Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Haslauer wurde als Sohn eines Beamten der inzwischen eingestellten Bad-Ischler-Bahn geboren und besuchte in Salzburg das Akademische Gymnasium. Einer seiner Mitschüler war der spätere Schauspieler und NRAbg. Herbert Fux. Hanslauer war Ministrant in der Salzburger Pfarre St. Andrä, wo er sich in der Nazizeit in einer katholischen Untergrundorganisation betätigte. Ende 1943 wurde Haslauer neben der Schule als Flakhelfer verpflichtet. Nach Ablegung der Kriegsmatura wurde er im Juni 1944 als Gebirgsjäger zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Bereits im August 1944 wurde er im Rahmen eines Partisanenbekämpfungseinsatzes im Raum Görz am Fuß verwundet und kam dann nach einem Lazarett-Aufenthalt in die Offiziersschule nach Kufstein.
Nach dem Krieg nahm Haslauer eine Stelle im Salzburger Magistrat an, begann jedoch im Oktober 1945 auch mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1949), wo er der Alpinia beitrat (Couleurname Dr. cer. Habakuk). Der damals in Innsbruck lehrende Verfassungsrechtler Walter Antoniolli (Nc) wollte ihn als Assistenten anstellen, doch Haslauer ging wieder nach Salzburg zurück in den Magistratsdienst. 1951 wechselte er beruflich in die Kammer der gewerblichen Wirtschaft Salzburg und wurde dort 1953 Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung. Mit 1. Januar 1960 wurde er zum Kammeramtsdirektor ernannt.
HASLAUERS POLITISCHE LAUFBAHN
Durch seine Kammertätigkeit und seinem dortigen wirtschaftspolitischen Engagement kam Hauslauer in die Politik. Er kandidierte bereits 1959 bei den Salzburger Landtagswahlen, wurde aber noch nicht gewählt. Erst durch eine Mandatsrücklegung von Michael Haslinger (AIn EM), der zum Landesrat gewählt wurde, rückte Haslauer nach und gehörte dem Salzburger Landtag vom 17. April 1961 bis zum 18. Mai 1974 an (4. bis 7. Gesetzgebungsperiode).
Haslauer profilierte sich in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter als hervorragender Redner und Wirtschaftspolitiker, so daß er 1967 überredet wurde, für die anstehenden Gemeinderatswahlen in Salzburg als Spitzenkandidat der ÖVP gegen den amtierenden SPÖ-Bürgermeister anzutreten. Es wurde seitens der ÖVP ein „amerikanischer“, d. h. aggressiver, Wahlkampf geführt, der für sie schlecht ausging. Trotzdem war dann Haslauer als Nachfolger von Walter Vavrovsky (R-D) ab 17. November 1967 Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, legte aber dieses Funktion bereits 20. Juni 1969 zurück. Sein Nachfolger wurde Franz Klärig (Rd).
Als der Landeshauptmannstellvertreter Michael Haslinger 1973 altersbedingt zurücktrat, wurde Haslauer am 11. Juli 1973 zu seinem Nachfolger gewählt und übernahm auch dessen Ressort Wirtschaft und Finanzen. In dieser Zeit mußte er der durch die „Erdölkrise“ entstandenen Konjunkturkrise entgegenwirken. Er hatte zwar bei diesem Ziel Erfolg, mußte aber eine deutliche Verschuldung in Kauf nehmen, die aber vom Landtag einstimmig gebilligt wurde.
Nach der 1975 für Salzburg nicht optimal ausgegangen Nationalratswahl kündigte der bisherige ÖVP-Landesparteiobmann Karl Glaser seinen Rücktritt an. Obwohl Landeshauptmann Karl Lechner gegenüber Haslauer kritisch eingestellt war, konnte sich aber dieser durchsetzen und wurde am 3. April 1976 zum Landesparteiobmann der ÖVP Salzburg gewählt. Letztmalig wurde er 1988 wiedergewählt. In dieser Funktion förderte er politische Talente, wie Franz Schausberger (Rp) oder Arno Gasteiger (AIn).
HASLAUER ALS LANDESHAUPTMANN
Als Landesparteiobmann war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis Haslauer Landeshauptmann wurde. Dazu wurde er dann am 20. April 1977 gewählt. Er übte diese Funktion knapp mehr als zwölf Jahre bis zum 2. Mai 1989 aus. Seine wichtigsten Anliegen in diesem Amt waren die Wirtschaftsförderung mit Arbeitsplatzsicherung, der Ausbau der internationalen kulturellen Funktion Salzburgs sowie die Hilfe für die sozial Benachteiligten. So wurden in seiner Amtszeit u. a. folgende Maßnahmen gesetzt: Die Gründung der Salzburger Betriebsansiedlungs GmbH; die Errichtung der ersten Volksanwaltschaft Österreichs; die erste Salzburger Landesausstellung in Hallein (Kelten in Europa 1980); die Errichtung einer Salzburger Landesdelegation in Wien; der zügige Weiterbau der Tauernautobahn sowie andere Bauvorhaben (z. B. Universität).
