Lebenslauf:
Parsch wurde als Sohn des Olmützer Stadtarchivars und eines Mundarddichters geboren und auf den Namen Johann getauft. Er absolvierte in Olmütz das Gymnasium, trat am 28. August 1904 in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein und nahm den Ordensnamen Pius an. Er studierte an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt und wurde am 18. Juli 1909 von Weihbischof Godefried Marschall (AW EM) zum Priester geweiht.
Danach war Parsch Aushilfspriester in Maria Treu (Wien-Josefstadt) und bereitete sich nebenbei auf das Doktorat an der Wiener Universität vor (Dr. theol. 1912). 1913 wurde er Professor für Pastoraltheologie an der Hauslehranstalt in Klosterneuburg und Sozius des Novizenmeisters. Anfang Mai 1915 meldete er sich feiwillig als Feldkurat zur k. u. k. Armee an die Ostfront.
In dieser Zeit entwickelte Parsch die Idee, den Gläubigen die Liturgie verständlich zu machen und näher zu bringen. Dabei wurde ihm auch klar, daß das auch mit der Kenntnis der Bibel einhergehen mußte. Ab 1919 hielt er daher Bibelstunden ab und begann 1921 mit der Bildung einer liturgischen Gemeinde. Die erste „Gemeinschaftsmesse“ wurde 1922 in der ehemaligen Spitalskirche St. Gertrud, Klosterneuburg, abgehalten, die bald zum Zentrum der Volksliturgischen Bewegung wurde. Musikalisch arbeitete er mit dem bekannten Kirchenmusiker Vinzenz Goller (Wl EM) zusammen.
Obwohl er dadurch auch Feinde hatte, erlebte Parsch seinen Durchbruch 1933 beim Katholikentag, als in Schönbrunn die Festmesse in Form der sog, „Betsingmesse“ gefeiert wurde. Um die liturgische bzw. biblische Erneuerung zu fördern, gründete Parsch 1928 einen Verlag sowie eine Druckerei und gab ab 1926 die Zeitschrift „Bibel und Liturgie“ heraus.
Nach dem Anschluß im März 1938 war seine Tätigkeit Beschränkungen ausgesetzt. Parsch stand unter Beobachtung der Gestapo und wurde von ihr mehrmals vorgeladen. Nach der Aufhebung des Stiftes im April 1941 kam er an die zum Stift gehörende Pfarre Floridsdorf, wo er seine Ideen weiter verfolgte. Ab 1947 hielt er wieder Vorlesungen an der Hauslehranstalt.
Nun konnte Parsch wieder ungehindert seine Vorstellungen über das liturgische Apostolat und die Bibelarbeit auch über die Grenzen Österreichs hinaus verbreiten. So gründete er 1950 das Klosterneuburger Bibelapostolat, das billige Bibelausgaben herausgab. Beim Eucharistischen Weltkongreß 1952 in Barcelona erlitt er einen Schlaganfall und starb zwei Jahre später. Die Früchte seiner Arbeit konnte Parsch nicht mehr erleben, doch wurde die Liturgiereform des II. Vatikanums wesentlich von seinen Vorstellungen beeinflußt.
Die vier Jahre alte Welfia – sie wurde 1910 als Ferialverbindung gegründet und 1913 in eine Hochschulverbindung umgewandelt – verlieh Parsch die Ehrenmitgliedschaft. Er gehörte also zur ersten Generation der Verbindung. In Wien-Floridsdorf ist ein Platz nach ihm benannt.
Werke:
(Auswahl)Das Jahr des Heiles. 3 Bände (1923).
Kurze Meßerklärung (1930).
Opfere mit der Kirche. Drei Bände (Meßbuch) (1930).
Liturgische Erneuerung (1931).
Meßerklärung im Geiste der liturgischen Erneuerung (2. Aufl. 1935)
Brevierschule für Laien (1939).
Klosterneuburger Betsingmesse (9. Aufl. 1940).
Volksliturgie. Ihr Sinn und Umfang (1940, Neudruck 2004).
Die christliche Familie (1946).
Grundlegung der liturgischen Predigt (1948).
Ausgeführte Bibelstunden über das Leben Jesu. Teil 1 (1952).
Quellen und Literatur:
Foto: © Diözesanarchiv WienVerbindungsarchiv Welfia (Gerhard Fuchs).
Pacik, Rudolf: Der Kirchengesang in der liturgischen Erneuerung Pius Parsch’. Ein Beitrag zum Problem des Volksgesangs in der Meßfeier. Wien kath. theol. Diss. 1974.
Höslinger, Norbert/Maas-Ewerd, Theodor (Hg.): Mit sanfter Zähigkeit. Pius Parsch und die biblisch-liturgische Erneuerung. Klosterneuburg 1979.
Röhrig, Floridus (Wl EM): Pius Parsch (1884–1954). Chorherr des Stiftes Klosterneuburg. Ein Leben für die Ehre Gottes in der Liturgie, in: Faszinierende Gestalten der Kirche Österreich. Band 3. Hg. von Jan Mikrut. Wien 2001, S. 225–250.
Krayczyk, Boleslaw J.: Der Laie in Liturgie und Theologie bei Pius Parsch. Würzburg 2007.