Lebenslauf:
Groß wurde als Sohn eines Bauern, Bäckers und Gastwirts geboren, der auch Bürgermeister von Pfraumberg war, und absolvierte 1885 das Piaristengymnasium in Budweis (Ceské Budejovice) mit Auszeichnung. Als der damalige Bischof von Budweis, Franz de Paula Graf Schönborn, 1885 zum Erzbischof von Prag ernannt wurde, nahm er den begabten Groß zum Studium nach Prag mit. Er trat dort ins Prager Priesterseminar ein und begann das Studium an der Theologischen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag (Dr. theol.), wo er der gerade gegründeten Ferdinandea beitrat.
Nach seiner Priesterweihe am 4. Juli 1889 wurde Groß auf den schwierigen Posten Falkenau an der Eger (Sokolov, bis 1948 Falknov nad Ohrí) geschickt, wo er zuerst Kaplan, dann Pfarrer und schließlich ab 1893 Erzdechanten war. In diesem westböhmischen Industriegebiet engagierte er sich auf sozialem sowie organisatorischem Gebiet und beteiligte sich führend am Abwehrkampf gegen die Los-von-Rom-Bewegung.
Aufgrund seines bisherigen vorbildlichen Einsatzes ernannte Kaiser Franz Joseph I. Groß am 18. März 1910 zum Bischof von Leitmeritz. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 20. April und die Bischofsweihe am 22. Mai 1910. Die Diözese Leitmeritz hatte zu dieser Zeit fast drei Millionen Katholiken, davon zwei Drittel Deutsche und ein Drittel Tschechen.
Groß förderte den Priesternachwuchs und baute das Bischöfliche Gymnasium (Knabenseminar) in Mariaschein aus (Bohosudov, ist nunmehr ein Ortsteil der Stadt Graupen [Krupka]). Dieser Ort ist vor allem durch die Wallfahrtskirche der „Schmerzhaften Mutter Gottes“ bekannt, die bis 1948 von den Jesuiten betreut wurde. Groß förderte das katholische Vereinswesen und die katholische Presse. Er war auch Präsident des Deutschen Katholikenrates für Böhmen. Nach dem Tod von Franz Xaver Kardinal Nagl (Aa EM) galt er als dessen Nachfolger als Erzbischof von Wien.
Als Bischof von Leitmeritz war Groß als Virilist automatisch Abgeordneter zum böhmischen Landtag. Kaiser Karl I. ernannte ihn am 19. Mai 1917 zum Mitglied des Herrenhauses und kurze Zeit später im selben Jahr zum Wirklichen Geheimen Rat. Nach dem Zerfall der Monarchie lebten in seiner Diözese die meisten Deutschen der nunmehrigen Tschechoslowakei.
Groß war nach Franz Karl Kardinal von Bettinger (AIn), Erzbischof von München und Freising, das zweite Urmitglied einer (damals) österreichischen CV-Verbindung, welches Bischof wurde. Und er war das erste Urmitglied des CV, das in Österreich (der damaligen Ausdehnung) zum Bischof ernannt wurde.
Groß war musikalisch begabt, spielte Geige und war ein großer Freund der Musik. Er, dem die Lösung der sozialen Frage ein Anliegen war und persönlich bescheiden lebte, erkrankte am 21. Dezember 1930 schwer und erlag einen Monat später einem Herzschlag. Er wurde in der Bischofsgruft auf dem Leitmeritzer Friedhof beigesetzt.
Quellen und Literatur:
Academia 23 (1910/11), S. 40 und 53, und 30 (1917/18), S. 228, und 43 (1930/31), S. 320.Czermak, Th.: Josef Groß. Warnsdorf 1933.
Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV. Hg. vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und vom Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen. Regensburg–Wien 2009, S. 53f.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Gro%C3%9F_3.shtml