Lebenslauf:
HERKUNFT, AUSBILDUNG UND WERDEGANG ALS CHORHERR
Piffl wurde als Sohn eines Buch- und Papierhändlers sowie Buchbindermeisters geboren und auf den Namen Gustav getauft. Er absolvierte 1882 das Gymnasium in Landskron mit Auszeichnung und daneben zusätzlich eine Buchbinderlehre. Danach war er Einjährig-Freiwilliger bei der k. u. k. Armee und begann zuerst ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.
1883 trat Piffl in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein, nahm den Ordensnamen Friedrich an und legte 1887 die feierliche Profeß ab. Nach dem Studium der Theologie an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt empfing er am 8. Januar 1888 die Priesterweihe.
Danach war Piffl in der Seelsorge tätig – u. a. in Wien-Floridsdorf und Wien-Heiligenstadt – , wo er die soziale Lage der Arbeiterschaft kennen lernte und in Kontakt mit den Christlichsozialen geriet, u. a. mit Leopold Kunschak (Nc EM). 1892 wurde er zum Dozenten für Moraltheologie an der Hauslehranstalt des Stiftes berufen und 1893 zum Professor ernannt. Deshalb studierte er 1894/95 in Rom.
1898 wurde Piffl Sekretär des Stiftspropstes, 1902 Verwalter der in Ungarn liegenden Stiftsgüter und 1906 Kanzleidirektor des Stiftes. Am 7. Januar 1907 wurde er einstimmig zum Propst des Stiftes Klosterneuburg gewählt. Damit führte er den Titel eines Oberst-Erbland-
Hofkaplans für das Erzherzogtum unter der Enns (Niederösterreich). Piffl erwarb sich u. a. Verdienste um die Vereinigung der österreichischen Chorherrenstifte zu einer Kongregation.
PIFFL ALS ERZBISCHOF
Nach dem Tod von Franz Kardinal Nagl (Aa EM) und dem Scheitern der Kandidatur des Bischofs von Leitmeritz (Litomerice, Nordwestböhmen), Josef Groß (Fd), wurde Piffl auf Betreiben des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand am 1. April 1913 von Kaiser Franz Joseph zum Fürsterzbischof von Wien ernannt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. Mai, die Bischofsweihe am 1. Juni. Zwischen päpstlicher Bestätigung und Bischofsweihe erhielt Piffl von der Welfia das Ehrenband (Couleurname Rüdiger), was eine Art Abschiedsgeschenk für den Förderer der Verbindung war. Die Wiener Theologische Fakultät verlieh ihm am 22. Oktober 1913 den Dr. theol. h. c.
Am 25. Mai 1914 wurde Piffl zum Kardinal kreiert. Am selben Tag wurde auch der Erzbischof von München und Freising. Franz Bettinger (AIn), zum Kardinal erhoben.
Desgleichen wurde Piffl am 13. November 1913 in das Herrenhaus des Reichsrates berufen. Ebenso war er aufgrund seiner Stellung ab 6. Juni 1913 bis zum Ende der Monarchie als Virilist niederösterreichischer Landtagsabgeordneter. Seine Ernennung wurde allgemein positiv beurteilt, weil sie damit für Wien ein Abschwächen des Integralismus mit seinen Verdächtigungen bedeutete. Bereits 1915 wurde er zum Präsidenten des Katholischen Volksbundes für Österreich gewählt.
Obwohl Piffl sich vorerst gegen eine Abdankung Kaiser Karls aussprach, der ihm sogar das Großkreuz des Leopolds-Ordens verlieh, rief er nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 zur Loyalität gegenüber der Republik auf und wurde deswegen von den österreichischen Monarchisten als Verräter betrachtet. Nach der Angliederung des Burgenlands an Österreich wurde er am 18. Mai 1922 zum Apostolischen Administrator für das neue Bundesland ernannt, dessen Gebiet aus Teilen der ungarischen Diözesen Raab (Györ) und Steinamanger (Szombathely) bestand.
Piffl war zweifelsohne die führende Gestalt des österreichischen Episkopats in der demokratischen Ära der Ersten Republik, ein Unterstützer des parteipolitischen Katholizismus (Christlichsoziale Partei) und Vertrauter von Bundeskanzler Ignaz Seipel (Nc EM). Er war seelsorglich auch sehr aufgeschlossen. So fiel in seine Amtszeit u. a. die Gründung des auch international renommierten Österreichischen Seelsorgeinstitut (1931; nunmehr Österreichisches Pastoralinstitut). Er förderte die katholische Presse – in seiner Ära erfolgte die Gründung des „Kleinen Volksblattes“ – und die Liturgische Bewegung unter Pius Parsch (Wl EM), über den er seine schützende Hand hielt. Er war auch Protektor des Vereins Akademikerhilfe, der stark vom CV getragen wurde bzw. noch immer wird und für Studentenheime sorgte. Dessen nach Plänen von Clemens Holzmeister (Nc) erbaute Heim in der Wiener Pfeilgasse 4-6 trug bis 1938 den Namen „Kardinal-Piffl-Heim“. Noch heute steht davor seine Büste.
Piffl unterstützte die katholischen Vereine, er förderte den Katholischen Volksbund und die christliche Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. In seiner Amtszeit wurden 1927 die Katholische Aktion lediglich als Dachorganisation der bestehenden Vereine errichtet und viele neue Kirchen gebaut. Piffl war auch ein begnadeter Kanzelredner. Im CV, den er unterstützte, war er beliebt, wie die zahlreichen Bandverleihungen beweisen.
Bereits 1930 erlitt Piffl einen ersten Schlaganfall und starb dann 1932 plötzlich. Er wurde zuerst in Kranichberg (Niederösterreich), am Sommersitz der Wiener Erzbischöfe, beigesetzt und dann 1953 in die Bischofsgruft von St. Stephan überführt. Nach ihm sind im 13. Wiener Gemeindebezirk eine Gasse und in Klosterneuburg sowie in Breitenfurt bei Wien ein Platz benannt. Sein Nachfolger wurde Theodor Kardinal Innitzer (NdW).
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Welfia (Gerhard Fuchs).Academia 26 (1913/14), 685; 28 (1915/16), 361, und 45 (1932/33), 18f.
Knoll, August Maria (NbW): Kardinal Fr. G. Piffl und der österreichische Episkopat zu sozialen und kulturellen Fragen 1913–1932. Wien 1932.
Liebmann, Maximilian (Cl): Die Rolle Kardinal Piffls Rolle in der österreichischen Kirchenpolitik. Graz theol. Diss. 1960.
Liebmann, Maximilian (Cl): Friedrich Gustav Piffl, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, 562–565.
Krexner, Martin: Kardinal Friedrich Gustav Piffl. Biographie eines Volksbischofs und seiner Zeit. Das kirchliche Leben in der Erzdiözese Wien 1913–1932. Wien 1987.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995. Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, 217f., 234, 242–244 und 254f.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Piffl.shtml