Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Fried wurde als Sohn eines Landwirten geboren und besuchte zuerst ein Jahr das Gymnasium in Nikolsburg (Mikulov, Südmähren) und dann das in Hollabrunn (Knabenseminar), wo er 1905 mit Auszeichnung maturierte. Danach trat er in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1909), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Gerhard). Am 18. Juli 1909 empfing er die Priesterweihe und war danach in der Seelsorge tätig, u. a. als Spiritualprovisor (= Pfarrverwalter) von Sitzendorf.
FRIED UND DER VERBANDSKATHOLIZISMUS
Dort ereilte ihn über Anregung von Richard Schmitz (Nc) im März 1914 der Ruf, in die Zentralstelle des Volksbundes der Katholiken Österreichs einzutreten. Im November 1914, als Schmitz bereits eingerückt war, wurde Fried Direktor, im Oktober 1915 Generaldirektor des Volksbundes. Über diesen wird in der Biographie über Richard Schmitz ausführlich gehandelt. Von 1915 bis 1917 war er zusätzlich noch Subregens (Ökonom) des Wiener Priesterseminars und von 1917 bis 1924 Kaplan in Wien-Reindorf.
1918 gründete Fried den Reichsbund der katholisch-deutschen Jugend Österreichs, nachdem er bereits vorher Präses der katholischen Jugendvereine war. Deren stellvertretender Bundespräses war er bis 1933, dann wurde er Ehrenpräses. Mit seinem Namen ist die Hochblüte des katholischen Vereinswesens der Zwischenkriegszeit verbunden, das sich in Symbiose mit dem Politischen Katholizismus verstand. Gemeinsam mit Schmitz führte er den Volksbund als Sammelbewegung der Katholiken in Ergänzung zu den katholischen Verbänden hin zu einer erfolgreichen Einrichtung. Fried war damals zweifelsohne die prägende Gestalt des frei organisierten Laienapostolats. Bei den österreichischen Katholikentagen 1923 und 1933 in Wien war er der Hauptorganisator. Nicht zuletzt deshalb erhielt er 1926 den Titel eines päpstlichen Geheimkämmerers (Monsignore).
Seit 1924 war Fried Kirchenrektor von St. Ruprecht, der ältesten Kirche Wiens, sowie ab 1925 zusätzlich Domkurat an St. Stephan. Am 1. Dezember 1934 wurde er in das Wiener Domkapitel berufen. Außerdem war er seit 1922 auch Obmann des Preßvereins Herold, in dessen Zeit 1928 auch die Gründung des „Kleinen Volksblattes“ fiel und der die „Reichspost“ unter Friedrich Funder (Cl) herausgab. In den Jahren 1932 bis 1938 war Fried auch Verbindungsseelsorger bei der Amelungia.
DIE JAHRE 1938 BIS 1945
Nach dem Anschluß wurde die Tätigkeit des Volksbundes zwangsweise beendet. Fried wurde im Oktober zum Stadtdechanten für den 1. und 2. Bezirk ernannt. Im Herbst 1939 kam es zu Gesprächskontakten mit dem späteren sozialdemokratischen Wiener Bürgermeister Felix Slavik und Hans Müller (legitimistische Widerstandsgruppe Müller-Thanner). Dies wurde der Gestapo bekann, so daß er am 21. November 1939 verhaftet wurde. Nach einem Aufenthalt im Gestapogefängnis wurde er am 27. Februar 1940 in das Landesgericht Wien überstellt. Am 24. Januar 1941 wurde er in das Gefängnis nach Regensburg überstellt.
Erst am 2. Oktober 1943 erhielt Fried die Anklageschrift. Am 5. November 1943 wurde er wieder ins Landesgericht Wien überstellt. Am 23./24. November 1943 kam es vor dem Volksgerichtshof Wien zum Prozeß gegen ihn wegen „Mithilfe bei Vorbereitung zum Hochverrat“ und „Nichtanzeige von verbrecherischen Umtrieben“. Mit ihm auf der Anklagebank saßen auch Slavik und Erich Thanner. Fried wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, und zwar wegen Verletzung der Anzeigepflicht nach § 139 StGB. Da er bereits vier Jahre in Untersuchungshaft saß, wurde er zwar formell aus dieser entlassen, jedoch vorerst noch in das Polizeigefangenhaus Elisabethpromenade (Roßauerlände) überstellt.
