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Reg.R ADir. i.R. Franz Maria Pfeiffer

Reg.R ADir. i.R. Franz Maria Pfeiffer

Ehrenmitgliedschaften: Danubia

Geboren: 29.06.1889, Wien
Gestorben: 16.07.1964, Wien
Vorsitzender des Verbandes katholisch-deutscher Pennalverbindungen (VPV), Amtsdirektor (Post- und Telegraphenverwaltung

Lebenslauf:

Pfeiffer absolvierte das Gymnasium in Wien-Hernals. Nach der Matura 1910 trat er in den Dienst der Post- und Telegrafenverwaltung, der er das ganze Berufsleben verbunden blieb. Sein letzter Dienstgrad war Amtsdirektor. Darüber hinaus erhielt er den Titel Regierungsrat verliehen. 1938 konnte er zwar im Dienst verbleiben, war aber Drangsalierungen ausgesetzt.

Im Juni 1903 wurde mit Unterstützung der Rudolfina die katholische Pennalie Thuiskonia gegründet. Sie konnte sich aber vorerst nicht halten und wurde im Juni 1908 wieder begründet bzw. reaktiviert. Im Oktober 1908 trat ihr Pfeiffer bei und war bereits im Sommersemester 1909 sowie im Wintersemester 1909/10 Senior. Hier flog Thuiskonia auf, Pfeiffer sowie andere vom Hernalser Gymnasium wurden dort schwer bestraft, und Thuiskonia mußte neuerdings sistieren. Pennalverbindungen waren damals staatlich noch nicht erlaubt.

Pfeiffer ließ sich aber nicht beirren. Im Sommersemester 1910 neuerlich Senior wurde die Sistierung wieder aufgehoben. In dieser Zeit war Thuiskonia auch vorsitzende Verbindung im Wiener MCV. 1899/1900 wurde der Mittelschüler-Cartellverband (MCV) als erster Zusammenschluß der katholisch-deutschen pennalen Verbindungen Österreichs gegründet. Er löste sich wegen innerer Streitigkeiten jedoch 1913 wieder auf. Obwohl Pfeiffer damals mehrmals Senior war und sich auch im MCV betätigte, wechselte er 1912 in eine andere katholische Pennalie, kehrte aber 1917 wieder zur Thuiskonia zurück.

Gleich nach dem Ersten Weltkrieg wurde Pfeiffer Anfang Dezember 1918 erstmals zum Philistersenior gewählt, welches Amt er wegen seiner VPV-Funktion (siehe unten) im Herbst 1921 zurücklegte. Im Herbst 1923 wurde er jedoch neuerlich zum Philistersenior gewählt, welches Amt er dann 41 Jahre hindurch bis zu seinem Lebensende bekleidete. Damit war er die entscheidende und prägende Gestalt dieser katholischen Pennalie.

Ausgehend von Thuiskonia und Pfeiffer gab es im zweiten Halbjahr 1917 Bemühungen, für die Zeit nach dem Krieg, neuerlich ein Cartell der katholischen pennalen Verbindungen zu errichten. In diesen Zusammenhang hatte er engen Kontakt mit Eduard Winter (ehemals Va), der dies für Nordböhmen versuchte. Die angedachte Organisation war noch als solche von Altherrenverbänden gedacht, denn die Gymnasiasten hatten noch nicht die Koalitionsfreiheit besessen. Es gab dazu mehrere vorbereitende Sitzungen und Treffen. Am 10. April 1919 erfolgte nun die – vorerst interne – konstituierende Versammlung des Verbandes katholisch-deutscher Pennalverbindungen (VPV), an der neun Verbindungen teilnahmen. Pfeiffer wurde zum Verbandsvorsitzenden gewählt.

In den folgenden Jahren bemühte er sich um weitere Beitritte. In dieser Anfangsphase war der spätere Unterrichtsminister Felix Hurdes (NbW EM) von der Herulia ebenfalls aktiv beteiligt. Die Errichtung des VPV stand auch im Zusammenhang mit der nach dem Krieg erfolgten Gründung des Christlich-Deutschen Studentenbundes (CDSB), der vor allem im Raum Wien an den Gymnasien bedeutend war. Am 15. März 1921 erschien auf Betreiben Pfeiffers die erste Nummer der „Burschenwacht“, des Organs des VPV. Der Titel dieser Zeitschrift wurde dann vom MKV übernommen und erst Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in „Couleur“ unbenannt. Mitte 1921 waren bereits 45 Pennalien Mitglied des VPV.

