Lebenslauf:
HERKUNFT, AUSBILDUNG UND PROFESSOR
Waitz wurde als Sohn eines Kaufmanns (Handelshaus Domanig) geboren und absolvierte 1882 das Gymnasium der Augustinerchorherren von Neustift in Brixen. Anschließend trat er in das Innsbrucker Theologenkonvikt ein, und studierte zuerst an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. theol. 1890) und dann ab 1885 im Brixener Priesterseminar bzw. an der dortigen Philosophsich-Theologischen Hauslehranstalt. Am 29. Juni 1986 wurde er in Brixen zum Priester geweiht. Danach war er in der Pfarrseelsorge tätig.
Die Enzyklika „Rerum novarum“ hatte auf Waitz bestimmenden Einfluß, so daß er von 1891 bis 1897 Redakteur des „Tiroler Volksboten“ und der „Brixener Chronik“ war, die zu den führenden Blättern der jungen christlichsozialen Bewegung zählten. Hierbei arbeitete er mit Aemilian Schöpfer (R-B EM), dem Mentor der Christlichsozialen Tirols, eng zusammen. Nach einer Operation 1897 in Graz war er wieder in der Pfarrseelsorge tätig und schrieb das Buch „Christus und die Kranken“.
1898 wurde Waitz zum Professor für Moraltheologie an der Brixener Hauslehranstalt berufen. Einer seiner Schwerpunkte bei den Vorlesungen war die Sozialethik, die im zeit seines Lebens ein Anliegen blieb. Hierbei wurde er auch von seinem Wiener Kollegen Franz Martin Schindler (Fd EM) beeinflußt. Ebenso beeindruckte ihn der deutsche Zentrumspolitiker und Moraltheologe Franz Hitze (Sd EM). In dieser Brixener Zeit war er bei verschiedenen Initiativen aktiv beteiligt. So gründete er u. a. eine Vorform der Caritas und war zeitweilig auch Vorsitzender der lokalen Christlichsozialen Partei. Für diese zog er 1900 in den Gemeinderat von Brixen ein, dem er bis 1913 angehörte. In dieser Funktion war er ein Promotor für die Modernisierung Brixens.
In den Jahren 1904/05 war Waitz der Religionslehrer und Erzieher des Erzherzogs Karl in Wien, des späteren Kaisers Karl, der zwischen 1903 und 1905 mehrmals und jeweils für längere Zeit in Brixen auf Kur weilte. Mit ihm war Waitz in unbedingter Treue verbunden.
WAITZ IN FELDKIRCH UND INNSBRUCK
Als Waitz als Weihbischof und Generalvikar für Vorarlberg im Gespräch war, mußte er im Vorfeld seine vor allem katholisch-konservativen Kritiker besänftigen, u. a. den Nuntius in Wien. Am 9. Mai 1913 wurde er zum Titularbischof von Cibira ernannt um am 8. Juni geweiht. Seine Ernennung zum Generalvikar für Vorarlberg erfolgte bereits am 24. April. Bei seiner Weihe blieben die Vertreter der Katholisch-Konservativen fern. Er war in dieser Funktion der Nachfolger von Franz Egger (AIn EM), der zum Fürstbischof von Brixen berufen wurde.
Während des Krieges machte Waitz zahlreiche Truppenbesuche und war intensiv in der Soldatenseelsorge tätig. Seine damaligen „Kriegspredigten“ entsprechen aber nicht mehr dem heutigen Verständnis. Nach dem Krieg verhandelte er ohne Auftrag mit dem in der Schweiz exilierten Kaiser Karl über die Bildung eines unabhängigen Tirols, um zu einen die Einheit Tirols zu retten und um zum anderen die Monarchie zu restaurieren.
Bereits am 17. Januar 1919 wurde Waitz zum „Delegatus Sanctae Sedis“, d. h. zum Delegaten des Heiligen Stuhles, für den Teil des Bistums Brixen ernannt, der nicht von Italien okkupiert wurde. Am 9. April 1921 wurde Waitz in Unterordnung zum Bischof von Brixen zum Apostolischen Administrator des österreichischen Anteils dieser Diözese ernannt.
Nach fast dreijähriger Sedisvakanz wurde am 28. April 1921 Johannes Raffl (AIn EM) zum Fürstbischof von Brixen ernannt. Damit wurde der Beginn der Teilung des Bistums Brixen eingeleitet. Am 12. Dezember 1925 wurde dann Waitz zum Apostolischen Administrator von Innsbruck-Feldkirch mit allen Rechten eines Residentialbischofs ernannt, der direkt dem Papst unterstellt wurde. Sein Sitz blieb vorerst in Feldkirch, von wo er wöchentlich nach Innsbruck reiste.
