Wartungsfunktionen

Sekt.-Chef a.D. Mag. Dr. Albert Hantschk

Sekt.-Chef a.D. Mag. Dr. Albert Hantschk

Urverbindung: Aargau (05.10.1920)

Bandverbindungen: Rup

Geboren: 04.09.1899, Handenberg (Bezirk Braunau, Oberösterreich)
Gestorben: 30.06.1990, Wien
Sektionschef (Innenministerium)
Politische Haft: 1938 Polizeihaft Wien

Lebenslauf:

AUSBILDUNG UND BERUFSEINSTIEG

Albertus (so sein eigentlicher Vorname) Hantschk stammte aus Oberösterreich und wurde nach der Matura zur k. u. k. Armee eingezogen (Auszeichnungen: bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz). Nach dem Ersten Weltkrieg begann er mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1925), wo er dem Aargau beitrat (Couleurname Wieland). Dort war er jeweils in den Sommersemestern 1922 und 1923 Senior. Im Studienjahr 1923/24 war er WCV-Senior.

Nach Beendigung seines Studiums und der Absolvierung des Gerichtsjahres (Juli 1925 bis April 1926) kehrte Hantschk vorerst nach Oberösterreich zurück und trat am 12. April 1926 in den Dienst der dortigen Landesregierung. Mit 1. Juni 1930 wurde er jedoch wieder nach Wien berufen und dem Bundeskanzleramt, Generaldirektion für öffentliche Sicherheit (Bundespolizeiwesen), zugeteilt. Nach Gründung der Vaterländischen Front (VF) wurde er dieser dienstzugeteilt und war dort zuletzt Präsidialvorstand, stellvertretender Leiter der Dienstgruppe I (politischer Dienst) und innerhalb dieser Leiter der Politischen Abteilung.

DIE ROLLE VON HANTSCHK IM „STÄNDESTAAT“

Anfang des Jahres 2014 geriet der Name Hantschk bezüglich seiner damaligen Tätigkeit plötzlich in die Schlagzeilen. Es wurde ein bislang unbeachteter Aktenvermerk vom 12. Februar 1934 im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) gefunden: „Dr. Hantschk, BKA, teilt mit: Bundeskanzler Dr. Dollfuß habe die Anregung gegeben, die E-Werke in Simmering nicht zu stürmen, sondern überfallsartig zu vergasen, damit die Arbeiter keine Gelegenheit hätten, die Maschinen zu zerstören.“ Dieser Aktenvermerk wurde von einem Beamten des Wiener Polizeipräsidiums angefertigt, nachdem er um 8 Uhr in der Früh dieses Tages den betreffenden Anruf von Hantschk erhalten hatte.

Der Anruf stand im Zusammenhang mit dem partiellen Aufstand des Republikanischen Schutzbundes ab dem 12. Februar 1934. Herbert Lackner, Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „profil“ und ein aus dem Bereich der SPÖ kommender Journalist, veröffentlichte in dessen Ausgabe vom 25. Januar 2014 einen Beitrag mit dem Titel „1934: Wollte Kanzler Dollfuß E-Werks-Arbeiter ‚überfallsartig vergasen‘?“ Die Formulierung der Aktennotiz wurde dahingehend interpretiert, daß Dollfuß tödliches Giftgas einsetzen wollte, um damit auch seinen Mythos vom „Arbeitermörder“ zu bekräftigten.

Demgegenüber steht jedoch, daß das Bundesheer bzw. die Exekutive keinerlei tödliches Giftgas besessen hatte. Abgesehen davon, daß solches durch den Friedensvertrag von St. Germain absolut verboten war, hätte es sich Österreich damals aus außenpolitischen Gründen niemals leisten können, solches bei dieser Gelegenheit einzusetzen. Wohl besaß das Bundesheer bzw. die Exekutive Tränengaspatronen und Reizstoffhandgranaten. Nachdem am 12. Februar in Graz eine von Schützbündlern besetzte Polizeiwachstube derart geräumt werden konnte, hat Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) dies auch für die Absicherung des E-Werks in Simmering angeregt. Die Aktennotiz handelt bei genauer Lektüre nicht von der „Vergasung“ von Menschen, sondern vom E-Werk. Darüber hinaus hat das Wort „vergasen“ nach 1945 einen anderen Bedeutungshintergrund bekommen, den es 1934 so noch nicht gehabt hatte.