Pfeiffer, eine charismatische Persönlichkeit, war unermüdlich für den VPV unterwegs, und verausgabte sich zweifelsohne auch gesundheitlich für diese Idee. Er wurde zwar auf den jährlichen Verbandstagungen als 1. Vorsitzender der Verbandszentrale wiedergewählt, doch es entstanden aus unterschiedlichen Gründen Bestrebungen, Pfeiffer zum lebenslänglichen Ehrenvorsitzenden mit Sitz und Stimme und einen anderen zum 1. Vorsitzenden zu wählen. Dies geschah nun auf der 6. Verbandstagung im September 1924 in Wien. Der bisherige 2. Vorsitzende Ferdinand Runge (NbW) wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Pfeiffer faßte aber diesen Beschluß als persönliche Kränkung auf und sah in Runge einen Widersacher, den es zu bekämpfen galt. Damit begann der Untergang des VPV, der mit viel Idealismus seitens Pfeiffer ins Leben gerufen wurde.

Die Krise – das heißt die Auseinandersetzungen zwischen Pfeiffer und Runge – erreichten 1926 ihren Höhepunkt. Runge trat als 1. Vorsitzender zurück, sein kurzfristiger Nachfolger auf einer ao. Verbandstagung Ende Mai 1926 wurde Otto Schmautz. Eine Reihe von Verbindungen trat ebenfalls aus dem VPV aus. Bei der ordentlichen Verbandstagung im September 1926 versuchte Pfeiffen ein Comeback, unterlag aber bei der Wahl zum 1. Präsidenten gegen Leopold Grohmann (ehemals Baj). Bei der Verbandstagung im September 1927 wurde dann Franz Krieger (Am) zum 1. Vorsitzenden gewählt, der das bis 1929 blieb. Die Krise innerhalb des VPV hatte sich zwar oberflächlich beruhigt, schwelte jedoch weiter. Pfeiffer, der im Wintersemester 1927/28 monatelang schwer krank war, nahm zwar als Philistersenior der Thuiskonia weiter am Geschehen und an den Sitzungen des VPV teil, jedoch blieben die Spannungen bestehen, die dann letztlich am 1. März 1931 zur Auflösung des VPV führten.

Im Rahmen des Katholikentages im September 1933 in Wien wurde der Mittelschülerkartellverband (MKV) gegründet. An dieser Gründung waren maßgeblich u. a. Jaro Sterbik-Lamina (NbW), Anton Maria Pichler (NbW), Wilhelm Schmied (NdW EM) und Julius Kallus (Dan) beteiligt – nicht jedoch Pfeiffer. Das hinderte ihn jedoch nicht, weiterhin für die Ziele des nunmehrigen MKV und vor allem für seine Thuiskonia als Philistersenior bis zu seinem Lebensende tätig zu sein. Nach 1945 war er Vorsitzender des Altherrenbundes des MKV und dann dessen Ehrenvorsitzender. Er war auch Ehrenphilister zehn weiterer MKV-Verbindungen.

Pfeiffer unterstützte die Danubia nach ihrer Übersiedelung von Korneuburg nach Wien, so daß sie ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh (Couleurname Lohengrin). Er war noch bei folgenden MKV-Verbindungen Ehrenphilister: Greifenstein Wien, Bavaria Wien, Frankonia Wien, Waldmark Horn, Ostaricia Wien, Austro-Bavaria Wien, Herulia Wien, Borussia Wien, Comagena Tulln und Austro-Danubia Wien. Er starb nach langem, mit Geduld ertragenem Leiden und wurde auf dem Sieveringer Friedhof bestattet. Der MKV stiftete zu seinem Andenken den „Franz-Maria-Pfeiffer-Preis“ für Verbindungszeitschriften.





Quellen und Literatur:

Blau-weiß-gold-Mitteilungen. Zeitschrift der Katholisch akademischen Verbinding Danubia im ÖCV, 7. Jg., 1 Sept/Okt 1959, S. 12, und 1964/3, S. 15
Obermüller, Heinrich: Verboten und verfolgt. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen im deutschen Sprachraum. 1. Teil. Von den Anfängen bis 1918 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesen, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band I). Wien 2000, S. 312, 319, 324f., 338, 344
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2 - Teil 1. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesen, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band V). Wien 2000, S. 643–651.
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2 - Teil 2. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesens, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band VIII). Wien 2003, SS. 1163–1430.