Aufgrund der neuen Grenze am Brenner mußte 1926 in Schwaz ein Knabenseminar und 1934 in Innsbruck ein Priesterseminar errichtet werden. In der Österreichischen Bischofskonferenz und bei der Kurie in Rom vertrat Waitz die Anliegen Südtirols. Er verfaßte 1925 den damals aufsehenerregenden Sozialhirtenbrief „Lehren und Weisungen der österreichischen Bischöfe über soziale Fragen der Gegenwart“, der manche Aussagen der Enzyklika „Quadragesimo anno“ (1931) vorwegnahm. Ebenso war er maßgeblich am gesamtösterreichischen Weihnachtshirtenbrief 1933 beteiligt, wo die Bischöfe offen für den Ständestaat eintraten.
Ebenso war Waitz an den Verhandlungen über ein Österreichisches Konkordat beteiligt, auch führte er als erster die nach Naturständen und auf die Pfarre aufbauende Katholische Aktion in seinem Bereich ein.
WAITZ ALS ERZBISCHOF VON SALZBURG
Am 10. Dezember 1934 wählte das Salzburger Domkapitel Waitz als Sigismund IV. und Nachfolger von Ignaz Rieder (AIn EM) zum Fürsterzbischof, und zwar erstmals nach dem Modus des Konkordats von 1933/34 aus einem Dreiervorschlag. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 17. Dezember. Es gibt die Anekdote, daß der bekannte Domorganist Joseph Messner am Tag der Inthronisation auf der Orgel die Melodie „Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist“ aus der Operette „Im Weißen Rößl“ von Ralph Benatzky auf der Orgel improvisiert haben soll.
Waitz blieb aber vorerst noch bis 1938 zusätzlich Apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch. Trotz bereits fortgeschrittenen Alters kam er seinen bischöflichen bzw. seelsorglichen Verpflichtungen nach. Ab 1935 nahm er persönlich das der katholischen Kirche nach der Ständestaatsverfassung zustehende Mandat im Salzburger Landtag wahr. 1937 berief er eine Diözesansynode ein, die erste seit rd. 200 Jahren.
Beim Anschluß am 12. März 1938 stand Waitz zeitweise unter Hausarrest, war aber dann bei den Verhandlungen in Wien bezüglich des Aufrufs der österreichischen Bischöfe aktiv dabei. Mit Theodor Kardinal Innitzer (NdW) verfaßte er gemeinsam das Vorwort zu dieser Erklärung. Im Mai 1939 wurde er aus dem Erzbischöflichen Palais ausgewiesen und wohnte in der Folge im Erzstift St. Peter. Waitz prangerte die nationalsozialistischen Übergriffe auf die Kirche an. Er hatte das Wesen des Nationalsozialismus früher als andere österreichischen Bischöfe erkannt und ihm keine Konzessionen gemacht.
Nach den Wiener Erzbischöfen Friedrich Gustav Kardinal Piffl (Wl EM) und Theodor Innitzer (NdW) war Waitz wohl der profilierteste Bischof des österreichischen Episkopats der Ersten Republik.
W Waitz war auch Ehrenmitglied der KV-Verbindung Rhenania Innsbruck sowie der Katholischen Landsmannschaft Austria Salzburg. Er verfaßte auch zahlreiche Veröffentlichungen. Bei seinem Tod hielt sich das Gerücht, die Gestapo habe Gift in seinen Meßwein geschüttet. Die „Letzte Ölung“ spendete ihm Benedikt Josef Probst (R-J EM).Nach seinem Tod leitete als Kapitelvikar der Weihbischof Johann Filzer (Vi EM) die Diözese, bis 1943 Andreas Rohracher (AIn EM) zum neuen Erzbischof gewählt wurde.
Waitz wurde im Salzburger Dom bestattet.
Werke:
(Auswahl)Christus und die Kranken (1899).
Tiroler Politik. Ein Wort zur Aufklärung und Verständigung im politischen Kampfe (1908).
Hauptfragen der christlichen Gesellschaftswissenschaft (1910).
Paulus, seine Bekehrung und seine Weltmission. Zeitgemäße Erwägungen über christliches Leben und Seelsorge (1931).
Der hl. Dienst. Betrachtungen über Priestertum, Seelsorge und Katechese (1933).
Urchristentum in Korinth. Zeitgemäße Erwägungen über christliches Leben und Seelsorge (1934).
Messiasbotschaft und Völkerschicksale (1936).
Quellen und Literatur:
Jablonka, Hans: Waitz. Bischof unter Kaiser und Hitler. Wien 1971.Gelmi, Josef: Sigismund Waitz, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, S. 787–791.
Sigismund Waitz. Seelsorger, Theologe und Kirchenfürst. Hg. von Helmut Alexander. Innsbruck-Bozen 2010.