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Bschf. Univ.-Prof. Dr. Wenzel Anton Frind

Bschf. Univ.-Prof. Dr. Wenzel Anton Frind

Ehrenmitgliedschaften: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg, Saxo-Bavaria-Prag in Wien, Vandalia (Prag) zu München

Geboren: 26.01.1843, Hainspach (Bezirk Schluckenau, Böhmen; nunmehr Lipová, Šluknov, Tschechien)
Gestorben: 02.08.1932, Chotieschau (Bezirk Mies, Böhmen; nunmehr Chotěšov, Stříbro, Tschechien)
Weihbischof von Prag, Universitätsprofessor (Moraltheologie), Landtagsabgeordneter (Böhmen)

Lebenslauf:

Frind wurde als Sohn eines Bauern geboren. Sein Vetter war Anton Frind (1823–1881), Kirchenhistoriker und Bischof von Leitmeritz (Litomerice). Er absolvierte das Gymnasium in Mariaschein (Bohosudov), studierte anschließend an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt Leitmeritz und wurde am 29. Juni 1866 zum Priester geweiht. Nach kurzer Kaplanszeit in Warnsdorf (Bezirk Tetschen, Nordböhmen; nunmehr Varsndorf bzw. Decín) studierte er als Frequentant des Fintaneums an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (Dr. theol 1872). 1870 wurde er bischöflicher Sekretär und Zeremoniär in Leitmeritz.

Am 10. September 1872 wurde Frind zum Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt Leitmeritz ernannt. Am 1. Oktober 1878 erfolgte seine Berufung zum Universitätsprofessor für Moraltheologie an die Theologische Fakultät der Prager Karls-Universität, wo er im Studienjahr 1884/85 das Amt eines Dekans und im Studienjahr 1885/86 das eines Rektors ausübte. Aufgrund dieser Funktion war er als Virilist Landtagsabgeordneter in Böhmen. Sein Nachfolger in Leitmeritz wurde übrigens Franz Martin Schindler (Fd EM), sein Nachfolger in Prag Karl Hilgenreiner (Fd EM).

Am 24. März 1890 wurde Frind in das Domkapitel des Prager St.-Veits-Domes berufen und am 15. Juli 1901 zum Titularbischof von Gadara sowie Weihbischof für das Erzbistum Prag ernannt. Die Bischofsweihe erfolgte am 8. September 1901. (Das in www.catholic-hierarchy.org dafür genannte Datum 17. Mai 1902 ist falsch!) Damit legte er auch seine Funktion als Professor zurück. Als Weihbischof war er besonders für die deutschsprachigen Katholiken des Bistums zuständig. Noch als Professor und dann vor allem als Weihbischof lag ihm der Priesternachwusch am Herzen. Seine Sorge galt daher den katholischen Gymnasien und Knabenseminaren. Seite 1891 war er Mitglied des k. k. Landesschulrates für das Königreich Böhmen.

1906 wurde Frind zum Domdechanten und 1907 zum Dompropst („Erster Landesprälat des Königreiches Böhmen“) ernannt. Kaiser Franz Joseph hat ihm Anfang 1913 das Komturkreuz des Leopoldordens und Mitte 1916 den Titel wirklicher Geheimer Rat verliehen. Im Jahr 1917 resignierte Frind als Weihbischof von Prag. Sein Nachfolger wurde Georg Glosauer (Fd EM).

Die eigentliche Leistung Frinds als Moraltheologe bestand in dem Versuch, den deutsch-tschechischen bzw. österreichisch-ungarischen Nationalitäten- bzw. Sprachenkonflikt auf Grundlage der katholischen Sittenlehre zu klären. Das tat er durch eine kurz nach der Badeni-Sprachenkrise von 1897 herausgegebene Publikation (siehe unten). Die sich auf das Naturrecht berufene Position Frinds begreift das Sprachenrecht in seiner Wechselbeziehung zwischen dem Grundrecht des einzelnen und dem Gemeinwohl.

