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Dipl.-Ing. Jaro Sterbik-Lamina

Dipl.-Ing. Jaro Sterbik-Lamina

Urverbindung: Nibelungia (20.10.1922)

Bandverbindungen: Thu

Geboren: 06.02.1904, Wien
Gestorben: 23.02.1984, Klosterneuburg (Niederösterreich)
Kartellvorsitzender des MKV, Landesbeamter (Niederösterreich), Steuerberater
Politische Haft: Polizeihaft März 1938

Lebenslauf:

AUSBILDUNG UND BERUFSLAUFBAHN

Sterbik-Laminas Vorname lautete offiziell Jaroslav. Er besuchte das Bundesgymnasium in Wien-Döbling (Gymnasiumstraße), wo er 1919 der katholischen Pennalie Ostmark (nach 1945 in Ostaricia umbenannt) beitrat. Nach seiner Matura im Jahre 1922 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, wo er der Nibelungia beitrat (Couleurname Totila). Sein Leibbursch war Erich Sigl (NbW). Sterbik-Lamina wechselte jedoch bald das Studium und studierte an der Technischen Hochschule in Freiburg/Schweiz (Dipl.-Ing. 1926).

Nach seiner Rückkehr ließ sich Sterbik-Lamina in Klosterneuburg nieder und trat in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung (Landesrechnungsdienst). Am 6. Februar 1939 wurde er von der Gestapo verhört und war dann kurz verhaftet. In dem im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) erhalten Akt der erkennungsdienstlichen Behandlung wird „staatsfeindliche Betätigung“ sowie „Reichsbeamter“ vermerkt. Im Akt wird als zuständiges Referat II C angegeben. Dieses war u. a. für Vermögensdelikte zuständig. Weitere Unterlagen sind nicht vorhanden.

In der Folge wurde er zur Deutschen Wehrmacht einberufen und geriet in US-Kriegsgefangenschaft. 1947 kehrte er zurück, schlug zusätzlich die Berufslaufbahn eines Steuerberaters und Buchprüfers ein, schied dann aus dem niederösterreichischen Landesdienst und wurde 1950 Geschäftsführer der „Nordost“-Treuhand- und Organisations-GmbH.

STERBIK-LAMINA UND DER MKV

Sterbik-Lamina engagierte sich so wie sein Bundesbruder Anton M. Pichler (NbW) beim Aufbau der katholischen Pennalien nach dem Ersten Weltkrieg und war Mitbegründer zahlreicher solcher. Nachdem der nach dem Ersten Weltkrieg gegründete „Verband Pennaler Verbindungen“ sich endgültig aufgelöst hatte, waren es Sterbik-Lamina und seine Urverbindung Ostmark (Ostaricia), die die Bildung eines neuen Dachverbands der katholischen Mittelschulverbindungen forcierten. Zu diesem Zweck gaben sie im Hinblick auf ihr 25. Stiftungsfest 1933 ein Adreßverzeichnis sämtlicher katholischer Pennalien Österreichs heraus, das 111 Verbindungen sowie 24 Ferialverbindungen umfaßte und die zu diesem Stiftungsfest eingeladen wurden.

Sterbik-Lamina konnte nun entsprechende Gespräche führen, und ein vorbereitendes Komitee wurde ins Leben gerufen. Auf diesem wurde im Rahmen des Katholikentags (8. bis 12. September 1933) die Gründung eines Verbandes beschlossen. Die Zeitumstände waren dafür günstig. Nach der Selbstausschaltung des Parlaments Anfang März 1933, der folgenden Konfrontation mit dem neuen Naziregime in Deutschland, der Gründung der Vaterländischen Front sowie der Abschaltung des ÖCV vom CV im Juli 1933 kam es zu einer Mobilisierung des katholischen Milieus in Österreich.

Am 9. September 1933 wurde im Wiener Casino Zögernitz (Döblinger Hauptstraße) der „Verband katholisch-deutscher farbentragender Mittelschul-Korporationen Österreichs“ (VMK) gegründet. Die damals verabschiedete Geschäftsordnung sah zur Leitung des Verbandes das Vorortsprinzip vor. Zum ersten Vorort wurde nicht zuletzt aufgrund ihres Einsatzes die Ostmark gewählt. Die Vorortsverbindung wählte zum Vorortspräsidenten Sterbik-Lamina und Anton M. Pichler zum Verbandsseelsorger.