Am 9. Mai 1944 eröffnete ihm der stellvertretende Gestapo-Chef von Wien, Karl Ebner (ehemals Kb), daß er die Weisung erhalten habe, ihn nach Dachau zu überstellen. Ebner ließ aber bei Fried Haftunfähigkeit feststellen. Außerdem riet er ihm, nach seiner Freilassung aus Wien wegzuziehen. Am 23. Mai 1944, nach rund viereinhalb Jahren Gefängnis, wurde er entlassen. Am 14. Juni 1944 begab sich Fried in seinen neuen Aufenthaltsort nach Großpriesen (Velké Brezno), nördlich Aussig (Ústí nad Labem). Am 15. September konnte er mit Bewilligung von Ebner nach Wien zurückkehren, mußte aber quasi geheim in einer Wohnung in Hietzing wohnen und keine öffentlichen Funktionen wahrnehmen.
FRIEDS WIRKEN NACH 1945
Nach dem Krieg beauftragte Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer (NdW) Fried, die Katholische Aktion (KA) in Wien wieder aufzubauen. Dieser bediente sich dabei seiner Weggefährten aus der Zeit vor 1938. Daher wurde Robert Krasser (Nc) Vorsitzender des Wiener „Katholischen Bewegung“, die Vorform der KA. Der Leiter des Wiener Seelsorgeamtes, Karl Rudolf (Am), kehrte erst Anfang 1947 nach Wien zurück. Im Frühjahr 1947 kam es zur endgültigen Konfrontation zwischen den beiden Bundesbrüdern Fried und Rudolf, bei der letzterer die Oberhand behielt. Dieser vertrat das Konzept der sog. „Monopol“-KA als hierarchisches Laienapostolat im Gegensatz zu den freien katholischen Verbänden, die Fried favorisierte.
Fried zog sich hierauf auf andere Aufgaben zurück und wurde Herausgeber der „Wiener Kirchenzeitung“ und Leiter des Wiener Dom-Verlages. Außerdem war er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Frieden“. Am 31. Mai 1952 wurde er zum infulierten Domscholaster, eine Dignität des Domkapitels, ernannt und am 13. Januar 1953 rückte er zum infulierten Domkantor auf. Desgleichen erhielt er 1952 auch den Titel eines Apostolischen Protonotars (mit der Anrede Prälat). Seit 1946 war er Erzdechant der Landdekanate nördlich der Donau, eine Vorform des nunmehrigen Bischofsvikars für Wien-Nord. Ebenso war er Wirklicher Konsistorialrat, ab 1954 Diözesandirektor des Päpstlichen Missionswerkes und ab 1947 Richter am Metropolitangericht.
Bereits 1947 erschien sein Buch „Nationalsozialismus und katholische Kirche in Österreich“, in dem Fried sich mit dieser Zeit auseinandersetzte. Die damalige jahrelange Haft hat Fried doch derart zugesetzt, daß seine geistige Spannkraft im Alter nachließ. Die Folge war eine bedauerliche finanzielle Affäre, woraufhin er 1959 sämtliche Ämter zurücklegte. Er starb im „Haus der Barmherzigkeit“ und wurde im elterlichen Grab in Eibesthal beigesetzt.
Werke:
(Auswahl)Die Wiener Seelsorgsnot (1929)
Heilige, die durch Wien gingen (1935).
Das Pilgerbuch (1938)
Bauerngericht. Eine Heimaterzählung (1946).
Nationalsozialismus und katholische Kirche in Österreich (1947).
Leben und Arbeit (1950).
Mein Leben in der Nazizeit (1970).
Quellen und Literatur:
Foto: © Diözesanarchiv WienDiözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.
Academia 1925/26), S. 229.
Schultes, Gerhard (Rd): Der Reichsbund der katholischen deutschen Jugend Österreichs. Entstehung und Geschichte (= Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Band 4). Wien 1967, S. 336f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Der CV in Österreich. Seine Entstehung, seine Geschichte, seine Bedeutung. Kevelaer 4. Aufl. 2011, S. 256f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 78f.