Bei der ersten Landtagswahl nach seinem Amtsantritt 1979 verlor die ÖVP leicht, jedoch konnte Haslauer dann bei der Wahl 1984 die absolute Mehrheit für die ÖVP erringen. Es war dies die Zeit der unglücklich agierenden Regierung Sinowatz/Steger, die diesen Erfolg begünstigte. Doch danach gab es zwei Konflikte, die ihn schwer belasteten. Nachdem er am 8. Dezember 1984 (Feiertag „Maria Unbefleckte Empfängnis“) erlaubt hatte, daß die Geschäfte öffnen durften, kam es wegen einer nichtbefolgten Weisung eines Bundesministers zu einer „Ministeranklage“ gegen ihn und einem Verfahren am 25. Juni 1985 vor den Verfassungsgerichtshof in Wien, bei der er zwar verurteilt wurde, jedoch wegen Geringfügigkeit keine Strafe erhielt. Bei diesem Verfahren vertrat ihn sein als Anwalt tätiger Sohn Wilfried Haslauer jr. (R-J), der später in die Politik ging und 2013 Landeshauptmann wurde.
1986 kam es dann zu einem Konflikt mit Bayern und dessen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß (TsM) wegen der geplanten atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, gegen die Haslauer auftrat. Die bisherige Freundschaft der beiden ist in diesen Zusammenhang in die Brüche gegangen. Eine der Höhepunkte der Amtszeit Haslauers war 1988 der Besuch Papst Johannes Pauls II. in Österreich, der am 23. Juni in Salzburg begann.
Nach den 1987 für die ÖVP ungünstig ausgegangenen Gemeinderatswahlen begann wieder vermehrt Kritik an Haslauer. Trotzdem ließ er sich überreden, bei den Landtagswahlen im Frühjahr 1989 nochmals zu kandidieren. Er betonte, nur dann im Amt zu bleiben, wenn die ÖVP die absolute Mehrheit erhält. Aufgrund des Auftretens von Jörg Haider begann eine Erfolgsserie für die FPÖ, die sich auch bei diesen Landtagswahlen bemerkbar machte. Die ÖVP verlor die absolute Mehrheit. Die ÖVP war ab 1987 wieder in der Bundesregierung, so daß der „Oppositionsbonus“ bei den Landtagswahlen wegfiel. Haslauer trat daher von allen politischen Ämtern (Landeshauptmann, Landesparteiobmann) zurück. Sein Nachfolger wurde Hans Katschthaler (AlIn), der seit 1974 Mitglied der Landesregierung war. Ebenfalls Mitglied der Landesregierung in Haslauers Zeit war Arno Gasteiger (AIn).
WÜRDIGUNG
Bis auf die Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Salzburger Aktiengesellschaft für Elektrizitätswirtschaft übte Haslauer keine weitere nennenswerte Funktion aus. Seinen Ruhestand konnte er nicht lange genießen. Er war seit dem Krieg ein starker Raucher und erlag deshalb einem Lungenkrebsleiden. Er wußte von seinem unheilbaren Leiden und hat verfügt, ihn in menschlicher Würde sterben zu lassen. Er hatte zwei Söhne: Helmut Haslauer (The), der 1994 verstarb, und Wilfried Haslauer jr. (R-J), der 2013 Landeshauptmann wurde.
Haslauer war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Almgau. Nach ihm wurde in Salzburg ein Platz benannt. Zu seinem Andenken wurde 1993 die Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek gegründet, die sich zeithistorischen und politikwissenschaftlichen Studien widmet. Er wurde auf dem städtischen Friedhof in Salzburg beigesetzt.
In einem Nachruf auf Haslauer schrieb der langjährige Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten“ Karl Heinz Ritschel (AW): „Wilfried Haslauer war klein von Statur, aber ein großer Mensch, ein Homo politicus. Er war gleichzeitig ein Mann einer humanistischen Gesinnung, wie sie bei weitem nicht mehr alltäglich ist. Und er hat Kultur besessen. […] Offen bekannte er sich als Christ. […] Er war ein großer Politiker, ausgestattet mit jener natürlichen Autorität, die man entweder hat oder niemals erwerben kann.“
Zweifelsohne zählte Hauslauer zu den profiliertesten ÖVP-Landespolitikern der zweiten Hälfte der Ära Kreisky sowie der Ära Sinowatz/Steger.
Werke:
Salzburg unser Land, unser Auftrag (1988).Paßt mir auf mein Salzburg auf! Bekenntnisse des großen Salzburger. Hg. Ernst Holfeld-Weitlauf (AIn) (1993).
Quellen und Literatur:
Ritschel, Karl Heinz (AW): Wilfried Haslauer, in: Academia intern 8/92, S. 16.Die Ära Haslauer. Salzburg in den 70er und 80 Jahren. Hg. von Herbert Dachs, Ernst Hanisch, Rupert Floimaier (Rp) und Franz Schausberger (Rp) (=Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Band 13). Salzburg 2001.
Kriechbaumer, Robert (R-J): Salzburgs Landeshauptleute der 2. Republik (= Schriftenreihe des Landespressebüros: Salzburg-Dokumentation Nr. 113). Salzburg 2002, S. 42–53.
Voithofer, Richard: Politische Eliten in Salzburg. Ein biografisches Handbuch 1918 bis zur Gegenwart (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 32). Wien 2007, S. 76.