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Bschf. Dr.h.c. Joseph Groß

Bschf. Dr.h.c. Joseph Groß

Urverbindung: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg (07.12.1887)

Geboren: 10.10.1866, Pfraumberg (Přimda, Bezirk Tachau [Tachov], Südwestböhmen)
Gestorben: 20.01.1931, in Leitmeritz (Litoměřice, Nordwestböhmen)
Bischof von Leitmeritz, Mitglied des Herrenhauses, Landtagsabgeordneter (Böhmen)

Lebenslauf:

Groß wurde als Sohn eines Bau­ern, Bä­ckers und Gast­wirts ge­bo­ren, der auch Bür­ger­meis­ter von Pfraum­berg war, und ab­sol­vier­te 1885 das Pia­ris­ten­gym­na­si­um in Bud­weis (Ceské Bu­de­jo­vice) mit Aus­zeich­nung. Als der da­ma­li­ge Bi­schof von Bud­weis, Franz de Paula Graf Schön­born, 1885 zum Erz­bi­schof von Prag er­nannt wurde, nahm er den be­gab­ten Groß zum Stu­di­um nach Prag mit. Er trat dort ins Pra­ger Pries­ter­se­mi­nar ein und be­gann das Stu­di­um an der Theo­lo­gi­schen Fa­kul­tät der deut­schen Karl-Fer­di­nands-Uni­ver­si­tät Prag (Dr. theol.), wo er der ge­ra­de ge­grün­de­ten Fer­di­nan­dea bei­trat.

Nach sei­ner Pries­ter­wei­he am 4. Juli 1889 wurde Groß auf den schwie­ri­gen Pos­ten Fal­ken­au an der Eger (So­ko­lov, bis 1948 Fal­k­nov nad Ohrí) ge­schickt, wo er zu­erst Ka­plan, dann Pfar­rer und schlie­ß­lich ab 1893 Erz­de­chan­ten war. In die­sem west­böh­mi­schen In­dus­trie­ge­biet en­ga­gier­te er sich auf so­zia­lem sowie or­ga­ni­sa­to­ri­schem Ge­biet und be­tei­lig­te sich füh­rend am Ab­wehr­kampf gegen die Los-von-Rom-Be­we­gung.

Auf­grund sei­nes bis­he­ri­gen vor­bild­li­chen Ein­sat­zes er­nann­te Kai­ser Franz Jo­seph I. Groß am 18. März 1910 zum Bi­schof von Leit­me­ritz. Die päpst­li­che Be­stä­ti­gung er­folg­te am 20. April und die Bi­schofs­wei­he am 22. Mai 1910. Die Diö­ze­se Leit­me­ritz hatte zu die­ser Zeit fast drei Mil­lio­nen Ka­tho­li­ken, davon zwei Drit­tel Deut­sche und ein Drit­tel Tsche­chen.

Groß för­der­te den Pries­ter­nach­wuchs und baute das Bi­schöf­li­che Gym­na­si­um (Kna­ben­se­mi­nar) in Ma­ria­sch­ein aus (Bo­ho­sudov, ist nun­mehr ein Orts­teil der Stadt Grau­pen [Krup­ka]). Die­ser Ort ist vor allem durch die Wall­fahrts­kir­che der „Schmerz­haf­ten Mut­ter Got­tes“ be­kannt, die bis 1948 von den Je­sui­ten be­treut wurde. Groß för­der­te das ka­tho­li­sche Ver­eins­we­sen und die ka­tho­li­sche Pres­se. Er war auch Prä­si­dent des Deut­schen Ka­tho­li­ken­ra­tes für Böh­men. Nach dem Tod von Franz Xaver Kar­di­nal Nagl (Aa EM) galt er als des­sen Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von Wien.

Als Bi­schof von Leit­me­ritz war Groß als Vi­ri­list au­to­ma­tisch Ab­ge­ord­ne­ter zum böh­mi­schen Land­tag. Kai­ser Karl I. er­nann­te ihn am 19. Mai 1917 zum Mit­glied des Her­ren­hau­ses und kurze Zeit spä­ter im sel­ben Jahr zum Wirk­li­chen Ge­hei­men Rat. Nach dem Zer­fall der Mon­ar­chie leb­ten in sei­ner Diö­ze­se die meis­ten Deut­schen der nun­meh­ri­gen Tsche­cho­slo­wa­kei.

Groß war nach Franz Karl Kar­di­nal von Bet­tin­ger (AIn), Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing, das zwei­te Ur­mit­glied einer (da­mals) ös­ter­rei­chi­schen CV-Ver­bin­dung, wel­ches Bi­schof wurde. Und er war das erste Ur­mit­glied des CV, das in Ös­ter­reich (der da­ma­li­gen Aus­deh­nung) zum Bi­schof er­nannt wurde.

Groß war mu­si­ka­lisch be­gabt, spiel­te Geige und war ein gro­ßer Freund der Musik. Er, dem die Lö­sung der so­zia­len Frage ein An­lie­gen war und per­sön­lich be­schei­den lebte, er­krank­te am 21. De­zem­ber 1930 schwer und erlag einen Monat spä­ter einem Herz­schlag. Er wurde in der Bi­schofs­gruft auf dem Leit­me­rit­zer Fried­hof bei­ge­setzt.

Quellen und Literatur:

Academia 23 (1910/11), S. 40 und 53, und 30 (1917/18), S. 228, und 43 (1930/31), S. 320.
Czermak, Th.: Josef Groß. Warnsdorf 1933.
Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV. Hg. vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und vom Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen. Regensburg–Wien 2009, S. 53f.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Gro%C3%9F_3.shtml