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LT-Präs. Dr. Adolf Platzgummer

LT-Präs. Dr. Adolf Platzgummer

Urverbindung: Leopoldina (13.10.1913)

Geboren: 01.11.1893, Telfs (Bezirk Innsbruck-Land, Tirol)
Gestorben: 17.06.1951, Hall (Bezirk Innsbruck-Land, Tirol)
Landtagspräsident (Tirol), ÖVP-Landesparteiobmann (Tirol), leitender Erster Staatsanwalt
Politische Haft: Polizeihaft

Lebenslauf:

Platz­gum­mer wurde als Sohn eines Fa­brik­ar­bei­ters ge­bo­ren, be­such­te zu­erst die Volks­schu­le in Telfs und dann das Gym­na­si­um in Hall in Tirol, wo er 1913 die Ma­tu­ra mit Aus­zeich­nung ab­leg­te und wo er 1911 der ka­tho­li­schen Pen­na­lie (spä­ter MKV) Stern­ko­ro­na bei­trat. Wäh­rend der letz­ten vier Klas­sen des Gym­na­si­ums mußte er sich, nach­dem sein Onkel ver­stor­ben war, der sei­nen Schul­be­such fi­nan­ziert hatte, als „Bet­tel­stu­dent“ durch­schla­gen. Da­nach be­gann er mit dem Stu­di­um an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Inns­bruck (Dr. iur. 1918), wo er der Leo­pol­di­na bei­trat (Cou­leur­na­me Pump). Nach Kriegs­be­ginn mel­de­te er sich zum 1. Ti­ro­ler Kai­ser­jä­ger­re­gi­ment und mach­te die Kämp­fe in Ga­li­zi­en, am Ison­zo und in Süd­ti­rol mit (letz­ter Dienst­grad Ober­leut­nant der Re­ser­ve). Auf­grund meh­re­rer Front­ur­lau­be konn­te er das Stu­di­um be­en­den.

Nach dem Ers­ten Welt­krieg ab­sol­vier­te Platz­gum­mer die Ge­richts­pra­xis, legte die Rich­ter­amts­prü­fung ab und war an ver­schie­de­nen Ge­rich­ten ein­ge­setzt. Von 1924 bis 1926 war er Vor­ste­her des Be­zirks­ge­richts Si­li­an (Ost­ti­rol), von 1926 bis 1931 Vor­ste­her des Be­zirks­ge­richts Hof­gas­tein (Salz­burg) und von 1931 bis 1938 Vor­ste­her des Be­zirks­ge­richts Silz (Be­zirk Imst, Tirol).

Be­reits 1919 Mit­glied der Christ­lich­so­zia­len Par­tei, en­ga­gier­te sich Platz­gum­mer ab 1933/34 im „Stän­de­staat“ bzw. bei der Va­ter­län­di­schen Front, wo­durch er in den Stän­di­schen Land­tag Ti­rols be­ru­fen wurde, dem er vom 20. No­vem­ber 1934 bis zum 12. März 1938 als Ver­tre­ter des Öf­fent­li­chen Diens­tes an­ge­hört hatte. 1936 wurde er zum Ob­mann der Lan­des­be­am­ten­kam­mer für Tirol be­stellt.

Nach dem Tod von Lan­des­haupt­mann Franz Stumpf (AIn) setz­te der Land­tag im März 1935 als Nach­fol­ger Platz­gum­mer auf die Drei­er­lis­te, der je­doch teils aus per­sön­li­chen Grün­den, teils wegen Wi­der­stän­de gegen ihn sei­tens der Heim­wehr ver­zich­te­te. Er­nannt wurde schlie­ß­lich Josef Schu­ma­cher (AIn). Platz­gum­mer trat im Land­tag ve­he­ment für des­sen Recht ein, für den Lan­des­haupt­mann eine Drei­er­lis­te zu er­stel­len, aus der dann die Bun­des­re­gie­rung den Lan­des­haupt­mann zu er­nen­nen hat. Bun­des­kanz­ler Kurt Schu­sch­nigg (AIn) hat je­doch ohne Rück­sicht auf diese Drei­er­lis­te Schu­ma­cher zum Lan­des­haupt­mann er­nannt.

Nach dem An­schluß im März 1938 wurde Platz­gum­mer mit der Be­grün­dung, er sei aus po­li­ti­schen Grün­den nicht wür­dig, wei­ter „dem Stand der öf­fent­lich Be­diens­te­ten an­zu­ge­hö­ren“, mit hal­ber Pen­si­on in den Ru­he­stand ver­setzt. In der Folge war er zwei­mal für län­ge­re Zeit in­haf­tiert. Nach dem Hit­ler-At­ten­tat im Juli 1944 be­stand die Ge­fahr einer neu­er­li­chen Ver­haf­tung, der er sich je­doch durch Flucht ins in­ne­re Ötz­tal ent­zie­hen konn­te, wo er sich der dor­ti­gen Wi­der­stands­grup­pe an­schloß.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg en­ga­gier­te sich Platz­gum­mer so­fort in der Po­li­tik sowie beim Wie­der­auf­bau Ti­rols. So war er gleich nach Kriegs­en­de ma­ß­geb­lich an der Grün­dung der ÖVP Ti­rols mit­be­tei­ligt und war ihr ers­ter Lan­des­par­tei­ob­mann bis zum 16. No­vem­ber 1946. Da­durch ge­hör­te er gleich der Pro­vi­so­ri­schen Lan­des­ver­samm­lung an, die vom 10. Juli bis zum 11. De­zem­ber 1945 am­tier­te und zu deren Prä­si­dent er ge­wählt wurde.

Platz­gum­mer kan­di­dier­te im No­vem­ber 1945 für die ers­ten Wah­len nach dem Krieg so­wohl zum Na­tio­nal­rat wie zum Ti­ro­ler Land­tag, wurde in beide ge­wählt und ge­hör­te dem Land­tag – nach Ver­zicht auf das Na­tio­nal­rats­man­dat – eine Ge­setz­ge­bungs­pe­ri­ode vom 11. De­zem­ber 1945 bis zum 25. Ok­to­ber 1949 an. Er wurde vom Land­tag zu des­sen Prä­si­den­ten ge­wählt.

Platz­gum­mer war ab 1945 Vor­ste­her des Be­zirks­ge­richts Inns­bruck. Nach Ende sei­ner po­li­ti­schen Lauf­bahn wech­sel­te er zur Staats­an­walt­schaft und war in Inns­bruck lei­ten­der Ers­ter Staats­an­walt. Er erlag bald da­nach einem Nie­ren­lei­den. Seine Söhne waren der spä­te­re Pro­vin­zi­al der ös­ter­rei­chi­schen Je­sui­ten Hel­mut Platz­gum­mer (Le) und der Straf­recht­ler Win­fried Platz­gum­mer (Le).

Quellen und Literatur:

Mitteilungen der K. Ö. H. V. Leopoldina Nr. 46, Juli 1951, 57f.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 463f., 574f. und 592.
Biographisches Handbuch des Tiroler Landtages und der Tiroler Landesregierung 1945–2007. Hg. von Thomas Hofbauer. Innsbruck 2006, 111.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, 258.