammers war es, nach der Entdeckung der Informationen über hunderttausende Österreicher enthaltenen NS-„Gauakten“ diese sicher zu verwahren und ihren Mißbrauch durch die Kommunisten und Sowjets zu verhindern.

Pammer leitete bis 1958 das Staatspolizeiliche Büro (Abteilung) im Rahmen der Generaldirektion für die Öffentliche Sicherheit (Sektion I des Innenministeriums). Obwohl ab Ende 1945 der SPÖ-Politiker Oskar Helmer Innenminister war, war diese Sektion eine Domäne ÖVP-naher Beamter. So war 1950 Leiter dieser Sektion Wilhelm Krechler, der vor 1938 Leiter des staatspolizeilichen Büros war. Innerhalb dieser Sektion war Leiter der Polizeiabteilung Albert Hantschk (Aa), der Kriminalpolizeiabteilung Franz (Graf) Walterskirchen (NbW), der Gendarmerieabteilung Josef Kimmel (Rd), der Vereins-, Presse- und Ausländerabteilung Kurt Seidler und der Staatspolizei eben Maximilian Pammer.

Pammer wurde nach der Pensionierung Krechlers nicht zum Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit bestellt, was eigentlich naheliegend gewesen wäre. Sein Verhältnis zu Innenminister Helmer war nicht ganz ungetrübt. Dieser machte ihn aber 1959 zum Sektionschef und Leiter der Sektion III (Wirtschaftsangelegenheiten und Zivilschutz). 1964 wurde er mit der Leitung des Statistischen Zentralamts betraut, denn Franz Olah (SPÖ), der Nachfolger Helmers als Innenminister, beabsichtigte, die Sektion III aus strukturellen Gründen aufzulösen.

Pammer wurde daher dem Statistischen Zentralamt zugeteilt und übernahm dessen provisorische Leitung, wobei ihm die Präsidentschaft zugesichert wurde. Das verzögerte sich, denn Olah beschuldigte Pammer in einem Fernsehinterview, als Chef der Staatspolizei mißbräuchlich SPÖ-Politiker bespitzelt zu haben. Pammer konnte jedoch nachweisen, daß er – in dem konkreten Fall betreffend Vizekanzler Bruno Pittermann (SPÖ) – im Auftrag von Staatskanzler Karl Renner gehandelt habe. Schließlich wurde Pammer 1965 zum Präsidenten des Statistischen Zentralamts ernannt, welche Funktion er bis zu seiner Pensionierung Ende 1969 ausübte

Pammer bekam bereits vor 1938 durch seine Tätigkeit im Bundeskanzleramt Kontakt mit Eduard Chaloupka (Baj), der sich während des Krieges fortsetzte, als beide bei einer Wehrmachtsbehörde arbeiteten. Diese Freundschaft intensivierte sich nach 1945 und führte schlußendlich zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Bajuvaria an Pammer (Couleurname Bubi). Hier engagierte er sich sehr und war von 1969 bis 1974 Obmann des Vereins „Collegia“ (Rechtsträger der Budenimmobilie der Bajuvaria).

Pammer ehelichte 1935 Herta, geb. Hiltl, (1905–1995). Diese engagierte sich nach 1945 in der Katholischen Frauenbewegung der Katholischen Aktion und war von 1957 bis 1978 Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. Ihre Zwillingsschwester war die ÖVP-Politikerin Nora Hiltl (Wiener Landtagsabgeordnete, Mitglied des Bundesrates), die viele Jahre auch stellvertretende Bundesleiterin und Wiener Landesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung (eine ÖVP-Gliederung) war.

Die Söhne des Ehepaares Pammer sind der Diplomat Maximilian Pammer II. (Baj) und der Rechtsanwalt Ernst Pammer (Baj). Seine Enkelsöhne sind der Diplomat Martin Pammer (Baj) und Maximilian Pammer III. (Baj). Pammer war nach einem Schlaganfall die letzten Jahre seines Lebens schwer leidend und wurde auf dem Ottakringer Friedhof begraben.

Quellen und Literatur:

Email von Maximilian Pammer II (Baj), 7. 3. 2017.
Pammer, Maximilian: Erlebnisse während des NS-Regimes. 20. September 1938 bis 12. April 1945, in: Krammer, Otto (Baj): Geschichte der Katholischen Akademischen Verbindung Bajuvaria 1920–1980. Fünf Teile. Als Manuskript vervielfältigt (= Wiener Katholische Akademie – Miscellanea Dritte Reihe Nr. 24). Wien 1984, S. 800–831.
Krammer, Otto (Baj): Die Geschichte der Katholischen Akademischen Verbindung Bajuvaria 1980–1990. Als Manuskript vervielfältigt. Wien 1995, S. 88f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 244.