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BM Abg. z. NR Bgm. a.D. Josef Kollmann

BM Abg. z. NR Bgm. a.D. Josef Kollmann

Ehrenmitgliedschaften: Amelungia

Geboren: 23.10.1868, Laibach (Herzogtum Krain)
Gestorben: 16.06.1951, Baden (Niederösterreich)
Bundesminister, Nationalratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter (Niederösterreich), Bürgermeister (Baden bei Wien), Gewerbetreibender
Politische Haft: 1938 Bezirksgericht Baden

Lebenslauf:

HERKUNFT UND BERUF

Kollmann wurde als Sohn eines Spediteurs geboren. Die Volksschule besuchte er zuerst in Gottschee (Krain, heute Kocevje, Slowenien) und dann ab 1879 in Wien. 1880 scheiterte ein Übertritt in das Gymnasium. Einer seiner Klassenkollegen in der Volksschule war der spätere Bürgermeister von Wien und Vorsitzende der Sozialdemokraten Karl Seitz. Danach absolvierte er von 1883 bis 1887 in Wien die Ausbildung (Lehre) als Kaufmannsgehilfe und besuchte auch eine gewerbliche Handelsschule. Von 1890 bis 1893 leistete er seinen Militärdienst bei der 3. Train-Division (i. e. Bataillon) in Graz ab, letzter Dienstgrad Rechnungsunteroffizier II. Klasse.

Da Kollmann nach seinem Militärdienst in Wien keine Anstellung fand, war er ab März 1894 als Kaufmannsgehilfe im Textil- bzw. Leinenwarengeschäft seiner Tante in Baden bei Wien tätig. Am 1. August 1899 übernahm er das Geschäft als selbständiger Kaufmann und gelangte im Rahmen der christlichsozialen Bewegung rasch in die Kommunalpolitik. Von 1903 bis 1938 und nach 1945 war er Gemeinderat in Baden. Seine wichtigste und prägendste politische Funktion war die des Bürgermeisters von Baden, die er vom 11. Juli 1919 bis zum 12. März 1938 – nur unterbrochen vom Ministeramt – und kurz nach dem Krieg bis Anfang 1946 ausübte. Baden verdankt ihm u. a. das Spielcasino.

KOLLMANNS POLITISCHE LAUFBAHN

Aufgrund dieser kommunalpolitischen Basis gelangte Kollmann in weitere politische Funktionen. So war er ab 8. Januar 1908 niederösterreichischer Landtagsabgeordneter und somit vom 5. November 1918 bis 4. Mai 1919 Mitglied der Provisorischen Landesversammlung Niederösterreichs. Im Landtag beantragte Kollmann für Baden die Errichtung einer Oberrealschule, was dann auch erreicht wurde. Er strebte dann nicht mehr einen Sitz im Landtag an, sondern kandidierte 1919 für die Konstituierende Nationalversammlung und dann 1920 für den Nationalrat. Diesen gehörte er dann vom 4. März 1919 bis zum 2. Mai 1934 an.

Seinen politischen Höhenpunkt erreichte er 1926, als er von Bundeskanzler Rudolf Ramek (Nc) zum Finanzminister berufen wurde. Dieses Amt bekleidete er etwas mehr als neun Monate vom 15. Januar 1926 bis zum 20. Oktober 1926. Er war Nachfolger von Jakob Ahrer (ehemals Trn), der später wegen eines Skandals ins Gerede kam, und stand deshalb im negativen Schatten seines Vorgängers. Die Folgen der Bankenfusionen in der Amtszeit Ahrers fielen ihm auf den Kopf. Hinzu kam noch, daß er ihm Alleingang erhebliche Geldmittel für die Bankensanierung zur Verfügung stellte, was letztlich zu seiner Ablösung führen sollte. Trotzdem erbrachte Kollmann in der kurzen Zeit als Finanzminister einige respektable Leistungen.

1933/34 trat Kollmann öffentlich gegen die Auflösung der Sozialdemokratie auf, warnte vor der Ausschaltung der Demokratie und versuchte, u. a. mit Landeshauptmann Josef Reither (F-B EM) und Georg Prader sen. (Nc) zwischen Engelbert Dollfuß (F-B) und den Sozialdemokraten zu vermitteln. Im „Ständestaat“ übte er – abgesehen vom Amt des Bürgermeisters von Baden – keine politischen Funktionen aus.

DIE ZEIT VON 1938 BIS ZU SEINEM TOD

Nach dem Anschluß 1938 wurde Kollmann als Bürgermeister abgesetzt und am 12. März für fünf Stunden inhaftiert. In der Folge weigerte er sich, Blankounterschriften zwecks einer Haftungsübernahme für die Sparkasse Baden zu leisten. Daraufhin wurde er am 21. März abends neuerlich verhaftet, ins Bezirksgericht Baden überstellt, am 29. April 1938 enthaftet und unter Hausarrest gestellt.

Am 4. September und am 2. Oktober 1940 wurde gegen Kollmann vor Gericht ein Strafverfahren geführt. Ihm wurde als Bürgermeister von Baden Amtsmißbrauch sowie Veruntreuung von Geldern der Stadt vorgeworfen. Es konnte ihm jedoch nichts nachgewiesen werden, so daß er freigesprochen wurde. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein, welche aber das Reichsgericht in Leipzig am 16. Mai 1941 ablehnte. Verteidigt wurde Kollmann von Hans Gürtler, der dann 1954 auch Peter Krauland (AW EM) vertreten hatte.

Nach Kriegsende wurde Kollmann wieder – zuerst provisorischer – Bürgermeister von Baden. Niederösterreich war sowjetisch besetzt, in Baden war noch dazu die sowjetische Kommandantur. Wegen der Einsetzung eines Polizeikommandanten für Baden kam es zur Jahreswende 1945/46 zu einem Konflikt mit der Besatzungsmacht. Die Sowjets drohten mit der Verhaftung Kollmanns, der daraufhin am 30. Januar 1946 als Bürgermeister zurücktrat.

Kollmann erhielt die Ehrenmitgliedschaft der Amelungia (Couleurname Tarzan), weil er deren pennale Tochterverbindung Starhemberg, gegründet 1908 in Wiener Neustadt, unterstützte. Diese ist dann in die spätere MKV-Verbindung Babenberg Wiener Neustadt aufgegangen. Er war auch Ehrenmitglied der MKV-Verbindung Badenia Baden.
Kollmann litt seit längerer Zeit an „Wassersucht“ und verstarb an Herzversagen, er. Er wurde auf dem Friedhof in Baden beigesetzt. Nach ihm ist auch in Baden eine Straße benannt.

Quellen und Literatur:

Der Prozeß Kollmann. Hg. von Josef Kollmann. Wien 1946.
Festschrift zum 80. Geburtstag von Josef Kollmann. Hg. von der Stadtgemeinde Baden. Baden 1948.
Wolkerstorfer, Otto: Josef Kollmann. Politiker der Verständigung. Eine Biographie. Wien phil. Dipl. Arb. 1993.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995. Fritz, Wolfgang: Für Kaiser und Republik. Österreichs Finanzminister seit 1848. Wien 2003, S. 181.
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 325.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 173f.