Doch der anfängliche Elan war bald verflogen. Von den ursprünglich 78 beigetretenen Verbindungen waren aufgrund von Austritten nur 42 übriggeblieben. Bei der VMK-Tagung Ende Juni 1934 endete die Funktionsperiode des Vororts und somit auch die des Vorortspräsidenten Sterbik-Lamina. Dafür wurde – offenbar in Anlehnung an den ÖCV-Beirat – ein Vorortsbeirat geschaffen, in dem u. a. Sterbik-Lamina Amtswalter für organisatorische Fragen wurde. Am 13. Juli 1934 konstituierte sich dieser Vorortsbeirat und wählte Sternik-Lamina zu seinem Vorsitzenden. Dieser Vorortsbeirat sollte die Vertretung des VMK nach außen übernehmen und hatte gegenüber dem Vorortsausschuß Weisungsbefugnis.

Anfang 1935 übernahm Wilhelm Schmied (NdW EM) von Sterbik-Lamina die Agenden als Sachwalter für organisatorische Aufgaben, so daß sich dieser auf den Vorsitz konzentrieren konnte. Auf der nächsten Tagung Ende Juni 1935 wurde der Verbandsname in Mittelschüler-Kartellverband der katholisch-deutschen farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV) umbenannt. Desgleichen wurde die Doppelgleisigkeit der Verbandsleitung, nämlich Vorort und Beirat, abgeschafft und ein Kartellpräsidium als einziges Organ eingerichtet. Vorsitzender blieb Sterbik-Lamina, 2. stellvertretender Vorsitzender wurde Wilhelm Schmied, Seelsorger blieb Anton M. Pichler.

Nach dem Anschluß im März 1938 mußte Sterbik-Lamina die Liquidation des MKV organisieren. Dieser war Teil der KA, so daß sich die Auflösungsmodalitäten etwas anders gestalteten als beim ÖCV, aber im Endeffekt auf dasselbe hinausliefen. Nach dem Krieg organisierte Wilhelm Schmied die Reorganisation des MKV und wurde zum Kartellvorsitzenden gewählt, weil Sterbik-Lamina aus der Gefangenschaft noch nicht zurück war. Nach seiner Heimkehr war er dann von 1947 bis 1952 stellvertretender Kartellvorsitzender, danach wurde er zum Ehren-Kartellvorsitzenden gewählt.

Sterbik-Lamina trug neben seiner Urverbindung Ostmark bzw. Ostaricia noch die Bänder folgender MKV-Verbindungen: Asciburgia Öberschützen (1922), Forchentein Eisenstadt (1931), Marko-Danubia Korneuburg (1932), Arminia Mattersburg (1933), Comagena Tulln (1933), Ostgau Wien (1933), Ambronia Innsbruck (1934), Gral Wien (1934), Nibelungia Hall (1934), Arminia Klosterneuburg (1936), Babenberg Klagenfurt (1936), Babenberg Klagenfurt (1936), Thuringia Wien (1938), Austro Bavaria Wien (1948), Greifenstein Wien (1950), Kuenring Krems (1957), Riegersburg Fürstenfeld (1957), Tressenstein Bad Aussee (1960), Mercuria Oberwrt (1960, ehemals MKV), Spanheim Klagefurt (1960, ehemals MKV), Teurnia-Ortenburg Spittal/Drau (1961, ehemals MKV), Gral Klagenfurt (1961), Gothia Seckau (1961), Sponheim Wolfsberg (1961), Gürz Lienz (1964), Paulinia St. Paul (1964), Markomannia St. Andrä (1965), Quisinia Güssing (1965), Gothia Althofen (1968), Festenburg Hartberg (1976), Bamberg Feldkirchen (1976, ehemals MKV). Das sind insgesamt 31 MKV-Bänder, was wohl einen Rekord darstellt.

Sterbik-Lamina erhielt auch die Bänder der Verbindungen Arminia Friedberg (Hessen) und Thuringia Coburg (Nordbayern) des Technischen Cartellverbands (TCV). Die Thuringia ist 2011 dem CV beigetreten, und die Arminia sistierte.

Sterbik-Lamina, als charismatische Persönlichkeit bezeichnet (Heinrich Obermüller), war der entscheidende Gründer des MKV, und das ist sein bleibender Verdienst. Aus diesem Grund wurde ihm 1983 aus Anlaß 50 Jahre MKV das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen – ein wohl einmaliger Umstand. Er wurde auf dem Unteren Stadtfriedhof (Martinsfriedhof) in Klosterneuburg begraben. Sein Sohn ist Jaro Sterbik-Lamina jr. (The).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Nibelungia Wien (Mitteilung von Gottfried Mazal 26. 3. 2016 aufgrund von Aussagen von Jaro Sterbik-Lamina jr. The).
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2 - Teil 2. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesens, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band VIII). Wien 2003, S. 1417–1470.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 24. 4. 2023).