Damit billigt Frind einerseits den verschiedenen Sprachgruppen der Monarchie das Recht auf volle Entfaltung zu, andererseits argumentiert er, daß ein funktionierendes staatliches Gemeinwesen eine einheitliche Verkehrs- bzw. Amtssprache benötigt, und gibt Deutsch, das wesentlich weiter verbreitet ist als die anderen Sprachen der Monarchie, einen Vorzug. Weiters spricht er sich bezüglich der Sprache für eine Personalautonomie ähnlich wie der spätere Staatskanzler und Bundespräsident Karl Renner aus.

1919 wurde Frind Mitinitiator der Verselbständigung bzw. Neugründung der Christlichsozialen Volkspartei der Tschechoslowakei und 1925 der „Deutschen Presse“, der einzigen überregionalen katholischen Tageszeitung für Böhmen und Mähren, die bis 1938 existierte. 1923 wurde er Dr. phil. h. c. der Universität Prag.

Frind war in jenem Studienjahr Rektor, als die Ferdinandea gegründet wurde, die er sehr unterstützte. Mit einem deren Gründer war er auch verwandtschaftlich verbunden. Der Vorschlag für den Verbindungsnamen Ferdinandea soll auch von ihm stammen. Ab 9. Juni 1895 wurde er auch deren „Hoher Protector“. Um die Jahrhundertwende geriet die Ferdinandea in eine personelle Krise. Frind unterstützte bei der Lösung derselben den nach Prag gezogenen späteren Reichsratsabgeordneten Richard Wollek (AIn).

Frind starb am selben Tag, fast zur selben Stunde, wie sein Freund und Weggefährte Ignaz Seipel (Nc EM). Er wurde in der Gruft der Friedhofskapelle seines Geburtsortes Hainspach begraben. Die Exequien leiteten der Bischof von Leitmeritz, Anton Alois Weber (Fd EM), und der Weihbischof von Prag, Johannes Nepomuk Remiger (Fd EM). Für die Christlichsoziale Partei sprach am Grab der ehemalige Parteivorsitzende Senator Joseph Böhr (Fd EM), für die Ferdinandea Arthur Ehrlich (Fd).

Werke:

(Auswahl)
Die Rechtsidee in der Moral und Juridik (1883)
Das sprachliche und sprachlich nationale Recht in polyglotten Staaten und Ländern mit besonderer Rücksicht auf Österreich und Böhmen vom sittlichen Standpunkt aus beleuchtet (1899).
Das sittliche Recht auf den Gebrauch der Sprache (1900).

Quellen und Literatur:

Academia 14 (1901), S. 173–175, 26 (1913/14), S. 47 und 29 (1916/17), S. 168f. und 214.
Reichspost, 8. 8. 1932, S. 4.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 1, Wien 1956, S. 369.
Kann, Robert A.: Ein deutsch-böhmischer Bischof zur Sprachenfrage, in: Festschrift für Heinrich Benedikt. O. Ö. Professor für Neuere Geschichte an der Universität in Wien. Überreicht zum 70. Geburtstag. Hg. von Hugo Hantsch (Fd) und Alexander Novotny (NdW). Wien 1957, S. 162–179.
Kann, Robert A.: Wenzel Anton Frind, in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 615 (Onlinefassung).
Haselsteiner, Horst (Am): Ein vergessenes Konzept zur Lösung der Nationalitätenfrage in der Donaumonarchie, in: Demokratie und Geschichte. Jb. des Karl von Vogelsang-Instituts zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich. Jg. 6, 2002. Wien 2003, SS. 195–200.
Geser, Rudolf (TsM): Katholische Deutsche Studentenverbindung Ferdinandea-Prag zu Heidelberg im CV. Die Gründer Ferdinandeae. Festgabe zum Ferdinandentag 2005. Chemnitz 2005, S 28f.