Hantschk saß ihm Rahmen des „Ständestaates“ zweifelsohne an einer entscheidenden Schaltstelle und hatte in Verbindung mit seiner beruflichen Stellung im Bundeskanzleramt auch entscheidenden Anteil an der Bekämpfung des illegalen Nationalsozialsozialismus. Nach dem Anschluß im März 1938 wurde er daher verhaftet und war mehrere Wochen in Polizeihaft. Er wurde vom Dienst suspendiert und mit 31. Januar 1939 unter Kürzung der Pension auf 75 Prozent in den Ruhestand versetzt.

HANTSCHK NACH 1945

Nach dem Krieg wurde Hantschk rehabilitiert und trat seinen Dienst in der Provisorischen Staatsregierung, Staatsamt für Inneres, Sektion I (Generaldirektion für Öffentliche Sicherheit), Abteilung 3 (Bundespolizei), wieder an. Bereits mit 1. Februar 1946 wurde er im nunmehrigen Bundesministerium für Inneres zum Ministerialrat und im Juli 1946 zum Leiter der erwähnten Abteilung 3 ernannt. Als solcher hatte er wesentlichen Anteil am Wiederaufbau der Bundespolizei nach dem Zweiten Weltkrieg.

Obwohl ab Ende 1945 der SPÖ-Politiker Oskar Helmer Innenminister war, war diese Generaldirektion für Öffentliche Sicherheit (Sektion I) eine Domäne ÖVP-naher Beamter. So war 1950 Leiter dieser Sektion Wilhelm Krechler, der schon vor 1938, also im „Ständestaat“, Leiter des staatspolizeilichen Büros war. Innerhalb dieser Sektion war Leiter der Polizeiabteilung eben Hantschk, der Kriminalpolizeiabteilung Franz (Graf) Walterskirchen (NbW), der Gendarmerieabteilung Josef Kimmel (Rd), der Vereins-, Presse- und Ausländerabteilung der ÖVP-nahe Kurt Seidler und der Staatspolizei Maximilian Pammer (Baj EM).

Mit 18. Januar 1957 wurde Hantschk zum Sektionschef und Leiter der Sektion II (Allgemeine Angelegenheiten der Verwaltung) des Innenministeriums ernannt. Diese Sektion war u. a. für die Durchführung von Wahlen, das Personenstandswesen, von Staatsbürgerschaftsangelegenheiten und vor allem für das Wanderungs- und Flüchtlingswesen zuständig. Hierbei hat sich Hantschk große Verdienste erworben. Zum einen ging es immer noch um die Aufarbeitung der Flüchtlingsbewegung infolge des Krieges (Sudetendeutsche etc.), zum anderen waren noch die unmittelbaren Folgen des Flüchtlingsstromes aufgrund des Aufstandes in Ungarn im Spätherbst 1956 zu bewältigen.

Ende 1964 ging Hantschk in Pension und war dann von 1964 bis 1970 Philistersenior des Aargau. Zwischen diesem und der CV-Verbindung Rupertia Regensburg gibt es ein Freundschaftsabkommen, so daß Hantsch das Band der Rupertia erhielt. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben (63/17/57). Sein Sohn ist Gottfried Hantschk (Aa).


Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 24. 10. 2017).
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 327.
Profil, 25. 1. 2014; Die Presse. 27. 1. 2014.
Walterskirchen, Gudula: Die blinden Flecken der Geschichte. Österreich 1927–1938. Wien 2017, S. 83f. (betr. „Gaseinsatz“).